Was für ein Einstieg! Falcones schafft es, den Leser schon auf der ersten Seite in seinen Bann zu ziehen. Die Geschichte beginnt brutal, so brutal, wie die damalige Zeit wohl war (und heute in einigen Gebieten immer noch ist).
Ich habe mit Arnau und seinem Vater mitgelitten. Die beiden sind mir sehr nahe, was ich von Francesca nicht sagen kann. Dabei hat sie alles Mitleid nötig, sie ist eine gebrochene Frau, ausgenützt von einem Feudalherren und seinem Gefolge. Behandelt wie eine Ware, die man bei Bedarf ungefragt hervorholt und auch wieder fallen lässt.
Dass sich Francesca nicht zu ihren Eltern getraut, hat sicher zu einem Teil mit dem Verstossenwerden durch die Mutter zu tun, aber auch Scham. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich die Schuld an den Vorfällen gibt.
Dass Bernat bei seinem Schwager in der Töpferei Arbeit fand und sich dort hocharbeitet, finde ich sehr gut. So kann er, obwohl er es nicht leicht hat, in einem ziemlich geschützten Umfeld das Jahr hinter sich bringen, um die lange erhoffte Freiheit zu erlagen.
Mir kommt vor, dass er einen sehr starken Lebenswillen hat (sein Sohn auch), der ihn das Schlimme aushalten lässt. Dass er sich Sorgen wegen des toten Schmiedegesellen macht, ist verständlich - und macht Bernat sehr menschlich.
Das Buch hat sehr viel Geschichtliches und Querverbindungen, das liest sich nicht so nebenbei. Zumal ich gerne nachlese, was es mit diesem oder jenem Hinweis auf sich hat.
Mir gefällt die Sprache sehr gut: Einfach, klar und ohne siebenfache Windungen. Etwas, das Juristen manchmal gerne bemühen. Bei ihm ist von dieser "Déformation professionelle" nichts zu merken (bis jetzt zumindest)