Klappentext:
„Hygiene wird bei mir kleingeschrieben.“
Nach einer missglückten Intimrasur liegt die 18 jährige Helen auf der inneren Abteilung von Maria Hilf.
Dort widmet sie sich jenen Bereichen ihres Körpers, die gewöhnlich als unmädchenhaft gelten.
Feuchtgebiete erzählt die wunderbar wilde Geschichte einer ebenso genusssüchtigen wie verletzlichen Heldin.
Über die Autorin:
Charlotte Roche wurde 1978 in High Wycombe/England geboren und wuchs in Deutschland auf.
Für ihre Arbeit als Fernsehmoderatorin u. a. für VIVA, Arte und das ZDF wurde sie mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Charlotte Roche lebt in Köln, sie ist verheiratet und hat ein Kind.
Feuchtgebiete ist ihr erster Roman. (Quelle: DuMont)
Meine Meinung:
Meine Ekelgrenze liegt relativ hoch. Dennoch war ich nach den ersten Seiten und der ersten Konfrontation mit Helens Feuchtgebieten versucht, das Buch angewidert wegzulegen.
Eigentlich muss ich nichts über anderer Leute (und seien es Romanfiguren) Hämorrhoiden und deren genaue Beschaffenheit wissen. Eine detaillierte Beschreibung menschlicher Körperflüssigkeiten, - Öffnungen und deren Verwendungsmöglichkeiten brauche ich ebenfalls nicht. Trotzdem habe ich weiter gelesen, schlimmer konnte es kaum kommen …
Oh doch! Die Stellen, an denen Helen berichtet, wie sie mit einer Freundin Erbrochenes trinkt oder mit einer weiteren Freundin benutzte Tampons tauscht, sind derartig unappetitlich & widerlich, dass ich es kaum fassen konnte.
Charlotte Roches Intention lag wohl darin, das Hygienejoch zu brechen, dem gerade Frauen nach Meinung der Autorin unterworfen sind. Bei mir hat sie das genaue Gegenteil erreicht: ich hatte nach der Lektüre das starke Bedürfnis, mich stundenlang in die Badewanne zu legen und einer Ganzkörperrasur zu unterziehen.
Die Figur der Helen blieb für mich völlig ohne Substanz. Alles, was Helen ausmacht, ist die Begeisterung für Sex bzw. Selbstbefriedigung mangels Sexualpartners, ein Fetisch für Körperausscheidungen und die Verteilung derselben in der Öffentlichkeit und ihre liebevolle Hingabe bei der Aufzucht von Avocadobäumchen. Ein komplexer Charakter sieht für mich anders aus.
Sprachlich beschränkt sich Roche auf den schnoddrigen Tonfall eines Teenagers, nichts Bemerkenswertes.
Lediglich die Szenen, die Helens Verhältnis zu ihrer Familie schildern, lassen Potenzial erkennen. Über die familiären Hintergründe, die dazu führten, dass Helen erst mit 18 Jahren den Beruf ihres Vaters erfährt oder die Helens Mutter zu einem Selbstmordversuch veranlassten, hätte ich gerne mehr gelesen. Leider belässt es die Autorin bei Andeutungen und beschränkt sich auf Provokationen.