'Die Frau des Zeitreisenden' - Seiten 519 - Ende

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Und trotzdem habe ich das Gefühl, gerade von Henrys Beerdigung gekommen zu sein.


    Mir geht es wie dir. :-( So nah kommen mir Romanfiguren selten. Ich hatte vor Jahren mal ein anderes Buch gelesen, wo es mir so ähnlich ging: Das Ende war traurig, und ich habe sehr lange darüber nachgedacht und für mich meine Schlüsse gezogen. Noch heute denke ich daran, wenn ich Gefahr laufe, mir mein Leben durch Sturheit zu verbauen. Man weiß nie, ob man noch eine zweite Chance bekommt, mit diesem Menschen zu reden, für den man so viel empfindet und trotzdem verletzt wurde.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Ein Satz ist mir gerade begegnet, der nach meinem Empfinden recht gut auch zu diesem Buch paßt:


    Zu den Gegensätzen des Lebens gehört unsere Fähigkeit, sowohl gut als auch böse, sowohl glücklich als auch unglücklich, geistig und körperlich sowohl entzückt als auch gepeinigt zu sein; und vor allen Dingen am Leben und doch gewiß zu sein, sterben zu müssen.


    (Aus Robert Donington „Richard Wagners Ring des Nibelungen und seine Symbole“, 2. Auflage 1978, Seite 17. Die aktuelle Ausgabe habe ich mir mit verlinkt.)


    Das ist ein wirklich schönes Zitat. :-] Es beschreibt für mich die Handlung im Buch ganz gut. Vielen Dank dafür! :wave


    Und, ich hatte es ganz vergessen, danke für die Links! Ich habe mir nur das deutsche Interview ausgedruckt und werde es in kurz lesen. :wave

  • Wow! Ich hab ja hier nicht viel geschrieben, aber diese Buch hat mich tief beeindruckt. Eine wunderbare, besondere Liebesgeschichte. Aber der Schluss lässt mich ein ganz kleines bisschen unbefriedigt. Einerseits sagt er Clare, sie soll ihr Leben genießen ohne ihn, andererseits sagt er ihr genau, wie sie aussieht und was sie anhat, wenn sie sich wiedersehen. Da ist doch eigentlich schon vorprogrammiert, dass sie jeden Tag in ihrem Korallenroten Sweater am Fenster sitzt, sobald ihre Haare ganz weiß sind, oder?

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • @ Nachtgedanken
    Ja, sicher wird sie dann immer am Fenster sitzen und auf ihn warten. Aber vermutlich würde sie auch dort sitzen, wenn sie es nicht wüßte. Denn Henry war ja schon dort. Für ihn ist das schon Vergangenheit, was für Clare noch Zukunft ist.


    Was mich nicht ganz zufrieden gestellt hat, wie schon früher gesagt, sind die vielen fehlenden Jahre dazwischen. So ein, zwei Sätze dazu wenigstens. Denn das Ende der Geschichte war ja - leider - abzusehen. Es erinnert mich an eines meiner Lieblingsbücher, auch eine Zeitreisegeschichte: Richard Matheson "Somewhere In Time" (verfilmt, lief dt. als "Ein tödlicher Traum" mit Christopher Reeve und Jane Seymour). Ich spoilere jetzt mal, falls jemand das Buch noch lesen will, weil es das Ende verrät.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Jetzt erst mal tief durchatmen.
    Was für ein Buch!


    Schade fand ich, wie ihr auch schon gesagt habt, dass Clares Jahre ohne Henry nicht näher geschildert werden. Auch die Zeitreisen von Alba hätten mich wahnsinnig interessiert.


    Das Buch hätte nochmal 500 Seiten haben können. Schade, dass daraus keine Reihe entstanden ist.


    Henry und Clare haben sich am Ende noch einmal gesehen, das war mir wichtig. Für Alba ist er ja nie richtig tot, da sie ihre Zeitreisen weitgehend steuern kann, bleibt er auch bei ihr. Ich denke im Übrigen nicht, dass sie jemals Kendricks Medikamente nehmen wird, damit würde sie ihren Vater für immer verlieren.
    Schade, dass Henry nicht mehr zu Clare reist.
    Es war ein anstrengendes Leben mit vielen Höhen und Tiefen, aber ich denke, ihre Liebe war es wert, das alles durchzustehen, selbst wenn sie sich in der Gegenwart nur "wenige" Jahre hatten .

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von ninnie


    Das Buch hätte nochmal 500 Seiten haben können. Schade, dass daraus keine Reihe entstanden ist.


