Die Pension Eva - Andrea Camilleri

  • Die Pension Eva - Andrea Camilleri


    OT: La pensione Eva



    Kurzbeschreibung:


    Die Pension Eva ist das Bordell in der sizilianischen Stadt Vigàta. Hier verbringt der junge Nenè viele Stunden. Aber nicht, um mit den Frauen zu schlafen, sondern um sich ihre Geschichten erzählen zu lassen. Denn sie lehren ihn, das Leben zu verstehen.
    Im Sizilien der vierziger Jahre herrscht Krieg. Und was für Nenè auf geheimnisvolle Weise beginn - die Sexualität, die Hingabe zur Literatur, das Leben selbst -, droht unter den Trümmern zu ersticken. Und doch gibt es eine Kraft, die sich wie ein Hauch über die zerbombte Stadt legt und alles verzaubert. Die Liebe.


    Über den Autor:


    Andrea Camilleri wurde 1925 in Porto Empedocle, Sizilien, geboren. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Seit 1998 stürmt jeder Titel von ihm die italienische Bestsellerliste. Mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk hat Camilleri sich inzwischen auch einen festen Platz auf den internationalen Bestsellerlisten erobert. Andrea Camilleri ist verheiratet, hat drei Töchter, vier Enkel und lebt in Rom.


    Meine Meinung:


    Ich gestehe, ich kann mit den Krimis von Andrea Camilleri nichts anfangen, doch wie sich mit „Die Pension Eva“ herausstellte, lag es durchaus nicht an dem Autor, sondern nur an der Kombination von Camilleri und Krimi. Mit diesem kurzen, aber keineswegs kleinen Roman von gerade mal 174 Seiten, den Camilleri selbst im Nachwort keinem Genre zuzuordnen weiß, hat er für mich seine Erzählkraft unter Beweis gestellt.


    Im Sizilien der 40er Jahre begleiten wir den jungen Nenè auf dem Weg ins Erwachsenwerden und mit ihm seine beiden besten Freunde und die zahlreichen Mädchen, die in dem Bordell „Pension Eva“ für jeweils zwei Wochen arbeiten, bevor sie weiterziehen und die den Freunden einen kleinen Einblick in ihr Leben geben. Fast poetisch, doch von einer konsequenten Klarheit beschreibt Camilleri die Ereignisse, die er in einer wunderbar eingefangenen Atmosphäre anzusiedeln weiß. Dabei wechseln sich lustige und ernste Themen ab, wobei letztere aber durchaus mit einer Leichtigkeit erzählt werden, die nichts beschönigt und den teilweise tragischen Ereignissen immer gerecht wird, aber dennoch den Zauber der unbeschwerten Jugend nie verliert.


    Ein feines Buch über die Freundschaft und die Menschlichkeit und nicht zuletzt über die Liebe!


    9 Punkte von mir :-]

  • Die Pension Eva – Andrea Camilleri


    Verlag Kindler, 176 Seiten, 2008 erschienen


    OT: La pensione Eva
    Deutsch von Moshe Kahn


    Klappentext:
    Der junge Nené wächst im faschistischen Sizilien auf. Immer wenn er zum Hafen geht, wo sein Vater arbeitet, kommt er an einer dreistöckigen Villa vorbei. Es ist dort nie jemand zu sehen, nur manchmal tönen lachende Frauenstimmen aus den Fenstern. Nenés Neugier ist geweckt. Immer wieder sucht er diesen magischen Ort auf, doch erst spät findet er heraus, was sich dahinter verbirgt: Ein Bordell.
    Als der Vater eines Freundes die Leitung des Hauses übernimmt, dürfen die Jungen, obwohl sie noch nicht volljährig sind, jeden Montag, dem Ruhetag, hierher kommen, um mit den Prostituierten zu essen und zu trinken und sich ihre Geschichten erzählen zu lassen. Draußen herrscht Krieg, und im Schrecken der Bombennächte wird die Pension zu einem Ort lebendiger Phantasie.


    Zum Autor:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Camilleri


    Meine Meinung:
    Ein erstaunliches Buch, das ich von dem bekannten sizilianischen Krimiautor nicht erwartet hätte. Der Junge Nené verlebt eine anscheinend entspannte, glückliche und behütete Jugend im faschistischen Italien der vierziger Jahre.


    Im Mittelpunkt stehen seine vorpubertären und dann pubertären Gefühle, zuerst zu seiner Cousine Angela, später zu den Damen der Pension Eva, den Prostituierten.


    Manche Szenen erinnerten mich an den Film Malena von Giuseppe Tornatore oder an die Autobiographie „Meine ersten sieben Jahre und ein paar dazu“ des italienischen Nobelpreisträgers Dario Fo.
    Camilleri erzählt mit einer gekonnten Leichtigkeit und mit viel Gefühl.
    Wie er Stimmungen entstehen lässt, rechtfertigen den Vergleich den er selbst zieht. Zu Proust „Im Schatten junger Mädchenblüte“, einem der schönsten Teile des berühmten Zyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.


