'Die Kathedrale des Meeres' - Seiten 001 - 060

  • Die Kathedrale des Meeres verspricht ein Stück katalonische Geschichte eines katalonischen Autors. Umso überraschter bin ich, dass im Original Ildefonso Falcones sein Werk anscheinend in spanischer Sprache und nicht in katalanisch geschrieben hat. Ohne die Übersetzung beurteilen zu können, da ich das Original nicht lesen kann, macht der Stil auf mich einen sehr guten Eindruck, so dass ich eine gelungene Übersetzung von Lisa Grüneisen vermute.


    Dass der Stil des Autors wie angekündigt schlicht ist, empfinde ich als positiv, er ist sparsam und geschickt eingesetzt und passt einfach. Ich schließe mich also der Meinung von Pardise Lost und Pelican an.


    Zitat

    Original von Pelican


    Die Sprache ist nicht schlecht. Sie ist nüchtern, schnörkellos, ohne aber messerscharf zu sein. Sie ist in keinster Weise literarisch, poetisch, pathetisch, schwelgerisch und selten bildhaft. Aber dennoch liest sie sich flüssig und dennoch merkt man, dass der Autor mit dem Herzen dabei ist.


    60 Seiten sind schnell gelesen und hier mein Eindruck zum ersten Teil Diener der Erde: Es beginnt ziemlich grausam, als Llorenc de Bellera sein Recht auf die erste Nacht auf der Hochzeit von Francesca und Bernat fordert und Francesca vergewaltigt. Dann zwingt er auch noch Bernat dazu. Damit zerstört er die beiden, zudem Franceca auch später noch zum Daueropfer wird.
    Francesca als Charakter wird nur von außen betrachtet, innere Gedankengänge werden bei ihr nicht beschrieben, damit bleibt sie leider Opfer und eine Nebenfigur.
    Bei Bernat wird die seelische Verfassung schon besser beschrieben, er flieht mit seinem Sohn.
    Ich vermute, dass Arnau später die Hautfigur wird.
    Mit Jaume wird wieder ein durch und durch schlechter Charakter eingeführt.


    Mit der Buchgestaltung bin ich sehr zufrieden. Es gibt eine detaillierte Karte von Barcelona des 14.Jahrhunderts im Buchdeckel mit ausführlich beschriebener Legende, ein Nachwort des Autoren, dass ich noch nicht gelesen habe und eine gute Schriftgröße.

  • Ich habe die ersten 60 Seiten gestern Nacht gelesen. Die Sprache empfinde ich ebenfalls als sehr angenehm. Schlicht aber doch fesselnd.


    Weiß jemand etwas über das Gesetz, dass die Bauern keine Backöfen auf ihren Besitzungen haben durften und zum Backen auf die Burg mussten? (S. 12). Das würde mich wirklich interessieren.


    Die Hochzeit, die so fröhlich begann und dann in einer Katastrophe endete...
    Hat Bernat bei dem vom de Bellera angeordneten Vollzug der Ehe wirklich an Francesca gedacht oder ist es ihm in erster Linie um seine Haut gegangen? Ich hatte den Eindruck, dass er nicht ausgepeitscht wird war ihm in dem Moment wichtiger als die Sorge um Francesca.


    Francesca bekommt ein Kind, das - zum Glück - eindeutig von Bernat ist. Sie kann dieses Kind aber nicht lieben. Statt dessen entwickelt Bernat eine sehr innige Beziehung zu seinem Sohn. Das hat mich sehr berührt. Ich finde das eigentlich ungewöhnlich für die damalige Zeit.
    Mit unendlicher Mühe und Geduld päppelt er ihn wieder auf und flieht mit ihm nach Barcelona, um ein freier Mann zu werden.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Mit Jaume wird wieder ein durch und durch schlechter Charakter eingeführt.


    Den habe ich gar nicht als so schlecht empfunden bislang. Meinst Du, da erwartet uns noch Böses?


    Die Buchgestaltung gefällt mir auch sehr gut. Ob das Ausschnitte von Zeichnungen sind in den Initiale der Kapitelbeginne? Das findet sich auch in den Buchstaben des Covers.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Francesca bekommt ein Kind, das - zum Glück - eindeutig von Bernat ist.


