Fragen an Tom Liehr

  • Hallo Tom :wave
    Die Strecke nach Westberlin, bist du die selbst einmal gefahren oder hast du das recherchiert? Wie ich im Posting schon schrieb, so war es wirklich. Das Band für die Pässe, die Autobahn, die winkenden Autofahrer...

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Hallo, Ninnie.


    Ich bin "Westberliner", und es war eine Art Standardfreizeitbeschäftigung, nach dem Erwerb des Führerscheins gelegentlich mal" mit Kumpels oder Freundinnen zum Kaffee nach Helmstedt" zu fahren, also die kürzeste Transitstrecke (170 km) zu nehmen, um kurz ins Bundesgebiet zu reisen und gleich wieder zurück. Und natürlich bin ich zuvor schon ziemlich oft (und danach, bis 1989) mit meinen Eltern und bei anderen Gelegenheiten "Transit" gefahren. Insofern bedurfte es keiner Recherche. ;-)

  • Hallo Tom!


    Ich habe vorhin schon im Thread zu Teil 1 gepostet, dass mir das mit den Songs gut gefallen hat. Ich habe von meinem Leben eigentlich auch so eine Art Soundtrack, da sich mein Vater immer alle Titel gemerkt hat, die bei wichtigen Ereignissen - mit der Geburt angefangen - in Deutschland auf Platz 1 oder eben sehr beliebt waren. Ich hab das wohl einfach so übernommen und verbinde heute immer noch ganz viele Situationen in meinem Leben mit irgendwelchen Liedern. Wie sieht es denn bei dir aus? Existiert ein Soundtrack zu deinem Leben? Wenn ja, was würdest du sagen, was so die wichtigsten Lieder waren und womit verbindest du sie?


    Liebe Grüße
    Groupie :trippel

  • Hallo, Groupie.


    Zitat

    Existiert ein Soundtrack zu deinem Leben?


    Musik hat in meinem eigenen Leben eine besondere Position bezogen, als mir mein großer Bruder irgendwann Ende der Siebziger "Running On Empty" von Jackson Browne in die Hand drückte (das ich in "Radio Nights" auch entsprechend "verwurstet" habe). Bis dahin hatte ich kein großartiges Interesse an Musik, habe zwar - wie meine Klassenkameraden - die einschlägigen Sendungen gehört, aber von "Geschmack" konnte keine Rede sein - es ging in erster Linie um das Mitredenkönnen. Fan-Sein hat mich nie interessiert und, um ehrlich zu sein, bei meinen Mitschülern auch immer ein wenig befremdet. Danach hat sich das bei mir in erster Linie über das klangliche Empfinden geregelt. Ein guter Freund von mir hat HiFi-Anlagen selbst gebaut; wir haben stundenlang in seinem Keller gehockt und Kraftwerk, Alan Parsons Project, Mike Oldfield und solche Sachen gehört - vor allem also Zeug, das unserer Meinung nach besonders gut klang. Jean-Michel Jarre nicht zu vergessen. Ich glaube, bis Anfang der Achtziger habe ich kein Album so oft gehört wie "Oxygene". Dann begann die Hochzeit (im Wortsinne) der Maxi-Single. Produzenten blähten 3-Minuten-Songs zu 10-Minuten-Dröhnungen auf, und wir haben uns Apparaturen gebaut, um Vinyls naß abspielen zu können, damit sich die Qualität nicht so schnell verringerte. Ich erinnere mich noch gut an ein paar Urlaube Anfang/Mitte der Achtziger, während derer wir eine Handvoll Cassetten bis zum Erbrechen gehört haben - Franky Goes To Hollywood, Flash & The Pan und solche Sachen. Depeche Mode, natürlich. Undsoweiter. Nur wenig später habe ich damit angefangen, nebenbei aufzulegen, und damit änderte sich natürlich alles. Plötzlich ging es nicht mehr um die Mucke, die man mochte, sondern um diejenige, die tanzbar war. Dazu muß ich sagen, daß ich nie ein großer Tänzer war (und noch immer nicht bin). Es gibt ein paar Songs, die in guter und prägender Erinnerung sind, und in meinem Keller stapeln sich tonnenweise Platten aus dieser Zeit. Als ich dann Ende der Achtziger eine eigene Radiostation hatte (die aber schnell pleite machte), veränderte sich mein Verhältnis zur Musik wieder. Ich kannte inzwischen einige Musiker persönlich, ich hatte sogar mit Musikproduktion zu tun, wenigstens indirekt.


    Meine Frau und ich haben auch ein "Unser Lied" (aber ich werde keinesfalls verraten, welches das ist). Es gibt viele Songs, die ich mit Situationen und Stimmungen verbinde, aber vieles davon würde ich heute nicht einmal mehr aus nostalgischen Gründen anhören. Wobei - ich war im vergangenen Jahr bei einem Konzert von OMD und ich werde Ende Mai zu Yazoo gehen, das sind bzw. waren gewisse Remineszenzen. Aber bis auf eine gewisse Leidenschaft für meinen Nach-wie-vor-Lieblingsmusiker Jackson Browne hat sich mein Musikgeschmack inzwischen völlig umgekrempelt. Ich mag heute Bands wie The Killers, The Editors, The Kooks, Bloc Party, Arcade Fire und ähnliche. Okay, ich gehe immer noch auf jedes Depeche Mode-Konzert, weil das live einfach unglaublich ist. Oder zu Die Ärzte. Aber da ich, wie gesagt, auch immer irgendwie beruflich mit Musik zu tun hatte, gab es bis auf wenige Ausnahmen nie Musiker und/oder Bands, die mich besonders packten. Was nichts daran ändert, daß ich mit diesem Sonnenuntergang, den ich am Cabo de San Vincente erlebt habe, auch eine besondere musikalische Erinnerung verbinde. Oder mit diesem Abend am Plattensee, irgendwann Anfang der Achtziger. Undsoweiter.


