Kindergeschichten

Kindergeschichten – Toby

Nicht, dass ich Kinder nicht mag, ganz im Gegenteil, sonst würde ich ja nicht über sie schreiben. Aber so manches Kind nervte mich dann doch ganz ordentlich. Immer dann, wenn ich gerade meine Ruhe haben wollte, tauchte zum Beispiel der kleine Toby auf und löcherte mich mit Fragen über Fragen, die ich zwar ungehalten aber dennoch beantwortete. Letztens allerdings frage er mich mit herausforderndem Blick, ob ich wüsste, was genau auf der anderen Seite der Erde wäre.

Ich wusste es wirklich nicht, ehrlich, ich hätte zwar auf meinem Globus nachsehen können, aber ich wollte meine Ruhe haben. Nachdem er mich immer drängelnder fragte, meinte ich, er solle doch einfach selber nachschauen. Das musste ihm wohl gereicht haben, denn er verschwand.

Vorhin erfuhr ich, dass seine Eltern in seinem Zimmer einen Zettel gefunden haben, auf dem er ihnen mitteilte, er wolle auf die andere Seite der Erde. Nachdem sie ihn hier nicht fanden, flogen sie heute nach Übersee.

Na ja, sie werden wohl vor ihm da sein, denn als ich ihn das letzte Mal sah, hatte er einen Spaten in der Hand.

(Ich liebe wirklich Kinder, fragt meine 14-jährige Tochter, aber ich finde es sehr reizvoll, einmal aus dieser Perpektive zu schreiben, hätte da noch einige Ideen)

Ich meine damit, dass diese Geschichten alle sehr böse enden, denn der imaginäre Verfaser ist üpberhapt kein Kinderfreund, er tut nur so.

bogart : tun wir das nicht alle?

Also, ist schon so, daß es bei diesem erfundenen Verfasser eben in Zynismus umschlägt. Ich bin, wie immer, durch Zufall darauf gekommen, mal in dieser Art zu schreiben. Vielleicht hat Bogart sogar Recht, dass es Spass macht, einmal eine (dunkle) Seite auszu(leben)schreiben, die man in der Realität niemals vertreten würde.
Aber dieser kleine böse letzte Satz macht ja erst die Geschichte aus, wenn man bedenkt, wie der kleine Toby sich durch die Erdkugel gräbt und der Verfasser dass nur mit einem Achselzucken quittiert.

Gestern stand ich wieder vor den zwei kleinen Schildkröten, Stück á 150 Euro und das angelegte Gehege nochmal ca. 1000 Euro, die der kleine Sohn eines Kunden geschenkt bekommen hatte. Der sich jetzt, nach ein paar Tagen, überhaupt nicht mehr für die niedlichen Tiere interessiert. Eine der Schildkröten hatte einen Tautropfen direkt am Auge, es sah aus, als würde sie weinen. Was mich nicht wundern würde, denn sie versucht dauernd, aus dem ausbruchsicheren Gehege zu entkommen. Ich stellte mir vor, wie der Kleine mich fragen würde, warum die Schildkröte weint und ich sagte ihm, die beiden Schildkröten wären ja bei einem Züchter in Gefangenschaft aufgewachsen und wüssten eigentlich garnicht, was Freiheit ist, aber trotzdem wollen sie natürlich wissen, was auf der anderen Seite des Zaunes noch ist, denn Schildkröten sind neugierig.
Wenn er dann gesagt hätte, dann laufen sie aber weg, hätte ich gesagt, nein, bestimmt nicht, die sind Zäune gewohnt. Setze sie doch einfach mal auf die andere Seite des Zauns und du wirst sehen, nun wollen sie auch wissen, was auf der anderen Seite ist.
Ich stellte mir vor, dass er das dann auch machen würde - und am nächsten Tag wären die Schildkröten dann weg. Tja, ich fand diesen Gedanken auch schon ein wenig böse und dann fielen mir gleich mehrere "Kindergeschichten" ein. So einfach war das.