"Vergangenheitsbasteleien"

  • ... nennt es David Hungendick in seinem Zeit-Literaturblog.


    Schon Anfang der Woche habe ich folgenden Artikel gelesen, über eine Autorin, die eine Kindheit während des Holocaust und ihr Überleben durch die Integration in ein Wolfsrudel frei erfunden hat:




    Heute lese ich dann einen weiteren Artikel in der New York Times zum Thema "Vergangenheitsbasteleien": Wiederum eine Autorin, die ihr Leben als Gangmitglied, Drogenabhängigkeit, einen erschossenen Bruder und ihre Abstammung als Halbindianerin frei erfunden hat: Klickst du hier!


    Ein weiterer Fall ist der des Schreibratgeber-Autors James Frey ("Wie man einen verdammt guten Roman schreibt") mit seinem Buch "Tausend kleine Scherben":



    Ist das seit neuestem anerkannte Ideenfindung, wenn man ein Leben erfindet, was es so nicht gegeben hat? Oder aber wie geltungssüchtig muss man sein ein Leben zu erinden, was es so nicht gegeben hat? Vielleicht habe ich zuviele moralische Bedenken, und verstehe den Wert des Geldes nicht, der mit Erfolg solcher Bestseller einhergeht....
    Ich finde es, salopp formuliert, eine Schweinerei einen Leser eine Geschichte als gelebt zu verkaufen, die es so nicht gegeben hat. Und eine Leserschaft fragwürdig, die dennoch weiterhin die Bücher kauft...

    „Die Literatur greift immer dem Leben vor.
    Sie ahmt das Leben nicht nach, sondern formt es nach ihrer Absicht.”

    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller und Aphoristiker

  • Zitat

    Original von Nightfall


    Ist das seit neuestem anerkannte Ideenfindung, wenn man ein Leben erfindet, was es so nicht gegeben hat? Oder aber wie geltungssüchtig muss man sein ein Leben zu erinden, was es so nicht gegeben hat? Vielleicht habe ich zuviele moralische Bedenken, und verstehe den Wert des Geldes nicht, der mit Erfolg solcher Bestseller einhergeht....
    Ich finde es, salopp formuliert, eine Schweinerei einen Leser eine Geschichte als gelebt zu verkaufen, die es so nicht gegeben hat. Und eine Leserschaft fragwürdig, die dennoch weiterhin die Bücher kauft...


    Nightfall


    wir hatten vor einigen Wochen hier eine ganz ähnliche Geschichte, hier der Link dazu.


    Mich ärgert solches auch sehr, und wenn ich davon weiss, dann werde ich mich von diesen Büchern fernhalten.


    Gut, dass Du uns hier Dein Wissen kund tust.


    Danke und Grüessli Joan :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Zitat

    Original von Nightfall


    Ist das seit neuestem anerkannte Ideenfindung, wenn man ein Leben erfindet, was es so nicht gegeben hat? Oder aber wie geltungssüchtig muss man sein ein Leben zu erinden, was es so nicht gegeben hat? Vielleicht habe ich zuviele moralische Bedenken, und verstehe den Wert des Geldes nicht, der mit Erfolg solcher Bestseller einhergeht....
    Ich finde es, salopp formuliert, eine Schweinerei einen Leser eine Geschichte als gelebt zu verkaufen, die es so nicht gegeben hat. Und eine Leserschaft fragwürdig, die dennoch weiterhin die Bücher kauft...


    Aber was ist daran neu?


    Die Biografie eines Popsängers, die seinem realen Lebenslauf folgt, die müsste erst geschreiben werden, die Autobiographien von Politikern enthalten auch meinst nicht mehr als ein paar Körnchen Wahrheit...


    Biograhien sind Bilder eines Lebens- und wer schmeisst nicht seine hässlichen Bilder weg oder bearbeitet die nicht ganz so gelungenen mit einem Bildbearbeitungsprogramm?

  • Hat nicht auch Karl May viele seiner angeblich autobiographischen Erfahrungen ganz einfach nur erfunden? Und wurde er nicht trotzdem zu einem der meistgelesenen und beliebtesten Volksschriftsteller?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Hat nicht auch Karl May viele seiner angeblich autobiographischen Erfahrungen ganz einfach nur erfunden? Und wurde er nicht trotzdem zu einem der meistgelesenen und beliebtesten Volksschriftsteller?


    Also ich habe jetzt ein bisschen bei Wikipedia über Karl May geschmökert...das ist ja spannend :wow


    Wie ich das verstanden habe, konnte er selber irgendwann nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden....und behauptete dann, er hätte Old Shatterhand persönlich gekannt.


