'Die Kathedrale des Meeres' - Seiten 061 - 165

  • Ich bin erst auf Seite 75, muss aber schon meine Gedanken loswerden.
    Grau Puig war mir ja schon im ersten Abschnitt unsympathisch. Letztendlich verdankt er alles was er sich aufgebaut hat Bernat und seinem Vater und doch zeigt er keine Spur von Dankbarkeit sondern ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
    Ich frage mich nach den ersten Seiten dieses Abschnitts, was für ein Monster er wirklich ist. Töten darf er die Sklavin nicht, aber warum nicht so bestrafen, dass sie an den Folgen stirbt? Weil das Fett für das Überbrühen bei lebendigem Leibe nicht ausreicht, wird es die Peitsche.
    Strafe für ein Vergehen, dass sie gar nicht begangen hat. Einfach, weil ein Schuldiger gebraucht wurde.


    Bernat, der jetzt mit Arnau das Haus verlassen will, wird mit Tricks und Lügen davon abgehalten. Grau könnte ja sein Gesicht verlieren. Statt dessen bietet er Bernat an, für einen Hungerlohn weiter für ihn zu arbeiten. Und das, nachdem die Töpferei durch Bernat noch ein ganzes Stück erfolgreicher geworden ist.

  • Die Tötung der Maurin war eine unmenschliche und schockierende Szene, nicht nur für den Leser sondern auch für Arnau, der anschließend sehr verstört ist
    Deshalb ist es gut, dass er später in Joanet, dessen Mutter wegen Ehebruchs eingesperrt ist, einen Freund gewinnt.
    Doch Arnau beginnt, sich nach einer Mutter zu sehnen. Bernat vertröstet ihn mit der Jungfrau Maria als Mutter.


    Bernat hat es geschafft, er und Arnau sind freie Bürger Barcelonas. Das bessert die Zukunftsaussichten.
    Arnau und Joanet ziehen die nächsten Jahre durch die beeindruckende Stadt Barcelona. So hat Arnau doch noch eine einigermaßen unbeschwerte Kinderzeit.
    Ein Satz ist auffällig: Er schwor sich, nie mehr vor einer Peitsche zu huschen - einmal war genug gewesen.
    Niemand wird als Held geboren, aber durch Erlebnisse solcher Art kann Widerstand entstehen.
    Das Bernat Joanet als Sohn annimmt ist eine gute Entscheidung. So eine Entwicklung eines Charakters zu lesen, ist für mich immer mit das spannenste an einem Roman.

  • Und noch ein Zwischenstopp. Die Fülle an Informationen ist so groß, dass ich selbst innerhalb des Abschnittes von 100 Seiten Pausen machen muss.


    Arnau wird vom Familienleben ausgeschlossen, findet dafür aber einen Freund, der mehr ein Bruder wird.
    Bernat gibt vor, dass Francesca tot ist. Wahrscheinlich glaubt er, dass diese Erklärung einfacher für Arnau ist. Statt dessen wird nun die Mutter Maria Ersatzmutter. Dass er ihr Botschaften über Vögel schickt, fand ich rührend.


    Arnau und Joan entdecken die Kathedrale Maria del Mar und werden fester Bestandteil der Baustelle. Hier wird wohl der Grundstein gelegt für Arnaus weitere Zukunft.


    Dass der Tod von Bernarts Schwester mit einem Satz abgehandelt wird, fand ich heftig. Ich frage mich, ob Grau den Tod verursacht hat und ob da zu einem Späteren Zeitpunkt noch drauf eingegangen wird.


    Ja, und Jaume entschuldigt sich quasi für die schlechten Jahre, die Bernart und Anau bei Grau hatten. Das wiederum hätte ich nach dem ersten Teil nicht erwartet.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Das Bernat Joanet als Sohn annimmt ist eine gute Entscheidung. So eine Entwicklung eines Charakters zu lesen, ist für mich immer mit das spannenste an einem Roman.


