Gebundene Ausgabe: 1392 Seiten
Verlag: Berlin Verlag; Auflage: 1 (23. Februar 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827007380
Kurzbeschreibung
Der fiktive Lebensbericht eines hohen SS-Offiziers, ein Epos, das ein detailliertes Bild des Zweiten Weltkriegs und der Verfolgung und Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten zeichnet. Die Wohlgesinnten wurden von der Kritik als ein neues Krieg und Frieden gefeiert: die fiktiven Lebenserinnerungen des SS-Obersturmführers Maximilian Aue, Jahrgang 1913, Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter, promovierter Jurist, frühes NSDAP-Mitglied, in die SS eingetreten, um sich der Strafverfolgung nach ß175 zu entziehen, aber lebenslang seiner Zwillingsschwester inzestuös verbunden. Es sind die verstörenden Erinnerungen an die Schauplätze des Zweiten Weltkriegs und an das Grauen der Verfolgung und Vernichtung der Juden von Juni 1941 bis April 1945, an die Einsatzkommandos und Massenhinrichtungen in der Ukraine und im Kaukasus, an Babi Jar, den Kessel von Stalingrad, Auschwitz und Krakau, an Mittelbau Dora, das besetzte Paris oder das kriegszerstörte Berlin. Es sind die beklemmenden Erinnerungen an all die Begegnungen mit den Nazigrößen, an Himmler, in dessen persönlichen Stab Aue 1943 aufgenommen wird, an Abendessen mit Eichmann, an Heydrich, Höß oder Speer. Es ist ein erschreckend detailgenauer Roman über die nazistischen Verbrechen, konsequent erzählt aus der Perspektive eines Täters, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in die sichere Existenz eines Fabrikdirektors in Frankreich gerettet hat."Es ist eines der eindrucksvollsten Bücher, die je über den Nazismus geschrieben wurden."
Über den Autor
Jonathan Littell, 1967 in New York geboren, ist in Frankreich aufgewachsen, wo er 1985 das Abitur machte. Anschließend studierte er an der Yale University (USA). Zwischen 1993 und 2001 arbeitete er für die humanitäre Organisation „Aktion gegen den Hunger“ (ACF) in Bosnien und Afghanistan, im Kongo und in Tschetschenien. Für seinen Roman Les Bienveillantes erhielt er 2006 den Grand Prix du Roman der Académie Française und den Prix Goncourt.
http://www.diewohlgesinnten.de/
Meine Meinung
Das Lesen der fast 1400 Seiten war ein so intensives Leseerlebnis, dass es mir sicherlich schwerfallen wird, meine Meinung zu dem Buch geordnet widerzugeben. Ich habe fast zwei Wochen gebraucht und häufig habe ich mich gefragt, ob ich das Buch nicht vielleicht weglegen soll, weil es zu eklig ist, aber die Art und Weise des Erzählens hat mich dann doch immer wieder gefesselt. Nach den vielen - vor allem auch kontroversen - Meinungen wollte ich mir vor allem ein eigenes Bild von dem Buch "Die Wohlgesinnten" machen und nun bleibe ich doch ein wenig zwiespältig zurück.
In sieben Kapiteln wird aus der Sicht des Obersturmführers Maximilian Aue darüber berichtet, wie ein normaler Mensch langsam zu einem "mordenden Monster" wird und schon in der Einleitung "Toccata" wird der Leser in die besondere Atmosphäre des Romans hineingezogen.
"Ich bereue nichts: Ich habe meine Arbeit getan, mehr nicht." (S. 11)
Maximilian Aue einzuschätzen, bleibt bis zum Ende schwierig. Während der Kriegsbeschreibung in Stalingrad habe ich mich häufig gefragt, warum Aue nicht versucht einzugreifen, da ihm eigentlich immer klar war, dass etwas falsch läuft. Trotzdem bleibt er die ganze Zeit ein Mitläufer, ohne sich von den anderen abzuheben.
Die Beschreibungen in Stalingrad und vor allem im Kessel Babi Jar sind von einer fast erschreckenden Intensität, so das ich schon häufiger beim Lesen das Buch doch aus der Hand legen musste.
Jonathan Littell zeigt in seinem Roman auch auf, dass eigentlich jeder in bestimmten Situationen zu einem Mörder werden kann, was sich dann auch bei Maximilian Aue besonders zum Ende des Romans hin bewahrheitet.
"Ihr seid verrückt! Ihr seid alle verrückt! In dieser Stadt sind alle verrückt geworden! Außer mir!" (S. 1354)
"Die Wohlgesinnten" ist sicherlich kein Meisterwerk, aber das Buch ist - trotz des Themas - relativ leicht und flüssig zu lesen und es hat mich vor allem auch literarisch begeistert und auch die detallierte historische Forschung Littells ist beeindruckend. Besonders wie Littell die Vielzahl an Personen, die während des ganzen Buches auftauchen - sowohl historische als auch fiktive - miteinander verwebt, ist eine große Leistung.
Dennoch gibt es auch viele Stellen, die einfach ein wenig zu langatmig und zäh sind und auch die doch sehr pornographisch beschriebenen Exzesse von Aue, genauso wie seine Beziehung zu seiner Schwester haben nicht immer meinen Geschmack getroffen.
Dennoch würde ich es jedem empfehlen, sich selbst einen Eindruck von diesem Buch zu machen und ich bin schon gespannt, auf andere Meinungen von weiteren Lesern hier.
8/10