    :bruell Kennt vieileicht jemand von Euch eine spannende Biografie über Karl May, die er mir empfehlen kann?


    Edit: in dem Falle also lieber keine Autobiografie :lache

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  • Die hier genannten Beispiele im ersten Post haben für mich aber schon noch mal eine andere Qualität.
    Während bei den Autobiographien oder Biographien der Schönen, Reichen und Berühmten natürlich geschönt und aufpoliert wird an der ein oder anderen Stelle, sind es hier tragische Lebensschicksale, die erfunden wurden als "selbst erlebt" - auch wenn tausend andere, die nicht darüber schreiben, das Schicksal vermutlich wirklich durchlebt haben.


    Neu ist es nicht - aber es ist ein häufiger werdendes Phänomen.
    Da schwappt die Welle der Schein-Identitäten aus den Internetblogs auf die Bücher über.
    Im Internet kann man den 11. September überlebt haben und damit Sprecherin einer Opfer-Selbsthilfe-Organisation werden, tatsächlich war man aber meilenweit vom tatsächlichen Geschehen entfernt.
    Oder man durchleidet virtuell Krebskrankheiten und Therapien, lässt sich von tausenden Menschen bemitleiden und geht real täglich munter und gesund seinem langweiligen Bürojob nach.
    Manche Menschen erfinden sich ein tragisches Leben, weil ihnen ihres zu langweilig ist.
    Manche Menschen sind dann irgendwann selbst nicht mehr in der Lage zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden.


    Das Phänomen ist an sich nicht neu: Karl May ist wohl das prominenteste Beispiel.
    Aber man sollte schon meinen, daß heutzutage ein Verlag mehr Recherchemöglichkeit besitzt um solche Autobiographien auf den Sachverhalt hin zu überprüfen, bevor sie sie als Autobiographie auf den Markt werfen.
    Keiner hätte etwas gesagt, wenn diese Bücher als Roman verkauft worden wären, und der Schreiber nicht in Talkshows die Wahrheit immer wieder beteuert hätte.
    Augen auf bei der Manuskriptwahl!

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • janda


    ich sehe das ganz genauso wie Du es beschrieben hast....*zustimmendmitdemkopfnicke* :wave

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  • Es ist nicht so leicht mit dem Recherchieren und vor allem, warum sollte ein Verlag dahinter kommen, daß etwas nicht stimmt?


    Gesetzt den Fall, auf dem LektorInnen-Schreibtisch liegt ein interessantes Manuskript, das die Veröffentlichung lohnt.
    Was soll man dann tun?
    Autor/Autorin polizeilich überprüfen lassen? Eine Detektei beauftragen?
    Woher soll der Verdacht denn kommen?
    Soll man grundsätzlich davon ausgehen, daß die Versenderinnen von Manuskripten grundsätzliche lügen, aus welchen Gründen auch immer?


    Ich erinnere an den Fall von Ulla Ackermann und dem Buch 'Mitten in Afrika'. Sie hat tatsächlich in Afrika gelebt. Aber hätte man auf die Idee kommen können, daß sie keine Journalistin ist und 'ihr' Afrika-Bericht erfunden war?


    Was ist z.B. mit jemand wie Ayan Hirsi Ali, die ihre Herkunft und vor allem die Geschichte ihrer 'Verfolgung', sagen wir, ziemlich stark rediegiert hat?


    Was macht man bei jemandem wie Reich-Ranicki, dessen Autobiographie per se als Wahrheit gilt, weil er von sich selber behauptet, daß er ein so gutes Gedächtnis habe?


    An eine ganz andere Geschichte ist der Fall von Enric Marco. Seine Autobiographie erschien Ende der 70er Jahre, wies ihn als Nazi-Verfolgten aus.Er war sogar Vorsitzender einer entsprechenden Organisation (Spanien). "005 kam aufgrund eines Buchs eines Fachhistorikers heraus, der jahrelang zu diesem Themenbereich gearbeitet hat, daß daran kein Wort stimmte.
    Wie soll ein Verlag so etwas herausfinden?


    Das ist eine schwierge Situation und ich gehe davon aus, daß sich die Verlage dessen durchaus bewußt sind. Sicher ist niemand vor solchen Betrügereien.


    Natürlich darf man die finanzielle Seite nicht vergessen, es gibt wohl Fälle, bei denen im zu erwartenden Gewinn der gleichfalls zu erwartende Verlust nach Entdeckung des Skandals gleich miteingerechnet wird.


