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'Geisterfahrer' - Seiten 199 - Ende
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Um Himmels Willen! Gisela ist runtergekommen und vollkommen verschlunzt. Mir graut vor ihr. Hauptsache versorgt, was? Der letzte Abschnitt spielt nun in nicht allzu ferner Vergangenheit. Man denkt sich: wie traurig und trist muß Tims Leben in den letzten Jahren gewesen sein und hat richtig Mitleid mit ihm. Irgendwie scheint das Leben an ihm vorbeigegangen zu sein.
Der Sohn heißt übrigens Roland. Roland Kaiser. Zu schön, um wahr zu sein *gröhl*. Arme Sau. Tim hat wenig zu melden bei der Erziehung. Roland hat keine Ähnlichkeit mit Tim. Nachtigall, ick hör Dir trappsen. Jede Wette, dass Gisela ihm das Kind untergeschoben hat.
Was er auf Seite 216 dank Giselas angeblich bester Freundin auch erfährt. Und auch, von wem das Kind wirklich ist. Ich hatte schon so eine Vermutung – aber krass ist das schon.
Aber es scheint genau das zu sein, was Tim gebraucht hat, um aus seinem Jahre dauernden Wachkoma wieder herauszufinden. Überstürzt bricht er nach Berlin auf.
Tim ist in Berlin zurück und macht sich auf Spurensuche.
Das Schnipanzel gibt es noch. Frank saß im Knast, lebt aber auch noch. Er erhält eine fiese anonyme Mail mit intimen Bildern von Melanie – immerhin ein Ansatzpunkt, sie wiederzufinden. Er sieht völlig überraschend Jenny wieder und bekommt die Backpfeife, die er von damals verdient hat. Auch Pepe findet er wieder – der nicht mehr lange zu leben hat.Doch er merkt auch, dass er nicht einfach so nach vielen Jahren an die Vergangenheit anknüpfen kann: er tritt wieder als DJ auf und verkackt es völlig. Er ist halt fast 20 Jahre raus. Heute wird andere Mucke gespielt – seine alten Reißer jagen heute keinen Hund mehr aus dem Eck auf die Tanzfläche.
Er findet sogar Kuhle wieder. Kuhle und Sabrina sind zusammen – er erfährt die Wahrheit, was damals passiert ist. Beide sind nun Therapeuten. Auweia. Irgendwie ist ihm das wohl nicht ganz knusper, diese heimelige Idylle. Ob er hier wieder Kontakte anknüpfen kann und will? Wie rührend: Spejbl und Hurvinek im Regal, das war wieder einer dieser liebenswerten kleinen Momente, die immer wieder im Buch eingestreut sind.
Andererseits hat sich Tim auch verändert: „Er ist ein anderer und ich bin es auch, aber das heißt ja nicht, dass man nicht etwas neues beginnen kann“. Das fand ich einen sehr schönen Satz.
Und letztendlich findet er auch Melanie wieder. Ab sofort kommt das Leben wieder von vorn - und schlängelt sich nicht mehr nur neben ihm vorbei.
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tja, der sohnemann...
irgendwie kam mir tims reaktion dem kind gegenüber, das ja für den betrug der mutter nichts kann, zuerst etwas hart vor. aber das verhältnis tim-roland war offenbar ohnehin nicht besonders eng.
der weg "nach hause" war sehr schön und ich freue mich, dass "kuhle" die ihm damals angelastete tat tatsächlich nicht begangen hat.
gefallen hat mir auch die wiederbegegnung mit der früheren nachbarin.
der kauf des geburtstagsgeschenks ist ein "runder" schluss!
obwohl mich die ersten beiden und auch das filmbuch ebenfalls angesprochen haben, gefällt mir dieses buch bisher am besten (wobei ich den "technik-kram", der zum dj-job gehörte, immer nur überflogen habe *schäm*).
vielen dank, tom!
ich freue mich auf das nächste buch -
Tom ist sich treu geblieben- ein Happy Ender! Zumindestens fast, es besteht Hoffnung, Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft der Freunde und der Freundschaft.
Das Roland nicht Tims Sohn ist, hatte ich ja vermutet- aber der eigene Bruder, das ist ganz schön heftig. Aber seine Zukunft als Schwiegersohn hat er sich eigentlich ganz gemütlich eingerichtet, so ohne Antrieb, aber mit Hypothek. Er durchschaut Gisela nicht, auch wenn diese ihm langsam ihr wahres Gesicht zeigt- er versauert im tiefsten Niedersachsen, ohne sich zu wehren. Er brauchte den Schock, den Tiefschlag um aufzuwachen, aber ist er wirklich aufgewacht, oder nur von einem Traumschlaf in den nächsten gerutscht? Ich meine erst zurück Berlin bekommt er sein Leben in den Griff, erst an der Erkenntnis wie es seinen Kumpels in der Großstadt ergangen ist, das er nicht ein Opfer ist, sondern alle der Zeit ihren Tribut zollen mussten, das die Zeit weiter gegangen ist, das aber kein Grund ist zu schmollen, sondern "Er ist ein anderer und ich bin es auch, aber das heißt ja nicht, dass man nicht etwas neues beginnen kann". Das fand auch ich einen sehr schönen Satz.
