Wie lösen die Autoren ihre Schreibblockaden?

  • Zitat

    Original von Iris
    Außerdem sitze ich sowieso an insgesamt drei Dingern, eines (leider das umfangreichste) ist dringlich, das andere ein mittelfristiges Projekt, das dritte hat Zeit. Ich brauche das. :grin



    Jahaaa, die "Faust im Nacken" ist eigentlich das beste Mittel gegen eine Schreibblockade (und die Angst davor, den bereits ausgegebenen Vorschuss zurückzahlen zu müssen, argh!). Mittlerweile gehe ich - durch mein Ausbildung an der Drehbuchschule - relativ strategisch vor, wenn ich eine Geschichte entwickele. Plot, alle wichtigen Handlungsstränge, die Charaktere - das alles steht schon, bevor ich überhaupt anfange.


    Bei Was? Wäre? Wenn? hatte ich zum Beispiel ein 15 Seiten langes Exposé, das ich dann in Kapitel unterteilt und richtig "abgearbeitet" habe. Früher war ich da viel unstrukturierter, aber damit hätte ich so eine komplexe Handlung wie in meinem letzten Roman niemals hinbekommen, da hätte ich mich verzettelt. Und wie gesagt, wenn es an einer Stelle nicht läuft, springe ich halt.


    Dabei sind meine Geschichten mittlerweile mehr "character-driven" als "plot-driven", das finde ich interessanter, wenn sie eine Handlung aus einer Figur heraus entwickelt (oh weh, das klingt jetzt wie geschwurbelter Schwachsinn). Wie machst du das denn?

  • Hallo Wiebke, hallo Iris und alle anderen,


    ich mache das ähnlich. Meine Konzepte sind zum Teil bis zu 50 Seiten lang. Ich schreibe den Plot, erzähle, was in jedem Kapitel so passiert und stopfe alles in einen riesigen Ordner. Dann beginnt die Recherche - und das Konzept wird noch einmal länger, weil ich alles mögliche (Fotokopien, Artikel, Buchausschnitte u.ä.) hinter das betreffende Kapitel klemme. Am Schluss muss ich dann eigentlich "nur noch abschreiben".


    Iris, verrate mir um Gottes Willen, wie du es machst, gleichzeitig an drei Projekten zu schreiben. Ich bin schon vollkommen überfordert, wenn ich neben einem Manuskript noch eine Geburtstagskarte an Tante Christa schreiben muss.


    Grüße von Ines

  • Zitat

    Original von Wiebke
    Dabei sind meine Geschichten mittlerweile mehr "character-driven" als "plot-driven", das finde ich interessanter, wenn sie eine Handlung aus einer Figur heraus entwickelt (oh weh, das klingt jetzt wie geschwurbelter Schwachsinn).


    Nöö, überhaupt nicht! Ich mag Geschichten, die "plot-driven" sind, ohnehin nicht, die laufen meist nach Salamitaktik ab, hüpfen von Cliffhanger zu Cliffhanger wie die Lindenstraße. Das zieht an mir vorbei wie Telefonmasten. :grin
    Bei mir entwickeln sich zuerst die Figuren -- bildlich gesprochen: Sie fangen an, mir ihre Geschichte zuerzählen. Obwohl ... so bildlich ist das gar nicht ... :wow
    Naja, ich muß dann diese vielen Geschichten notieren, bändigen, in Form bringen, zusammenschweißen, bis eine Geschichte daraus geworden ist, die ich auch mal eben so erzählen und sogar notfalls in möglichst einem Satz zusammenfassen kann. Erst dann geht 's ans Schreiben.


    Ausgegangen bin ich von einer wohl angeborenen Fabulierlust, die für meine Umgebung sicherlich ziemlich nervig sein kann, und von meiner Auseinandersetzungen mit vielen Dramen- und Erzähltheorien von Platon über Lessing und Schiller bis Brecht und Szondi, aber auch einigen Büchern zur Technik des filmischen Erzählens.
    Aber das hier auszubreiten, würde arg weit führen, ist auch nicht nötig.