    Ein paar mehr Seiten hätte das Buch wirklich haben können, aber eine ganze Reihe wäre dann wohl doch zu viel. Es wäre schön gewesen, mehr über Clare zu erfahren (nach Henrys Tod), aber mehr gäbe es doch nicht zu erzählen.
    Und ein ganzes Buch darüber, wie Alba ihren Vater in der Vergangenheit trifft? Hm ... stelle ich mir nicht so toll vor. Aber kommt natürlich drauf an, wie es geschrieben wäre.

  • Vielleicht ein Buch über das Leben von Clare nach Henrys Tod. Oder einfach eins über Alba, wie sie lebt, ob sie sich behandeln lässt etc.
    Ich würde es auf jeden Fall lesen :grin

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Auch wenn ich nicht bei der Leserunde mitgemacht sondern das Buch vor einigen Jahren gelesen hab, so ist es mir immer noch so stark im Kopf verankert, dass ich auch ein paar Worte sagen moechte.


    Am Ende des Buches war ich auch ein klein wenig unzufrieden, haette einfach gerne weitergelesen. Ich wollte einfach nicht, dass das Buch aufhoert, weil es so schoen war. Ist ja ein Gefuehl, dass man gerade bei wirklich guten Buechern hat. Und das ist wohl auch mit der Hauptgrund, weshalb manche Leser so unzufrieden sind mit der Art wie Claires Leben nach Henrys Tod beschrieben wird.


    Aber aus rein literarischer Sicht ist das Ende so wie es ist durchaus richtig. Es passt zum gesamten Stil des Buches diese Jahre ein wenig offen zu lassen. Und eine Liebesgeschichte mit nur einer Person weiter zu erzaehlen waere ja auch eher unbefriedigend - da fehlt dann ja die Haelfte! Es waere eine total andere Geschichte.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Mir haben am Ende, wie gesagt, wenigstens ein paar Sätze über Clares weiteres Leben gefehlt. In dieser Hinsicht war mir das zu offen. Rund fünfzig Jahre bis zum letzten Auftauchen von Henry am Ende, das Zeitloch war mir zu groß. Ich war mit diesem Ende sehr unzufrieden und bin, ehrlich gesagt, in ein ziemlich tiefes schwarzes Loch gefallen; es hat etlicher Anstrengung bedurft, da wieder herauszukommen.


    Das Buch war wunderschön, tieftraurig, zum Ende jedoch sehr depressiv. Letzteres hätte sich - für meine Begriffe - eben durch ein paar wenige Sätze abmildern bzw. vermeiden lassen können.


    Zitat

    Beatrix
    Und eine Liebesgeschichte mit nur einer Person weiter zu erzaehlen waere ja auch eher unbefriedigend - da fehlt dann ja die Haelfte! Es waere eine total andere Geschichte.


    Stimmt, das wäre eine total andere Geschichte. Nicht zwingend erforderlich, lesen würde ich sie trotzdem. Ob es eine Liebesgeschichte wäre, weiß man ja nicht. Denn die Jahre zwischen Henrys Tod und seinem Kommen, wenn Clare sehr alt ist, bleiben ja im völligen Dunkel.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Ob es eine Liebesgeschichte wäre, weiß man ja nicht. Denn die Jahre zwischen Henrys Tod und seinem Kommen, wenn Clare sehr alt ist, bleiben ja im völligen Dunkel.


    Ich stelle mir die Clares Jahre ohne Henry sehr still vor. Ich denke, sie wird sich täglich mit dem Gedanken an ihn und dem Wissen, dass sie ihn eines Tages wiedersehen wird, über Wasser halten. Dabei werden ihr sicherlich auch Albas Erzählungen über die Treffen mit ihrem Vater helfen.
    Clares ganzes Leben war von Henry bestimmt, ich denke, dass das, obwohl er nicht mehr bei ihr sein kann, auch immer so geblieben ist.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

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  • Ich habe das Buch vor etwa 3 Jahren gelesen und es ist so schön, zu lesen, dass ihr ganz genauso reagiert wie ich damals.


    Das Buch gehört zu meinen Alltime Favourites und ich konnte danach erst einmal einige Tage nichts anderes lesen, da ich so damit beschäftigt war, die Geschichte zu verarbeiten. Wirklich ein grandioses Buch!


