'Galgentochter' - Kapitel 22 - Ende
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Original von Dany-Maus1986
... bei der Mutter und dem Pfarrer konnte ich die Morde noch verstehen... aber bei Sebastian... okay er hat sie vera***, aber das ist kein Grund für einen Mord!Ich glaube, unerwiederte Gefühle bzw. der Verrat an diesen ist der Hauptgrund, warum Mordgelüste entstehen. Ich hätte Agnes eher zugestanden, dass sie die Mutter verschont, weil ich doch eine Mutter-Tochter-Bindung erwarte, die eine Hemmschwelle zum Mord darstellt.
Vom Ende war ich gar nicht so überrascht, nachdem Ines schon geschrieben hatte, dass die Handlungsstränge nicht gleichzeitig stattgefunden haben. Aber das Wie war dann doch spannend zu lesen. Die Ermittlung, dass sie den Kahn genommen hat, um unbemerkt zum Galgenberg zu kommen, tat ihr übriges.
Hella und Gustelies geben ein gutes Detektivteam ab, das auf unkonventionelle Weise dem Richter zur Klärung des Falles verhilft. Die Taten an sich empfinde ich als sehr grausam, stimme aber den anderen zu, dass es in der heutigen Zeit nicht anders ist. Der Suizid stellt sehr schön dar, wie leer Agnes im Inneren gewesen sein muss.
Dieses war für mich der erste Roman von Ines Thorn, von daher kann ich keine Vergleiche anstellen. Ich war überrascht, in welcher Geschwindigkeit ich ihn gelesen hatte. Von daher war es bestimmt nicht der letzte, vor allem, weil noch mehr Verbrechen von Frankfurt angekündigt wurden. Es ist immer ganz nett, wenn man eine Fortsetzung lesen kann, weil man durch das Vorwissen ganz schnell in die Geschichte hinein kommt.
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Original von Büchersally
Ich hätte Agnes eher zugestanden, dass sie die Mutter verschont, weil ich doch eine Mutter-Tochter-Bindung erwarte, die eine Hemmschwelle zum Mord darstellt...und da gibt es Leserinnen, denen die Vergewaltigungsszene zu brutal war- wenn trotz dieser Schilderung noch Mutter- Tochter -Bindung erwartet wird, war sie vll. doch zu harmlos dargestellt.
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Eigentlich wollte Agnes doch nur ein wenig geliebt werden. Erst wurde sie von der Mutter schwer enttäuscht, als diese sie auch zur Hure machen wollte. Dann kam sie ins Pfarrhaus, wo sie auch eher die Hölle auf Erden hatte und anschließend geriet sie an Sebastian, der auch nur den Mohnsaft von ihr haben wollte. Also hat sie sich an den Menschen gerächt, die ihr übel mitgespielt haben. Der einzige Mensch, der für sie etwas empfunden hat, ist gestorben. Was also liegt näher, als selbst aus dem Leben zu scheiden. Zumal sie eh hingerichtet worden wäre. Ich habe mit diesem Ende auf jeden Fall irgendwie gerechnet.
Hella und Gustelies habe ich gerne gemocht. Die Beiden sind mir absolut sympathisch. Ein tolles Team. Schade nur, dass Tom nicht geblieben ist, ich hätte es Gustelies gegönnt.
Ich freue mich auf den zweiten Teil des Duos Hella und Gustelies.
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Ich habe den letzten Abschnitt noch gestern Abend zu Ende gelesen.
Weil ich nicht aufhören konnteFür mich war ja schon klar, daß Agnes die Mörderin ist, ich konnte es auch gut nachvollziehen, warum sie gemordet hat. Daß sie sich selbst am Ende richtet, war für mich sehr passend, sie hatte nichts mehr vom Leben zu erwarten, es war niemand da, der sich um sie gekümmert hätte, der ihr Liebe gegeben hätte. Und so jemanden zu finden ist sehr schwer, vor allem, wenn man unter solchen seelischen Verletzungen leidet.
Sie sagt es ja auch selber in ihrem Abschiedsbrief, daßsie nicht mehr auferstehen kann.
Ich denke in heutigen Zeiten hätte man sie in die Psychiatrie gesteckt.
Sicher war es Mord aber ich denke ihre psychischen Verletzungen lassen sie es ein wenig anders sehen. Sie ist seelisch gestorben durch diese Menschen, also hat sie es wohl als gerecht empfunden, daß sie durch sie körperlich gestorben sind.