Ein wirklich schönes Buch.
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Mensch, Ihr seid ja alle ganz schön schnell.
(Wenn das mit den positiven Bewertungen so weitergeht, muß man mich am Ende der Leserunde von irgendwo ziemlich weit oben wieder runterholen, bitte. ;-))
Ich habe mal eine Frage an Euch.
Als ich meinem Lektor die erste vollständige Fassung des Manuskripts vorgelegt habe, gab es neben einiger (berechtigter) Kritik, die auch Wirkung gezeigt hat, einen Punkt, über den wir lange und ziemlich energisch diskutiert haben. Ihm war die Zeitspanne zwischen Teil zwei und drei einfach viel zu groß. Aus den siebzehn Jahren hätte er gerne drei oder vier gemacht, höchstens vielleicht zehn. Ich habe mich durchgesetzt, vor allem - denke ich - mit dem Argument, daß es ein spürbar schmerzlicher Verlust sein muß, der durch die Zeitspanne entsteht, und daß es auch Entwicklungen geben muß, die wirklich unumkehrbar sind. Drei oder vier Jahre sind nicht viel, aber Tim mußte - aus meiner Sicht - in eine ganz und gar veränderte Welt zurückkehren. Das wäre bei drei oder vier Jahren nicht der Fall gewesen.Wie seht Ihr das? War das schwer zu verkraften, dieser große Sprung zwischen Teil zwei und drei?
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Ich fand den Zeitsprung insofern drastisch, weil Tim im Prinzip sein halbes Leben "verlebt" hat - das verleiht dem ganzen ein besonderes Gefühl, denn er hat nun viel "echtes Leben" auf- bzw. nachzuholen.
Ich denke, die lange Frist verstärkt dieses Gefühl, daß er bisher sein Leben im Wachkoma verbracht hat und insofern war es für mich stimmig.
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Der Zeitsprung war nötig.
Einerseits um die veränderte Zeit zu erreichen, andererseits um die ausweglose Angepassheit von Tim aufzuzeigen. Einem Tim, der sich selbst verloren hat und den berühmten Tritt braucht um überhaupt erst wieder aufschauen zu können.
Dieser (fast) bodenlose Sturz von ihm wäre in 3-4 Jahren mMn nicht nachvollziehbar gewesen.Zudem wären die Veränderungen der weiteren handelnden Personen in Berlin nicht plausibel darzustellen.
P.S. Wenn du "da oben" weiter so gute Bücher schreibst, lassen wir dich "da oben"
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Zitat
Original von Whisky
Der Zeitsprung war nötig.Einerseits um die veränderte Zeit zu erreichen, andererseits um die ausweglose Angepassheit von Tim aufzuzeigen. Einem Tim, der sich selbst verloren hat und den berühmten Tritt braucht um überhaupt erst wieder aufschauen zu können.
Dieser (fast) bodenlose Sturz von ihm wäre in 3-4 Jahren mMn nicht nachvollziehbar gewesen.Zudem wären die Veränderungen der weiteren handelnden Personen in Berlin nicht plausibel darzustellen.
P.S. Wenn du "da oben" weiter so gute Bücher schreibst, lassen wir dich "da oben"
Dem gibt es nichts hinzuzufügen.
Ausser warum Whisky zu dieser Seite 164 nichts eingefallen ist
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Zitat
Original von beowulf
.........
Ausser warum Whisky zu dieser Seite 164 nichts eingefallen istSollte Mr. Whisky Mr. Tom zu einem kleinen privatem Tasting zwecks "Urin-Geschmackserfahrung" einladen?
Glas 1: Jack Daniels (Bourbon)
Glas 2: Corriemohr (Vatted Malt Scotsh)
Glas 3: Glenrothes (Single Malt - Single Cask)
Glas 4: Eigenurin (Erzeugerabfüllung :rofl)Edit reicht Glas 5: Lägawulln, In Salzwasser gelagerter Torf
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Hallo, Whisky.
Mindestens zwei der vier ursprünglich genannten Proben würde ich vermutlich blind erkennen.
Die Favorisierung von Jack Daniel's und die gleichzeitige Ablehnung von jeder Art Scotch ist eine Art Treppenwitz (wenn man's denn lustig findet), der sich durch alle drei "echten" Liehrs zieht. In "Radio Nights" gibt es zum Beispiel diese Stelle:
"Schon mal Laphroig getrunken? Kann man genauso gut den Badewannenabfluß auslecken."
Auch in "Idiotentest" geht es ähnlich zu.
Das hat natürlich persönliche Gründe. Es gab mal eine Zeit, aber die ist wirklich sehr, sehr lange her, da bin ich mit einem Kumpel durch die Kneipen gezogen, und wir hatten immer ein Tape mit "One Bourbon, One Scotch, One Beer" dabei, des John-Lee-Hooker-Songs, aber in der Version von George Thorogood & The Delaware Destroyers. Wir haben quasi jeden Wirt genötigt, dieses Tape einzulegen, was kein Problem war, denn mein Kumpel war ein echter Biker und konnte sehr energisch wirken - vorsichtig gesagt. Wenn der Song dann lief, haben wir jedes Mal, wenn der Refrain kam, parallel dazu einen Bourbon (Jack Daniel's), einen Scotch (je nach Verfügbarkeit) und ein Bier getrunken. Das ging ein paar Wochen lang gut, bis ich dann immer an der zweiten Stelle - der Scotch schmeckte im Nachgang zum Jack extrem seifig - einen heftigen Würgereiz bekam. Daraus ist meine Scotch-Aversion entstanden. Es sei dem Autor gestattet, auf diese subtile Art dann doch autobiographisch zu sein.
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Zitat
Original von Tom
Wie seht Ihr das? War das schwer zu verkraften, dieser große Sprung zwischen Teil zwei und drei?Im Nachhinein nicht. Allerdings stellte ich mir die Frage, ob es möglich ist, eine so lange Zeit einfach "vor sich her" zu leben. Falsch: Ob es Tim möglich ist ... Die Hochzeit als Höhepunkt der Flucht in Kapitel 2 war irgendwie konsequent. Aber ob dieser Tim wirklich 17 Jahre ein kleinbürgerliches Leben führen könnte - spannende Frage.
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Zitat
Original von Tom
Wie seht Ihr das? War das schwer zu verkraften, dieser große Sprung zwischen Teil zwei und drei?Nein, es war richtig es so zu machen.
Nur damit ist Tims "Fatalismus" in dieser ganzen Zeit zu erklären, sich in ein Leben zu fügen, das für ihn alles andere als befriedigend, aber eben ausreichend ist bestimmte Bedürfnisse gerade so eben noch zu erfüllen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, je länger Tim sich mit seiner Situation arrangiert hat, desto größer war der Schmerz bei der schließlichen Erkenntnis etwas ändern zu müssen.Ich finde den Zeitsprung notwendig, um die Figur wirklich glaubhaft zu machen im dritten Teil.
Gruss,
Doc
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Zitat
Aber ob dieser Tim wirklich 17 Jahre ein kleinbürgerliches Leben führen könnte - spannende Frage.
Deshalb habe ich sie gestellt.
Ich habe an vielen Freunden und Bekannten beobachtet, und zuweilen auch an mir selbst, daß es durchaus passieren kann, daß Jahre ins Land gehen, ohne daß man sich großartige Gedanken über den Weg macht, den man gerade geht. Oft waren es kleine Entscheidungen, die zu einem deutlichen Richtungswechsel geführt haben, und das gelegentlich sogar fast unbemerkt. Dann trifft man diese Leute nach einer gewissen Zeit wieder, fragt sie danach, warum ihr Leben so ist, wie es zu sein scheint, und dann schauen sie einen verblüfft an und wissen offenbar nicht, wovon man redet. Es kommt mir sehr leicht vor, sich keine Gedanken zu machen und dem Status Quo hinzugeben. Ein bißchen sollte es in "Geisterfahrer" auch darum gehen.
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Doc, würdest du bitte nochmal nachlesen und dir hinter die Wuschelohren schreiben, wie der letzte erwähnte Song in dem Buch heißt
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Also... jetzt wo du das sagst, Tom... ich rechne gerade nach... bin jetzt 16 Jahre verheiratet
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Zitat
Original von beowulf
Doc, würdest du bitte nochmal nachlesen und dir hinter die Wuschelohren schreiben, wie der letzte erwähnte Song in dem Buch heißtWie heisst er denn? Ich bin zu faul aufzustehen und die Lektüre ist zugegebenermaßen schon etwas länger her.
Gruss,
Doc
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"Danke."
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come back and stay
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Zitat
Original von Tom
Hypothese: Die Bereitschaft, etwas am eigenen Leben zu ändern, nimmt mit zunehmendem Alter dramatisch ab. Der nötige Leidensdruck wächst stärker als die eigene Wandlungsfähigkeit.Ich würde "Bereitschaft" mit "Erkenntnisfähigkeit über sich selbst" ersetzen. Meiner Hypothese nach leidet die mit den Jahren.
Gruss,
Doc