Galgentochter – Ines Thorn

  • Über die Autorin:
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    Kurzbeschreibung:
    Unter dem Frankfurter Galgen wird eine Leiche gefunden. Für Richter Blettner ist der Fall klar: Selbstmord. Doch seine junge Frau Hella bezweifelt, dass sich die alte Hure selbst umgebracht hat. Besorgt um das Seelenheil ihres Mannes beginnt sie, gemeinsam mit ihrer Mutter Gustelies zu ermitteln. Schon bald wird unter dem Galgen erneut eine Leiche gefunden. Diesmal ist es ein stadtbekannter Gewandschneider. Jetzt muss auch der Richter erkennen, dass in Frankfurt ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Doch es kommt noch zu weiteren Morden, bis Hella und Gustelies den Mörder endlich fassen.



    Meine Meinung:
    Humorvoll schildert Ines Thorn in diesem Krimi das historische Frankfurt des Jahres 1536. Es wimmelt von skurrilen Gestalten, die dem Buch den rechten Pfiff geben: Das ist Gustelies, die begeisterte Köchin, die immer einen Braten im Rohr hat, da ist Pater Nau, ein Priester, der die Welt für ein Jammertal hält und sich am Messwein gütlich tut, da ist Hella, die quicklebendige junge Frau, die sich nur langsam an das Ehejoch gewöhnen konnte und da ist Jutta, die rothaarige Geldwechslerin mit dem losen Mundwerk. Dazu kommt der spannende Plott, der den Beweis dafür liefert, dass Thorn mit psychologischem Einfühlungsvermögen selbst in die dunkelste Seele tauchen kann. Alles in allem ein Krimi, der auch durch historische Details überzeugt. So wird der Leser z.B. ausführlich über die Halsgerichtsordnung aus dem Jahr 1532 informiert und über deren Einsatz in Frankfurt. Oder darüber, dass in Frankfurt nur freitags Verbrecher hingerichtet wurden - wie z.B. die Selbstmörder, die in ein Fass kamen und vom Henker in den Main geworfen wurden. Historie vermischt sich mit Fiktion und fertig ist ein Krimi, der sich gut und spannend lesen lässt.

  • Kaum ist das Buch ausgeliefert worden, schon steht es auf der Bestsellerliste. Es ist schon eine reife Leistung, wenn man einen historischen Regionalkrimi schreibt und damit bis auf die Bestsellerliste gelangt! Herzlichen Glückwunsch, Ines! :knuddel1

  • Heute in der Leserunde beendet:


    Eine Geschichte erzählt in zwei Erzählsträngen, zwei Erzählstränge, die ein und dieselbe Stadt in ein und der selben Zeit beleuchten, aber aus Perspektiven, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Es kommt zu etlichen Morden, die Ermittlung, die Suche nach dem Mörder steht im Mittelpunkt des einen Erzählstrangs. Der zweite stellt die Perspektive der geschundenen Kreatur eines Menschen dar mit dem jeder Leser Mitleid entwickelt und der vermutlich aus dem Umfeld des Täters stammt. Ein wirklich beeindruckender Krimi, der sich dank der bekannt lockeren Schreibe von Ines Thorn hervorragend lesen lässt, aber nicht einfach weggelesen ist, sondern den Leser nachdenklich zurücklässt. Schuld und Sühne, wie würden wir heute mit dem Täter umgehen, wie urteilen?

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Ines Thorn Bücher sind schon eine Marke. Man schlägt das Buch auf, liest den ersten Satz und man ist sofort wieder mitten drinnen im Lesevergnügen. Jedes freie Futzal Zeit wird ab dann gesammelt um weiterlesen zu können.


    Hier zeigt sich auch wieder einmal die Vielseitigkeit von Ines Thorn. Mit Galgentochter bekommen wir einen historischen Kriminalroman zu lesen. Mit eigenwilligen und symphatischen Ermittlern beginnt die Suche nach einem Mörder, der seine Opfer unter dem Galgen platziert.


    Ich bin schon sehr gespannt wie sich diese Serie entwickeln wird.

  • Ich kann mich den Vorredner nur anschließen. Das Buch war sehr spannend, schnell zu lesen und hat mir sehr viel Spaß gemacht.


    Ich kann es nur weiterempfehlen und vergebe 10 Punkte :wave

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Ein historischer Roman gehört nicht unbedingt zu meinem bezvorzugten Leseprogramm, wohl aber ein Krimi. Was liegt also näher, als eine Kombination aus beiden mal zu versuchen.


    Ein Versuch, der 100% aufgegangen ist. Ein Lesegenuss der besonderen Art. Danke Ines dafür, dass du es geschafft hast, das auch die historischen Anteile in diesem Buch mir Freude bereitet haben.
    In mir hast du auf jeden Fall eine Leserin für die Folgebände gefunden. :wave

  • Meine Meinung:


    Mit der "Galgentochter" legt Ines Thorn erneut einen spannenden historischen Roman vor und begibt sich mit diesem Auftakt einer neuen Serie ins Subgenre historischer Kriminalromane, was ihr - soviel sei vorweg genommen - rundum gelungen ist. Vor allem, dass die beiden Anteile (historisch + Krimi) ausgewogen sind und stilistisch sowie inhaltlich wunderbar ineinandergreifen, trägt zum runden Gesamteindruck der Geschichte bei, so dass Krimifans wie Freunde historischer Romane voll auf ihre Kosten kommen . Gewohnt routiniert bewegt sich die Autorin in der von ihr zum Leben erweckten historischen Welt und lässt die Atmosphäre zum Greifen nah und die Figuren authentisch und lebendig werden. Dabei beschönigt sie nichts, was dem empfindliche(re)n Leser vielleicht aufstoßen mag, da es einige sehr unschöne und brutale Szenen gibt, die jedoch nach meinem Dafürhalten für die Geschichte selbst und ihr "Gelingen" wichtig sind.


    Ihre Hauptfiguren sind authentisch und liebenswert und es macht Spaß sie bei ihren "Ermittlertätigkeiten" zu begleiten. Der Kriminalfall selbst ist in sich schlüssig und lädt zum Miträtseln ein, wobei mir sehr gut gefallen hat, dass er vor allem (aber nicht nur!) ein Fall seiner Zeit ist, also die gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen der frühen Neuzeit nicht unerheblich dazu beigetragen haben, dass es überhaupt zu einem Fall kam.


    Die Galgentochter ist ein spannendes Lesevergnügen, das durch die Kunst der Autorin, die Emotionen des Lesers zu lenken, und dabei sowohl Ernstes als auch Lustiges sowie viele historische Details geschickt in die Handlung einzubinden, überzeugt. Ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe historischer Krimis, die hoffentlich schon bald fortgesetzt wird!


    10 Points! :-]

  • Galgentochter:


    Meine Rezension:


    Ein traditioneller historischer Krimi ist Galgentochter nach meinem Lesegefühl nicht, da nicht nur die Mordermitlung im Mittelpunkt steht, aber zum Rätseln über die Morde lädt das Buch schon ein. Im Vordergrund stehen jedoch in erster Linie die Lebengeschichten von der sorglosen Richterfrau Hella und dem namenslosen Mädchen, Tochter einer Hure, der übel mitgespielt wird.
    Es gibt also zwei sehr unterschiedliche Handlungsstränge, die doch mit einander verknüpft sind


    Hellas positive Beziehung zu ihrem Mann Heinz, den sie einfallsreich zusammen mit ihrer umwerfenden, liebevollen Mutter bei der Tatuntersuchungen unterstützt, sind humorvoll und originell beschrieben.
    Zudem gibt es eine Menge an Stadtbewohnern, die als Nebenfiguren den Roman sehr bereichern, hier möchte ich die Geldwechslerin Jutta als besonders gelungenen Charakter erwähnen.


    Die Handlungen wechseln sich jedes Kapitel. Ist die eine Ebene hell und lebendig, so hart und kalt ist die andere.
    Wie sich die beiden Handlungsabläufe zeitlich zueinander befinden, ist nicht von Anfang an klar.


    Hinzu kommt der historische Background der genau detailliert und interessant gestaltet ist. Nahezu auf jeder Seite sind verblüffende Details über historische Fakten der damaligen Zeit zu finden. Ich bin überzeugt, dass gerade auch für Fans historischer Romane hier viel zu finden ist.
    Dieser historische Anteil ist nahtlos in den Kriminalfall eingewebt und unverzichtbar und so taucht der Leser in das 16.Jahrhundert in Frankfurt ein. Und ist man erst einmal abgetaucht, lässt einen der Sog in denen einen die Geschichte zieht nicht mehr los.


    Es gibt allerdings so einige Härten in der Geschichte, die den Leser mehr als einmal schlucken lassen: psychologischer Missbrauch, Vergewaltigungen und Folter (z.B. wird einem Kaufmann als Bestrafung für Betrug glühende Eisen durch die Wangen gebohrt).
    Dem Gegenüber gibt es das normale bürgerliche Leben in Frankfurt mit seinen unterschiedliche Positionen.
    Doch auch da beginnt man sich bald zu fragen, ob es eine geheimnisvolle Vergangenheit gibt.


    Mit diesem Roman schickt die Autorin den Leser durch einen raschen Wechsel der Emotionen.


    Ein hochemotionales, berührendes Buch, dass mich wahrscheinlich noch lange beschäftigen wird und als historischer Krimi wohl das beste, was ich seit langer Zeit gelesen habe.

  • Ich bin ja eigentlich kein Fan von Ines Thorn. Den Maler Gottes habe ich gelesen, weil er mir ganz dringend empfohlen wurde, das ist ein tolles Buch, aber die übrigen Romane sind so gar nicht meins.


    Aber dieser Krimi ist richtig klasse! Genaue Kenntnisse über das historische Frankfurt machen die Geschichte lebendig. Die beiden Ermittlerinnen sind ein tolles Mutter-Tochter Gespann, das sich wunderbar ergänzt und witzige Dialoge bietet. Das Lesen hat sehr viel Spaß gemacht! :-)

  • Ich kann mich meinen begeisterten Vorrednern nur anschließen. "Galgentochter" hat von mir 10 Punkte bekommen, da dieses Buch rundherum Lesevergnügen bietet.


    Die zwei Erzählstränge, die in ihrer Art sehr unterschiedlich sind, nämlich hell und amüsant gegen düster, traurig und erschütternd, haben mich sofort gefesselt.


    Hella, ihr Mann Heinz und ihre Mutter Gustelies sind die Hauptpersonen des einen Erzählstrangs. Hella und ihre Mutter haben mich ein wenig an Miss Marple erinnert, unermüdlich in ihren Ermittlungen, dabei mit viel Gespür für Geschehnisse, in denen nicht alles mit rechten Dingen zugehen kann.
    Heinz, der Richter, der den Wachen verbietet, seiner Frau irgendwelche Informationen bezüglich der Ermittlungen zu geben, gleichzeitig aber ihren Rat achtet und sie liebevoll machen lässt, war für mich eine sympathische Figur, die ihren Platz in meinem Herzen eingenommen hat.


    Dagegen der andere Erzählstrang, der von einer Hure und ihrer Tochter handelt, wobei die Tochter dann zur Hauptperson wird und fürchterliche Dinge erleiden muss. Gerade, wenn man Hoffnung geschöpft hat, dass es nun bergauf geht, muss das Mädchen wieder leiden.


    Die schon erwähnten Szenen, die dem Leser nahe gehen, wie die Vergewaltigung oder die Züchtigung durch einen Pfarrer, sind der Geschichte jedoch zuträglich und erträglich, bekommt man dadurch doch einen Einblick, warum das Mädchen sich so entwickelt.


    Ich habe dieses Buch in kurzer Zeit verschlungen, was auch an der Art der Schilderung des Lebens im 16. Jahrhundert lag. Eingestreute Rezepte, wie für die Grüne Soße oder zur Zubereitung von Kalbshirn, haben das Buch noch authentischer gemacht.


    Vielen Dank, Ines, für dieses großartige Lesevergnügen. Außerdem herzlichen Glückwunsch zur Platzierung auf der Bestsellerliste, die absolut verdient ist.

  • Habe das Buch heute auch beendet. Viel bleibt mir nicht zu sagen...haben alles meine Vorschreiber ja schon erwähnt.
    Für mich war es der erste historische Kriminalroman und ich bin schlichtweg begeistert davon. Auf der einen Seite lernt man etwas über das Leben eines besser gestellten Menschen im Jahre 1532 kennen und auf der anderen Seite bekommt man doch wieder mit wie grausam diese Zeit war. Ich kann das Buch nur empfehlen und gebe die volle Punktzahl:wave

    LG Melanie
    :lesend


    „Egal wie tief man die Messlatte des geistigen Verstandes eines Menschen legt, es gibt jeden Tag jemanden der bequem darunter durchlaufen kann!“

  • Auch ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen.
    Ein wirklich wunderbares Buch zum mitlachen und mitleiden.
    Mich haben die Grausamkeiten, die das Mädchen erleiden musste, extrem mitgenommen.
    Die zweite Ebene mit Hella und Gustelies hingegen hat mich zum schmunzeln gebracht. Und die eingestreuten Rezepte sind so ausführlich beschrieben, daß man sie bestimmt leicht nachkochen könnte.


    Dieses Buch hat mich nachdenlich zurückgelassen, allerdings auch versöhnt, denn das Ende war für mich absolut schlüssig und ich hatte das Gefühl, alle hatten soweit ihren Frieden gefunden.


    Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Bände mit Gustelies, Hella und Heinz!

  • In ihrem neusten Roman wechselt Ines Thorn das Genre. Waren ihre bisherigen Bücher ausschließlich historische Romane, so ist dieses Buch der Auftakt einer Reihe historischer Krimis vor Frankfurter Kulisse.


    Im Mittelpunkt des Romans, der aus zwei Handlungssträngen besteht, stehen Hella, die Frau des obersten Richters von Frankfurt und ihre Mutter Gustelies, Haushälterin bei ihrem Bruder, einem katholischen Pfarrer. Die beiden ermitteln sehr zum Leidwesen von Hellas Mann oft auf eigene Faust. Hella ist extrem neugierig und lässt sich auch von verschlossenen Türen nicht abhalten.


    Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit einem Mädchen, das als Tochter einer Wanderhure aufwächst und schon früh im Leben brutale Gewalt am eigenen Leib erfährt.


    Die beiden Handlungsstränge, bei denen man sich am Anfang fragt, wo sie sich wohl treffen werden, unterscheiden sich in der Art und Weise gewaltig. Während Ines Thorn mit leichter Hand, Humor und fast schon beschwingter Schreibweise von Hella und Gustelies erzählt, von Gustelies Vorliebe fürs Kochen und in die Geschichte das ein oder andere Rezept einfließen lässt, erzählt sie die Geschichte um das Mädchen mit so unglaublicher Gewalt und Brutalität, dass ich einige Szenen nur überflogen habe, weil sie für mich kaum erträglich waren. Ich hätte Ines Thorn so eine Schilderung gar nicht nicht zugetraut. Die beiden Handlungsstränge sind wie Licht und Schatten, Glück und Verzweiflung.


    Ines Thorn schafft es aber auch mit diesem Buch, dass man sich mit ihren Protagonisten intensiv beschäftigt und auseinander setzt. Gerade mit der Hauptfigur des zweiten Handlungsstranges, die man am Ende entweder bemitleidet und versteht oder verabscheut.


    Den vorangegangenen Rezensionen kann ich mich also zum großen Teil anschließen. Interessant und gelungen fand ich die zwei Erzählstränge, durch die das Buch zu keinem Zeitpunkt langweilig wurde. Es macht einfach Freude das "Ermittler-Duo" Hella und Gustelies bei ihren Spekulationen und Ermittlungen zu begleiten.


    Wermutstropfen war für mich jedoch die starke Gewalt im zweiten Handlungsstrang, die teilweise nichts für schwache Nerven ist. Die geschilderten Gräuel gehen einem wirklich nahe. Mir war das teilweise schon zu viel Gewalt. Von daher von mir 8 Punkte.


    EDIT:


    Rezi vervollständigt.

  • Auch mir hat das Buch sehr gut gefallen. Um die ungeheuerliche Entwicklung des Mädchens nachvollziehen zu können, waren mitunter drastische Darstellungen vonnöten. Aus diesem Grund fand ich die gewählten Schilderungen auch nicht übertrieben. Volle Punktzahl.

  • Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.


    Dieses Buch hat mir sehr gefallen. Die brutalen Szenen mussten wohl sein, um die Gefühlswelt des Mädchen zu verstehen. Auch wenn es wirklich schlimme Szenen waren, die mich erschrocken haben.
    Ich freue mich schon auf die anderen "Verbrechen aus Frankfurt". Vor allen Dingen freue ich mich auf Hella und Gustelies.


    Ein spannendes Lesevergnügen. Von mir gibt es auch die volle Punktzahl.



    Übrigens sollte man einen Teil des Buch nur mit vollem Magen genießen :-]

  • Kann ich auch nur bestätigen.
    Ein sehr sehr schönes Buch. Spannend, humorvoll und hat in der Leserunde zu Diskussionen angeregt, die sehr interessant waren.


    Von mir hat es auch 10 Punkte bekommen und ich warte sehr gesapannt auf die Nachfolgebände.

  • Ich fand das Buch auch spannend, aber vorallem sehr gut geschrieben!


    Ich denke auch, dass die brutalen Szenen sein musste... so wie Hestia schon sagte, damit der Leser die Gefühlswelt des Mädchens besser versteht! Es ist auf jeden Fall gut rüber gekommen, wie das Mädchen sich gefühlt haben muss!


    Ich werde auch die weiteren Bände der Verbrechen von Frankfurt lesen und freue mich schon drauf!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit