Klappentext
Nach zwanzig Jahren im Gefängnis ist er überraschend begnadigt worden. Christiane, seine Schwester, will sein erstes Wochenende in Freiheit mit einem Dutzend alter Freunde feiern, in einer verfallenen Villa auf dem Land, ohne Reporter und Kameras.
Der Journalist Henner, die Lehrerin Ilse, der Geschäftsmann Ulrich mit Frau und Tochter, Karin, Bischöfin einer kleinen Landeskirche, der Rechtsanwalt Andreas - sie alle haben damals in irgendeiner Form mit der Revolution sympathisiert. Heute haben sie ihren festen Platz im bürgerlichen Leben.
Sie kommen aus Loyalität, aus Nostalgie, aus Neugier. Sie wollen gern raten und helfen und zugleich Distanz wahren. Aber sie können sich der Konfrontation mit ihrer eigenen Biographie, ihren Lebensträumen und Lebenslügen nicht entziehen. Die Vergangenheit wird lebendig.
Mit der atmosphärischen Intensität eines Kammerspiels wird Bilanz gezogen.
Meine Meinung
Ein sehr interessantes Buch, was man unbedingt lesen sollte.
Das Buch ist in drei Kapitel gegliedert. Freitag, Samstag und Sonntag. Ein Wochenende. Man darf der Geschichte immer aus verschiedenen Blickwinkeln folgen. Aber trotzdem entsteht keine Pause. Die Übergänge sind nahtlos. Oft werden die gleichen Szenen aus verschiedenen Perspektiven geschildert.
Es ist spannend, wie die verschiedenen Figuren das Zusammentreffen, nach so vielen Jahren, erleben. Was für Diskussionen entstehen. Welche Dinge, den Menschen durch den Kopf gehen, wenn sie über die Vergangenheit nachdenken.
Obwohl nicht viel passiert, ist das Buch an keiner Stelle langweillig. Nicht ein einziges Mal. Man möchte immer weiter lesen und ist am Ende traurig, weil das Buch schon zu Ende ist. Man liest es sehr leicht.
Dieses Wochenende könnte wirklich so stattgefunden haben. Es ist überhaupt nicht so, dass das alles nur fiktiv erscheint.
Man erfährt, weshalb und auf welche Weise, die Personen bei der RAF dabei gewesen waren. Ausserdem macht das Buch Lust darauf, selber mehr über die RAF-Zeit zu lesen. (das war bei mir jedenfalls so).
Fazit:
Meiner Meinung nach, Bernhard Schlinks interessantestes und spannendstes Buch. Wem "Der Vorleser" nicht so gefallen hat (was bei mir nicht der Fall war), sollte diesem Buch unbedingt eine Chance geben.