Die gute Stadt Paris - Robert Merle

  • 3. Band der Fortune de France Reihe
    [Serienübersicht]


    OT: Paris, ma bonne ville


    Kurzbeschreibung:


    Der vorliegende Roman führt in das Frankreich der Hugenottenkriege und das Paris des Jahres 1572, wo Katholiken und Protestanten einander niedermetzeln. Pierre de Siorac, frischgebackener Doktor der Medizin, muss sich, wegen eines Duells von der Todesstrafe bedroht, in die Hauptstadt flüchten, um die Gnade des Königs zu erflehen. Dort wird der verwegene junge Mann in den Strudel der Bartholomäusnacht gerissen.


    Über den Autor:


    Robert Merle (1908-2004), als junger Mann berühmt geworden durch seine Romane »Der Tod ist mein Beruf« und »Die geschützten Männer«, hat mit der in den Jahren 1977 bis 2003 entstandenen 13-bändigen Romanfolge »Fortune de France« sein bedeutendstes literarisches Werk vorgelegt.


    Eigene Meinung:


    Nachdem in Frankreich die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten wieder zunehmen, kehrt Pierre de Siorac nach Mespeche zurück. Bald zwingt ihn das Schicksal jedoch erneut die väterliche Baronie zu verlassen und in Paris, wo in kürze die Hochzeit zwischen Heinrich Navarra und Margot stattfindet, die Gnade König Karls IX. zu ersuchen.


    Am Anfang hatte ich es bereut zwischen dem zweiten Band und diesen Band nur wenig Zeit verstreichen zu lassen. Der Beginn hat mich zu sehr an die alten Abenteuer von Pierre und seinem „Gefolge“ erinnert. Bald aber schon führte Merle den Leser in eine „neue Welt“ und leichte Ermüdungserscheinungen waren vergessen.


    Die Stadt Paris wird dabei sehr eindringlich geschildert. Vom Leben in der Provinz kommt Pierre in die Hauptstadt, mit der vor allem Samson nicht zurecht kommt. Bald schon begibt er sich an den Hof, wo er um die Gnade des Königs sucht, aber nach kurzer Zeit verstrickt er sich in den politischen Fallleinen am Hof, der in vier feindliche Lage gespalten zu sein scheint. Dabei zeichnet Merle ein gut verständliches Bild von den unterschiedlichen Positionen und Ambitionen der Gruppen.


    Ein zentrales Thema ist weiterhin der Glaubensstreit, der 1572 in den schrecklichen Ereignissen der Bartholomäusnacht gipfelt. Merle schildert dabei die Chronologie der Ereignisse und die Schrecken dieses Massakers eindringlich. Etwas schade fand ich, dass die politische Motivation dabei stiefmütterlich behandelt wird, aber hier hege ich noch Hoffnung auf eine Behandlung im nächsten Band der Reihe.


    Insgesamt war auch der dritte Band dieser Reihe wieder ein wahres Lesevergnügen und ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Siorac’schen Memoiren.

  • Hallo taciturus,


    ich liebe diese Serie seit langem. Ach mehr noch, ich glaube es ist die beste Abfolge historischer Romane die ich kenne. Sprachliche Ausnahmeerscheinungen noch dazu.


    Dieser dritte Band allerdings ist für mich wohl der beste der ganzen Serie. Ein nichtendenwollender Genuß. Zum Glück ist es mit Abstand der umfänglichste der dreizehn Bände.


    Ich finde dagegen den vierten etwas schwach. Kann aber auch daran liegen, dass ich, als ich ihn damals laß, nicht in der richtigen Stimmung war. Das Ende ist jedoch wieder großartig (Geschehnisse auf Blois!). Der fünfte ist dann aber wieder eine Wucht.


    Eine Reihe, die ich mir sicher noch des öfteren komplett vornehmen werden.


    lg aus Wien, siorac

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

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  • Hallo,


    Ich bin gerade mitten im vierten Band, 100 Seiten vor Ende. Mir fangt die Serie auch immer besser zu gefallen an. War zwar schon von Anfang an begeistert, aber manche Serien fallen ab, hier wird es besser.


    Langsam beginne ich mich zu fragen, wann Pierre das Zepter an welchen Sohn abgeben wird. Da ist für mich noch nichts erkennbar, aber rein rechnerisch bei drei Generationen und 13 Bänden, müsste bald der Wechsel eingeleitet werden.

