Wie lösen die Autoren ihre Schreibblockaden?

  • Zitat

    Original von Rita
    Nicole, na, wem sagst du das. ;-) Ich habe dabei immer das Bild im Kopf, auf einem zehn-Meter-Turm zu stehen und vor dem Sprung erst noch mal runtersteigen zu müssen, um zu prüfen, ob auch wirklich Wasser im Becken ist, dann ob es warm genug ist, dann um zu testen, ob das Geländer fest ist, und überhaupt ...


    Witzig - ich habe genau das gleiche Bild, wenn ich anfange. :wow Nur ist es bei mir insofern etwas anders, als dass ich mich selbst sehe, wie ich mich RÜCKWÄRTS vom Brett hinabfallen lassen muss... :yikes
    Aber es kommt der Punkt, an dem ich die Augen zukneife und es einfach mache - dann, wenn ich genau spüre, da ist etwas, das mich nach dem Aufprall auch wirklich trägt. :-)


    Zitat

    Original von Rita
    Damit mache ich meine gesamte Umwelt verrückt, niemand wagt mehr anzurufen, hihi, und dann, dann geht es los, und alles wird noch viel schlimmer, weil mich nun die schreckliche Angst plagt, ich könnte daran gehindert werden, die ganze Geschichte durchzuschreiben. Da wünsche ich mich dann oft auf eine einsame Almhütte.


    So ist es bei mir am Schluß eines Buches. Codewort: "Endphasenkoller", das per SMS an alle in meinem Umfeld geht, quasi ein "bitte nicht stören"-Schild vor der Tür - und die dann wissen, sie hören erst wieder von mir, wenn der letzte Satz geschrieben ist. :lache


    Zitat

    Original von Rita
    Ein Buch ist schließlich ein sehr komplexes Projekt. Ein bisschen Ehrfurcht finde ich da sehr angemessen.


    :write

  • Nicole und Rita


    Ach Mädels, es ist so schön, sich verstanden zu fühlen! :anbet
    Und so beruhigend! :knuddel1


    Den Begriff "Endphasenkoller" finde ich übrigens so genial und treffend, dass ich ihn - mit Verlaub - in meinen Wortschatz übernehmen werde. ;-)


    Bester Ehemann von allen:
    "Sag mal, was ist nur mit dir los, du bist ja unerträglich!"
    Ich:
    (gleichmütiges Schulterzucken) "Ach weißt du, ich leide gerade unter dem Endphasenkoller!" :rofl

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • @ Britt


    ist beruhigend, mit sowas nicht alleine auf der großen weiten Welt zu sein, gell? :knuddel1


    Zitat

    Original von Britt
    Den Begriff "Endphasenkoller" finde ich übrigens so genial und treffend, dass ich ihn - mit Verlaub - in meinen Wortschatz übernehmen werde. ;-)


    Nur zu - ich habe nicht vor, darauf irgendein Copyright anzumelden! :zwinker

  • Hallo zusammen!! :wave


    Bei mir kommen Schreibblockden nur sehr selten vor - zum Glück :grin
    und falls ich doch mal eine habe (was bis gestern der Fall war :-( ) versuche ich so etwas ganz elegant zu lösen. :write


    Eine dieser wirklich elganten Lösungen ist bei mir zum Beispiel ein Szenenwechsel. :grin Das macht die Geschichte (zumindest meistens) spannender und bringt mich dann auch wieder voran. Wie ich dann, an der Stelle weiterschreibe tüftel ich dann später aus. :zwinker


    LG
    büchergirl90

  • Gegenfrage: gibt es diese berühmt berüchtigte SCHREIBBLOCKADE überhaupt?


    Ich sage NEIN


    Es kommt vor, dass sich Autor in seinem MS festgeschrieben hat. Dann stimmt was am plot nicht. Dann muss eine Entscheidung getroffen werden, vor der man sich gerne drückt. Entweder alles auf Anfang, oder versuchen zu retten, was zu retten ist. (das hasse ich persönlich, da es nur Murks gibt.)