Was mir aufgefallen ist, ist, daß ja auch Heinz und Hella durchaus Mitleid mit Agnes empfunden haben, und das ohne die gesamte Geschichte zu kennen.
Macht die beiden für mich sehr symphatisch und menschlich.Hella und Gustelies mochte ich sowieso gerne, Heinz scheint ja auch ein sehr patenter Mann zu sein, der seiner Frau auch zuhört.
Ich freue mich schon darauf mehr über die drei zu erfahren. Da scheinen sich ja auch dunkle Geheimnisse in der Vergangenheit der beiden Frauen zu befindenIch werde die Bücher, die folgen auf jeden Fall lesen, ich finde es immer wieder schön alte Bekannte in Büchern zu treffen!
Liebe Ines, lass es nicht bei diesem Ausflug bleiben! Dieser historische Krimi war für mich ein Highlight! Gut durchdacht und die beiden zeitlichen Ebenen waren auch gut umgesetzt. Schön, das am Ende alles seinen Platz gefunden hat und keine offenen Handlungstränge übriggeblieben sind.
Für mich ein rundum gelungenes Buch!
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Original von beowulf
..und da gibt es Leserinnen, denen die Vergewaltigungsszene zu brutal war- wenn trotz dieser Schilderung noch Mutter- Tochter -Bindung erwartet wird, war sie vll. doch zu harmlos dargestellt.
Der Gedanke kam mir auch gerade. Woher soll das Mädchen bei der "Mutter" denn eine normale Mutter-Tochter-Beziehung entwickeln?
Als die Mutter bei den Gauklern war, hat sie ja erwähnt, dass sie herausgefunden hat, dass ihre Tochter in Sachsenhausen lebt und sie bei ihr unterschlüpfen wollte. Das Zusammentreffen der beiden ist im Roman ja nicht weiter beschrieben worden, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, mit welchen Forderungen die Mutter bei Agnes aufgetaucht ist. Sie wird nicht höflich gebeten haben. -
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Das Idee, das Buch in zwei Handlungsstränge aufzubauen fand ich sehr interessant. Gerade hinsichtlich der oft sehr gewalttätigen Szenen in Agnes Handlungsstrang waren der Strang mit Hella und Gustelis dann immer wie eine kleine Pause von der Finsternis.
Fand ich auch klasse.
Das Ende war, meiner Meinung nach, abzusehen. Trotzdem tat mir Agnes irgenwie leid. Sie war so jung und hatte absolut keine Lebensperspektive mehr.
Das einzige, was mich an dem Buch gestört hat, war die grausame Schilderung der Vergewaltigungszene. Ansonten ein schönes, spanndes Buch mit liebenswerten Ermittlern (Hella, Heinz und Gustelie). Hoffentlich bekommen wir bald mehr davon zu lesen. Vielleicht taucht Tom auch noch mal auf ?
Vielen lieben Dank, Ines, für die schöne Leserunde.
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Viel Schreiben kann ich nicht mehr, wurde ja schon alles gesagt
Das war mein zweites Buch von Ines, und immer noch nicht mein Letztes. Es war anders wie "Die Kaufmanntochter", aber nicht weniger spannender.
Die zwei Handlungsstränge gefielen mir gut. Mich störte es auch nicht, dass sie nicht parallel verliefen.
Das Ende war logisch. Ein anders Ende hätte nicht gepasst. Bei all den schrecklichen Ereignissen in ihrem kurzen Leben, auf die keinen Einfluss hatte und völlig unschuldig war, konnte nicht anderes herauskommen.
Ich kann nachvollziehen, warum sie die Morde begangen hat. Sie wollte für sich Gerechtigkeit. Sie wollte diesen "Menschen" ihre gerechte Strafe zu kommen lassen - in ihren Augen. Was hätte sie anders auch tun sollen?
ZitatHabt ihr einmal überlegt, was es brauchte, um aus euch einen Mörder zu machen? Mögt ihr davon erzählen?
Es braucht nicht viel, glaube ich. Ich würde zum Mörder werden, wenn meinem Sohn etwas angetan werden würde. Ich würde zur Mörderin werden, wenn ich damit das Leben meines Sohnes, aber auch mein Leben retten müsste.
Ein toller Roman, der mich begeistert hat.
Liebe Ines, die Begleitung der Leserunde hast du mal wieder toll gemacht. So machte das Buch doppelt so viel Spaß. Vielen Dank.
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Original von Vivian
Vielleicht taucht Tom auch noch mal auf ?
Darauf hoffe ich auch!!!!
