Laurent Graff - Die glücklichen Tage

  • OT: Les jours heureux


    Über den Autor
    Laurent Graff ist ein junger französischer Autor, der als Archivar in einem großen Pariser Verlag arbeitet.


    Klappentext
    Immer wieder essen, arbeiten, reden, Kinder zeugen. Wozu? Um am Schluss in einer Eichenkiste zu landen. Schon als junger Mann macht sich Antoine Gedanken über das Ende. Mit 18 kauft er sich sein erstes Grab. Und als er mit 35, inzwischen verheiratet und Vater zweier Kinder, eine Erbschaft macht, nützt er die Gelegenheit, sich der sinnlosen Hektik des Alltags zu entziehen und quartiert sich als Hausmeister im Altersheim ein, um den Sinn des Lebens zu ergründen. Er trifft auf Al, der alles vergisst, auf Bébel, der im Zeitlupentempo joggt, und Marguerite, über deren Vermögen die Pfleger tuscheln. Zeit totschlagen ist hier das Motto, aber das ist draußen auch nicht anders. Doch dann kommt Mireille und wünscht sich, vor ihrem Tod noch einmal mit Antoine ans Meer zu fahren ...


    Meine Meinung
    Harold und Maude war zu meiner Jugend eigentlich Pflichtlektüre bzw. ein Pflichtfilm. Dieses Buch, so scheint es, ist ein moderner Aufguß davon.


    Antoine ist ein eigenartiger junger Mann, dem das Leben eigentlich schon mit 18 Jahren nichts mehr zu bieten hat. Wozu sich bemühen, ist seine Devise. Am Ende landen wir doch in einer Kiste. Er scheint ein Genußverweigerer zu sein, ein Lebensverweigerer. Und so ist seine logische Konsequenz, sich mit 35 Jahren aus seinem Leben, seiner Ehe und seiner Familie davonzustehlen und sich im Altersheim einzumieten.


    Dort lebt er einfach so dahin, ohne rechte Aufgabe und rechtes Ziel und ist dort ein Sonderling unter Sonderlingen. Doch eines Tages zieht die krebskranke Mireille ein, deren letzter Wunsch ist, noch einmal das Meer zu sehen und so macht Antoine sich gemeinsam mit Mireille auf den Weg zum Meer….


    Antoine war mir suspekt – von der ersten bis zur letzten Seite. Er hat eine Lebenseinstellung, die mir absolut fremd ist. Wie kann er nur seine Familie für SO ein Leben aufgeben? Völlig unverständlich. Dieses Hinsetzen und Zeit totschlagen, bis es an der Zeit für den Tod ist, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Natürlich stimmt es, dass wir alle einmal sterben müssen. Aber bis es soweit ist, möchte ich LEBEN, möchte jeden Tag neue Entdeckungen machen, möchte lieben, möchte lachen – möchte einfach alles mitnehmen, was es für mich mitzunehmen gibt.


    Sich einfach nur zurückzuziehen und abzuwarten ist etwas, das ich mir vielleicht mit 90 vorstellen kann, aber mit 35 – so etwas ist mir völlig wesensfremd.


    Mireille dagegen, die weiß, dass ihre Tage auf unserer Erde gezählt sind, hat noch Wünsche und Träume und opfert ihre letzten Energien, um diese noch zu realisieren.


    Das Buch endet ebenso vorhersehbar wie überraschend – aber mehr verrate ich hier natürlich nicht.


    Was ich übrigens ärgerlich finde ist, dass auf dem Klappentext das Heim anders heißt als im Buch selbst. Ebenso ärgerlich wie die Tatsache, dass das Buch bereits unter einem anderen Namen „Feierabend“ erschienen ist. Und eigentlich ist es mit 7,95 für die paar Seiten entschieden zu teuer.


    Nichtsdestotrotz wird hier eine sehr nette Geschichte erzählt, über die man sich auch nach der Lektüre des Buches seine eigenen Gedanken zum Thema „Leben und Sterben“ machen kann.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)