    Das Muttermal, dass alle Estanyols haben, eregte aber auch wieder den Zorn von Llorenc de Bellera, da er dadurch seine Männlichkeit in Frage gestellt sieht. Dieser Irre!
    Sonst wären Francesca und Bernat vielleicht in Ruhe gelassen worden.


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Den habe ich gar nicht als so schlecht empfunden bislang. Meinst Du, da erwartet uns noch Böses?


    Jaume schwingt sehr die Peitsche gegen die Sklaven und ist erbarmungslos.

  • Stimmt, wie er mit den Sklaven umgeht hatte ich irgendwie verdrängt :wow


    Ich hatte nur sein Verhalten Bernat gegenüber im Kopf, das zwar distanziert aber respektvoll ist (zumindest nachdem Bernat ihm gesagt hat, er würde ihn umbringen, wenn er die Peitsche gegen ihn erhebt).


    Könnte mir vorstellen, dass Jaume zu einem späteren Zeitpunkt eine einflussreiche Persönlichkeit sein wird. (Meister, Rat der Stadt etc.)

  • Jaume setzt sich jedenfalls stets in eine gute Position bei seinem Meister und berät ihn bei wichtigen Entscheidungen. Tatsächlich könnte auch ich mir vorstellen, dass er eine Meisterposition einnehmen kann, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bietet.



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Hat Bernat bei dem vom de Bellera angeordneten Vollzug der Ehe wirklich an Francesca gedacht oder ist es ihm in erster Linie um seine Haut gegangen? Ich hatte den Eindruck, dass er nicht ausgepeitscht wird war ihm in dem Moment wichtiger als die Sorge um Francesca.


    Bernat ist kein Held, aber er war dem Terror auch chancenlos ausgesetzt.
    Seine Beziehung zu Francesca wurde durch die Gewalttat von vornherein auf immer zerstört. Er flieht dann ja auch mit seinem Sohn und lässt seine Frau zurück-


    Francescas Mutter hat sie vor dem Backhaus öffentlich verstossen. Auch kein so schöner Zug.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Francescas Mutter hat sie vor dem Backhaus öffentlich verstossen. Auch kein so schöner Zug.


    Das fand ich auch hart. Francesca konnte ja nichts, gar nichts für ihre Situation. Sie war de Bellera und seinen Soldaten hilflos ausgesetzt. Ob de Bellera dafür gesorgt hat, dass sie als Hure angesehen wird? Er hat das ja seiner Frau gegenüber behauptet. Wahrscheinlich hat Francescas Familie dann auch geglaubt.


    EDIT:


    Ich bin gespannt, ob wir Francesca irgendwann noch mal begegnen. Ich würde gerne wissen, was aus ihr geworden ist.

  • Zitat


    Original von Herr Palomar
    Mit der Buchgestaltung bin ich sehr zufrieden. Es gibt eine detaillierte Karte von Barcelona des 14.Jahrhunderts im Buchdeckel mit ausführlich beschriebener Legende, ein Nachwort des Autoren, dass ich noch nicht gelesen habe und eine gute Schriftgröße.


    Gefällt mir auch gut, vor allem das Cover.


    Der Anfang hat mich echt entsetzt! Wie brutal von seinem Lehnsherren, Llorenc de Bellera. Ich hatte das Gefühl, dass das die Rache dafür war, dass er nicht die Hälfte von Bernats Land bekommen hat, als dessen Vater starb. Immerhin hat er ja am Schluss sein Ziel erreicht, das Land war jetzt seins.


    Zitat


    Original von Herr Palomar
    Francesca als Charakter wird nur von außen betrachtet, innere Gedankengänge werden bei ihr nicht beschrieben, damit bleibt sie leider Opfer und eine Nebenfigur.


    Ja aber ich finde durch Bernats Augen kann man sich schon vorstellen, was in ihr los war.



    Zitat


    Original von Bouquineur
    Francesca bekommt ein Kind, das - zum Glück - eindeutig von Bernat ist. Sie kann dieses Kind aber nicht lieben. Statt dessen entwickelt Bernat eine sehr innige Beziehung zu seinem Sohn. Das hat mich sehr berührt. Ich finde das eigentlich ungewöhnlich für die damalige Zeit.


    Hat mich auch berührt. Trotzdem glaube ich, dass man einen ganz schönen Knacks davonträgt, wenn die eigene Mutter einen nicht annimmt...


    Schön fand ich auch, dass Bernats Schwester sich so sehr für ihn eingesetzt hat! Jetzt ist er also offiziell nicht mehr Leibeigener, aber traut sich trotzdem nicht raus, wegen dem Todschlag an dem Schmiedejungen. :yikes


    Zitat


    Original von Herr Palomar
    Mit Jaume wird wieder ein durch und durch schlechter Charakter eingeführt.


    Mir ist das erst nicht so ins Auge gestochen, aber wenn ich so drüber nachdenke :gruebelJa du hast recht. Auch die Art, wie er Bernat als billige Arbeitskraft bezeichnet spricht da dafür...


    Ich vermute auch, dass Arnau die Hauptfigur wird.

  • Zitat

    Original von Königstochter


    Ja aber ich finde durch Bernats Augen kann man sich schon vorstellen, was in ihr los war.


    Ja, da hast du eigentlich Recht. So gesehen war das schon gut gemacht vom Autor.


    Ob sich Francescas Verhältnis zu ihren Sohn gebessert hätte, der für sie halt aus der Vergewaltigung heraus entstanden ist, egal wer jetzt der Vater ist? Ich glaube es eigentlich nicht.
    Ich hoffe aber doch, dass Francesca später im Buch noch einmal auftauchen wird. Schließlich sollte Arnau seine Mutter doch kennenlernen.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Das fand ich auch hart. Francesca konnte ja nichts, gar nichts für ihre Situation. Sie war de Bellera und seinen Soldaten hilflos ausgesetzt. Ob de Bellera dafür gesorgt hat, dass sie als Hure angesehen wird? Er hat das ja seiner Frau gegenüber behauptet. Wahrscheinlich hat Francescas Familie dann auch geglaubt.


    Das wäre möglich, obwohl ich eher an den gesellschaftliche Druck glaube, da Francescas Mutter ihre gute Stellung in Gefahr glaubt.


    Aber es ist sinnlos, Francescas fehlende Liebe zu ihren Sohn, Francescas Mutter die Verstossung und Bernats fehlendes Heldentum bei der Vergewaltigung vorzuwerfen und sie gegeneinander aufzurechen. Sie waren alle die Opfer.
    Schuld hat nur de Bellera und andere Gutsbesitzer, die sich als die Herren aufspielen und die Bauern unterdrücken.
    Die Literatur ist voll von ähnlichen Beschreibungen. Es ist hier kein Einzelfall, aber Falcones hat es doch sehr verdeutlicht und die Auswirkungen auf alle mit großer Wirkung gezeigt.

  • Zitat


    Original von Herrn Palomar
    Ich hoffe aber doch, dass Francesca später im Buch noch einmal auftauchen wird. Schließlich sollte Arnau seine Mutter doch kennenlernen


    Ich weiß nicht so recht. Eine Frau, die erlebt hat, was Francesca erlebt hat, ist glaube ich total zerbrochen. Ich wünsche ihr natürlich, dass es einen Ausweg gibt und sie lernt, mit dem allen umzugehen :knuddel1
    Vorstellen kann ichs mir allerdings nicht so recht, zumal auch alle im Dorf (sogar ihre Mutter) sie verstoßen haben. Wie soll sie also aus ihrer Situation rauskommen? Wenn plötzlich eine total "normale" Francesca auftauchen würde, würde ich das sehr unrealistisch finden. Und wenn Francesca als zerbrochene Frau auftaucht, ist Arnau damit irgendwie nicht recht ein Gefallen getan, hab ich das Gefühl...

  • Gestern Abend habe ich die ersten 60 Seiten geschafft, und es war mir eine Freude, sie zu lesen, vor allem - wie hier schon beschrieben - aufgrund der gut gewählten Sprache.


    Besonders aufgewühlt hat mich in den Schilderungen die Vorstellung des Leibeigentums.
    Natürlich wusste ich darum - aber in meiner Vorstellung hatte es immer mehr mit der "Arbeit des Leibes" zu tun als weniger mit zum Beispiel der Vergewaltigung von Frauen von Leibeigenen...


