Calaspia 1: Die Verschwörung - Suresh und Jyoti Guptara (ab ca. 12)

  • Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
    Seiten: 720
    Originaltitel: Conspiracy of Calaspia
    Übersetzer: Frank Böhmert


    Rückentext:
    Als der 16-jährige Bryn Bellyset mit ansehen muss, wie sein beschauliches Dorf Quivelda von den angeblich vertriebenen Monstern Ostentum überfallen wird, bleibt ihm keine Wahl: Gemeinsam mit seinen Freunden stellt er sich tödlichen Gefahren, um die undurchsichtigen Pläne des Feindes zu durchkreuzen. Warum sind die Barue, ein friedliebender Stamm mit der Fähigkeit, Emotionen zu erspüren, Ziel der Zerstörung geworden? Welche finstere Macht steckt hinter dem verworrenen Komplott, das keiner Logik zu folgen scheint? Niemand will glauben, was der kurzsichtige Zwerg Galar mit eigenen Augen gesehen hat: Aus dem Gipfel des Wahnsinns droht eine alles vernichtende Energie auszubrechen und Calaspia endgültig zu überschwemmen!
    Der erste Band der großen Fantasy-Saga von den Guptara-Zwillingen.


    Die Autoren:
    Von der Schule gelangweilt, erschaffen die Zwillingsbrüder Suresh und Jyoti Guptara die Fantasy-Welt Calaspia und verfassen mit elf Jahren ihr erstes Buch dazu. Als sie Teenager sind, entwickeln sich ihre Ideen weiter und werden zu einer komplexen Saga. Ihr Debütroman "The Conspiracy of Calaspia" erscheint 2006 zunächst in Indien, stürmt dort die Bestsellerliste und wird von Presse und Publikum gelobt.
    Suresh und Jyoti Guptara wurden am 22.11.1988 als Kinder eines indischen Vaters und einer britischen Mutter in England geboren. Heute wohnen sie in der Schweiz, wo sie auch Deutsch lernen, und gehören zu den jüngsten Vollzeit-Autoren der Welt.


    Meine Meinung:
    Bryn Bellyset ist kein typischer Held. Der 16-jährige Barue ist das jüngste Mitglied einer Dynastie von Brauern, die das beliebteste Getränk von Calaspia erfunden haben: Swigny. Gerade hat er eine 4-jährige Ausbildung bei einem religiösen Orden hinter sich gebracht und ist in sein zweites Heimatdorf, Quivelda, zurückgekehrt. Denn Bellysets werden schon im zarten Alter von 8 Jahren in die weite Welt hinausgeschickt und dürfen erst bei Erreichen der Volljährigkeit mit 17 wieder zu ihrer Familie.


    In Quivelda wird sein Erscheinen groß gefeiert (Barue feiern immer, ein Grund ist meistens schnell gefunden) und er ist glücklich, wieder mit seinen Freunden vereint zu sein. Doch die Freude währt nur kurz, noch in derselben Nacht wird das Dorf von einer Horde von Monstern angegriffen und dem Erdboden gleich gemacht. Seltsamerweise nehmen die Monster fast alle Einwohner gefangen, nur wenige werden getötet. Bryn hat Glück und kann sich so tarnen, dass man ihn zurücklässt. Zusammen mit den Geschwistern seines besten Freundes, die zum Zeitpunkt des Überfalls in den Wäldern auf der Jagd waren, nimmt er die Verfolgung des Gefangenenzugs auf.


    Nach einigem hin und her – fliehen, wieder gefangen werden und wieder fliehen - beschließt der Älteste der Barue, Bryns alter Lehrmeister Thybil, dass eine Delegation in die Hauptstadt des Imperiums reisen muss, um dort Hilfsgüter zu beantragen und die Rückkehr der vermeintlich vernichteten Monster Ostentum zu melden. Auf dem Weg treffen sie den Zwerg Galar, ein Veteran aus dem Krieg um das Tor, der ebenfalls Ostentum beobachtet hat und dies dem Imperator mitteilen will. Viele Gefahren müssen überstanden werden um endlich die prunkvolle Hauptstadt Armaah zu erreichen. Doch wenn die Gruppe dachte, sie wären am Ziel und nun müssten sie sich keine Sorgen mehr machen, waren sie im Irrtum. Hinter der Fassade des Reichtums und des Fortschritts spielt sich eine Verschwörung ab, die nicht nur das Volk der Barue betrifft, sondern das gesamte Imperium stürzen könnte...