  • Zitat

    Original von taciturus
    Hallo,


    Ich bin gerade mitten im vierten Band, 100 Seiten vor Ende. Mir fangt die Serie auch immer besser zu gefallen an. War zwar schon von Anfang an begeistert, aber manche Serien fallen ab, hier wird es besser.


    Langsam beginne ich mich zu fragen, wann Pierre das Zepter an welchen Sohn abgeben wird. Da ist für mich noch nichts erkennbar, aber rein rechnerisch bei drei Generationen und 13 Bänden, müsste bald der Wechsel eingeleitet werden.


    Hallo taciturus,


    der Wechsel findet genau zu Beginn des 7. Bandes, „Der wilde Tanz der Seidenröcke“, statt. Ein unehelicher Sohn, Pierre-Emmanuel, erzählt von da an bis zum letzten Band weiter. Wenn ich mich richtig entsinne, ist dieser in den sechs vorangegangenen Bände nie erwähnt worden.


    Das ist ein Kniff Merles, da er vorhatte, die Reihe mit dem 6. Band zu beenden und erst Jahre später Lust bekam weiterzuschreiben. Zum Glück! Und da wurde dann halt schnell ein unehelicher Sohn geboren... :grin


    Ja, die Bände sind unterschiedlich aber eigentlich immer gut. Was mich stört: Einige Romane schildern sehr lebensnah die privaten und privatesten Dinge der Protagonisten, die politischen Umstände der Zeit treten in der Hintergrund. In anderen wiederum geht es nahezu ausschließlich um Politik und zu den Personen erfährt man eher wenig. Die Mischung stimmt m.E. zum Teil nicht.


    Empfindest Du das auch so?


    Dennoch: Es ist für mich die großartigste Reihe historischer Romane, die ich je unter die Finger bekommen habe. :anbet

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    Friedrich Nietzsche

  • Bisher finde ich die Mischung recht ausgewogen. Ich find es auch genial, wie Merle immer wieder andere Themen in den Vordergrund rückt und somit immer wieder was neues erzählt, wenn auch manchmal gewisse Episoden schon sehr lang und oft ausgebreitet werden (vor allem die Geschichten von Samson).


    Im vierten Band nimmt die Politik einen sehr großen Raum ein. Mehr als in den anderen, erscheint mir aber auch stimmig, da Pierre davor in keiner Position war, um die politischen Aktivitäten hautnah miterleben zu können. Vorher war es das Unileben oder der Aufbau von Mespech.


    Bisher kann ich daher diese Mischung über die Reihe hinweg nicht beklagen, wobei sie im Buch selbst oft etwas blockartig erscheint. Da gibt es dann Mespecheblöcke, wo vor allem Privates erzählt wird und die Parisblöcke, wo vor allem die Politik im Vordergrund steht. In den einzelnen Bänden hätte das vielleicht besser verquirrlt werden können.


    Dafür trifft es aber auch den Ton von Erinnerungen. Vielleicht begründet sich das auch daher. Er erinnert sich an sein Leben und da erscheinen ihn manche Sachen zeitlich vll. etwas verschoben. Es kamen im vierten Band ja auch schon vergleiche mit anderen Memoiren vor, wo er die zeitliche Einordnung des anderen bezweifelt hat.


    Bei den Reihen muss sich Merle noch mit Platz 2 begnügen. Auf dem ersten gastiert momentan noch "Das Haus Niccolo" von Dorothy Dunnett.


  • Seid gegrüßt Siorac,
    ich kann mich den ihrigen Ausführungen wärmstens anschließen. Bin gerade beim vierten Band (Noch immer schwelt die Glut) und kann bestätigen, dass der dritte Band (Die gute Stadt Paris) bisher der beste ist. Der vierte Band fällt da schon um einiges ab. Besonders störend und für mich auch enttäuschend ist, dass der Autor nach der Hochzeit von Pierre mit seiner geliebten Angelina, plötzlich einen Zeitsprung von 10 Jahren vollzieht! Da hatte ich gehofft, dass über Pierres Rückkehr nach Paris und dem Aufbau seiner eigenen Familie geschrieben wird. Eben war Pierre noch 23, jetzt ist er 33 Jahre. Na mal sehen, vielleicht entwickelt baut sich ja die Spannung wieder auf (bin gerade bei S. 143)....


    Auf jeden Fall kann ich die Fortune de France Reihe von Merle wärmstens empfehlen...


    PS: Wien ist eine der schönsten Städte, die ich bisher erleben durfte. :anbet

    "Wyrd bid ful aræd"
    Das Schicksal ist unausweichlich
    :lesendLee Child: Sniper (Jack Reacher 9)

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