Originaltitel: Like Clockwork (2006)
Blanvalet Tb, 2008, 309 S.
Über den Inhalt:
Auf der Sea-Point-Promenade in Kapstadt wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Am Tatort weist einiges darauf hin, dass ein Serienmörder am Werk ist. Captain Riedwaan Faizal bittet die Journalistin und Profilerin Clare Hart um Unterstützung bei der Suche nach dem Täter. Die beiden haben schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet und sind sich auch privat nähergekommen.
Über die Autorin:
Margie Orford, als Tochter südafrikanischer Eltern in London geboren, wuchs in Namibia auf und studierte in Südafrika u.a. bei dem Literaturnobelpreisträger J. M. Coetzee. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie im Gefängnis, da sie wegen ihres Engagements für eine kritische Studentenzeitung zu einem Jahr Haft verurteilt worden war. Wieder auf freiem Fuß wollte Margie die Welt sehen und reiste per Anhalter von der iranisch-türkischen Grenze bis nach Amsterdam. Sie arbeitet als Publizistin, Journalistin und Filmemacherin. Die Idee zu „Blutsbräute“ kam ihr, als sie für eine Reportage über Frauen- und Kinderhandel recherchierte. Orford lebt mit ihrer Familie in Kapstadt und schreibt an ihrem zweiten Kriminalroman um die Profilerin Clare Hart.
Meine Meinung:
Kapstadt, Südafrika. Ein neuer, ungewöhnlicher Schauplatz für einen Krimi.
Clare Hart, Mitte Dreißig, attraktive und erfolgreiche Journalistin und Dokumentarfilmerin ist auch ausgebildete Kriminalpsychologin und erstellt für die Polizei Täterprofile. Mit dem mit den Ermittlungen beauftragten Polizisten Riedwaan Faizal hat sie seit einiger Zeit ein nicht ganz geklärtes Verhältnis. Auf der Jagd nach dem Serienmörder arbeiten sie nun Hand in Hand zusammen. Soweit könnte die Beschreibung auch auf einen ganz normalen amerikanischen Krimi zutreffen.
Nun aber kommt der Handlungsort Kapstadt ins Spiel, der aus diesem Buch einen ungewöhnlichen Krimi macht. Das Verbrechen blüht in dieser Metropole, die Polizei ringt um ihre Glaubwürdigkeit, Frauen gelten nicht viel in Südafrika, Machthunger und Korruption blühen hier noch weit stärker auf als anderswo. Moralische Grenzen gibt es nicht.
Die Autorin hat sich viel vorgenommen. Dies ist der Auftakt zu einer mehrbändigen Serie und quillt über an Informationen. Politik, Moral, Menschenhandel, Immobilienhaie, ja: furchtbar, grausam, traurig, menschenverachtend. Doch mit dem eigentlichen Krimi hat es wenig zu tun. Sichtlich ist die Autorin bemüht, ein schonungsloses Bild des heutigen Kapstadt zu vermitteln. So war ich denn etwas widerwillig fasziniert.
Auch der Krimi selbst hat es in sich: die schwer misshandelte Zwillingsschwester der Protagonistin, der drogensüchtige Strichjunge. Orford lässt den Leser kaum zu Atem kommen.
Nur bei ihren Personenbeschreibungen ist sie weniger gründlich. Man muß selbst herausfinden, wer schwarz und wer weiß ist. Clare gleitet als eine Art Superfrau durch den gesamten Roman, irgendwie nicht wirklich aus Fleisch und Blut.
Seine Spannung bezieht der Krimi nicht unbedingt aus seinem Plot, der ist weder neu noch originell, dafür vorhersehbar. Der Schauplatz ist es, der mich bis zum Ende gefesselt hat und auch die zu erwartende Fortsetzung auf meine Wunschliste wandern lässt.
Ach ja: Fußballfans, die zur WM nach Südafrika reisen wollen, ist dieses Buch nicht unbedingt zu empfehlen. Nach der Lektüre würde ich es mir dreimal überlegen, in dieses Land zu reisen.