Hugo von Hofmannsthal - Jedermann

  • Über den Autor:


    Hugo Laurenz August Hofmann, Edler von Hofmannsthal, genannt Hugo von Hofmannsthal (* 1. Februar 1874 in Wien; † 15. Juli 1929 in Rodaun bei Wien) war ein österreichischer Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker, Librettist sowie Mitbegründer der Salzburger Festspiele. Er gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten des deutschsprachigen Fin de Siècle und der Wiener Moderne.


    Quelle: Wikipedia



    Inhaltsangabe / Klappentexte


    "Geld regiert die Welt!" Auf diese Weisheit hat Jedermann sich zu Lebzeiten stets verlassen. Als er jedoch vor dem Richterstuhl Gottes steht, muß er erkennen, daß dort andere Maßstäbe angelegt werden - Die Neubearbeitung des mittelalterlichen Mysterienspiels durch Hugo von Hofmannsthal stieß nicht nur bei Erscheinen auf große Resonanz. Alljährlich im Rahmen der Salzburger Festspiele aufgeführt, ist Jedermann bis heute von großer Aktualität und sorgt stets aufs neue für Diskussionen.



    Eigene Meinung


    Ich bin etwas verwundert; gehört dieses Stück doch zu den s.g. Klassikern unter den Dramen, obwohl aus der eher neueren Epoche (1911 erschienen, ab 1920 regelmäßig bei den Salzburger Festspielen aufgeführt). Kennen gelernt habe ich es nicht in meiner Schulzeit, sondern während meiner Studienzeit, die ich in Österreich verbringe, wo dieses Drama in den Kanon dessen gehört, was "jeder Student einmal gelesen haben muss". Man kann über diese Aussage "Muss man(n)/Frau einmal gelesen haben" geteilter Meinung sein, aber für dieses Stück trifft das ohne weiteres zu.


    Gott bemerkt, dass er von den Menschen nicht mehr geschätzt wird und so beauftragt er den Tod eines gewissen Menschen abzuholen, den Jedermann. Dieser ist kein primitiver Geizhals, sondern ein kluger, gebildeter, aber habgieriger, sündig-lebender Mensch, ohne großen Glauben und Vertrauen in etwas, was nicht mit materiellen Werten zu tun hat. Als der Tod sich ihm offenbart, bittet er um eine Stunde Aufschub, um jemanden zu finden, der ihn vor den "Thron des Allmächtigen" begleiten kann, um bezeugen, dass er ein "guter" Mensch im Leben gewesen ist. Und er findet auch jemanden, nämlich den Glauben. Der Teufel, sich schon seiner Sache sicher, dass er diese Seele mit ihn die Hölle nehmen kann, stößt auf einen Jedermann, der schon den göttlichen Segen hat, trotz eines schadhaften Lebens, weil er wieder zum Glauben gefunden hat.


    Die Thematik dieses Stückes ist aktueller denn je. Menschen leben ein nicht gutes, ein korruptes, andere Menschen ausbeutendes Leben und finden Platz in Gottes Schoß bzw. glauben diesen zu haben, weil sie regelmäßig bei der Kollekte gut gespendet haben (Übertrieben formuliert).


    Dieses Stück hat mich allerdings nicht so positiv überrasch wegen der Thematik, sondern auch weil Hofmannsthals Umsetzung so gelungen ist. Die Personifikationen von Jedermanns Werke, seiner Liebe, seinem Glauben, die er für sich selbst sprechen lässt, sind sprachlich wunderbar aufbereitet. Das ganze Stück wird gereimt und so wird ein leichter, schneller Lesefluss erreicht. Man muss sich erst einmal reinfinden, gibt es auch viele Anspielungen auf andere Dramen, die Hofmannsthal persifliert, aber letzt endlich ist dies ein wirklich unterhaltsames Stück mit einer interessant aufbereiteten Thematik.


    Für mich wirklich ein Kanonstück.

    „Die Literatur greift immer dem Leben vor.
    Sie ahmt das Leben nicht nach, sondern formt es nach ihrer Absicht.”

    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller und Aphoristiker

  • Den Text habe ich vor Ewigkeiten mal gelesen- diese DVD habe ich aber mal de besten Ehefrau von allen geschenkt..


    Wie stark gekürzt ist der Text der Theateraufführung, kannst du da was beurteilen?

  • Zitat

    Wie stark gekürzt ist der Text der Theateraufführung, kannst du da was beurteilen?


    Das kann ich leider nicht beurteilen.


    Ich kenne nur die Aufführung des Odyssees Theaters in Wien, auch nur als Videoaufzeichnung und da auch nur die ersten fünf Minuten, weil mir bisher die Zeit gefällt hat dieses Stück in Ruhe anzuschauen. Ich kann allerdings nur sagen, dass "Jedermann" ein Einakter ist, dementsprechend auch nicht lang. In meiner Ausgabe (Hambruger Lesehfte) ist die neuste, gereimte Fassung ungefähr 40 Seiten lang; die Aufführung mit Veronika Ferres und Peter Simmonischek dauert 137 Minuten. Eigentlich sollte es da keine Kürzungen geben, aber sicher kann man da nie sein.


    Das Interessante an diesem Stück ist ja auch, dass es mehrere Fassungen, auch von Hofmannsthal selbst gibt. Die Salzburger Festspiele halten sich an die neuste, gereimte Fassung; allerdings gibt es auch eine ungereimte Fassung in Dramenform und auch die Prosaerzählung. Zumindest in meiner Ausgabe, die ich sehr empehlen kann, ist dies alles enthalten.

    „Die Literatur greift immer dem Leben vor.
    Sie ahmt das Leben nicht nach, sondern formt es nach ihrer Absicht.”

    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller und Aphoristiker