Das Buch habe ich schon vor einer Weile ausgelesen, tue mich mit einer Rezi allerdings sehr schwer, zumal ich Thriller recht selten lese und kaum Vergleichsmöglichkeiten habe.
Das Buch ist hart, sicher, aber kann es etwas anderes sein? Immerhin ist der Protagonist ein Offizier der sowjetischen Staatssicherheit. Was da geschah, entsprach weitgehend meinen Erwartungen bzw. dem, worauf ich vorbereitet war. Gut fand ich, daß die Beschreibungen nicht sehr ins Detail gingen. Man weiß, was passiert, aber das „Blut läuft nicht aus dem Buch heraus“. So konnte ich das recht gut ertragen, zumal die Methoden dem, was ich wußte, recht nahe kamen. Überrascht in der Perfidie hat mich denn allerdings doch [sp]die Sache mit den Widerhaken unter dem Zug der Gefangenen. Wie überhaupt diese Fahrt und Flucht daraus filmreif beschrieben wurde.[/sp]
Mit Leo und Raisa bin ich durchaus „warm“ geworden, für mich persönlich haben beide glaubwürdig (im Rahmen des Buches) gehandelt. Auch die Verwandlung vom „Saulus zum Paulus“ konnte ich nachvollziehen. Raisas Verhalten Leo gegenüber empfand ich auch stimmig; hieß es nicht, daß sie „Überleben“ will? Ich entsinne mich, vor längerer Zeit die Autobiographie von Jane Seymour (der Schauspielerin) gelesen zu haben, deren Mutter dem Holocaust entkam. Sie (die Mutter) bezeichnete sich als „Überlebende“. Ich kann das jetzt nicht mehr genauer erklären (ist schon zu lange her), doch diese sinngemäße Definition ist mir hängengeblieben und hier wieder eingefallen. Wer weiß, was man selbst in so einem System tun (oder nicht tun) würde, einfach um zu überleben.
Insgesamt hat das Buch meinen Erwartungen durchaus entsprochen, und ich werde diese Woche den Nachfolgeband „Kolyma“ beginnen. Smith hat mit seinen Protagonisten starke Figuren geschaffen, die mir noch fast zwei Monate nach Leseende ziemlich präsent sind. Das gelingt nicht jedem Autor, und so freue ich mich auf die Wiederbegegnung mit Leo und Raisa.