    Oder man hat gerade keine Lust an diesem Projekt. Dann bleibt es eben liegen und ich fange etwas anderes an. (ich arbeite immer an zwei MS gleichzeitig)


    Das Einzige, das ich gelten lasse ist, dass einem einfach keine neue story einfallen will. Aber damit dürfte wohl kaum ein Autor ein Problem haben


    euer hef

  • Ich glaube, als Gelegenheitsschreiberin darf ich gar nicht so viel sagen, weil ich manchmal auch wochenlang nicht intensiv schreibe, sondern nur Ideen notiere, eventuell mal die ein oder andere Figur "gestalte" ... Aber wenn ich mal dauernd am Schreiben bin, kommen "Schreibblockaden" bei mir nur vor, wenn ich keinen Plot vorbereitet habe, sondern nur schreibe, was mir gerade so einfällt. Und manchmal fällt dann eben nichts mehr ein. :grin Dann lasse ich den angefangenen Text auch liegen und schreibe eben wochenlang nichts. Ist bei mir auch nicht weiter schlimm, ich will weder das Schreiben zu meinem Beruf machen, noch bin ich Autorin.


    Wenn ich einen kompletten Plot habe, gibt es bei mir auch keine Schreibblockaden. Höchstens "Null-Bock-Phasen": :grin

  • Hallo,


    ich bin keine Autorin und schreibe auch nichts, wenn ich nicht muss. Ich wollte lediglich ein paar Erkenntnisse aus der Wissenschaft beisteuern - vielleicht interessiert das jemanden :-)
    Ob es die Schreibblockade im wissenschaftlichen/medizinischen Sinn gibt, ist soweit ich weiß nicht ganz klar. Aber es wird zumindest an dem Phänomen geforscht, vor allem in Zusammenhang mit Kreativität, weil Schreiben eine der Formen von Kreativität ist, die man mitunter am einfachsten messen kann.
    Es gibt Hinweise, dass Dopamin eine wichtige Rolle bei kreativen Prozessen spielt, wobei es hauptsächlich den Antrieb steuert und weniger das kombinatorische und innovative Denken selbst beeinflusst. Nach dem Prinzip: mehr Antrieb = mehr Ideen = größere Chance, dass was Gutes dabei ist am Ende. Andersrum scheint das Dopamin runterreguliert zu sein in Phasen von Schreibblockaden.
    Diese Unterschiede sind meist relativ klein, sodass es schwer ist, sie zu interpretieren. Es scheint aber auch von diversen Krankheitsbildern her Hinweise zu geben, dass der Kreativität biochemische Prozesse zugrunde liegen und diese in Phasen von Schreibblockaden z.B. verändert sind. Schreibblockaden scheinen in einiger Hinsicht ähnlich zu depressiven Verstimmungen zu sein. Allerdings kann die Tatsache, dass ein Schriftsteller eine Blockade hat, schon dazu führen, dass er depressiv wird. Das ist dann schwer zu unterscheiden.
    Haben diejenigen hier, die schon mal Schreibblockaden erlebt haben, dann auch das Gefühl von Antriebslosigkeit oder Traurigkeit? Und wenn ihr gerade besonders kreativ seid, ist dann auch eine gewisse "Grunderregung" da, schlaft ihr z.B. weniger oder habt ihr das Gefühl, eure Umwelt anders wahrzunehmen als sonst?
    Vielleicht sollte ich hier ein kleines Nebenprojekt starten :gruebel
    Ihr seid doch bestimmt gerne meine kleinen Versuchskaninchen, oder? :grin
    (kleiner Scherz am Rande)


    LG Juliette


    (edit: Tippfehler behoben)

  • Also einen Tag lang keine Stimmung oder einfach mal keine Ideen zu haben, würde ich jetzt nicht als Schreibblockade bezeichnen.
    Durch erstes muss man eben durch :peitsch und zweites verhindert man durch Planung sowie die Bereitschaft, bei Bedarf von dieser abzuweichen, weil spontan was Besseres kommt.


    Eine "richtige" Schreibblockade bekommt man vermutlich höchstens durch Unsicherheit. Will das jemand lesen? Ist das gut genug? Bekomme ich alle Fäden zusammen? Werde ich meinem Anspruch/ dem meiner Leser gerecht?