    Grüße,


    Marypipe

  • ICh habe das Buch auch noch vor Ostern beendet.
    Im Entefekt hat es mir doch sehr gut gefallen. Das Ende war schön und rund, alles wurde aufgeklärt.
    Schön finde ich, dass Alba ihren Vater in der Vergangenheit treffen kann und ihn damit doch noch ein Stück für sich hat.
    Schade fand ich, dass Clare auf Henry warten musste, er hatte ihr ja gesagt, dass sie sich wiedersehen und sie warten soll, aber musste sie dafür 82 Jahre werden, das hätte doch auch mal früher sein sollen!! :fetch
    Schön fand ich noch, dass Henrys Vater durch Alba wieder am Leben teilnimmt, er gibt ihr Musikunterricht und ist vom Alkohol weg, das war sehr schön.


    Mittendrin hatte ich aber trotzdem einige Schwierigkeiten mit den Zeiten, gut und hilfreich war dabei aber die Kapitelbezeichnung, wo und wann wir sind und wie alt die einzelnen Personen sind. Da es mein erster Zeitreiseroman war, seh ich das nun entspannter, ist bestimmt nicht leicht, soetwas zu schreiben. Der Autor hat seine Sachen im Kopf und versteht es, aber wie soll man es in ein Buch schreiben, so dass es andere auch verstehen und gerne lesen.. :gruebel


    <EDIT> Letzendlich würde ich in der Bewertung (wie wir sie jeden Monat im Monatsfred haben) 2 Punkte von 6 geben!

  • Zitat

    Original von 5sonnenblume
    Schade fand ich, dass Clare auf Henry warten musste, er hatte ihr ja gesagt, dass sie sich wiedersehen und sie warten soll


    :nono Clare sollte eben nicht warten.
    "Bitte, Clare. Wenn ich tot bin. Hör auf zu warten und sei frei." (S. 523)

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ja, gewartet hat sie in jedem Fall. Eigentlich ja ihr ganzes Leben.
    Was ich sagen wollte, war, dass Henry das aber nicht wollte. Er wusste, wie schwierig ihr ganzes Leben war und beschrieb sich selbst als unsteten Lebenspartner. Er wollte wohl, dass sie nun ein "neues" Leben anfängt und endlich glücklich und normal lebt.
    Clare hat allerdings gewartet. Sie wusste eines Tages sieht sie ihn noch einmal und das war es ihr wohl wert.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Marypipe
    und ich konnte danach erst einmal einige Tage nichts anderes lesen, da ich so damit beschäftigt war, die Geschichte zu verarbeiten.


    Letztlich habe ich „aus lauter Verzweiflung“ ein anderes Buch gelesen, um mich von den düsteren Aussichten, die diese Geschichte für Clare bereithält, zu lösen und wieder etwas bessere Stimmung zu finden. „Die Frau des Zeitreisenden“ ist wirklich ein hervorragendes Buch und wohl auch das Monatshighlight. Doch kann ich mir nicht vorstellen, es nochmals zu lesen. Dazu empfand ich das Ende als zu depressiv.


    Zitat

    5sonnenblume
    Da es mein erster Zeitreiseroman war, seh ich das nun entspannter, ist bestimmt nicht leicht, soetwas zu schreiben. Der Autor hat seine Sachen im Kopf und versteht es, aber wie soll man es in ein Buch schreiben, so dass es andere auch verstehen und gerne lesen..


    Ich habe zwar etliche Zeitreiseromane, jedoch von diesen noch nicht sehr viele gelesen. Dieser hier ist sicher kein typischer Zeitreiseroman, denn die Idee zu Henrys Zeitreisen war mir sehr ungewohnt und absolut neu. Normalerweise - was heißt hier aber schon normal - geht das recht linear vonstatten, das ist dann leichter nachzuvollziehen.


    In einem der von mir früher verlinkten Interviews hat Frau Niffenegger übrigens gesagt, daß sie keinen kompletten Plot hatte. Die letzten beiden Szenen waren zu erst da, den Rest schrieb sie nicht in der Reihenfolge, wie es im Buch ist, sondern so, wie es ihr einfiel. Sie hatte sich einen „Zeitstrahl“ gemacht, mit dessen Hilfe sie alles richtig einordnen konnte.


    Zitat

    ninnie
    Ja, gewartet hat sie in jedem Fall. Eigentlich ja ihr ganzes Leben.


    Vermutlich habe ich es deshalb so depressiv empfunden. Wir wissen, daß sie auf diesen einen Moment gewartet hat. Ein ganzes Leben lang. Ein ganzes Leben gelebt, vorbei, vielleicht ohne weiteren Inhalt, wegen ein, zwei Minuten. Wenn das nicht absolut tragisch, absolut traurig ist, weiß ich auch nicht mehr.