    Ich glaube, wir können gar nicht froh genug sein, dass es das ín unseren Breiten und Zeiten so nicht mehr gibt!


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Die Aufmachung des Buches, sowie der Stadtplan im Buchdeckel gefällt mir sehr gut. Die Schrift ist auch in Ordnung.


    Das Buch liest sich flüssig und ist am Anfang ganz schön grausam beschrieben. Da musst ich wirklich ein paar mal Schlucken. Die Beschreibung der Rechte der Lehnherren fand ich interessant und sehr erschreckend.


    Zitat

    @ Bouquineur:
    Ich bin gespannt, ob wir Francesca irgendwann noch mal begegnen. Ich würde gerne wissen, was aus ihr geworden ist.


    Geht mir genauso.

  • Insgesamt kann ich Euch in allen Punkten zustimmen.


    Von der ersten Seite an habe ich mich schnell eingelesen. Die Sprache empfinde ich als sehr angenehm und passend, nicht ausschweifend (eher wie das damalige einfache Leben), trotzdem aber sehr plastisch.


    Naja den Einstieg fand ich sehr grausam, aber eben nicht beschönigend für die damalige Zeit.....


    Beeindruckend fand ich die Fürsorge von Bernat zu seinem Sohn und wie er in allen Situationen zu ihm gesprochen hat.


    Also das Buch gefällt mir sehr gut.

  • Die ersten 60 Seiten hab ich gerade am Stück "weggeschlürft". Der Einstieg gefällt mir schon sehr gut, endlich mal wieder ein historischer Roman bei dem ich das Gefühl habe, dass die tatsächlichen Zustände im Mittelalter einigermaßen wirklichkeitsgetreu wiedergegeben werden und, was mich einigermaßen begeistert, nicht, ob der Ungerechtigkeit der Lebensverhältnisse, auf die Tränendrüse gedrückt wird. Hier werden nüchtern Tatsachen geschildert.


    Francesca ist eine Nebenfigur, sie dient einfach nur dazu zu erklären weshalb Bernat mit seinem Sohn flieht. Sie ist nur ein Teil der Vorgeschichte, die uns deutlich machen soll über welche brutalen Zeiten und für uns kaum vorstellbaren Verhältnisse wir reden. Deswegen glaube ich kaum, dass sie wieder auftaucht.


    Wen wir aber meiner Meinung nach auf jeden Fall wieder treffen ist der fiese Lehnsherr. Der Hass mit dem er Bernat inzwischen verfolgt wird sich kaum mit der Zeit mildern.


    Jaume als durch und durch bösartiger Charakter... nee, das seh ich (noch) nicht so. immerhin hat sich Bernat Jaumes Respekt verdient indem er ihm klar gemacht hat, dass er sich nicht wie einen Sklaven behandeln lässt, auch wenn er arbeitet wie einer. Ich denke das ist noch ausbaufähig, ich könnte mir sogar vorstellen, dass er irgendwann Arnau unterstützt.
    Mal sehen. ;-)


    Das Buch selbst ist mir im Prinzip zu schwer und unhandlich. Auch auf die Karte kann ich ehrlich gesagt verzichten, da guck ich eh nie drauf und wenn dann bleibt sie ein bömisches Dorf für mich.
    Das heißt nicht, dass ich nicht auf schöne Bücher, und das ist ein schönes Buch, stehe, aber lesen tu ich am liebsten Taschenbücher. Klein, handlich und leicht.


    Schade, dass ich nicht sofort weiter lesen kann, muss heute abend weg. :-(

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  • Will mich erstmal entschuldigen.....


    Ich war am Wochenende in Berlin und bin gerade erst bis Seite 41 gekommen, kann also nicht wirklich viel sagen. :-(


    Auch ich war ziemlich geschockt von den grausamen Szenen rund um Francesca und ich kann mir
    irgendwie nicht vorstellen, dass das schon alles war,was wir von ihr zu lesen kriegen.
    Ich denke, dann hätte Falcones sie wohl eher sterben lassen, oder?


    Sein Stil hat mich noch nicht so ganz überzeugt, aber man muss sich ja auch erstmal reinlesen.
    Das werde ich dann auch gleich mal machen.

