Charlotte Roche - Feuchtgebiete

  • Meine Meinung:


    Eine Zeitlang im Krankenhaus nach einer missglückten Intimrasur, und frischer Operation. Erst habe ich mich ein wenig gesträubt, Feuchtgebiete zu lesen, aber hin und wieder schwimme ich mit der Masse und möchte zumindest ein Grundgerüst haben, um zu sagen „ey, das hab ich auch gelesen!“. Helen war mir von Anfang an der sympathisch, frech, ehrlich, direkt, nicht auf den Mund gefallen, eben eine typische 18-Jährige die sagt was sie denkt und erst hinterher nachdenkt, ob sie so etwas wirklich sagen sollte. Ich finde die eigentliche Story laut Buchrücken wirklich uninteressant und nebensächlich, mehr als eine Art „Grundgerüst“ was wackelt, weil immer wieder abgeschweift und mit anderen Geschichten und Anekdoten erzählt wird. Mich stören die Nebengeschichten eigentlich überhaupt nicht, sie unterstreichen sogar noch Helens verrückte Art und ihr kleines durchgeknalltes Denken. Auf die Familiengeschichte hätte ich aber verzichten können, die hat irgendwie überhaupt nicht ins Bild gepasst...
    Zum Ende muss ich sagen... na ja. Ob realistisch oder nicht, die letzte Sache im Krankenzimmer war ziemlich schräg, aber es wäre ja ein Wunder, wenn selbst der Abschied bei Helen nicht schräg wäre. ;)
    Im Fazit würde ich sagen, dass Feuchtgebiete ziemlich eklig ist, weshalb ich definitiv Punkte abziehen müsste. Für die lustigen Parts kann man es sicher aber sicher mal ausleihen.
    Der Schreibstil ist ziemlich flüssig und für mich sogar recht schnell zu lesen. Ich hätte wirklich gedacht, dass ich von Feuchtgebiete maßlos enttäuscht werde und dass einfach nur ein groteskes Buch ist, aber trotz der detailreichen Darstellung, war es auch ein Buch, dass mich ziemlich gut unterhalten hat. Allein dank Hellen.

    HOPE AND PRAY THAT YOU'LL NEVER NEED BE BUT REST ASSURED
    I WILL NOT LET YOU DOWN. I WALK BESIDE YOU BUT YOU MAY
    NOT SEE ME; THE STRONGEST AMONG US MAY NOT WEAR A CROWN.


    SUB = 142

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von khymych ()

  • Nachdem das Buch von einer frustrierten "Anleserin" weggeworfen werden sollte, habe ich mich erbarmt und dachte mir, wegwerfen kann ich es immer noch, nachdem ich hineingeschaut habe. So lag es monatelang auf meinem Stapel, bis ich es am WE in die Hand genommen habe.


    Und was soll ich sagen? Es ist sicherlich keine literarische Meisterleistung und legt mehr wert auf Provokation als auf wertvollen Stil, aber ich habe es innerhalb weniger Stunden in einem Rutsch durchgelesen. Klar gab es ekelhafte Stellen, aber die konnte ich nach einiger Zeit kaum noch ernst nehmen. Stattdessen hat mich angefangen zu interessieren, warum das Mädel so extrem drauf ist.


    Das Ende erschien mir sehr passend. Helen mit ihrer schnoddrigen Art wurde für mich immer dünner und zerbrechlicher. Obwohl ich sie persönlich mit ihrer ekelhaften Art wahrscheinlich nicht akzeptieren könnte, tat sie mir irgendwie leid.


    Ich glaube, man sollte diesem kleinen Büchlein auch nicht zuviel Aufmerksamkeit schenken. Es ist extrem provozierend geschrieben, aber schriftstellerisch gar nicht mal so schlecht meiner Meinung nach.


    4/10 Punkte

  • Ein paar Jahre nach dem dummdämlichen Hype zu diesem (nennen wir es mal großzügig) "Buch" habe ich mir es auch zu Gemüte geführt.


    Es gibt durchaus amüsante oder auch interessante Stellen (ein paar Charakterzüge der Hauptfigur haben mich schon irgendwie beeindruckt).
    Im großen Ganzen gesehen ist es aber so arg gezwungen ekelig, dass man es nicht länger ertragen, geschweige denn für voll nehmen kann.


    Ich will meine 8 std Lesezeit zurück. *schnief* ;-(




    P.S.: Muss jemand außer mir beim Lesen dieses Machwerks an vier zehnjährige Jungen aus Colorado denken, die sich hinsetzen und sagen: "Schreiben wir mal ein ekliges Buch"? :rofl

    Viele Grüße
    Inks



    bokmal.gif


    Aktuell: Mai Thi Nguyen-Kim - Komisch, alles chemisch! | Jonathan Coe - Erste Riten

    SuB: 48

  • Habe das Buch vor einigen Jahren geschenkt bekommen (war mehr als Scherz gedacht) und deswegen auch komplett gelesen. (Ich weiß garnicht, wieso)


    Tja, Provokation ohne Sinn und Verstand. Literarisch ebenfalls keine Meisterleistung. Um mich zu schocken, ist außerdem viel mehr nötig.


    Zusammenfassend: Eines der schlechtesten Bücher, das ich bislang gelesen habe.

  • Zitat

    Original von Moloko
    ... Zusammenfassend: Eines der schlechtesten Bücher, das ich bislang gelesen habe.


    Da kann man nur aus vollem Herzen zustimmen, aber die Leute wollen so etwas offenbar lesen - und geben sogar noch Geld dafür aus.
    Alte Verlagsweisheit: "Ein gutes Buch ist eines, das sich verkauft."
    Der Dumont-Verlag wird sich also freuen: Über 1,8 Mio verkaufte Exemplare von diesem "Werk"!
    Und schon wieder gibt es einen vergleichbaren Hype. "Shades of Grey" ist allein in Deutschland mit einer Erstauflage von 500 Tsd. gestartet!
    Ach ja ... :schnaps

  • Ach ja, die Feuchtgebiete. Was war das damals für ein Rummel um dieses Ekel-Buch, und nun steht zu befürchten, daß aufgrund der Verfilmung das ganze Theater von vorne losgeht.
    Doch zum Roman an sich: bei der Erstlektüre war ich ob des Schockeffekts noch ganz amüsiert, doch beim Wiederlesen bleibt nur ein Eindruck hängen: gezielte, sehr klug eingefädelte Provokation und ein riesiger Medienhype, was einen Mega-Bestseller ohne jegliche literarische Grundierung ergab.
    Ich muß Charlotte Roche dafür auf jeden Fall Respekt zollen, auch wenn "Feuchtgebiete" ein Buch ist, auf das wohl niemand gewartet hat.
    Von ihrem zweiten Roman "Schoßgebete", der ja bedeutend bürgerlicher daherkommt, war ich übrigens auch sehr enttäuscht.