    Aber Deine Frage müßte ich eigentlich eine wirklich, wirklich lange Antwort geben. Mache ich vielleicht mal in Buchform. ;-)

  • Gerade entdeckt und falls notwendig bitte notieren: Auf Seite 169 ein Druckfehler: Offenkartoffel... hier ist doch sicherlich ein f zuviel, gell :wave


    Und Musik von Jean Michel Jarre, gute Idee..... könnte ich mir für meine Ipod auch zulegen. Danke für den Tipp :wave

  • Liegt das an deinem Verlag, oder an deinen Bedürfnissen, dass solche "Autoren" wie Herr Trottel und Frau Blond durch alle Talkshows ihr gestörtes Buch über ihr gestörtes Verhältnis zu sich selbst und der Umwelt, insbesondere zur Bildung vermarkten können, ein Tom Liehr dort aber nirgendwo auftaucht, obwohl sein Buch mit dem LEbensgefühl dieser Generation viel mehr zu tun hat als alle Generatin Blöd- Bücher?

  • Zitat

    Original von Tom


    Aber Deine Frage müßte ich eigentlich eine wirklich, wirklich lange Antwort geben. Mache ich vielleicht mal in Buchform. ;-)


    Für den Anfang war die Antwort ja schon mal nicht schlecht ;-). Danke dafür. Das mit dem Buch ist eine super Idee, wie ich finde.


    Dein Musikgeschmack hat sich übrigens richtig gut entwickelt :fingerhoch!

  • Hallo, Beowulf.


    Zitat

    Liegt das an deinem Verlag, oder an deinen Bedürfnissen ...


    Um ehrlich zu sein - ich hätte handfeste Panik, wenn mich die Fernsehsender bitten würden, im Rahmen irgendwelcher Talkshows Seelenstriptease zu tanzen. Ich bin ganz froh darüber, daß sich die Bücher redlich verkaufen (wäre aber noch froher, würden sie sich deutlich besser verkaufen), aber niemand auf die Idee kommt, aus mir jemanden zu machen (oder machen zu wollen), der als Vorzeigekasper für eine bestimmte Generation/Auffassung/Lebenssicht oder so herhalten muß. Vor Publikum aufzutreten, das geht inzwischen halbwegs, aber mein letzter Fernsehauftritt (Juni vergangenen Jahres beim RBB) hat mich so sehr in Panik versetzt, daß ich mich fast vor Aufregung übergeben hätte.


    Ich schreibe keine Skandalbücher, ich bin kein C-Promi, der das Autorensein als Zweitbeschäftigung entdeckt hat - ich gehöre zum Bodensatz der (vielen, vielen) Autoren, die regelmäßig was veröffentlichen, eine gewisse Lesergemeinde erreichen und sich in erster Linie darum bemühen, Bücher zu schreiben, zu denen sie stehen können, statt gut (besser) vermarktbarer Bücher, die für Aufregung sorgen. Mein Verlag gehört zwar nicht zu den kleinsten, liegt aber etwa im Mittelfeld der Publikumsverlage. Die Werbemaschine, über die etwa Random House verfügt, gibt es bei Aufbau nicht. Alle meine Bücher waren bisher Taschenbuch-Erstveröffentlichungen, und das beeinflußt die Rezeption auch. Aber, wie gesagt - eigentlich bin ich da froh drüber. Mein Hauptjob ist das Schreiben nicht, und das soll er auch nicht werden. Ich hätte überhaupt nicht die Zeit, von einem Fernsehauftritt zum nächsten zu jetten. Und, wie gesagt - auch kein Interesse daran.

  • Tom, was sich leicht liest, ist meistens extrem harte Arbeit.
    Daher meine Fragen:
    Wie lange hast du an dem Buch geschrieben, wie oft umformuliert?
    Wie lange hat dein Luxus mit der Klausur im Hotelzimmer gedauert (darum beneide ich dich ja besonders, wie du weißt).
    Und, ganz wichtig: Gut, ich kann verstehen, dass du keine große Lust hast, von Fernsehsendung zu Fernsehsendung zu jetten (geht mir ähnlich) :lache... aber wie ist das mit Lesungen? Ich kann nicht glauben, was auf deiner Website steht: Wieso nur zwei Lesungen? :yikes Ich dachte gerade, ich könnte mir eine in der Nähe herauspicken.... Na, wahrscheinlich ist die Liste noch nicht vollständig.

  • Zitat

    Original von Rita
    ... aber wie ist das mit Lesungen? Ich kann nicht glauben, was auf deiner Website steht: Wieso nur zwei Lesungen? :yikes Ich dachte gerade, ich könnte mir eine in der Nähe herauspicken.... Na, wahrscheinlich ist die Liste noch nicht vollständig.


    Fragt eine Autorin, die bei Lesungen so nervös ist, dass sie Fotographierverbote versucht durchzusetzen :grin