  • Da ich schon merfach in Barcelona war gefällt mir die Karte sehr (auch wenn sich Barcelona verändert hat :grin). Die Geschichte ist ungewöhnlich insoweit, als dass das ius primae noctis ein Besteuerungsrecht war und in der Regel nicht vollzogen wurde- ein Grundherr der dies getan hätte wäre von seinen kollegen - und Mutter Kirche - sehr verächtlich beandelt worden, aber ich kann mir hier vorstellen, dass es dem Grundherrn in erster Linie um den Besitz geht- es lässt die Frau (Francesca- die für ihn aber sicher kein Individuum mit Rechten wie Namen war) in dem Moment fallen, in dem er den Grundbesitz hat, obwohl auch er sie vorher häufig benutzt hat.


    Bernats Haltung in der Eheszene ist mehrschichtig, natürlich war er erregt über die Haut und Nacktheit seiner Frau (sonst wäre das ja mit der Zeugung nicht gegangen) andererseits ist die Angst vor einer Massenvergewaltigung seiner Frau und die selbst mißhandelt zu werden präsent - was ja auch bedeutet arbeitsunfähig zu werden- all das spielt eine Rolle.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Die Geschichte ist ungewöhnlich insoweit, als dass das ius primae noctis ein Besteuerungsrecht war und in der Regel nicht vollzogen wurde- ein Grundherr der dies getan hätte wäre von seinen kollegen - und Mutter Kirche - sehr verächtlich beandelt worden, aber ich kann mir hier vorstellen, dass es dem Grundherrn in erster Linie um den Besitz geht- es lässt die Frau (Francesca- die für ihn aber sicher kein Individuum mit Rechten wie Namen war) in dem Moment fallen, in dem er den Grundbesitz hat, obwohl auch er sie vorher häufig benutzt hat.


    Danke für die Info, Beo. Ich wusste nicht, dass das zum Besteuerungsrecht gehört. Wieder was gelernt :-)


    Artikel dazu gibts sogar bei Wiki:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Ius_primae_noctis

  • Hm, aber der Wiki-Artikel bezieht sich an einer Stelle direkt auf Katalonien.


    Zitat

    In Katalonien schritten die Herren über das Hochzeitsbett, in dem die Braut niedergelegt worden war. Bei diesen symbolischen Handlungen, die schnell den Unmut der betroffenen Bauern erregten, scheint es in Katalonien auch zu sexuellen Übergriffen und damit zu Situationen gekommen zu sein, die von einer realen Umsetzung des Topos vom tyrannischen Vorrecht des Herrschers auf den Beischlaf mit den Bräuten der Untertanen nicht mehr weit entfernt waren


    Dort scheint es also doch noch etwas "härter" zugegangen zu sein. von daher ist die Geschichte vielleicht nicht allzuweit vom tatsächlichen Geschehen entfernt.


    Was mir BTW am Buch auch gut gefällt ist die Erwähnung der Besetzung Spaniens durch die Mauren und die Rückeroberung durch die Spanier, auch wenn Barcelona nur sehr kurz unter der Herrschaft der Mauren stand und sie im 14. Jahrhundert schon lange abgeschüttelt hatte.
    Dies, und das Zusammentrefen Bernats mit dem Juden nach seiner Ankunft in Barcelona, vermitteln ein gutes Gefühl für den Zeitgeist.

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  • Zitat

    Original von beowulf
    Bernats Haltung in der Eheszene ist mehrschichtig, natürlich war er erregt über die Haut und Nacktheit seiner Frau (sonst wäre das ja mit der Zeugung nicht gegangen) andererseits ist die Angst vor einer Massenvergewaltigung seiner Frau und die selbst mißhandelt zu werden präsent - was ja auch bedeutet arbeitsunfähig zu werden- all das spielt eine Rolle.


    Wenn schon die Vergewaltigung am Hochzeitstag ein Schock für Francesca gewesen ist, so muss die zweite (wenn auch vom Gutsbesitzer erzwungene) Vergewaltigung durch ihren frisch angetrauten Ehemann, von dem sie sich eher Schutz erwarten durfte, noch schlimmer sein. Ich frage mich, ob sie Bernat diesen Übergriff später vergeben hat, da sie wusste, dass er keine andere Wahl hatte bzw. ob sie das überhaupt vergeben konnte. Ihr Kind nimmt sie ja nicht an.