    Und dann sind da noch die Erwatungen eines Publikums, das nach Tatsachenberichten verlangt, nach möglichst bewegenden und schauerlichen Lebensgeschichten.
    Womit dieser Thread de facto eine Facette des 'Unterschichtsfernsehen'-Threads ist.




    Joan


    ich nehme an, Du siehst das ganz genauso.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Doppelt...die bessere Version stehen gelassen

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    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Was ich sehe ist, dass Du mir eins ans Schienbein kicken willst :rolleyes :grin

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  • Seit ich mit dem Schreiben angefangen habe, frage ich mich, worin der enorme Reiz vermeintlicher "Authentizität" besteht. Als Leser habe ich selbst immer einen großen Bogen um Filme und Romane gemacht, die mit dem Sprüchlein "Eine wahre Geschichte" oder "Beruht auf wahren Begebenheiten" beworben wurden. Damit, die Autorenbios auf U2 (Rückseite der ersten Buchseite) zu lesen, habe ich erst vor zwei, drei Jahren begonnen, aber in der Hauptsache, um sie mit meiner eigenen zu vergleichen, also aus professionellem Interesse. Einfluß auf mein Leseverhalten oder die Rezeption des jeweiligen Romans hatte es m.E. zumeist nicht. Ein Roman muß eine gute Geschichte gut erzählen. Das ist alles, was ich erwarte. Das wahre Leben ist sehr viel komplexer - und schwieriger zu erzählen - als eine fiktionale Story, die in einem überschaubaren Fiktionsraum spielt. Das aber ist genau das, was ich von Unterhaltungsliteratur im weitesten Sinne erwarte. Sobald mir etwas als Realität verkauft wird, werde ich skeptisch. Es ist nämlich außerordentlich schwierig, die Realität als Geschichte zu verkaufen. Meistens entspricht die Geschichte nicht der erzählten Realität.


    Solche falschen Biographien dienen dazu, den Autor als "Experten" für das Thema auszugeben. Damit geht eine gewisse Unangreifbarkeit bezogen auf die Hintergründe einher. Jemand, der vermeintlich einen KZ-"Aufenthalt" überlebt oder im Widerstand gearbeitet hat, verfügt über eine andere Ausgangssituation als jemand, der "nur" in diesem Bereich recherchiert hat. Zugleich macht es das deutlich schwieriger, den Autor auch bezogen auf seine Schlußfolgerungen anzugreifen. Davon abgesehen scheint, siehe oben, Authentizität ein Verkaufs- und Kaufargument zu sein. Natürlich ist verstehbar, daß man "gelebte Geschichte" - auch noch in unterhaltsamer Form verpackt - leichter konsumieren kann als etwa Geschichtsbücher. Aber dabei darf man nicht vergessen, daß diese gelebte Geschichte, sogar, wenn sie wahr ist, immer auf persönliche Weise verbrämt und verfälscht ist. Man sollte auf solche Bücher nicht zurückgreifen, wenn man etwas lernen will, im Sinne von: Faktenwissen erwerben.


    Kein Autor ist verpflichtet, die Wahrheit zu schreiben, weder über sich selbst, noch im eigentlichen Text (auch Zeitungen sind übrigens dazu nicht verpflichtet - so lange sie nicht die Persönlichkeitsrechte irgendwelcher Leute verletzen). Romane sind immer fiktiv. Wenn allerdings ein Autor seinem Verlag gegenüber falsche Angaben gemacht hat, dürfte nicht unwahrscheinlich sein, daß ihn der Verlag in die Haftung nimmt. Trotzdem besteht keine Verpflichtung, das fragliche Buch aus dem Handel zu nehmen. Wenn "Roman" draufsteht, ist innen drin so gut wie alles erlaubt.

  • Zitat

    Original von magali
    Es ist nicht so leicht mit dem Recherchieren und vor allem, warum sollte ein Verlag dahinter kommen, daß etwas nicht stimmt?
    Gesetzt den Fall, auf dem LektorInnen-Schreibtisch liegt ein interessantes Manuskript, das die Veröffentlichung lohnt.
    Was soll man dann tun?


