Ich habe noch keine Nachricht erhalten, dass es abholbereit ist
-
-
Wie kommt denn das, dass das "normale" Taschenbuch erst diesen August, zweieinhalb Jahre nach der Veröffentlichung der Softcover/Broschur- wasauchimmer-Ausgabe erscheint?
-------------------------------------
-
Beim Auftakt der Serie um das Ermittlerteam in Hannover wird der Leser direkt mit der unschönen Seite der Polizeiarbeit konfrontiert. Susanne Mischke hat darin einen Handlungsverlauf auf hohem Niveau kreiert. Ihre Protagonisten zeichnet sie detailreich mit Ecken und Kanten, sodass Handlungen nie vorgefertigt wirken. Das Team besitzt keine Kristallkugel, sondern tappt oft genug, wie im echten Leben, im Dunkeln. Außerdem haben sie auch ein Privatleben, das für manche Emotionen verantwortlich ist, aber auch Potential für Humor bietet. So wird beispielsweise der übergewichtige Völxen von seiner Frau zum Nordicwalking gedrängt, wo er doch lieber seiner Leidenschaft für Schafzucht nachgeben würde.
Auf knapp 300 Seiten werden sowohl die Charaktere als auch die Umgebung deutlich eingeführt. Die Aufklärung des Falls entwickelt sich konstant und lädt unwillkürlich zum Miträtseln ein. Nebenbei werden Denkanstöße zum Thema Sexualstraftäter und Opferbetreuung gegeben, die eine gewisse Aktualität mit sich bringen. Sämtliche Zutaten für einen Krimi wurden also verwendet. Daher freue ich mich, dass ein weiterer Fall um Jule und Co. mit dem Titel Tod an der Leine erschienen ist.
(8 von 10) -
Seine Zunge auf dem Grabmal der Opfer eines Massenmörders – was wollte der Mörder von Martin Offermann damit nur ausdrücken? Wem ist der Psychiater mit seinen Vorträgen über Sexualstraftäter so dermassen auf die Zehen getreten, dass er zum Schweigen gebracht werden musste. Hat das etwas mit dem Gutachten eines Sexualstraftäters zu tun, der zwar noch inhaftiert ist, über dessen Freilassung aber nachgedacht wird? Für Jule Wedekins ersten Fall ein ganz schönes Kaliber, bei dem die übermotivierte und engagierte Neue über so manche Ecke denken muss. Schnell wird allerdings klar, in welche Richtung der Fall geht und mit Frau Dr. Fender haben sie nicht nur eine undurchsichtige, sondern auch noch eine betörend schöne Verdächtige, für die sich Fernando ganz besonders einsetzt.
Mit diesem Fall führt Susanne Mischke ihre vier Ermittler ein. Jule, gerade als Verstärkung ins Team gekommen, ist übermotiviert. Frisch in eine eigene Wohnung gezogen, hat sie noch nicht einmal alles ausgepackt, als schon ihr Vater sie vor neue Tatsachen stellt. Fernando verfällt den Reizen einer gewissen Verdächtigen und hat so einige Schwierigkeiten mit dem Verehrer seiner Mutter, mit der er noch zusammen wohnt. Sie ist doch seine Mutter, wie kann sie sich dann noch für jemand anderen interessieren. Bodo beschäftigen seine Schafe und deren Haltung, man ist erstaunt, wieviele schäfliche Ausdrücke es doch in der deutschen Sprache gibt, die man beiläufig benutzt, die Bodo jetzt aber besonders auffallen. Und Oda hat Schwierigkeiten mit ihrer pubertierenden Tochter, die unbedingt einen Sarg als Bett haben möchte. Wie sich so manche Probleme lösen lassen oder sich von Fall zu Fall weiter hochtreiben hat Susanne Mischke mit viel Humor oder auch einer angemessenen Portion Dramatik gelöst.
Historisch wird der Leser auf jeden Fall beiläufig gut informiert. Jule, als Hobbyhistorikerin, weiß vieles zu berichten, immer wieder interessant, wie Altes und Neues vermischt wird, sogar im aktuellen Fall gibt es historische Hintergründe. Man merkt der Autorin die Liebe zu ihrer Stadt an, Geschichte, spielend und spannend an den Mann gebracht – immer wieder ein Erlebnis. Der Fall an sich wird immer verzwickter, denn es tauchen immer neue Verdächtige auf. Wie fühlen sich Opfer, wenn ihr eigener Täter wieder vor der Freilassung steht? Kann man solche Erlebnisse jemals ganz verarbeiten? Wie so oft erweist sich eine einzige Handlung als ein Stein, der eine ganze Lawine ins Rollen bringt und Leben eine Bahn gibt, die sie niemals vorher gewählt hätten.
Man kann gespannt sein, wie sich die vier Ermittler mit ihren speziellen Eigenschaften noch weiter entwickeln werden – bisher liegen schon vier Bücher insgesamt vor. In jedem gehen sie ein Stück weiter ihres Weges, der nie langweilig wird. Eingebettet in eine stilvolle Umgebung wird sich noch so einiges ergeben, man muss die Bücher nicht unbedingt in ihrer Reihenfolge lesen, für die Entwicklung der Ermittler ist es allerdings hilfreich. Das Cover ist passend zum Titel gewählt, das typische Hannoverfeeling fehlt allerdings. Authentisch bleibt das Buch auf jeden Fall, wer bekannte Orte mag und auf bekannten Spuren wandelt, bekommt zusätzlich sogar noch einen spannenden Fall geliefert.
Fazit
In ihrem Erstling ist es Susanne Mischke gelungen, Ermittler mit speziellen Eigenschaften, die sie sehr gut charakterisieren mit einem spannenden Fall zu verknüpfen. Nicht nur von Hannover lernt man völlig neue Seiten kennen, auch die Ermittler zeigen mit viel Herz, dass sie auch nur Menschen mit verständlichen Schwächen, aber auch Stärken, sind. Dazu die geschickt eingeflochtene Historie Hannovers garantieren ein Lesevergnügen, welches nicht nur von Spannung begleitet ist.
LG
Patty -
Zitat
Original von tinkerbell
In ihrem Erstling ist es Susanne Mischke gelungen, Ermittler mit speziellen Eigenschaften, die sie sehr gut charakterisieren mit einem spannenden Fall zu verknüpfen. Nicht nur von Hannover lernt man völlig neue Seiten kennen, auch die Ermittler zeigen mit viel Herz, dass sie auch nur Menschen mit verständlichen Schwächen, aber auch Stärken, sind. Dazu die geschickt eingeflochtene Historie Hannovers garantieren ein Lesevergnügen, welches nicht nur von Spannung begleitet ist.Es ist weder der erste Roman noch der erste Krimi der Autorin, nur der erste Fall für die Hannoveraner.