... nennt es David Hungendick in seinem Zeit-Literaturblog.
Schon Anfang der Woche habe ich folgenden Artikel gelesen, über eine Autorin, die eine Kindheit während des Holocaust und ihr Überleben durch die Integration in ein Wolfsrudel frei erfunden hat:
ZitatAlles anzeigenDie Autorin Misha Defonseca musste jetzt einräumen, dass ihr Buch "Survivre avec les Loups" (Überleben unter Wölfen) nicht wahr ist. Auch lies Defonseca verlauten, dass sie eigentlich keine Jüdin ist. Außerdem würde die Autorin auch nicht Misha Defonseca sondern Monique De Wael heißen.
In der Biografie beschreibt die Autorin, wie sie als acht Jahre altes Mädchen 1941 von Belgien nach Polen wanderte, um ihre deportierten jüdischen Eltern zu finden. Dabei soll sie von einem Rudel Wölfe beschützt und begleitet worden sein. Das Buch wurde verfilmt und läuft zurzeit in belgischen Kinos.
Ihre Eltern wurden wirklich von Nazis verhaftet, weil sie im Widerstand waren. Als Vierjährige kam De Wael dann zu Verwandten. Sie wollte ein Leben weit weg von der Menschheit und habe sich für Wölfe sehr interessiert. Beim Schreiben konnte sie die Realität nicht von der Fiktion unterscheiden.
Quelle: Short News
Heute lese ich dann einen weiteren Artikel in der New York Times zum Thema "Vergangenheitsbasteleien": Wiederum eine Autorin, die ihr Leben als Gangmitglied, Drogenabhängigkeit, einen erschossenen Bruder und ihre Abstammung als Halbindianerin frei erfunden hat: Klickst du hier!
Ein weiterer Fall ist der des Schreibratgeber-Autors James Frey ("Wie man einen verdammt guten Roman schreibt") mit seinem Buch "Tausend kleine Scherben":
ZitatAlles anzeigenAm 8. Januar 2006 veröffentlichten die Autoren der Internetseite The Smoking Gun einen umfangreichen Artikel unter dem Titel „A Million Little Lies“ (Tausend kleine Lügen). Darin wird aufgezeigt, dass es für die meisten Erlebnisse, von denen Frey berichtet, keinerlei Beweise gibt: nirgendwo in den Vereinigten Staaten finden sich Kriminalakten oder sonstige Daten, die Gefängnisaufenthalte oder Verwicklungen in sonstige illegale Aktivitäten seinerseits bestätigen.
Ein ehemaliger Nachbar der Freys, Paul Santarlas, widerspricht James Freys Aussage, dieser sei als „böser Bube“ in der Stadt bekannt gewesen. Auch die Angehörigen zweier Studentinnen, Jane Hall und Melissa Sanders, die 1986 bei einem Zugunglück in Michigan starben, wissen offenbar nichts von einer Beteiligung Freys, wie er sie in seinem Buch darstellt. Auffällig ist außerdem, dass fast alle wichtigen Figuren aus seinem angeblichen Leben entweder tot oder geistesgestört bzw. aus anderen Gründen nicht auffindbar sind und so niemand das Berichtete bestätigen kann.
Bereits vor dem The Smoking Gun-Artikel hatten mehrere Zeitungen und Internetdienste Freys Ausführungen in Zweifel gezogen, darunter die in Moskau veröffentlichte englischsprachige Zeitung the eXile, die als einzigen „Gefängnisaufenthalt“ Freys fünf harmlose Stunden auf einer Polizeistation auffinden konnte, nach denen er gegen Kaution entlassen wurde. Auch der Minneapolis Star Tribune zog das Buch schon 2003 in Zweifel, worauf Frey sogar zugab, „kleine Details“ aus Gründen der Dramatik verändert zu haben.
Nachdem anfänglich sowohl sein Verlag als auch Oprah Winfrey ihre Unterstützung und ihr Vertrauen für Frey zum Ausdruck brachten, wurden immer mehr kritische Stimmen laut, bis der Autor schließlich öffentlich eingestand, wesentliche Teile seiner beiden Biografien erfunden zu haben. Eine formelle Entschuldigung wurde den neuen Auflagen der Bücher hinzugefügt, während Winfrey in ihrer Talkshow ihre Wut und Enttäuschung über die Unwahrheiten zum Ausdruck brachte – ihr wurde in diesem Zusammenhang wiederum selbst vorgeworfen, sich unglaubwürdig zu verhalten.
Quelle: Wikipedia
Ist das seit neuestem anerkannte Ideenfindung, wenn man ein Leben erfindet, was es so nicht gegeben hat? Oder aber wie geltungssüchtig muss man sein ein Leben zu erinden, was es so nicht gegeben hat? Vielleicht habe ich zuviele moralische Bedenken, und verstehe den Wert des Geldes nicht, der mit Erfolg solcher Bestseller einhergeht....
Ich finde es, salopp formuliert, eine Schweinerei einen Leser eine Geschichte als gelebt zu verkaufen, die es so nicht gegeben hat. Und eine Leserschaft fragwürdig, die dennoch weiterhin die Bücher kauft...