100 Stunden - Jean Christophe Rufin

  • 100 Stunden, Jean-Christophe Rufin, Originaltitel „Le Parfum d’Adam“, Übersetz. Brigitte Große u. Claudia Steinitz, Fischer Verlag, 2008, ISBN 978-3-10-068509-4, 19,90 €


    Zum Autor: lt. Klappentext
    Jean-Christophe Rufin wurde 1952 in Bourges geboren und studierte Medizin und Politik. Er war Vizepräsident von Ärzte ohne Grenzen, Berater im französischen Verteidigungsministerium und beim Roten Kreuz. 2001 gewann er den Prix Goncourt. Er arbeitete immer auch als Entwicklungshelfer und engagiert sich gegen Antisemitismus und Rassismut. 2007 wurde der französischer Botschafter im Senegal.


    Meine Meinung:
    Das Cover des Thrillers „100 Stunden“ von Jean-Christophe Rufin zitiert vollmundig Le Figaro mit der Aussage “Rufin schickt Michael Chrichton in die Ära der Dinosaurier zurück.“. Das bewirkt Jean-Christophe Rufin mit seinem Ökothriller sicherlich nicht – das liegt aber vor allem daran, dass Rufin und Chrichton inhaltlich und in ihrer Intention weit auseinander liegen.


    Juliette, Aktivistin in einer Umweltschutzgruppe, ist auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben. Als sie Tiere aus einem polnischen Versuchslabor befreit, gerät sie in das Komplott einer fanatischen Umweltorganisation, die den Plan verfolgt, die Menschheit zu reduzieren, um die Natur zu retten. Ex-CIA-Agent Paul Matisse und seine ehemalige Partnerin Kerry erhalten den Auftrag, die Hintergründe zum Übergriff auf das polnische Versuchslabor zu kären und finden sukzessive heraus, was die Fanatiker planen. Es bleiben ihnen nur 100 Stunden, um die Katastrophe zu verhindern und Juliette muß sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen will.


    Der Klappentext des im französischen Original unter dem Titel „Le Parfum d’Adam“ erschienenen Romans zitiert Le Monde mit der Aussage „Bioterrorismus, Fanatismus und Suspense. Ein Roman voller Action und Philosophie.“ Damit liegt Le Monde nicht schlecht. Jean-Christophe Rufin schreibt selbst in seinem Nachwort, dass er dem Leser die Möglichkeit geben wollte, die Bewegungen und Ideologien radikaler Ökologie kennen zu lernen, ohne Vorkenntnisse zu haben. Für ihn steht dabei weniger die ausführliche Erörterung des ökologischen Denkens im Vordergrund als das Nachdenken über unseren Blick auf die Dritte Welt und die Armut. Um sein Ziel zu erreichen, erscheint ihm die Fiktion des Romans als bestes Mittel, auf einfache Weise die Komplexität des Themas und die entscheidende Bedeutung der damit zusammenhängenden Fragen zu erschließen. Dieses Ziel erreicht Rufin sicherlich, allerdings bedeutet dies in Konsequenz, dass sein Roman, dessen deutscher Titel „100 Stunden“ einen rasanten Action-Thriller erwarten lässt, eher ein langsam fortschreitender Ökothriller mit relativ wenig Action-Elementen ist, da Rufin nun mal Raum braucht, um die diversen gedanklichen Strömungen und Ideologien radikaler Ökogruppierungen vorzustellen. Insofern kann Rufin niemals das Erzähltempo eines Michael Chrichton erreichen, wartet dafür aber mit einer anderen inhaltlichen Tiefe auf. Erzähltechnisch würde ich Rufins Roman eher mit Frank Schätzings „Der Schwarm“ vergleichen, der allerdings deutlich ausufernder schreibt als Rufin.


    Was die Ausgestaltung der Charaktere angeht, warten diese in Art und Häufigkeit mit ähnlichen Klischees auf, wie andere Romane des Genres auch, was m. E. auch im Hinblick auf die Informationen die Rufin einstreut zu verschmerzen ist. Schwieriger ist hingegen, dass der Roman, der spannend und temporeich beginnt, mit seinen vielen internationalen Handlungsorten abwechslungsreich ist, ab der Mitte deutliche Längen hat und über längere Phasen massiv an Spannung verliert, sogar so sehr, dass manch einer den Roman nicht fertig lesen wird und damit Rufins Botschaft gar nicht erfährt.


    Inhaltlich ist „100 Stunden“ von Jean-Christophe Rufin auf jeden Fall interessant und wer zu Thematik weiter recherchieren möchte, bekommt in Rufins Nachwort etliche Quellenangaben zur Verfügung gestellt. Auch wenn ich nur 7 Punkte vergebe, halte ich das Buch durchaus für lesenswert.

  • 100 Stunden – Jean-Christophe Rufin


    Meine Rezension:
    100 Stunden ist ganz und gar wie ein amerikansicher Bestseller in reißerischer Manier geschrieben und meiner Meinung nach literarisch sogar schwächer als vergleichbare Autoren.
    So ganz klar war mir zunächst nicht, warum Rufin der Meinung ist, es sei an der Zeit, die Welt mit Warnungen vor Ökoterroristen, die schlimmer sind als Greenpeace, aufzurütteln.
    Ich zweifle nicht daran, dass es eine relevante und reale Gefahr aus dieser Richtung gibt, aber Rufin schreibt sensationsheischend über das Thema. Offensichtlich will er Aufmerksamkeit um jeden Preis erringen, da er auch im Nachwort noch einmal mit seiner Panikmache aufsetzt.


    Die erste Protagonistin Juliette ist zwar schon sympathisch, aber letzlich unterscheidet sie nicht viel von anderen typischen Bestseller-Thriller-Heldinnen. Zudem verliert sie im Verlauf der Handlung, wie auch diese immer unlogischer wird. Andere Hauptfiguren entwickeln leider so überhaupt kein Profil. Das gilt besonders für Paul und Kerry. Das ist auch eine ganz laue Liebesgeschichte.
    Lächerlich so ein Satz wie auf Seite 527, als der Held die Heldin rettet:
    „Endlich fühlte sie, wie Paul näherkam und sie in seine Arme schloss. Sie schluchzte lange an seiner Brust.“


    Dieses verlogene Machwerk ist sowohl unlesbar als auch wirklich nicht lesenswert.
    Meine Empfehlung: Diesen Roman sollte man sich ersparen.