    Ich persönlich hatte nur einmal eine richtige Schreibblockade: Das Problem war, dass die Geschichte erst zu 2/3 fertig war, ich aber schon fast das Limit an Zeichen voll hatte. Zwar wird in solchen Situationen geraten, erst mal weiterzuschreiben und später zu kürzen, aber das kann ich einfach nicht. Nachträgliches Kürzen ist meine Horror-Vorstellung, kaum etwas hemmt mich mehr, als die Gewissheit, später etwas wieder rausnehmen zu müssen. Also musste ein Lösungsplan her: Mit der Lektorin wurden beim Verlag erst mal mehr Platz ausgehandelt. Dann habe ich einen Handlungsstrang weggenommen und einen anderen radikal umgeschrieben. Erst dann ging es wieder (und ich habe das ursprüngliche Zeichenlimit doch noch fast geschafft).


    Womit ich häufiger zu tun habe: Kein Bock aufs Tippen. Die Geschichte arbeitet in meinem Kopf, das Kopfkino läuft und ich bin mitten drin. Aber ich habe dann - sorry - ums Verrecken keine Lust, es aufzuschreiben.
    Blockade würde ich das nicht nennen, eher Faulheit. Nach ein paar Tagen "dann eben nicht" läuft es dann aber wieder wie von selbst.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Eine "richtige" Schreibblockade bekommt man vermutlich höchstens durch Unsicherheit. Will das jemand lesen? Ist das gut genug? Bekomme ich alle Fäden zusammen? Werde ich meinem Anspruch/ dem meiner Leser gerecht?


    Genau da stehe ich derzeit mit meinem Projekt "Space Opera".
    Nach 330 Normseiten in etwa 4 Monaten, lehne ich mich zurück um Luft zu holen ... blättere ein wenig hin und her ... und dann kommt der innere Lektor / Verlagsvertreter!


    Unleserlich! :rolleyes
    Nichtssagend! :sleep
    Platte Figuren! :pille
    Klischees, Klischees Klischees! X(
    Unverkäuflich! :fetch


    ...


    usw.usf.


    Ich vermute, ich habe den Motor zu stark beansprucht und somit überhitzt.
    Deswegen gehe ich jetzt einen Weg, der fast wie eine Vermeidungsstrategie aussieht:


    - die Plotplanung in aller Gemütsruhe anschauen, hier etwas anpassen, was sich während des Schreibens ergeben hat, dort etwas ändern, was noch kommt ... alles nach dem Scharping-Prinzip: laaaaaaaangsam ;-)


    - Anstatt das bisherige MS wieder und wieder zu lesen, zu korrigieren und zu überarbeiten, lasse ich es links liegen.
    Kenne ich nicht.
    Ist mir zugelaufen.
    Wissen Sie wem das gehört?


    - Eine kleine "Auftragsarbeit" zwischenschieben. Ich wurde eingeladen, mich mit einer recht langen KG (max. 45 Normseiten) an einer Anthologie zu beteiligen, die aufgrund ihres Genres fast schon Pioniercharakter hat. Ist immer noch ein Subgenre der Science Fiction, also nicht ganz weit weg.


    - Den Personen meiner Space Opera weiterhin einen Platz in meinem Denken einräumen. Die sind verflucht eifersüchtig und toben regelrecht, weil ich sie mitten im Geschehen stehen lasse, um mich anderen zu widmen. Meine Reaktion darauf:
    Hier ist ein Zettel, da ein Stift, dort die Meckerbox.
    Ich kümmere mich drum ;-)
    Mit anderen Worten:
    Das große Projekt steht weiterhin bei kleiner Flamme auf der Herdplatte und mittels Notizen (z.B. zu Handlungsalternativen, die im bisherigen Plot nicht vorkamen) rühre ich den Eintopf regelmäßig um, damit er nicht ansetzt ;-)


    Das Ganze läuft jetzt seit etwa zwei Wochen, und der ausgedruckte Teil meines MS schreit nach Aufmerksamkeit. Noch ist die Zeit nicht reif, um mich wieder in das Getümmel des Hanseuniversums zu stürzen.
    Aber wie sagte schon Ramirez, der Freund und Mentor von Connor McLeod?


    "Es wird eine Zeit kommen, da uns unwiderstehliche Kräfte in ein fernes Land ziehen. Dort werden wir zusammentreffen und den Kampf bis zum letzten Mann ausfechten."