    Bernat entwickelt sich wirklich weiter in diesem Abschnitt. Großherzig und bescheiden war er ja von Anfang an schon, aber hier ein fremdes Kind anzunehmen obwohl er selber ja nicht vom Glück gesegnet ist, fand ich bemerkenswert.
    Er ist ein Protagonist, den ich wirklich gerne habe. Ich hoffe, dass Arnau diese Eigenschaften von ihm übernimmt.

  • Auf den letzten 20 Seiten des Abschnittes wendet sich das Blatt wieder. Sah es doch gerade so aus, als wären Vater und Sohn dem Schlimmsten entkommen, werden sie hier nun wieder wie Diener behandelt. Graus neue Frau hasst Arnau und lässt keine Gelegenheit aus, ihn das spüren zu lassen. Tomas gibt den Handlanger und sorgt dafür, dass Arnau in Misskredit gerät. Ist ja schon schlimm genug, sich für etwas entschuldigen zu müssen, das man gar nicht getan hat. Aber dann noch diese Demütigung, auf die Knie fallen und Füße küssen zu müssen...
    Ich frag mich, woher dieser Hass auf Arnau kommt.


    Joans Mutter beschließt zu sterben, nachdem sie ihren Sohn in guten Händen weiß. Wie furchtbar die Strafe, die sie für den Ehebruch hat erleiden müssen. Jahrelang eingemauert und nur mit dem Nötigsten versorgt. Was für ein Anblick, als Joan seine tote Mutter sieht, die noch im Tod ihr Gesicht vor ihm verbirgt.


    Arnau teilt die Mutter Gottes nun mit Joan. Ich frag mich nur, warum er nicht mit ihr sprechen soll, warum Arnau das für sich selbst beansprucht.


    Und endlich eine glücklichere Zeit für Joan, der zur Schule gehen und lernen darf.


    Ich bin gespannt, ob er ein Mann der Kirche wird und viellicht irgendwann die Stelle des Paters in Maria del Mar übernimmt.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Joans Mutter beschließt zu sterben, nachdem sie ihren Sohn in guten Händen weiß. Wie furchtbar die Strafe, die sie für den Ehebruch hat erleiden müssen. Jahrelang eingemauert und nur mit dem Nötigsten versorgt. Was für ein Anblick, als Joan seine tote Mutter sieht, die noch im Tod ihr Gesicht vor ihm verbirgt.


    Wie der Autor im Nachwort verrät, gab es 1330 tatsächlich eine Frau, gegen die König Alfons das Urteil sprach, bei Wasser und Brot in einem verschlossenem Raum zu leben.
    Ob der reale Ehemann der Verurteilten tatsächlich auch eine Kaution hinterlegen musste wie Ponc?


    Da ich davon ausgehe, dass es in dem verschlossenem Raum keinen Internetanschluß gab, halte ich das für eine perfide Strafe. Eine langjährige Bestrafung, die schließlich auch den unschuldigen Sohn hart trifft, der seine Mutter bis zu ihren Tod nie gesehen hatte.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Da ich davon ausgehe, dass es in dem verschlossenem Raum keinen Internetanschluß gab, halte ich das für eine perfide Strafe.


    :lache


    Zitat

    Ob der reale Ehemann der Verurteilten tatsächlich auch eine Kaution hinterlegen musste wie Ponc?


    Das würde mich auch interessieren. Wundern würde es mich nicht. Die hatten eine merkwürdige Auffassung vom Recht, habe ich den Eindruck.


    Zitat

    Eine langjährige Bestrafung, die schließlich auch den unschuldigen Sohn hart trifft, der seine Mutter bis zu ihren Tod nie gesehen hatte.


    Wie mag es sein, eine Mutter gehabt zu haben, von der man aber nie erfahren hat, wie sie aussieht. Nicht mal ein Bild vor Augen zu haben, mit dem man sich trösten kann.

  • Ich leiste euch beiden mal Gesellschaft :wave
    Aber eigentlich habt ihr das Wichtigste schon gesagt. Hab ganz vieles genauso empfunden.