Vielleicht kann uns Ines ja den Gefallen tun??? Büüddde -
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Original von beowulf
..und da gibt es Leserinnen, denen die Vergewaltigungsszene zu brutal war- wenn trotz dieser Schilderung noch Mutter- Tochter -Bindung erwartet wird, war sie vll. doch zu harmlos dargestellt.
Die Schilderungen der Vergewaltigungsszene waren mir zu brutal, das hat nichts mit dem zu tun, was passiert ist (was damals offensichtlich üblich war). Meiner blühenden Phantasie hätte auch weniger gereicht.
Fand es auch schade, dass Tom gehen musste. Aber auch da gab es keine andere Möglichkeit. Er als Gaukler hätte niemals eine Beziehung zur Witwe eines Richters haben können. Erinnert mich ein wenig an "Chocolat".
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Aber schön wäre es doch 'seuftz'
Ich mag Gustelies und würde ihr einen lieben Mann wünschen.
Vll erhört Ines uns ja. -
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Original von hestia2312
Ich kann nachvollziehen, warum sie die Morde begangen hat. Sie wollte für sich Gerechtigkeit. Sie wollte diesen "Menschen" ihre gerechte Strafe zu kommen lassen - in ihren Augen. Was hätte sie anders auch tun sollen?
Aber hat sie das? Hestia, ich picke deinen Beitrag jetzt nur heraus, ich habe die Einschränkung in ihren Augen schon gelesen.
Vielfach werden Agnes Verbrechen mit ihrem Schicksal gerechtfertigt. Ich tue mir schwer zu beurteilen, ob es wirklich dazu geführt hat, dass sie schuldunfähig <editiert< wurde. Gerade auch durch das junge Alter und da wir als Leser nur bei einem Mord "dabei" waren.
Aber rein gefühlsmäßig hat doch der Pfarrer viel weniger "Schuld" für seine Verbrechen, oder? Da hatte ich den Eindruck, dass der wirklich glaubt, dass er den Teufel getötet hat und nicht ein Kind. Bei dem hatte ich wirklich den Eindruck, dass er wahnsinnig ist und für seine Handlungen nicht in diesem Ausmaß verantwortlich gemacht werden kann.
Interessanterweise wird aber gerade dieser Mord als besonders verständlich. Auch für mich, vor allem wie ich die Stellen frisch gelesen hatte. Aber mit etwas Distanz gesehen verschiebt sich das bei mir etwas.
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Aber ist Agnes strafmündig? Heutzutage würde man sagen, sie hat ein Traumata erlebt und ist somit nur bedingt schuldfähig.
Wenn der Pfarrer schuldunfähig ist, weil er seinen Wahnvorstellungen unterlegen war, dann ist es Agnes auch.
Ich persönlich finde jeden Mord aus ihrer Sicht verständlich. Sie war kein normales gesundes junges Mädchen. Sondern eine traumatisierte, kranke Frau, die innerlich bereits Tot war.
Ich finde persönlich übrigens nicht, dass die vier Opfer ihre gerechte Strafe bekommen habe. Manchmal ist das Leben ein größere Strafe als der Tod. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
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Strafunmündig eher nicht- zum Zeitpunkt der Taten war sie älter als 14, aber Höchsstrafe eben 10 Jahre.
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Original von hestia2312
Aber ist Agnes strafmündig? Heutzutage würde man sagen, sie hat ein Traumata erlebt und ist somit nur bedingt schuldfähig.Wenn der Pfarrer schuldunfähig ist, weil er seinen Wahnvorstellungen unterlegen war, dann ist es Agnes auch.
Ich persönlich finde jeden Mord aus ihrer Sicht verständlich. Sie war kein normales gesundes junges Mädchen. Sondern eine traumatisierte, kranke Frau, die innerlich bereits Tot war.
So wie ich die Figur Agnes gelesen habe, war sie nicht wahnsinnig. Sie hat gewusst, dass sie Morde Unrecht sind. Ihr Motiv ist Rache. Auch wennsich hier mein Bauchgefühl immer vordrängeln will und versucht eine Antwort zu finden, die eine für Agnes günstige ist, so komme ich am Ende immer wieder dabei an, dass dieses Verhalten nicht entschuldigt werden kann.
Welchen Wahnsinn würde man bei Agnes finden? Knackpunkt ist hier für mich am ehesten noch der Mord an Sebastian, der zwar einerseits das Mitleid an ihr mindert, weil man sein Verhalten gegen sie noch als das nichtigste in der Reihe ihrer Opfer sieht und daher dem Mord an ihm, als den am wenigsten entschuldbaren. Andererseits zeigt er aber auch, dass sie nicht mehr anders mit Demütigungen und Zurückweisungen umgehen kann, als die betreffende Person zu ermorden.