    Ein sehr dickes Buch von zwei so jungen Autoren, ich war gespannt was da auf mich zukommt. Allerdings hatte das Buch mich gleich auf den ersten paar Seiten für sich gewonnen. Ein kampferprobter tapferer Zwerg, der nachts sogar mit seiner Axt schläft… aber dummerweise seine Brille vergisst und dann froh sein kann, wenn er den Feind ungefähr erkennt, das war doch mal was ganz anderes. Auch sonst hat der Roman ein paar interessante Ausnahmen vom üblichen Fantasy-Einheitsbrei. Bryn und seine Freunde sind zum Beispiel leidenschaftliche Rollenspieler die sich bei Bryn treffen um aufregende Questen zu bestehen. Es gibt auch viele Parallelen zu unserer Welt, was Politik und Religion betrifft. Man erfährt, dass alle Besucher, die Armaah betreten wollen, sich schriftlich registrieren lassen müssen. Was die meisten Besucher aber nicht wissen, während sie den Stift führen, nimmt dieser gleichzeitig ihre Fingerabdrücke, die Steinplatte auf der sie stehen misst ihr Gewicht und ein anderes Instrument ihre Größe. Alle diese Daten werden in einer „magischen“ Datenbank gespeichert. Der Biometrie-Pass lässt grüßen.


    Allerdings muss ich auch sagen, dass der Roman es gut vertragen hätte, wenn man ihn ein wenig gekürzt hätte. Gerade am Anfang (das schon oben erwähnte: gefangen werden, fliehen, gefangen werden, fliehen etc.) gibt es doch einige Wiederholungen in der Handlung.
    Weiterhin sind an einigen Stellen manche Behauptungen nicht ganz schlüssig oder widersprechen sich sogar. Barue spüren zwar die Emotionen anderer, trotzdem scheinen sie nicht zu merken, wenn ihre Jugendlichen ihnen einen Streich spielen. Bryn erwähnt bei der Begegnung mit den Nephelim (einem großgewachsenen kriegerischer Stamm), dass sie tatsächlich sechs Finger haben, so wie er es schon gehört hatte; ein paar Seiten weiter stellt er erstaunt fest, dass Nephelim sechs Finger haben.


    Möchte man dieses Werk vergleichen, würde ich dafür am ehesten „Eragon“ heranziehen, einfach deshalb, weil der Autor im gleichen Alter ist wie die Guptara-Zwillinge. Ich gehöre ja zu der Minderheit der Leser, denen Eragon (der erste Band) nicht wirklich gefallen hat. Die Welt von Calaspia hingegen, hat mich, trotz einiger kleiner Ecken und Kanten die sicher mit wachsender Erfahrung der Autoren auch noch geglättet werden, von Anfang an gefangen genommen und gut gefallen. Die Figuren sind sympathisch, vor allem die Zwerge haben es mir angetan (sie kämpfen gegen die Klischees: „Ich bin stolz, euch unser neues Nationalgetränk vorstellen zu dürfen: Mineralwasser.“ :rofl ). Bisher gibt es zwar noch eine recht deutliche schwarz/weiß-Zeichnung, der Verräter (auch wenn er noch nicht enttarnt wurde) ist ziemlich offensichtlich und die teilweise Aufklärung am Schluß ist wenig originell (der Böse plaudert eben mal seine Pläne aus, weil er die Guten auf verlorenem Posten glaubt), aber wer weiß wie es sich noch weiter entwickeln wird. Ich werde den zweiten Teil der Reihe, der laut Aussage der Guptaras gerade fertig geschrieben ist, sicher ebenfalls lesen. Von mir gibt es 7 von 10 Punkten und ein Kompliment an zwei junge, aufstrebende Autoren.


    Zur Ausstattung: Das Buch ist gebunden, auch wenn es im „Rowohlt Taschenbuch Verlag“ erschienen ist und hat ein rotes Lesebändchen. Auf den Deckelinnenseiten ist eine Landkarte von Calaspia abgebildet und im Anhang gibt es ein (allerdings sehr kurzes) „Calaspisches Lexikon“.


    Der Verlag führt das Buch unter der Rubrik „ab 9“, aber ich denke, dass es für Kinder dieses Alters vielleicht doch ein bisschen zu dick und komplex ist. Ich würde es eher ab 12 Jahren empfehlen.