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Grau Puig war mir ja schon im ersten Abschnitt unsympathisch. Letztendlich verdankt er alles was er sich aufgebaut hat Bernat und seinem Vater und doch zeigt er keine Spur von Dankbarkeit sondern ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.


    Geht mir genauso!
    Jaume dagegen wirkt richtig nett...


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Dass der Tod von Bernarts Schwester mit einem Satz abgehandelt wird, fand ich heftig. Ich frage mich, ob Grau den Tod verursacht hat und ob da zu einem Späteren Zeitpunkt noch drauf eingegangen wird.


    Ja, beängstigend, dass er seine Frau umgebracht haben könnte, nur um mehr Einfluss zu gewinnen :yikes


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ein Satz ist auffällig: Er schwor sich, nie mehr vor einer Peitsche zu huschen - einmal war genug gewesen.
    Niemand wird als Held geboren, aber durch Erlebnisse solcher Art kann Widerstand entstehen.
    Das Bernat Joanet als Sohn annimmt ist eine gute Entscheidung. So eine Entwicklung eines Charakters zu lesen, ist für mich immer mit das spannenste an einem Roman.


    Der Satz ist mir auch positiv aufgefallen. Ja, hoffentlich wird Arnau auch so. Aber ich glaub schon. Außerdem wirklich total schön, wie leicht es Bernat fällt Joan zu "adoptieren". Schön auch, dass Arnau "seine Mutter" mit Joan teilt und das auch aus eigenem Antrieb tut.


    Positiv ist mir auch Pater Albert aufgefallen, dass er Joan die Domschule ermöglicht. Außerdem sehr listig ;-)


    Der arme Arnau, dass er sich so vor der Familie von Grau demütigen musste! Grau ist ja schon unangenehm, aber zusammen mit seiner Frau übertrifft das alles!


    Wirklich schön fand ich die Beschreibung vom Bau der Kathedrale. Sehr anschaulich! :-]


    Bin gespannt, wies jetzt weitergeht. Selbst nach der Entschuldigung wird das dort wohl nicht mehr lange gutgehen...

  • Zitat

    Original von Königstochter
    Der arme Arnau, dass er sich so vor der Familie von Grau demütigen musste! Grau ist ja schon unangenehm, aber zusammen mit seiner Frau übertrifft das alles!...


    Ich finde, dass der Autor die Empfindungen Arnaus sehr gut überträgt. Als Leser leidet man mit.
    Die Demütigung, bei der Entschuldigung auf die Knie gehen zu müssen und sogar die Füße zu küssen mischt sich mit der Verbundenheit mit Bernat und vielleicht sogar Stolz, dass er das für seinen Vater tut
    Ich mochte Arnau von Anfang an, hier wächst er über sich hinaus, wie schon, als er wollte, dass Joan sein Bruder ist. :knuddel1

  • Auf der einen Seite leidet man mit - auf der anderen Seite empfindet man auch so etwas wie Stolz auf Arnau (als ob`s das eigene Kind wäre...)


    Jaume hatte für mich zunächst keine besondere Rolle gespielt, interessant finde ich, wie sehr sich jetzt Grau seiner adeligen Frau unterwirft, um dem Adelsstand beizugehören.


    Bin gespannt wie es weiter geht.


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • So, habe ja gestern schon erwähnt, dass mich der Stil bisher nicht so überzeugt.


    Das mit dem Reinlesen hat leider nicht so geklappt, im Gegenteil. Mich langweilt das Buch, :sleep
    weshalb ich es jetzt nach 90 Seiten auch abbrechen werde.


    Eine realistische Beschreibung der Tatsachen ist ja schön und gut, aber ich finde dieses Buch staubtrocken.


    Sorry!!

  • Zitat

    Original von beowulf
    Langweilig? Seltsam.


    Das kann ich auch nicht nachvollziehen. In dem Buch steckt Stoff für drei Bücher.
    Ich finde, er schreibt sehr eingängig. Bei mir kam auf keiner einzigen Seite Langeweile auf...


