Das Schweigen - Gedicht-

  • Das Schweigen


    Wie bitter es doch ist
    nicht verstanden zu werden


    die, die mich umgeben
    mich zu verschlüsseln versuchen
    und fragen
    was ich zu erzählen habe


    ich schweige


    doch sie drängen
    und fragen erneut
    und schauen mich beschuldigend an
    als ob ich was verbrochen hätte
    ich wiederum schweige
    und schaue ihnen tief in den Augen
    aber sie verstehen nicht
    wenden ihre Augen von mir ab
    ich unterbreche mein schweigen


    sage;


    es fehlt mir die Erde


    sie schauen mich an


    ich fahre fort;


    die Wörter fehlen mir


    um die Gefühle
    die mich innerlich zerfressen
    zu beschreiben


    sie verstehen nicht


    ich fahre fort;


    Mutter fehlt mir
    ihre warmen Blicke
    ihr Schoß
    in dem ich mich in Glück wogte


    dann schweige ich wieder
    und es ist still


    alle schweigen


    bis auf meine innere Stimme
    die versucht sich in Wörter zu fassen


    ich spreche weiter;


    ich suche die Naht


    welches Naht ?
    fragen sie


    die Naht, die man mir ins Innere genäht hat
    die Schneise zu meiner inneren ich


    sie schütteln den Kopf
    belächeln mich


    ich erwidere;


    ich will raus
    mir den Naht finden, es wieder aufreizen
    und aus mir hinausströmen
    wo man mich eingesperrt hat


    sie verstehen nicht
    belächeln mich weiter


    ich senke meine Kopf
    und blicke auf den Boden


    sage;


    mir fehlt die Erde


    die aber, die mich umgeben
    schauen mich an


    Ich spüre die Kälte in ihren Blicken
    die mich erfrieren lassen


    ich falle auf die Knie
    berühre die Erde
    und mir wird wieder warm


    dann schweige ich wieder


    und es wird still um mich


    denn, schweigen bleibt als letztes Weg
    mit einander zu kommunizieren..
    wenn alle Wörter versiegen....


    DerImigrant

    Der Verständige ist wie des Gewürzhändlers Tafel, stillschweigend seine Trefflichkeiten vor Augen stellend; der Unverständige ist wie eine Kriegstrommel, laut tönend, im Innern leer, mit eitlem Getöse.(Saadi, zwischen 1209 und 1213 - 1292)

  • DerImigrant : ich verstehe nichts über die Machart eines Gedichtes und ich lese auch nicht sehr viele, da ich immer Mühe habe zu verstehen um was es geht.


    Dieses Gedicht hat mich aber heute sehr berührt, wahrscheinlich weil Schweigen auch für mich manchmal der einzige Weg ist mich mitzuteilen.


    Vielleicht hätte ich auch hier lieber schweigen sollen :gruebel

  • DerImigrant
    Mich beeindrucken die Texte von Dir auch sehr, das habe ich ja bereits schon an anderer Stelle vermerkt, bei der Erzählung DIE UNERFÜLLTEN WUNSCHZETTEL.


    Auffordernde, mutmachende Grüsse zum Weiterschreiben....Joan :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Bei Gedichten kannst du den Vorteil nutzen, alles klein zu schreiben und auf alle Satzzeichen verzichten, zwei Fehlerquellen weniger. Probier das doch mal aus.


    Inhaltlich muss ich leider sagen, dass mich das Gedicht nicht wirklich anspricht - ich kann gar nicht sagen, warum. Da fand ich deine Geschichte besser :-)

  • Das Gedicht drückt aus, was der erste Satz sagt: Da fühlt sich jemand nicht verstanden. Dieser Satz hätte gereicht, aber es ist die Chance der Lyrik, das auszubauen und Gefühle zu beschreiben.
    Nur gehorcht auch Lyrik gewissen Regeln.
    Nicht alles, was nicht den Regeln der Prosa folgt, ist gleich Lyrik.


    Hier sehe ich eher eine Mischform, nicht Fisch nicht Fleisch. Die Syntax wird teilweise aufgelöst. Die Groß- und Kleinschreibung wird teilweise nicht beachtet.
    Der gesamte Stil erfordert einen absolut souveränen Umgang mit der Sprache, ihrem Satzbau, ihren Bildern und ihrer Orthographie...
    Es ist mutig, als nicht - muttersprachler, sich an die größte Kunst einer Sprache zu machen.
    Den Mut kann ich honorieren.
    Den Text leider nicht. Da ist zu viel unausgegoren, halbfertig, ungenau, inkonsequent. Wenn ohne Interpunktion geschrieben wird, dann wird ohne Interpunktion geschrieben und der Text bietet mehrere Möglichkeiten, Satzzeichen zu setzen (der Autor sollte die Stellen alle kennen).
    Genauso ist es mit der Orthographie: auflösen kann, wer auch richtig kann.
    In jedem Fall gilt: Sätze werden bis zum Ende gebracht.
    "die, die mich umgeben
    mich zu verschlüsseln versuchen
    und fragen
    was ich zu erzählen habe"
    Was ist mit jenen, die Dich da umgeben ...??


    Ich bleibe dabei: Lyrik ist kein Ausweg, wenn man mit Prosa so seine Probleme hat. Im Gegenteil! Dieser Text ist verkappte Prosa, und die ist fehlerbehaftet bis zum obersten Rand.

  • Auch wenn ich nichts von Lyrik verstehe und meine Bewertungskriterien für ein Gedicht nicht Form, Stilmittel o.Ä. sind, (oder vermutlich gerade weil ich eigentlich keine Ahnung davon habe) möchte ich doch sagen, dass ich den Text persönlich ansprechend fand. Die lockere Form hat etwas, dass es realistisch wirken lässt. Vielleicht ist das der Grund, aus dem der Text (zumindest mich) unabhängig von fachlicher oder objektiver Qualität berührt.

  • ich verstehe auch nicht viel von lyrik, aber mir hats gefallen.
    allerdings war es für meinen geschmack etwas zu lang.

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Die Idee ist grundsätzlich gut, allerdings hängst du dich - neben den oben erwähnten orthographischen Fehlern, die einen beim Lesen schon etwas stolpern lassen - meiner Meinung nach vor allem im zweiten Teil an einigen Sätzen auf, die du phrasenhaft zu oft wiederholst.
    Aber mit ein bisschen Übung wird das bestimmt. Sich selbst das Gedicht laut vorlesen hilft auf jeden Fall, weil das das ist, was auch der Leser (im Kopf) macht.
    Weiter so!