    Auch bei Nené spielt das Zeitgefühl eine große Rolle. Obwohl Nené mal nebenbei die Hitlerjugend erwähnt und dann Krieg herrscht, bleibt die faschistische Zeit kaum bemerkt, sie gleitet an den Jungen ab und Irritierenderweise auch fast an den Leser. Erst in den letzten Kriegsjahren wird auch Nené eingezogen, Bomben und Zerstörung des Krieges begegnen der vorherigen heilen, glücklichen Welt. Ein Effekt, den der Autor sicher beabsichtigt hat, um sich auf die Geschichte zu konzentrieren und den Gegensatz zu zeigen.


    In der Mitte des Buches werden vielen kleine Geschichten und Anekdoten rund um die Geschichte der Pension Eva geschildert. Die kleinen Tragödien und Schicksale seiner Besucher und der Prostituierten stehen da zeitweilig sogar mehr im Mittelpunkt als Nené.


    Ein gut lesbarer, aber stilistisch schön und intelligent geschriebener kurzer Roman, der bewirkt, dass ich mich nach weiteren Büchern des Autors umsehen werde.

  • Über den Autor:
    Ich kenne Andrea Camilleri als „Vater“ des sizilianischen Kriminalkommissars Montalbano. Ich glaube, vielen sind diese Krimis zu langweilig, da passiert halt relativ wenig, es geht mehr um das Leben auf Sizilien und die vielen kleinen und größeren alltäglichen Probleme. Mir gefällt, wie es Camilleri gelingt, mir die Personen nahe zu bringen. Man merkt ihm seine Liebe zu dieser Insel und seinen Menschen an. Besonders mag ich seinen feinen Humor, den man sich zugegebener Maßen etwas erarbeiten muss, der einen aber mit jedem Buch mehr zum Schmunzeln bringt.


    Über den Übersetzer Mosche Kahn:
    Wenn ich dieser Internetseite http://klezmerconnection.at/seite9.htm vertraue, schein Kahn ein sehr bekannter Übersetzer zu sein. Die Sprache im Buch hat mir sehr gefallen – ich habe jedenfalls keine Hinweise auf Übersetzungsfehler gefunden (bin da aber auch nicht anfällig für).


    Klappentext:
    Die Pension Eva ist das Bordell in der sizilianischen Stadt Vigàta. Hier verbringt der junge Nenè viele Stunden. Aber nicht, um mit den Frauen zu schlafen, sondern um sich ihre Geschichten erzählen zu lassen. Denn sie lehren ihn, das Leben zu verstehen.
    Im Sizilien der vierziger Jahre herrscht Krieg. Und was für Nenè auf geheimnisvolle Weise beginn - die Sexualität, die Hingabe zur Literatur, das Leben selbst -, droht unter den Trümmern zu ersticken. Und doch gibt es eine Kraft, die sich wie ein Hauch über die zerbombte Stadt legt und alles verzaubert. Die Liebe.


    Meine Meinung:
    Ein neuer Camilleri? Das musste ich natürlich sofort lesen, steht der Autor doch auf meiner „auto-buy-Liste“
    Außerdem gefällt mir das Coverfoto sehr gut: ein etwas schäbig wirkender Treppenaufgang, der von alter Pracht erzählt. Das Buch hat außerdem noch ein Lesebändchen, welches man aber nicht wirklich braucht, sind doch die gerade mal 174 Seiten Text viel zu schnell ausgelesen.
    Das Buch könnte man in drei Teile gliedern. Im ersten Teil lernen wir Nenè kennen und erfahren, wie er zusammen mit ein paar Freunden die Pension Eva als wöchentlichen Treffpunkt erobert. Im zweiten Teil kommen die Huren zu Wort. Alle vierzehn Tage ziehen die Damen des Hauses weiter und andere Frauen wohnen und arbeiten zwei Wochen im Haus. Beim allwöchentlichen Abendessen mit Nenè und seinen Freunden erzählen sie von ihren Erlebnissen und den Menschen, denen sie begegnen. Dieser Teil hat mir persönlich am Besten gefallen. Es handelt sich um kleine Geschichten in der Geschichte – ruhig und immer mal wieder auch mit einem Augenzwinkern erzählt. Das „draußen“ Krieg herrscht, bleibt trotz des herrschenden Mangels ausgeblendet. Die Pension ist für die Nenè und die Jungs wie ein verzauberter Ort.
    Im dritten Teil schlägt die Realität wieder zu. Der Krieg ist jetzt in den letzten Wochen und das kleine Städtchen Vigàta hat aufgrund seiner Lage besonders schwer unter der Bombardierung zu leiden. Es ist, als würde die Idylle, in die sich die Figuren zurückgezogen haben, zerstört werden.


    Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Ich empfehle es allen, die etwas für einen entspannten Nachmittag auf der Couch bei einer schönen Tasse Tee suchen. Ich werde auf jeden Fall auch nach anderen Nicht-Krimis von Camilleri Ausschau halten.