    Zum Vergleich: Richard P. Evans „Der vergessene Brief“ ist auch ein recht trauriges Buch, doch am Ende eher positiv, nach vorne blickend, hoffnungsvoll. Hier habe ich am Ende keine Hoffnung mehr empfunden, nur noch Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit, Traurigkeit. Möglicherweise auch verstärkt durch die Reihenfolge der beiden Schlußszenen.


    Wie gesagt, ein wunderschönes Buch. Doch ich glaube nicht, daß ich das noch einmal lesen werde.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier




    Vermutlich habe ich es deshalb so depressiv empfunden. Wir wissen, daß sie auf diesen einen Moment gewartet hat. Ein ganzes Leben lang. Ein ganzes Leben gelebt, vorbei, vielleicht ohne weiteren Inhalt, wegen ein, zwei Minuten. Wenn das nicht absolut tragisch, absolut traurig ist, weiß ich auch nicht mehr.


    Sehr traurig, ja. Aber zugleich doch auch wunderschön, weil man erkennt, dass es die wahre Liebe war. Ich finde es romantisch.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Dann sind wir mal verschiedener Meinung. :grin :wave


    Ich fand es nicht romantisch, sondern tragisch.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Dann sind wir mal verschiedener Meinung. :grin :wave


    Ich fand es nicht romantisch, sondern tragisch.


    Das kann ja auch mal passieren. Ich fand es einfach romantisch, dass Clare sich und ihr ganzes Leben für einen Mann hingibt. Sie hat ihn mit 6 Jahren kennengelernt und ihr Leben lang alles ertragen, weil er für die die einzige wahre Liebe war/ist. Sie lebt nach seinem Tod ein Leben einzig ausgerichtet auf dieses letzte Treffen. Und das alles aus Liebe.


    SiCollier, wenn das nicht romantisch ist :grin Ok, tragisch ist es natürlich auch. Hätte sie ihn nie kennengelernt, hätte sie ein gemütliches Leben führen können, allerdings hätte sie die wahre Liebe dann nicht gefunden, sondern wäre wohl irgendwie doch bei Gomez gelandet :rolleyes

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Sooo gesehen hast Du natürlich wieder Recht. Es hat letztlich wohl mit der je eigenen Definition von Begriffen wir "romantisch" oder "tragisch" zu tun, und läuft auf - teilweise in der Leserunde angesprochene - grundsätzliche Fragen wie "Sinnhaftigkeit" oder "Schicksal" hinaus.


    Für mich persönlich war die Behandlung dieser Thematiken hier so, daß ich es als depressiv-tragisch empfunden habe.


    "Schicksal" ist auch ein Thema in Nicole C. Vosselers Roman "Der Himmel über Darjeeling", welchen ich jetzt wieder gelesen habe, um dieses Buch hier zu verarbeiten bzw. aus dem Schwarzen Loch herauszukommen, in welches es mich gestürzt hat. Hier und hier habe ich meine jeweiligen Leseeindrücke im Rezifred hinterlassen.


    Zu Ende gedacht, geht es letztlich um die Frage nach dem Sinn des Lebens. Der kann durchaus darin bestehen, fünfzig Jahre auf eine Begegnung von ein paar Minuten Dauer zu warten und dann ruhig zu sterben. Doch so, wie es hier in diesem Buch geschrieben war, kommt ein solcher Sinn bei mir nicht an. Bei mir kommen fünfzig Jahre sinnlose, nicht abänderbare Leere an.


    Er begriff, dass alles, was sie erlebt hatten, vom Schicksal vorgezeichnet gewesen war, und machte seinen Frieden mit den Göttern, nahm alles demütig als Teil des großen göttlichen Plans an. (Nicole C. Vosseler „Der Himmel über Darjeeling“, Seite 478). Dieser „göttliche Plan“ ist bei mir in der "Frau des Zeitreisenden" nicht angekommen. Je mehr ich darüber nachdenke (und insofern bin ich dankbar für unsere Diskussion, die mich zum Nachdenken zwingt), je mehr wird mir das klar. Wäre das Buch - bei gleicher Handlung - anders geschrieben, würde ich möglicherweise ganz anders reagieren. Aber so, wie es ist, eben nicht.


    Ich werde es bestimmt nicht mehr lesen und habe heute sogar die Bestellung für die englische Originalausgabe storniert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")