Würde das ausreichen um eine Schuldunfähigkeit <editiert> zu begründen? Ich täte mir dabei schwer.
Im Vergleich dazu erscheint mir der Wahnsinn des Pfarrers dessen Schuld auszuschließen. Weiß er, dass er einen Menschen tötet oder ist in seiner Wirklichkeit das Baby wirklich der Teufel, gegen der er zu kämpfen versucht?
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Könnte es sein, dass wir Unterschiedlichkeit in den Begriffen verwenden. Strafunmündig in Deutschland ist unter 14, wegen Krankheit ist Schuldunfähigkeit. Ich bin der Meinung Agnes ist voll schuldfähig. Daher ist sie zu verurteilen, die Frage ist nur fünf mal lebenslänglich oder weniger?
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Ja, da bin ich mit den Begriffen durcheinander gekommen. Ich meinte auch Schuldfähigkeit bzw. schuldunfähig. Ich werde es in den anderen Beiträgen editieren, damit sie leichter verständlich sind.
Die Strafzumessung soll sich ja an schwere der Schuld und Tat orientieren. Für mich daher klar weniger als lebenslänglich.
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So nun hab auch ich entdlich mit dem letzten Teil des Buches begonnen und der begann ja gleich mal sehr informativ mit der Leichenschau. Es ist interessant zu lesen wie damals ein "Gerichtsmediziner" eine Leiche, den Todeszeitpunkt und die Ursache feststellte, und das man sich auch heute anscheinend noch auf einige althergbrachten Möglichkeiten wie die Totenstarre zum ermitteln des Todeszeitpunktes verwendet.
Wie die Geschichte zwischen dem Mädchen und dem jungen Patrizier geendet hatte war sehr gut geschildert. Als geschildert wurde wie dem Mädchen geschah als es von den mit Mohnsaft versetzten Törtchen gegessen hatte wurde mir selbst ganz schwindlig. Und dann auf einmal die kalte Schulter des Geliebten zu spühren lässt mich verstehen warum auch Sebastian dem Tod geweiht war. Ein junges noch nie geliebtes Herz glaubt die Liebe ihres Lebens zu finden, eine Zufluchtstätte und alles was ihr bleibt ist ein haufen Scherben eines von anfang an zum scheitern verurteiltem Lebens.Die Ermordung von Sebastian war ene Mordszene die bereits beim Lesen den Hergang der anderen drei Morde im Kopf entstehen lies.
Besonders gefallen hat mir hierbei der Vergleich des Mädchens, mittlerweile als Agnes bekannt, von ihren Peinigern und den Hunden. Ihre Peiniger liegen in der Rangortnung unter dem Hund den sie aufgrund der Vorkommnisse nach Ihrer Vergewaltigung schon als das unterste aller Geschöpfe eingestuft hat.Schade das die Hebamme nun gestorben ist eine der wenigen netten Personen im Erzählstrang der Hurentochter.
Was ich auch noch interessant fand ist das sie den Fischer als einen Freund ansieht und das obwohl er sie zu dem Pfarrer geschickt hat der sie gequält und ihr Kind getötet hat.
Nun bin ich gespannt wie Hella und ihre Mutter nun den Fall klären werden so weit bin ich nämlich noch nicht.
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Ich danke euch sehr für eure Beiträge. Aus dem, was ihr geschrieben habt, ergibt sich für mich folgendes:
1.Jutta, Hella, Gustelies, Heinz und Pater Nau können bleiben wie sie sind.
(Beo: Nö, so richtig männerfeindlich habe ich Wolke noch nie erlebt)2. Das Geheimnis um Hella und Gustelies soll gelüftet werden.
3. Tom sollte noch einmal auftauchen.
4. Detailreiche Beschreibungen von Grausamkeiten nur, wenn es für die Geschichte unbedingt notwendig ist.
Habe ich etwas vergessen?
Habt ganz herzlichen Dank, ihr lieben Eulen. Dafür, dass ihr das Buch gelesen habt, dafür, dass ihr euch Gedanken darum gemacht habt und vor allem dafür, dass ihr eure Meinungen ehrlich aufgeschrieben habt.
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Ines, ich möchte mich auch für die Leserundenbegleitung und die Beantwortung der Fragen sehr bedanken.
Das und die vielen Gedanken der Mitlesenden haben das Lesen wieder sehr bereichert.