    Meiner Meinung nach Recherchieren. Bei vielen Sachbüchern und Biographien wird das in den USA zumindest auch getan wenn es um dritte geht, allein schon um zu verhindern, daß diese dritte Partei sich zu Klagen bemüßigt fühlt.
    Eine Autobiographie oder Biographie unterscheidet sich in so fern von einem Roman, daß es eben nicht um eine gut erzählte Geschichte geht, sondern um das tatsächliche Leben.
    Das geschönt wird und der Wahrheitsbegriff ausgedehnt wird, ist das eine und kaum, auch mit größter Recherche abzustellen, auch klar.
    Aber das ein komplettes Schicksal erfunden, quasi von Betroffenen gestohlen wird, ist schon eine andere Qualität.
    Wenn es Zeitungsjournalisten nun gelingt die Lügen aufzudecken, warum sollte es nicht dem Verlag im Vorfeld gelingen.
    Die Lügen, die aufgeflogen sind, in letzter Zeit, waren nicht ganz so raffiniert.


    Man sollte nicht davon ausgehen, daß Einsender von Manuskripten lügen - aber man sollte zumindest die, die vorgeben, eine wahre Lebensgeschichte zu beinhalten, durchaus unter die Lupe nehmen.
    Oder man deklariert es als Roman - und es entstehen die Probleme erst gar nicht.


    Das einige (ich möchte sie unseriöse) Verlage nennen, kein Interesse haben, ist schon klar. Denn nicht wenig verkaufen richtig gut, nachdem der Skandal aufgedeckt ist, daß es sich um eine Lügengeschichte handelt.


    Schön ist es trotzdem nicht - und meiner Meinung nach falsch. All jenen gegenüber, die dieses Schicksal real durchlebt haben und keine Kasse damit machen wollen.

    :lesend
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    Oprah Winfrey

  • Hallo, Janda.


    Zitat

    Meiner Meinung nach Recherchieren.


    Das ist im Sach- und Fachbuchbereich eine prinzipiell zu erwartende Vorgehensweise, obwohl sie nicht immer praktiziert wird. Der Eichborn-Verlag hat sich gerade mit einem Buch (siehe unten) blamiert, weil der Autor - sogar, ohne umzuformulieren - aus diversen Quellen abgeschrieben hat. Der Titel wurde aus dem Handel genommen. Hier hätte man erwarten können, daß das Lektorat recherchiert, und das wäre auch kein Problem gewesen, weil sogar Wikipedia-Artikel per Cut&Paste in das Buch übernommen wurden.


    Aber bei Belletristik ist das anders. In so gut wie jedem Autorenvertrag ist eine Freistellungsklausel enthalten, mit der der Autor den Verlag von den Ansprüchen Dritter freistellt. Sobald also Persönlichkeitsrechte verletzt werden oder Plagiate nachgewiesen werden, liegt die Haftung beim Autor.


    Wie aber soll man den Wahrheitsgehalt einer Lebensgeschichte überprüfen? Soll der Verlag vom Autor Dokumente verlangen, die nachweisen, daß tatsächlich das Abitur gemacht wurde, die Mutter an Krebs gestorben ist, der Vater ein Nazischerge war? Das ist kaum umsetzbar, zudem besteht, siehe oben, auch keine Verpflichtung, eine wahrheitsgemäße Biographie abzuliefern. Wenn Leser glauben, eine Geschichte wäre besser, weil der Autor sie vermeintlich wirklich erlebt hat, ist das ihr Problem, nicht dasjenige des Verlags. Prinzipiell jedenfalls. Und tatsächlich haben einige Beispiele der Vergangenheit gezeigt, daß sich Bücher noch besser verkaufen, wenn sich herausstellt, daß der Autor "falsche Angaben" gemacht hat.

  • janda


    über den Buchmarkt in den USa habe ich keinen Überblick. Kommt es dort wirklcih somselten vor, daß gefälschte Autobiografien gedruckt werden.
    Gab es da nicht kürzlich erst eine Sache mit James Frey, für den sogar Oprah einstand und dann doch zurückrudern mußte?
    :gruebel






    Zitat

    Original von Joan


    Was ich sehe ist, dass Du mir eins ans Schienbein kicken willst :rolleyes :grin



    :lache


    Aber nein, nicht treten, bloß ein Stupser.
    Ich lese nämlich gern die Meinung verschiedener Leute zu einem gegebenen Thema und bin dann frustriert, wenn sie zu oft darauf zurückfallen, das Vorhergesagte nur zu bestätigen.
    Du hast ein Meinung, kannst sie formulieren, also her mit Joan.


    :knuddel1

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Ich schau mal heute abend in mein Regal, ich hab einiges zu Karl May zu Hause stehen (ich hab meine Facharbeit in Geschichte damals über ihn geschrieben ;-))


    Er hat übrigens behauptet selbst Old Shatterhand gewesen zu sein, nicht nur ihn gekannt zu haben.


    Er war wohl einer der ersten, der seine Biographie einfach neu erfunden hat....

