Jonathan Littell - Die Wohlgesinnten

  • Also ich bin mir auch noch bisschen unschlüssig, ob dieses Buch was für mich ist....


    Würde mich ja noch interessieren was andere noch so denken und deswegen warte ich auch mal noch ab.


    Wie ist das Buch denn von der Sprache her? Ist es flüssig geschrieben?
    Ich könnte mir auch vorstellen, dass bei so einem dicken Buch bestimmt viele langgezogene Stellen vorkommen.



    :wave

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Die Sprache ist sehr flüssig und gut lesbar. Ich bin jetzt ungefähr auf Seite 360. Ob man manche Stellen als Längen betrachtet, ist wohl eine Sache der Auslegung, habe ich bei diesem Buch festgestellt. Die Schilderung über die Russischen Sprachen, die sich über 6 Seiten zieht, fand ich sehr langatmig. Andere wiederum fanden sie klasse.

  • Zitat

    Original von verena


    Wie ist das Buch denn von der Sprache her? Ist es flüssig geschrieben?
    Ich könnte mir auch vorstellen, dass bei so einem dicken Buch bestimmt viele langgezogene Stellen vorkommen.


    Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube ich hatte schon ein paar Mal erwähnt, dass das Buch wirklich sehr flüssig geschrieben ist. Trotz des schweren Themas ist das Buch an sich doch "leicht" zu lesen.


    Natürlich gibt es auch etwas langatmige Stellen, beispielsweise die erwähnte lange Diskussion über die Sprache oder auch die ausschweifende Beschreibung der Walpurgisnacht, aber insgesamt sollte das kein Grund sein, sich am Lesen hindern zu lassen.


    Dieses Buch hätte wirklich noch ein paar weitere Leser verdient. :-)

  • @ Tripel-As:


    Danke, für deine Info. Stimmt, du hast es doch schon erwähnt, dass es ziemlich flüssig geschrieben ist.


    Also alles in allem hört sich das Buch doch ziemlich lesenswert an und es könnte doch etwas für mich sein, da mich das Thema doch auch interessiert.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Sehr gute Entscheidung, Leonae! ;-) Vielleicht hast du ja auch noch Lust, es selber zu lesen. Ich würde mich freuen, wenn das Buch von mehr Eulen gelesen würde, damit man auch besser über das Buch hier diskutieren könnte.


    Ich werde es auf jeden Fall auch lesen. :lesend

  • Ich finde "Die Wohlgesinnten" völlig überschätzt. Edgar Hilsenrath hat es mit "Der Nazi und der Friseur" vor 40 Jahren schon radikaler und besser gemacht. Aber der liest sich nicht so leicht weg. Wie einige hier hat mich vor allem die Täterkonstruktion gestört. Da wurde einfach Hannah Arend mit Freud und Fromm zusammengepackt und das Ergebnis ist sinnlos und bedient sich nur unzähliger Klischées. Wie kann ein Täter gleichzeitig Psychopath sein und als Sinnbild des Schreibtischtäters, der nur aus "Pflichtbewusstsein" handelt, herhalten?
    Außerdem finde ich es vollkommen unnötig lang, die 150 Analphantasien hätten wirklich nicht sein müssen.

  • Zitat

    Original von Clio
    Außerdem finde ich es vollkommen unnötig lang, die 150 Analphantasien hätten wirklich nicht sein müssen.


    Ich habe im Thread ja auch schon öfters zugegeben, dass das Buch sicherlich einige Längen hat - vor allem die sexuellen Szenen betreffend, hätte sich Littell an einigen Stellen auch kürzer fassen können.


    Dennoch finde ich dein Urteil über das Buch etwas hart, was vielleicht auch daran liegen mag, mit welchem Erwartungen man an die Lektüre herangegangen ist. Das Täterbild ist von Littell zwar konstruiert und an manchen Stellen ist er dabei sicherlich zu weit gegangen, aber grade dadurch wie er Aue fiktiv gezeichnet hat, wurde mir als Leser auch klar, dass damals "ganz normale" Menschen, zu Tätern werden konnten. Auch wenn Aue gegen Ende des Buches wohl wirklich wahnsinnig geworden ist.


    Trotz der Mängel die der Roman sicherlich hat, sollte er meiner Meinung nach dennoch gelesen, da er es wert ist, darüber nachzudenken und sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.


    Eine ganz interessante Kritik gibt es übrigens auf der Seite der FAZ von Klaus Theweleit http://lesesaal.faz.net/littell/article.php?aid=34&bl=%252Flittell%252Frezensionen.php

  • Also ich will das Buch definitiv auch noch lesen.
    Was WW2 aber angeht werde ich erst "Suite francaise" von Irène Némirovsky und The Lost von Daniel Mendelsohn lesen. Liegt beides schon in meinem RUB.
    Littells Werk werde ich mir auf französisch holen, wenn ich mal wieder im Nachbarsländchen bin.


    Mir wurde in Verbindung mit den "Wohlgesinnten" übrigens auch "Der Tod ist mein Beruf" von Robert Merle empfohlen. Nach dem Motto "Merle kann was Littell versucht hat".

  • Cookiemonster
    Suite francaise habe ich vor fast einem Jahr gelesen, ein beeindruckendes Buch und eine gute Wahl von dir. Von Daniel Mendelsohn habe ich bisher noch nie gehört, aber das Buch klingt sehr interessant - auch wenn es leider nur auf Englisch (bisher) verfügbar ist.


    Das Buch von Merle steht noch in meinem SUB, aber ich will es schon sehr lange lesen. Ein Buch, dass ähnlich angelegt ist, wie das von Littell soll übrigens auch "Endstufe" von Thor Kunkel sein, was mittlerweile auch recht günstig bei Amazon zu erwerben wäre. ;-)


    Auf meinem SUB ganz oben liegt im Moment übrigens Die Flüsterer von Orlando Figes, darauf bin ich auch schon sehr gespannt.

  • Hallo Buzzaldrin,
    mich hat das mit den Längen halt grundsätzlich sehr gestörrt, weil ich das Gefühl hatte, hier bläht der Autor seine Geschichte unerträglich auf, damit der DAS Riesenwerk über den nationsozialistischen Täter geschrieben hat.
    Und was das Täterbild angeht, wäre es denn so, dass Aue im Laufe der Zeit verrückt wird, dass wäre ja logisch. An dem was er tut und miterlebt kann man ja leicht zugrunde gehen. Aber Aue hat ja schon vorher so seine Probleme... (ich habe noch nicht verstanden, wie das mit der Spoiler-Funktion geht...)
    Es tut mir leid, ich kann diesem Buch einfach gar nichts abgewinnen, ich bin alllerdings bei dieser Problematik auch sehr kritisch.
    edit: Eine Sache die ich schrecklich und beklemmend, aber auch gut gemacht fand, war, dass man mit Aue so mitgeht. Zumindest am Anfang ist er einem ja nicht unsympathisch und wenn er dann darüber klagt, dass die Erschießungen nicht so gut laufen, wie sie sollten etc, fühlt man erstmal mit ihm mit und dann denkt man, moment mal, es geht hier um die Erschießung von Menschen! So ging es mir zumindest. Hattet ihr diesen Leseeindruck auch?

    :lesend Walter Kempowski "Das Echolot"

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Clio ()

  • Hallo Clio! :wave
    Wenn du einen Text spoilern möchtest, gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen gibt es über dem Texteingabefeld unterschiedliche Buttons und der ganz links ist für die Spoilerfunktion zuständig. Du kannst die Befehle zum anderen aber auch per Hand eingeben und den Text den du spoilern möchtest, dazwischen setzen:


    Zitat

    Original von Clio
    Hattet ihr diesen Leseeindruck auch?


    Ja, ich kann mich diesem Leseeindruck anschließen. Besonders zu Beginn des Buches habe ich doch teilweise mit Aue sympathisiert und mich dann über mich selbst erschrocken. Je obszöner es am Ende wurde, desto weniger habe ich Aue dann auch verstanden.

  • Zitat

    Original von Clio
    Zumindest am Anfang ist er einem ja nicht unsympathisch und wenn er dann darüber klagt, dass die Erschießungen nicht so gut laufen, wie sie sollten etc, fühlt man erstmal mit ihm mit und dann denkt man, moment mal, es geht hier um die Erschießung von Menschen! So ging es mir zumindest. Hattet ihr diesen Leseeindruck auch?


    Hatte ich auch.
    Ich mußte mich am Anfang manchmal regelrecht kneifen und mich daran erinnern, was er da grade wirklich beschreibt.


    Das ist eine große Stärke des Buches in meinen Augen. Daß man das ordentliche, technokratische, aktenanlegende Wesen der Täter mitbekommt.