'Die Kathedrale des Meeres' - Seiten 001 - 060

  • Was für ein Einstieg! Falcones schafft es, den Leser schon auf der ersten Seite in seinen Bann zu ziehen. Die Geschichte beginnt brutal, so brutal, wie die damalige Zeit wohl war (und heute in einigen Gebieten immer noch ist).


    Ich habe mit Arnau und seinem Vater mitgelitten. Die beiden sind mir sehr nahe, was ich von Francesca nicht sagen kann. Dabei hat sie alles Mitleid nötig, sie ist eine gebrochene Frau, ausgenützt von einem Feudalherren und seinem Gefolge. Behandelt wie eine Ware, die man bei Bedarf ungefragt hervorholt und auch wieder fallen lässt.


    Dass sich Francesca nicht zu ihren Eltern getraut, hat sicher zu einem Teil mit dem Verstossenwerden durch die Mutter zu tun, aber auch Scham. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich die Schuld an den Vorfällen gibt.


    Dass Bernat bei seinem Schwager in der Töpferei Arbeit fand und sich dort hocharbeitet, finde ich sehr gut. So kann er, obwohl er es nicht leicht hat, in einem ziemlich geschützten Umfeld das Jahr hinter sich bringen, um die lange erhoffte Freiheit zu erlagen.


    Mir kommt vor, dass er einen sehr starken Lebenswillen hat (sein Sohn auch), der ihn das Schlimme aushalten lässt. Dass er sich Sorgen wegen des toten Schmiedegesellen macht, ist verständlich - und macht Bernat sehr menschlich.


    Das Buch hat sehr viel Geschichtliches und Querverbindungen, das liest sich nicht so nebenbei. Zumal ich gerne nachlese, was es mit diesem oder jenem Hinweis auf sich hat.


    Mir gefällt die Sprache sehr gut: Einfach, klar und ohne siebenfache Windungen. Etwas, das Juristen manchmal gerne bemühen. Bei ihm ist von dieser "Déformation professionelle" nichts zu merken (bis jetzt zumindest) ;-)

  • Zitat

    Original von fabuleuse
    Mir gefällt die Sprache sehr gut: Einfach, klar und ohne siebenfache Windungen. Etwas, das Juristen manchmal gerne bemühen. Bei ihm ist von dieser "Déformation professionelle" nichts zu merken (bis jetzt zumindest) ;-)


    Deformation- :nono :nonoaber nicht doch.

  • @ beo: Ich nehme an, du kennst die "Déformation professionelle" (Abfärben des Berufs auf das Privatleben, aber eher in belehrender Form denn in unterstützender...).
    Und nein, du bist, was ich bisher so gelesen habe von dir, nicht davon befallen ;-) :keks

  • Bedingt durch die Buchmesse bin ich ein wenig der Nachzügler, aber hier meine Meinung zu den ersten 60 Seiten:


    Mit Llorenc de Bellera ist Falcones ein Bösewicht von beinahe ekelerregender Intensität gelungen. Vielleicht ein wenig zu schwarz/weiß, aber auf jeden Fall hat sein Handeln in mir Emotionen erweckt, und das rechne ich einem Autor immer wieder hoch an.
    Bernats Verhalten bei der erzwungenen Hochzeitsnacht wirkt auf mich ein wenig feige, aber vermutlich hatte er keine andere Wahl. Schade finde ich nur, dass man keinen Einblick in Francesca bekommt. Man merkt ihr an, dass die beiden Vergewaltigungen sie zerstört haben, sie baut zum Beispiel keine Beziehung zu dem Kind auf, aber ich hätte mir doch gewünscht, dass ich ein bisschen was über die Frau erfahre. So ist sie nur ein Sandsack, auf den jeder einprügelt. Mitleiderregend zwar, aber trotzdem irgendwie farblos.
    Dass Bernat seinen Jungen aus der Schmiede holt, fand ich sehr mutig von ihm und auch das schlechte Gewissen über den Schmiedegesellen hat mir gefallen. Eines habe ich jedoch am Verhalten Belleras nicht verstanden. Erst will er dadurch, das Bernat seine Frau ebenfalls vergewaltigt, dafür sorgen, dass das Kind nicht sein Bastard ist, und als es sich herausstellt, dass das Kind wirklich nicht von ihm ist, bereitet er Francesca weitere Qualen. Kommt da der tierische Urinstinkt vom Verbreiten der Gene durch? Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht - und hoffe, dass diese Bösewicht irgendwann einmal wieder aufgegriffen wird.
    :wave