    Hier noch die offizielle deutsche Homepage zum Buch mit weiteren Infos und einer Leseprobe: www.calaspia.de


    Edit: Rechtschreibung

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Ich habe Calaspia gerne gelesen, allerding würde ich nicht den Vergleich mit "Eragon" heranziehen, sondern eher (aber natürlich mit Mühen) mit "Der Herr der Ringe". :grin


    Ähnlich wie beim Herrn der Ringe, wird viel Wert auf die Einführung der Charaktere gelegt, und dies nicht nur als Einzelpersonen, sondern die Zwillinge bemühen sich, ein ganzes Volk mit ihren Sitten und Gebräuchen, ihrer Tradition und Kultur vorstellig werden zu lassen.
    Dass dieses kleine, liebenswerte Völkchen viele (nicht nur körperliche) Gemeinsamkeiten mit Tolkiens Hobbits aufweist, kann man vernachlässigen :rolleyes.


    Schon der erste Abschnitt des Buches weist ebenfalls eine Parallele auf:
    Der Beginn einer Reise ins Ungewisse mit vielen Zwischenstationen und der Begegnung mit einer weiteren starken Figur, unserem Zwerg, den ich sehr mochte.


    Trotzdem haben die jungen Autoren zweifelsfrei viele eigene Ideen gehabt und auch umgesetzt.
    Die verschiedenen Stufen der Magie und die Macht des Wahnsinns (um nur zwei zu nennen).
    Die Idee Rückblenden einzusetzen, um möglichst "hautnahe" Schilderungen eines erlebten Abschnitts, fand ich hervorragend gelungen.


    Durch viele Orts- und Personennamen, aber auch Detailbeschreibungen von Magie wie politischen und religiösen Tendenzen in dieser "Welt" muss man gut am Ball bleiben und sollte nicht allzulange Lesepausen einlegen!


    Alles in allem hat mir der Auftakt gut gefallen, und da ich mir fest vorgenommen habe, über die Tolkien-Parallelen bestmöglich hinwegzusehen, werde ich mir auf jeden Fall den nächsten Band kaufen, um zu sehen wie es mit unseren Helden weitergeht.


    empfehlungsgrüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich gestehe ich saß auch mit dem Mantra da: Barue haben keine haarigen Füße, Barue haben keine haarigen Füße. *g* Aber immerhin, es gibt keine Elfen!
    Den Vergleich mit Eragon meinte ich jetzt übrigens nicht von der Story her, sondern einfach, wenn man die Fähigkeiten der Autoren beurteilen will (kam vielleicht nicht so gut rüber. ^^; ), wegen des etwa gleichen Alters. Und da liegen die Guptaras bei mir eindeutig vorn. ^^

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Vielen Dank für die tollen Rezensionen. Ihr sollt die unbedingt auf Amazon veröffentlichen!!


    Jetzt habe ich "Calaspia, die Verschwörung" auch gelesen und mochte es sehr!


    Am Anfang hatte ich zwar Bedenken wegen des jungen Alters... Fantasy-clichees... usw. (Ich musste an Eragon denken.) Aber die "Gebrüder Guptara" finde ich frischer, origineller, und vielversprechender. Ich denke, sie werden sich schneller und besser entwickeln als Paolini.


    Gibt es eigentlich schon eine Calaspia Fan-Site??

  • Ich habe von "Calaspia" nur den zweiten Teil gelesen und muss sagen, dass die Autoren es dem Leser nicht leicht machen. Sie "führen" den Leser schlecht durch die Szenen. Erst wenn man "Calaspia" liest, lernt man s zu schätzen, wie viel "helfender" schätzungsweise 80 % aller übrigen Fantasybücher geschrieben sind - und noch mehr Jugend(!)Bücher. Calaspia will ja formal betrachtet ein Jugendbuch sein ...


    Und dann wählen die Autoren noch so komplizierte, nichtssagende Namen (wie es ihre eigenen sind). Ein paar Beispiele: Numenii, Barue, Nephelim, Plimpe, Ostentum, Nurgor, apheristische Kirche, Culmus Sangui, Tahl Uthnae, Thybil, Telseara, Dordios, Aurgelmir, Okolnit, Ayactans ...


    Wenn da nur solche Namen sind und wenn die Handlung dann auch noch so komplex und die Figuren so zahlreich sind, fällt es schwer, sich das alles zu behalten und richtig wo zuzuordnen. Man kann echt denken, die Autoren wollten regelrecht Zungenbrecher fabrizieren.



    Vom ersten Teil habe ich allerdings eine Leseprobe gelesen
    http://www.hierschreibenwir.de/calaspia/?q=node/15


    ... und was ich da an Sprache und Logik/Glaubwürdigkeit sah, fand ich persönlich erschreckend grausig (ich glaub, im zweiten Teil sind sie oder der Übersetzer zumindest besser geworden).


    Handlungsmäßig versuchen die Autoren aber möglichst dicht und orginell zu sein, was ihnen auch gelingt. Wenn sie es doch nur verständlicher darstellen könnten ...