    Danke für die Links, Beo. Ich muss unbedingt noch Mal nach Barcelona. Ich war vor 20 Jahren da, war auch im gotischen Viertel aber nicht in Maria del Mar.
    Falcones, Zafon, Gaudi - heute würde ich die Stadt mit anderen Augen sehen :-)

  • Ich hasse ja Klappentexte- aber mal so voraus gesponnen: Der Feind der Arnau da lebenslang bleibt könnte Margarida sein, die ihren Bruder auf dem Gewissen hat und die Tat dem Sündenbock aufgeladen hat.

  • Leider hab ich grad ein paar persönliche Probleme, ich weiß nicht, ob ich euch so hinterherkomme wie ich es gern hätte.
    Aber den 2. Abschnitt hab ich nu auch fast geschafft, fehlen nur noch 2 Kapitel.


    Puh, da geht ja wirklich viel ab und, ehrlich, ich weiß nicht was daran langweilig sein soll. Zum Glück sind Geschmäcker verschieden.
    Auch hier wieder gefällt mir das erstellte "Sittengemälde" sehr gut: Die Lastenträger, die Erklärungen über den Bau der Kirche, weshalb, warum werden Stützpfeiler errichtet... aber auch das "Familienleben" und die, für uns unvorstellbare, Grausamkeit und Willkür in der Zeit.


    Das Zwiegespann Arnau/Joanet wird einfühlsam aufgebaut, ich kann mir gut ihren Werdegang im Verlauf der Geschichte vorstellen. Joanet als Pfarrer, Arnau als Baumeister der Kathedrale.
    Nachdem Jaune als Gegenspieler eigentlich fast rausgefallen ist, könnte ich mir Margarita auch gut vorstellen, warten wir's ab, vielleicht gibt es ja noch jemand ganz anderen


    Weshalb allerdings Bernat Joanet aufnimmt als er Graus (was für ein Kotzbrocken!) Haus verlässt, da hab ich ein kleines Problem mit. Ich meine, er hat ja weder Geld noch Arbeit wenn ich recht irre, wie will er denn noch nen Schnabel mehr füttern? Aber immerhin, er hat ein gutes Herz. ;-)

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    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


    Copy Bunny into your signature to help him on his way to world domination.

  • Zitat

    Original von Bouquineur.
    Grau Puig war mir ja schon im ersten Abschnitt unsympathisch. Letztendlich verdankt er alles was er sich aufgebaut hat Bernat und seinem Vater und doch zeigt er keine Spur von Dankbarkeit sondern ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.


    Ich mag den vermeindlichen Schwager auch nicht. Er strebt nach Macht und geht dabei buchstäblich über Leichen.


    Zitat


    Ich frage mich nach den ersten Seiten dieses Abschnitts, was für ein Monster er wirklich ist. Töten darf er die Sklavin nicht, aber warum nicht so bestrafen, dass sie an den Folgen stirbt? Weil das Fett für das Überbrühen bei lebendigem Leibe nicht ausreicht, wird es die Peitsche.
    Strafe für ein Vergehen, dass sie gar nicht begangen hat. Einfach, weil ein Schuldiger gebraucht wurde.


    Die Tochter stiftet an, der Sohn stirbt und dann muss eine dritte Person sterben, die er für seinen glorreichen Abend beansprucht hat. Tolle Logik. Und weil er sie ja nicht töten darf, wird sie solange mißhandelt, bis sie an den Folgen stirbt.


    Irgendwie erscheint mir das Buch mit jeder Seite grausamer.

  • Nun ist totprügeln eine Folge eines Fehlers, der sicher unangemessen ist. Strafrechtlich nach unserer Rechtsordnung wären das wegen Verletzung der Aufsichtspflicht und wenns dumm läuft und man unterstellt ihr Absicht Totschlag durch Unterlassen aber jedenfalls keine leichten Vorwürfe die einer Person zu machen sind, die die Anweisung hatte auf die Kinder aufzupassen.