    Beim letzten Roman und beim aktuellen wird tatsächlich ein Exposé abgearbeitet -- allerdings behalte ich mir die Freiheit vor, Änderungen vorzunehmen, wenn sich die Figuren im Laufe der Geschichte anders entwickeln als ursprünglich geplant. Die tun nämlich keineswegs immer, was ich von ihnen will.
    Und dann hilft leider auch kein Schmipfen ...

  • Zitat

    Original von Ines
    Iris, verrate mir um Gottes Willen, wie du es machst, gleichzeitig an drei Projekten zu schreiben.


    Ich habe da so einen Schalter hinter dem linken Ohr, den lege ich entsprechend um.


    :lache


    Keine Ahnung, wie ich das mache. Eine Freundin meinte kürzlich: "Okay, ich kann mir ja vorstellen, daß man ein Buch mit der rechten und das andere mit der linken Hirnhälfte schreibt, oder eines mit dem Kopf, das andere mit dem Bauch -- aber ein drittes?"
    Meine Antwort: "Wie wär's mit den Händen?"

  • Hallo, Wiebke.


    Zitat

    Dabei sind meine Geschichten mittlerweile mehr "character-driven" als "plot-driven", das finde ich interessanter, wenn sie eine Handlung aus einer Figur heraus entwickelt (oh weh, das klingt jetzt wie geschwurbelter Schwachsinn).


    Mit Verlaub, es ist geschwurbelter Schwachsinn. :grin Diese Unterscheidung, meine ich - es sind ja die Figuren, die die Handlung vorantreiben/entwickeln/steuern, aber es ist die Handlung, die den Figuren "passiert". Die Wahrheit liegt wahrscheinlich - wie immer - irgendwo in der Mitte. Aber ein Roman funktioniert nicht, wenn die Figuren austauschbar sind, wenn man statt X auch Y zum Bischofshelfer oder Papstkiller machen kann - jedenfalls wäre es bei meiner Art Schreibe (die sich nicht für historische Romane eignet) so. Andererseits machen Brown & Co. ziemlich dramatisch vor, wie man mit Pappkameraden und Stereotypen Auflagenerfolge feiern kann - hier wird wirklich "plot-driven" gearbeitet, augenscheinlich. Das ist die ganz hohe Schule des "Schema F".


    Whatsoever. Der Drive kommt aus den Figuren, das Identifikationspotential, die Glaubwürdigkeit - und das Geschehen muß zu ihnen passen, nicht umgekehrt. Finde ich. Deshalb entwickle ich immer zuerst meine Charaktere und dann, gemeinsam mit ihnen, die Handlung. Expos sind bei mir allerdings selten länger als drei, vier Seiten. Und sie stehen zumindest teilweise zur Disposition - von der Haupthandlung und -entwicklung abgesehen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Aber ein Roman funktioniert nicht, wenn die Figuren austauschbar sind, wenn man statt X auch Y zum Bischofshelfer oder Papstkiller machen kann - jedenfalls wäre es bei meiner Art Schreibe (die sich nicht für historische Romane eignet) so.


    Wo ist da der Zusammenhang?

  • Zitat

    Da biste jetzt aber durchaus völlig uneingeschränkt auf Nummer Sicher gegangen!


    Wie dieser sizilianische Selbstmörder, bei dem vierzig Messerstiche, eine durchgeschnittene Kehle und siebzig MG-Kugeln vorgefunden wurden - an einer gevierteilten Leiche, die in Zement eingegossen war.


  • Habe mich gerade mal wieder bis hier von Anfang an durchgelesen. Ich sollte wirklich etwas zurückhaltender sein. Sonst veröffentlicht Tom nochmal ein Psycho-Gramm von mir. :-(

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Ist es überhaupt eine Schreibblockade wenn man Zeit hätte, die Idee hätte, weiß was man schreiben möchte, wie vielleicht nicht, aber keine Lust dazu hat?


    Gut für die eine Geschichte fehlt mir der Anfang und wie ich das jetzt genau schreiben soll (Erzähler? Ich?) und ich denk dann würde es schon laufen. Aber es geht nicht!
    Und groß Lust dazu habe ich eben auch nicht. Aber Zeit! Und der Drang zum schreiben ist wohl auch da, aber irgendwie. Ich weiß nicht.


    Schreibblockade?


    Hab seit einem Monat nichts mehr geschrieben.



    edit:
    Ich hab auch das Gefühl als würde mir der Schädel platzen!
    (Keine Kopfschmerzen!!)

  • Zitat

    Original von BloodyMary
    Ist es überhaupt eine Schreibblockade wenn man Zeit hätte, die Idee hätte, weiß was man schreiben möchte, wie vielleicht nicht, aber keine Lust dazu hat?
    edit:
    Ich hab auch das Gefühl als würde mir der Schädel platzen!
    (Keine Kopfschmerzen!!)


    Vielleicht hilft es dir, wenn du dir in kurzen Notizen deine Idee(n) notierst, damit dir der Schädel nicht vor lauter Geschichten platzt. :-)


    Ich kenne das Problem der Lustlosigkeit. Aber mir hilft es oft, wenn ich eben so manche Notiz mache und den Block dann zur Seite lege, um ihn später verwenden zu können. Manchmal mache ich auch nur kleine Satzspielereien und plötzlich überfällt mich die Lust zu Schreiben und dann fließt es.


    Wenn man sich aber zu sehr unter Druck setzt, funktioniert es nicht - zumindest nicht bei mir. Vielleicht hätte man dann gerade Zeit, oder eben ganz fürchterlich viele Ideen - doch irgendwie will es mit dem Schreiben nicht so hinhauen...


    Ich weiß, ich konnte dir jetzt auch nicht wirklich helfen - aber ich verstehe zumindest, was du meinst. :knuddel1


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Danke Momo.


    Das war jetzt aber wirklich Zufall, dass ich gerade in meinen Haufen von Notizen durchgeblättert habe und sie neu Sortiert.
    Die Geschichte, an die ich eigentlich dachte, lass ich jetzt noch und hab mir eine meiner älteren heraus gezogen. Vom 11.8.99 denk ich ist alt genug das sie endlich geschrieben wird. Oder besser gesagt Vollendet wird! Denn Anfang habe ich ja und das ist nicht so schlecht. Also der Plot, das geschriebene ist Mist!
    Jetzt werde ich nur noch eine Meinung einer lieben Eule einholen und dann denk ich werde ich mich an die Arbeit machen. Eine kleine nette Fantasiegeschichte. :grin
    Hoffentlich hab ich Morgen dann auch noch Lust zum schreiben.
    Die Geschichte an die ich eigentlich dachte, habe ich bereits als Notiz vorliegen und wollte sie eigentlich schreiben. Mir fehlt einfach nur der Anfang.

  • Wenn ich ne Schreib- oder Ideenblockade hab hör ich musik oder spiele selbst ein wenig Geige. Dabei kommen mir immer noch die besten Ideen. :write :write :write

    Ich, ohne Bücher, bin nicht ich.


    Bücher sind lebensnotwendig. Ohne Bücher existiere ich. Aber ich lebe nicht.

  • Mein größtes "Problem" beim Schreiben besteht eigentlich darin, dass ich unter der Woche oft einfach zu müde bin. Ich würde dann gerne, aber körperlich ist da nichts zu machen ( außer mich kaputt und eine Schädigung der Sehkraft ).






    JASS :keks

  • Hmm, jetzt komme ich mit meiner komischen Methode xDD Ich stopfe mich mit Schokolade voll! (Bei mir sind es meistens Schreibblockaden, also ich weiß WAS ich schreiben will, aber nicht WIE ich es schreiben soll) Dann gehe ich in einen Supermarkt, kaufe mit Schokolade, Kekse und sonstigen süßkram und stopfe mich damit voll. Manchmal backe ich auch selbst. Dabei wird dann noch Musik angemacht die zu dem passt, was ich schreiben will. Wenn das alles nichts hilft rufe ich eine ehemalige Deutschlehrerin von mir an, die mich sehr gefördert hat, und heule sie voll und die gibt mir dann Tipps ^^