Dunkelheit… Dunkelheit ist das Einzige, was zählt. Dunkelheit ist ihr Leben, Dunkelheit ist ihr Gefängnis.
Dunkelheit ist alles.
Und Dunkelheit ist gut. Sie weiß, dass die Dunkelheit sie schützt. Aus Dunkelheit bestehen die Stäbe ihres Käfigs, aber sie ist nicht darin gefangen. Der Käfig… schützt sie. Woher weiß sie das? Sie ist nicht sicher. Aber das macht nichts. Sie weiß, dass es stimmt, und das allein zählt. Ja, Dunkelheit ist gut. Dunkelheit ist Friede und Friede ist Stille.
Sie liebt die Stille.
Licht ist schlecht. Mit Licht kommen die Schatten. Schatten sind schlecht. Schatten wecken etwas in ihr, das nicht geweckt werden soll.
Und woher weiß sie das? Es ist egal. Dieses Wissen ist Teil ihres Wesens, Teil ihres Seins. Dieses Wissen ist wahr.
Wie lange ist sie schon hier, in diesem Käfig aus Dunkelheit? Lange. Vielleicht zu lange. Lang genug, um zu bereuen.
Um was zu bereuen?
Wirre Gedanken. Alles ist wirr, hier, wohin nie ein Lichtstrahl dringt. Wo sie sicher ist. Kein Licht, keine Schatten, keine Furcht. Keine… Wie heißt das Wesen, das in ihr schläft? Und wie heißt sie?
Egal. Es sind nur Namen. Namen sind unwichtig. Kein Licht, keine Schatten, keine Namen. Nur Friede. Friede…
Irrt sie sich, oder wird die Dunkelheit schwächer? Sie irrt sich. Sie muss sich irren. Die Dunkelheit ist stark. Die Dunkelheit ist mächtig. Was kann die Dunkelheit schon schwächen, an diesem Ort, an einem Ort ohne Licht, ohne Schatten?
Sie irrt sich nicht. Die Dunkelheit… flackert. Warum flackert die Dunkelheit? Die Dunkelheit hat noch nie geflackert, nicht seit sie hier ist.
Sie begreift.
Das Licht kommt näher. Aber sie will kein Licht! Sie will…
Das Licht wird heller. Wein Schatten huscht über sie. Etwas in ihr… erwacht.
Sie lächelt, als die Schatten dichter werden. Schatten…
Sie liebt die Schatten.
Sie besteht aus Schatten.
„Sachmet!“ Die Trägerin des Lichtes. Ist sie ihr Dank schuldig? Dank? Nein. Sie kennt keine Dankbarkeit. Sie kennt nur Macht. Schatten sind Macht. Schatten in den Herzen der Menschen.
„Sachmet!“ Ist das ihr Name? Nein. Sie hat keinen Namen. Namen werden bedeutungslos, in der Dunkelheit. Namen sterben in der Dunkelheit.
Sie hasst die Dunkelheit.
Aber jetzt… Jetzt hat sie einen neuen Namen.
Sie tritt näher an das Licht, durch die Stäbe aus Dunkelheit, die sie gefangen gehalten haben. Schatten sind mächtiger als die Dunkelheit.
„Ich bin Sachmet“, intoniert sie.
„Wo ist Bastet?“
Bastet… Wer ist Bastet? Ihr anderes ich? Ja. Das ich der Dunkelheit. Der Scherge der Dunkelheit.
„Bastet ist tot“, verkündet Sachmet. Und tritt ans Licht.
Ich weiß, nicht gerade das Gelbe vom Ei... Aber eine der wenigen Geschichten, die ich für gut genug halte um sie anderen zu zeigen. Ich mag sie. Ich weiß, der Schreibstil ist etwas merkwürdig. Ich habe versucht, eine Art Innerer Monolog in der dritten Person zu schreiben. Ist mir vielleicht nicht allzu gut gelungen, aber es gefällt mir.
Ich würde mich über Kritiken freuen!