Gute Übersetzungen - schlechte Übersetzungen ...

  • Zitat

    Original von chiclana
    Ja, wie die deutsche Hermine in den Harry Potter Büchern, warum wurde da nicht einfach Hermione gelassen?


    Hab ich mich auch gefragt - allerdings wäre die wohl von 95% der LeserInnen falsch ausgesprochen worden. ;-)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Namen einzudeutschen halte ich unter gewissen Umständen für sinnvoll. Hermione hätte man natürlich auch so lassen können, da es ja ein Name aus der griechichen Mythologie ist und das bei Harry Potter ja auch Programm ist mit den bedeutungsvollen Namen. Allerdings müsste man erst mal recherchieren, ob Hermione in England vielleicht ein üblicher Name ist. Wenn ja, dann wäre die Hermione vielleicht doch etwas zu hochtrabend, da es im Deutschen ja definitiv kein Allerweltsname ist.

  • Ich glaube, hier passt mein Thema rein.



    SiCollier hat in seinem Thread über die Veränderungen durch die Übersetzung von Büchern ins Deutsche meinen Blick wohl etwas geschärft.


    Ich bin derzeit etwas unglücklich. Ich lese gerade die Merlin-Trilogie von Mary Stewart. Ich habe gerade den dritten Band angefangen. Und sofort war ich beim Lesen etwas irritiert ohne, dass ich hätte sagen können, was mich stört. Schließlich stieß ich auf den Begriff "wild forrest". Da wars dann klar, ich habe auch nachgeschaut, der Übersetzer hat gewechselt. Im zweiten Band lebt Merlin im "Wilden Wald", was mir gut gefallen hat, jetzt lebte er im "wild forrest".


    Was ich daran nicht verstehe, ist, hat der Übersetzer des dritten Bandes die ersten beiden nicht gelesen? Wieso ist das dem Verlag/Lektorat nicht aufgefallen? Dass sich stilistisch etwas geändert hat, okay, das lässt sich bei verschiedenen Übersetzern wohl nicht vermeiden aber dass die Begriffe nicht übernommen wurden, finde ich sehr störend.


    Sowas ist mir auch schon mal in der Ender-Reihe von Orson Scott Card begegnet. Da gibt es Außerirdisch, die in den Büchern, die der Heyne-Verlag schon vor Jahren herausbrachte "Krabbler" genannt werden und über vier Bände heißen die halt "Krabbler". Vor einiger Zeit hat der Vesta-Verlag ein weiteres Buch aus der Reihe herausgebracht und da heißen diese Außerirdischen nun "Schaben". Möglicherweise ist letzteres sogar die genauere Übersetzung aber der Begriff "Krabbler" ist halt schon etabliert gewesen (und btw. finde ich, dass er mir in meiner Vorstellung mehr Raum lässt, wie diese Außerirdischen aussehen könnten, während "Schaben" da viel determinierender sind). Ich habe den Vesta-Verlag sogar mal angeschrieben deswegen.


    Dann war da noch eine Stelle, wo Merlin ein Rudel Hirsche sieht und es mit Begriffen aus dem Jägerlatein beschreibt (Lichter, Decken). Ehrlich, ich habe im ersten Moment gedacht, der Übersetzer hat Drogen genommen. Ich verstehe ja und habe es hier auch so gelesen, dass genau sowas ein Problem für ÜbersetzerInnen darstellt. Wieer das Problem genaue vs. verständliche Übersetzung. Das Problem an dieser Stelle ist für mich vor allem, das da eigenltich ein sehr schönes und beeindruckendes Bild eines Hirschrudels im Mondlicht geschildert wird aber durch die Begriffe wird es, für mich, total ruiniert.


    Ich bin noch nicht sehr weit gekommen mit dem dritten Band, der Wechsel im Stil stört meinen Lesefluß erheblich. Jedes Mal wenn ich auf den "wild forrest" stoße, zucke ich innerlich zusammen. Irgendwie ist das Bild jetzt anders. Der wilde Wald war für mich ein sehr klares Bild, der "wild forrest" ist so als, ob es ein anderer Ort ist.


    Ich werde wohl doch noch anfangen, alles im Original zu lesen, so ich die Sprache beherrsche, bzw. ist langsam ein Grund noch ein paar Sprachen nachzuholen.

  • @Antonia


    Ich finde auch, dass es einen seeeehr guten Grund geben muss, die Übersetzung solcher zentralen Begriffe zu ändern.


    Und ich finde es auch sehr schade, wenn der Übersetzer innerhalb einer Reihe wechselt, denn wie du schon schreibst, es lässt sich nicht vermeiden, dass sich der Stil ändert. Ich lese ja nur zähneknirschend Übersetzungen, wenn ich das Buch unbedingt lesen will, aber das Original nicht verstehe, und dann auch am liebsten nur aus Sprachen, die ich wirklich nicht kann, z.B. Norwegisch. Aber falls der Übersetzer bei späteren Bänden ein anderer ist, muss ich mich gleich ganz neu an den Autor gewöhnen. Am besten sollte also nicht nur eine Reihe, sondern alles vom Autor von demselben Übersetzer übersetzt werden... (Ich hoffe, dass Gabriele Haefs noch laaaaange übersetzt und weder Anne Holt noch der Verlag sich mit ihr überwirft! :anbet)


    Das ist vielleicht vergleichbar mit der Synchronstimme eines Schauspielers: Da stockt man ja auch erst einmal, wenn jemand plötzlich mit einer neuen Stimme spricht (oder mit der Stimme eines Schauspielers, den man von wo ganz anders her kennt).

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  • "Mein Thread"? :gruebel Ich wußte gar nicht, daß einem Threads "gehören". ;-)


    Danke für den Hinweis auf die Merlin-Trilogie von Mary Stuart. Die steht bei mir auch auf der "möchte ich möglichst bald lesen" - Liste. Da werde ich dann gleich im Original lesen.



    Zitat

    antonia68
    Ich werde wohl doch noch anfangen, alles im Original zu lesen, so ich die Sprache beherrsche, bzw. ist langsam ein Grund noch ein paar Sprachen nachzuholen.


    :write Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Und je mehr ich drüber nachdenke, je mehr gelange ich zur Überzeugung, das Sprachenlernen wirklich zu beginnen. Fragt sich nur, mit welcher ich anfangen soll/will ...



    Zitat

    MaryRead
    Das ist vielleicht vergleichbar mit der Synchronstimme eines Schauspielers: Da stockt man ja auch erst einmal, wenn jemand plötzlich mit einer neuen Stimme spricht (oder mit der Stimme eines Schauspielers, den man von wo ganz anders her kennt).


    Sehr schöner und treffender Vergleich. :-)


    Seit mit die Übersetzungsproblematik mehr und mehr bewußt wird, achte ich zunehmend darauf, wer ein Buch übersetzt hat und versuche mir, die Namen zu merken. Und auch, ob mir die Übersetzung gefiel oder nicht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")