Der westafrikanische, fiktive Staat Beninia steht kurz vor einem Machtwechsel. Präsident Obomi ist bei schlechter Gesundheit. Jedoch garantiert er allein - als eine Art pater familias nationalen Ausmaßes - das Wohlergehen seines Volkes. Sein Tod, so wird befürchtet, könnte ein Machtvakuum erzeugen und Beninia zum Zankapfel der umliegenden politischen Mächte werden lassen. Der junge, erfolgreiche afroamerikanische Geschäftsmann Norman House, Manager des riesigen internationalen Konzerns General Technics, bekommt die Gelegenheit, das gigantische Projekt zu prüfen, Beninia in die amerikanische Handelssphäre einzugliedern und es somit zu stabilisieren und den Neidern zu entziehen.
Gleichzeitig staunt die Weltöffentlichkeit über die wissenschaftliche Sensation, die aus dem pazifischen Inselstaat Yatakang gemeldet wird. Angeblich soll es dort dem berühmten Biologen Prof. Sugaiguntung gelungen sein, eine Technik zu entwickeln, das Erbgut der Bevölkerung dieses Staates im großen Stil zu perfektionieren. Oder ist diese Meldung ein riesiger Bluff, ausgeheckt von dem skrupellosen Diktator Solukarta, der über das Inselreich herrscht? Das herauszufinden (und ein wenig mehr) ist Aufgabe von Norman Houses Mitbewohner Donald Hogan. Ja, auch ein Top-Manager hat im New York des 21. Jahrhunderts einen Mitbewohner. Warum?
John Brunners Stand on Zanzibar beschäftigt sich mit einem Thema, das heute ein wenig aus der Mode gekommen ist. Menschen, die - wie ich - in den 80ern aufgewachsen sind, wissen allerdings noch, dass es damals, neben dem Atomkrieg, eine weitere allpräsente Angst gab: Die vor dem Kollaps unseres Planeten durch Überbevölkerung.
Brunner findet für dieses Problem das sehr griffige Bild, das seinem "non-novel" den Titel leiht: Würde man jedem Menschen gerade den Platz geben, um aufrecht zu stehen, könnte man die gesamte Erdbevölkerung auf Sansibar unterbringen - zumindest zu Beginn der Romanhandlung.
In Zeiten des allgegenwärtigen Geheules um den Geburtenrückgang, darf nicht vergessen werden, dass die Erdbevölkerung weiter wächst, bestimmte europäische Länder nur eine Ausnahme vom globalen Trend bilden. Die von Brunner entworfene Gesetzgebung zur Besteuerung zu vieler Nachkommen ist inzwischen (das Buch erschien 1968 und gewann damals den renommierten "Hugo Award") etwa in China Realität geworden.
Formal ist der Roman interessant angelegt: Kurze Kapitel, die in einem Inhaltsverzeichnis zu vier Gruppen gegliedert werden, folgen in diskontinuierlicher Weise aufeinander. Das verlangsamt am Anfang die Lesegeschwindigkeit beträchtlich und erfordert einige Geduld vom Lesenden.
Erst nach etwa einem Drittel des recht umfangreichen Buches, also nach etwa 220 Seiten, beginnt sich das fragmentierte Bild zu einem geordneten Ganzen zu fügen. Ab hier wirkt diese Technik dann allerdings etwas aufgesetzt.
Die vielen Stränge, die Brunner aufmacht, die vielen Personen, deren Geschichte er - oft nur sehr schlaglichtartig - erzählt, laufen ihm auch ein ganz klein wenig aus dem Ruder. Manche der Fäden, die er spinnt, hängen am Ende etwas lose aus seinem Text.
Bemerkenswert ist auch der Stellenwert der Biologie, der dem ganzen Roman ein etwas seltsames Ende gibt. Der Mensch erscheint als ein Wesen, das im großen Stil von Hormonen und Genen gesteuert ist; bewusste moralische Entscheidungen haben in der Welt von Stand on Zanzibar eigentlich keinen Platz. Diese Fixierung geschieht allerdings nicht unkritisch, sie wirkt eher wie eine unhintergehbare anthropologische Konstante. Mensch und Maschine werden in vielerlei Hinsicht einander angenähert, so dass sich die Leserschaft am Ende zurecht fragt, ob der Supercomputer "Shalmaneser" nicht wirklich der beste Lenker menschlicher Geschicke wäre.
Alles in allem ein beachtliches Buch, dessen erstes Drittel auch einen formal faszinierenden Text darstellt - bei SF nicht unbedingt an der Tagesordnung.
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