  • Wenn ein Verlag nicht recherchieren möchte oder keine Belege für autobiographische Erlebnisse verlangt, dann sollen sie das Buch gerne veröffentlichen, aber eben nicht mit dem Vermerk: Autobiographie oder "wahre Lebensgeschichte".


    Mein Hinweis in den USA bezog sich auf Biographien und den Vermerk "wenn es um dritte geht" - um die Klagemöglichkeiten, die es vielfältiger und vor allem für Verlage teurer gibt, einzuschränken.
    Bei den autobiographischen Schicksalen ging da auch schon so mancher US-Verlag blauäugig heran.


    Nochmal - ich habe nichts dagegen, wenn jemand eine Geschichte erfindet.
    Die Frage ist nur, muß ein Verlag sich nicht absichern, wenn er solche Geschichten als wahre Erlebnisse und Autobiographie verkauft.
    Es ist nun mal peinlich, wenn dann solche Geschichten sogar für teuer Geld Lizensen verkaufen und verfilmt werden und sich dann herausstellt das vermeintliche afrikanische Kindersoldatenlager war eine normale Schule und sich zahlreich Mitschüler zu Wort melden, die empört sind.

    :lesend
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  • Hallo, Janda.


    Es kann auch eine Absicht dahinterstehen. Es gibt außerdem keine Verpflichtung dem Käufer gegenüber, in einem Buch die Wahrheit zu sagen, das betrifft sowohl den Inhalt, als auch die biographischen Angaben. Und es dürfte wenige Verlage auf der Welt geben, die biographische Angaben der Autoren prüfen (lassen), selbst wenn es solche sind, die die Authentizität des Geschilderten untermauern sollen. Ich darf in meiner eigenen Autobiographie lügen, wenn ich eine veröffentlichen will. Natürlich geht das mit der Gefahr einher, als Lügner entlarvt zu werden, und das könnte - auch für den Verlag - zu einem Imageschaden führen. Aber, wie gesagt. Es gibt kein käuferseitiges Recht, in einem literarischen Werk nur die reine Wahrheit präsentiert zu bekommen. Übrigens gilt das sogar (allerdings mit gewissen Einschränkungen), wenn sich der Autor mit Titeln schmückt.



  • Juhuuuuu magali :wave


    Dann weisst Du aber auch, dass ich nicht unbedingt diejenige bin, die immer nur zitiert und bestätigt.


    Aber wenn mir genau die gleichen Gedanken zu einem Thema durch den Kopf gegangen sind, und sie dann jemand so niederschreibt und auch prima formuliert hat.......dann sehe ich nicht ein, warum ich "alte Schachtel" meinen Kopf zusätzlich strapazieren soll, um genau dasselbe in weniger guter Ausführung noch einmal wiederzukäuen....
    Hehehehe.... :pille :grin



    Streifi.....das ist ja jetzt auch wieder was Spannendes, Du hast Deine Geschichts-Facharbeit über Karl May geschrieben....wow :wow


    Von dem was ich aus Wikipedia erfahren konnte, hatte ich schon den Eindruck, dass es sich bei Karl May doch um eine ziemlich gespaltene Persönlichkeit handeln könnte.


    Ich habe übrigens zwei Biografien in den Biografien-Thread/SchriftstellerInnen gestellt, mit der Frage, ob jemand sie kennt. Die erste davon KARL MAY- GRUNDRISS EINES GEBROCHENEN LEBENS v. Hans Wollschläger, da tönt ja die Kurzbeschreibung schon sehr gut.


    Dann warte ich mal ganz gespannt, ob Du mir was raten kannst....lieben Dank schonmal zum Voraus für Deine Bemühungen :wave




    Edit: Gopfriedli, heute ist wieder einmal nicht mein Tag....und was das Schlimmste ist, diese Tage häufen sich bedenklich :cry

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  • Der Markt scheint ohne Ende nach diesen wahren Lebensgeschichten zu verlangen, da wundert's mich nicht, dass da auch ein paar Geschäftemacher und Profilneurotiker auf den Zug mit aufspringen.


    Wir hatten auch mal in Lizenz eine angeblich biographische Geschichte erwischt, die sich hinterher als erstunken und erlogen herausstellte. Peinlich! Zähneknirschen, ducken und warten, bis der Sturm vorüber ist. Da denkt man, das Teil ist im Ausland schon gelaufen, wurde in Deutschland als Hardcover verkauft ... da müsste doch längst irgendwer gemerkt haben, wenn die Geschichte stinkt. Pustekuchen! Dem Drittverwerter fliegtse dann um die Ohren.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner