So vor der offiziellen Eröffnung eine erste Veranstaltung zu Leipzig-liest, eine Lesung in Lehmanns Buchhandlung.
Nun ist das bei Helmut Karasek so eine Sache, es ist zwar meine erste Lesung bei der ich ihn erlebe, aber er war schon so oft nicht nur in meinem Wohnzimmer oder Schlafzimmer zu Gast, sondern alle etwa 80 Gäste der Lesung erlebten in ihm so etwas wie einen alten Bekannten, den man ja schon so lange kennt- er tat uns dann auch den Gefallen ausserhalb der Buchlesung ein wenig Anekdoten aus dem literarischen Quartett zu geben.
Eine gute Stunde las er aus seinem Buch vor, eine halbe Stunde Erzählung und es blieben keine Fragen offen, an so einen alten Kumpel braucht man keine Fragen stellen.
Er las so,wie man es von Karasek kennt, mit hintersinnigem Humor, aus dieser Sammlung von Glossen. Je länger ich aber zuhörte, desto mehr klärte sich für mich- das Buch kaufe ich nicht, keine Signatur zum abholen. Es handelt sich um klassische Zweitverwertung.
Eigentlich für den Augenblick, für eine bestimmte Zeiterscheinung geschrieben, in einer Zeitung veröffentlicht und zu diesem Zeitpunkt sicherlich mit großem Genuss zu lesen. Jetzt, teilweise Jahre später nur noch mit langen Erläuterungen verständlich- aber wenn Karasek ein Buch schreibt ist das ein Selbstläufer und verkauft sich gut. Nur- Buch hat er eben keines geschrieben, sondern veröffentlichte Glossen aneinandergereit und zwischen Buchdeckel gepresst, was auf Zeitungspapier gehört- und dazu fällt mir nur ein alter Stonestitel ein: Who wants yesterdays papers?