    Wetten, dass die Zeit der Zusammenkunft für mich nicht mehr lange auf sich warten lässt? ;-)


    LG


    Dirk67

  • Zitat

    Original von Mulle
    Womit ich häufiger zu tun habe: Kein Bock aufs Tippen. Die Geschichte arbeitet in meinem Kopf, das Kopfkino läuft und ich bin mitten drin. Aber ich habe dann - sorry - ums Verrecken keine Lust, es aufzuschreiben.
    Blockade würde ich das nicht nennen, eher Faulheit. Nach ein paar Tagen "dann eben nicht" läuft es dann aber wieder wie von selbst.


    Haha, das kenne ich auch nur zu gut. Man weiß, was man schreiben will, alles ist klar, es liegt vor einem, man muss es nur tippen - und hat keinen Bock. :lache Und ich dachte, ich wäre allein mit diesem Problem.



    Zitat

    Original von Mulle Eine "richtige" Schreibblockade bekommt man vermutlich höchstens durch Unsicherheit. Will das jemand lesen? Ist das gut genug? Bekomme ich alle Fäden zusammen? Werde ich meinem Anspruch/ dem meiner Leser gerecht?


    Auch das kenne ich. Wobei ich gerade im letzten Lesezyklus bin, also mein Manuskript noch mal durchlese bzw. letzte Dinge überarbeite, um es dann an Testleser rauszugeben. Wird auch Zeit, ansonsten werde ich so blockiert, dass ich echt alles über den Haufen schmeiße. :pille :rolleyes


    Aber das versuche ich zu ignorieren. mein größtes Problem ist gerade eher, ein paar vernünftige Testleser zu finden. Irgendwie schwieriger, als angenommen. :-(

  • Oh ja, die Suche nach guten Testlesern ist eine Wissenschaft fuer sich.
    Die falschen koennen - bei mir zumindest - bei der Selbstblockierung kraeftig mithelfen.
    Zum Ausgleich koennen die richtigen die genau gegenteilige Wirkung haben.
    In diesem Forum habe ich jedenfalls bisher immer nur die genau richtigen gefunden.


    Viel Erfolg wuenscht Charlie

  • Hab gerade eine schwere (meine bisher schwerste) Blockade hinter mich gebracht (sie war arbeits- und stressbedingt). Geholfen hat die Aussicht auf drei Wochen Urlaub - und eine totale Rückbesinnung auf den Stoff. Komplette Entrümpelung der Ideen, Strichmännchen zeichnen zur Plotvereinfachung und dann sehr zielgerichtete Neustrukturierung. Habe sehr viel Text weggeworfen, die noch brauchbaren, "nur" zu überarbeitenden Szenen ins neue Raster eingefügt und dabei aus 350 Manuskriptseiten etwas unter 200 gemacht. Dieser Prozess hat locker zwei Wochen gedauert.


    Seit heute schreibe ich wieder. Schreibe entlang einer sehr strikten Zeitleiste, was wann passieren muss und warum. Es hilft. Ich habe in einer Stunde zehn Normseiten geschrieben. Für heute wird es reichen. Ich lasse es langsam angehen und genieße die neue Freude am alten Thema!

  • Wenn ich eine Schreibblockade habe dann mache ich eine lange Pause bis mir etwas witziges, trauriges, extremes, schreckliches passiert. Dann verwandle ich meine Geschichte in anderen Rollen und fange an zu schreiben.
    Kurz gefasst ich schreibe Geschichten aus meiner eigenen Geschichten.

  • Zitat

    Orginal von arashi93


    Schreibblockaden habe ich bei meinen Mangastorys eigentlich gar nicht. Alles was nennenswert und spannend ist kommt in meine Story rein.


    Ich will ja jetzt nicht unfair sein, aber ich denke es ist schon etwas anderes einen Manga zu zeichnen als sich einen Roman auszudenken.... :gruebel


    LG
    büchergirl90

  • Manchmal schreibe ich und habe dazu keine Lust. Dann hör ich nach ner halben seite auf und Ärger mich über den Sch*** den ich da zu stande gebracht hab. Dann mach ich mir Gedanken und schreib eindach drauf los, bis mir die Hände weh tun und die Tastatur streikt. Meistens gehts mir dann besser und ich habe tausende Ideen.

    "Du wartest auf einen Zug, ein zug der dich weit weg bringen wird, du weißt wohin der Zug dich hoffentlich bringen wird, aber du weißt es nicht sicher, aber das ist dir nicht wichtig, weil ihr zusammen sein werdet."

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