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von CorinaB ()

  • Zitat

    Original von CorinaB
    Eines habe ich jedoch am Verhalten Belleras nicht verstanden. Erst will er dadurch, das Bernat seine Frau ebenfalls vergewaltigt, dafür sorgen, dass das Kind nicht sein Bastard ist, und als es sich herausstellt, dass das Kind wirklich nicht von ihm ist, bereitet er Francesca weitere Qualen. Kommt da der tierische Urinstinkt vom Verbreiten der Gene durch? Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht - und hoffe, dass diese Bösewicht irgendwann einmal wieder aufgegriffen wird.
    :wave


    Ich hab das so verstanden: Bellera wollte schon, dass ein mögliches Kind von ihm ist, allerdings wollte er nicht, dass ihm das jemand nachweisen kann, damit er nicht für seinen Bastard bezahlen muss. In einem Nebensatz steht das irgendwo auch, dass Bellerra zwar viele Bastarde hatte, ihm aber noch nie jemand was nachweisen konnte...

  • Zitat

    Original von Königstochter
    Ich hab das so verstanden: Bellera wollte schon, dass ein mögliches Kind von ihm ist, allerdings wollte er nicht, dass ihm das jemand nachweisen kann, damit er nicht für seinen Bastard bezahlen muss. In einem Nebensatz steht das irgendwo auch, dass Bellerra zwar viele Bastarde hatte, ihm aber noch nie jemand was nachweisen konnte...


    Stimmt! Das wollte er. Er wollte vor seinen Leuten das Gesicht als starker Deckhengst nicht verlieren, denn letztlich hat man ihn ja gefragt, ob er keine Kraft mehr hat. Kann die Eitelkeit eines Mannes so weit gehen, dass er eine Frau dafür dermaßen zerstört? Bei Bellera offenbar ja. Ich hoffe, er kriegt seine Strafe dafür. ;-)

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Richtig, erst als deswegen über ihn gespottet wird, reagiert de Bellera.
    Er muss also trotz seiner Macht, die er gnadenlos ausübt, ein sehr niedriges Selbstbewusstsein haben.


    Ist das nicht immer so? Wer Macht gnadenlos ausübt tut es weil ihm natürliche Autorität und Selbstbewußtsein fehlen.

  • Die Aufmachung des Buches gefällt mir seht gut. Prägedruck, dicke starke Seiten, Karte und ein Lesebändchen. Was will man mehr? :-) Ich habe zusätzlich noch ein dazu passendes Lesezeichen :-]


    Die ersten 60 Seiten lesen sich im Nu weg. Allerdings geht es gleich von Anfang an hoch her :wow.


    Das Schicksal von Francesca wird je weiter man kommt je immer blasser. Hier hätte ich mir schon mehr Details gewünscht. Vor allem, wie geht es mit ihr weiter? Lebt sie noch? Wird sie Arnau wieder sehen? Fragen über Fragen...


    Jaume ist zu blass beschrieben, um ihn von Beginn an richtig einschätzen zu können.


    Aber ich denke nicht, dass er bösartig ist.

  • Endlich bin ich auch dazu gekommen, den ersten Abschnitt zu lesen. Der Umschlag ist fantastisch, die geprägten Buchstaben, die aussehen, wie aus einem Bauplan entnommen, ein fach grandios. Dann der Plan von Barcelona, der mich sofort zurückversetzt in die Tage, die ich letztes Jahr dort verbracht habe. Aber der Höhepunkt ist das Bild. Ich bin ein Gotik-Junkie, kann stundenlang mit offenem Mund durch die Kirchenbauten wandern und jedes gemeißelte Detail in mich aufsaugen. Ich war im letzten Jahr auch in der Kathedrale, aber leider ist ihre Schönheit nicht mehr "geniessbar", ich wurde nur durchgeschoben und leider war auch viel eingerüstet.
    Die Schreibstil von Falcones gefällt mir sehr gut, schnörkellos und Wissen vermittelnd, ohne den Zeigefinger zu heben. Das Mittelalter in Spanien wird sehr plastisch geschildert, ich leide mit Francesca, Bernat und Arnau mit. Schnell weiterlesen!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)