'Die Goldschmiedin' - Seite 001 - 106

  • So jetzt bin ich auch auf Seite 106 angekommen :wave


    Ich bin sehr schnell in die Geschichte reingekommen.


    Die Beschreibung der Goldschmiede und der Arbeit finde ich sehr schön. Hab mich gefühlt, als würde ich Juliane über die Schulter blicken :-]


    Mit Juliane konnte ich sehr gut mitfühlen. Wie schwierig für sie, wenn der Meister ihr nichts erklärt und ihr nichts zutraut! Sie weiß, was sie will und ist darin sehr ehrgeizig. Außerdem ist sie sehr mutig. Selbst von dem Einbruch und dem Galgen hat sie sich nicht einschüchtern lassen! Das war wohl nicht so typisch für eine Frau in der damaligen Zeit! Was sie aber wieder sehr weiblich macht, ist ihre Schwärmerei für den Zauberer Raphael.


    Jakob finde ich sehr sympathisch, aber als der Satz kam, dass er nicht mehr viel isst, bin ich schon zusammengezuckt... Wenn er der Unbekannte wäre, fände ich das echt hart, weil Juliane ihm so vertraut.


    Schön finde ich auch die Entwicklung von Meister Drentwett. Am Anfang will er Juliane am liebsten wieder loswerden, später setzt er doch seine Hoffnung in sie. Es muss sehr schlimm für ihn sein, fast nichts mehr sehen zu können.


    Friederike scheint blass und irgendwie eingeschüchtert. Es scheint, dass sie aufgegeben hat, keine große Hoffnung mehr hat im Leben. Aber nach dreißig Jahren Ehe mit dem Meister... Aber dann ist da dieses ehrliche Gespräch mit Juliane, wo man finde ich eine Menge über Friederike erfährt. Zitat S. 72 Seither habe ich immer von einer Liebe geträumt, die meine ganze Seele erfüllt, die mich an nichts anderes mehr denken lässt, aber es blieb ein quälender Wunsch. So ist das eben, aber die Vernunft ist ein stabiler Träger unserer Ehe


    Gewundert hat mich, dass Juliane ihrem Ziehbruder Mathias nicht vertraut. Na ja, ich glaube, dass sie damit recht behalten wird. Ob er wirklich der erfolgreiche Kaufmann ist? :gruebel


    Außerdem bin ich gespannt, wie Stine und Raphael noch weiter in die Geschichte reinkommen. Es scheint unausweichlich, dass beide Juliane näherkommen.

  • ich kann mich den Vorrednern nur anschließen: das Buch ist alleine schon von der Gestaltung her sehr gelungen. :-]
    Ich hab's nun schon ein paar Mal in den Buchläden gesehen, und es macht sich dort wirklich prächtig, ist ein eleganter Hingucker!
    Mit einem alten Stich einer Goldschmiedewerkstatt, Karte, Glossar und ausführlichem Nachwort zu Fakt/Fiktion hat das Buch schon in der Zusammenstellung alles, was zu einem guten historischen Roman gehört.
    Ich finde, das Cover hat schon etwas Geheimnisvolles, der Gemäldeausschnitt lädt zum Rätseln ein, und der alte Stadtplan hat für mich etwas von einer Tür, die sich geradewegs in die Vergangenheit öffnet.
    Ebenso wie der Prolog: der königliche Auftrag an den Goldschmiedemeister Drentwett. Kurz gehalten mit nur diesem Dokument, macht er neugierig und ebnet trotzdem den Weg für die Geschichte.
    Wichtig finde ich darin den Passus über Diskretion:


    Damit keine verdächtigen Subjekte angelockt werden, ist bis zur Lieferung über die Sache vollkommenes Stillschweigen zu bewahren! (S.9)


    Wie ich auch schon im Rezi-Fred schrieb, finde ich den Aufbau des Romans ganz wunderbar konstruiert: ein Kapitel ist ein Tag, und es gibt eine Art Countdown bis zum Tag der Krönung. (Mir ging es dabei so, dass ich dabei eine Art Zeitdruck verspürt habe, schon in so einer Mitfieber-Stimmung war: denn eine Krone - eines Kaisers würdig - in etwas mehr als zwei Wochen anzufertigen, dazu die Accessoires dazu, erschien mir auch ohne genauere Kenntnisse des Handwerks verdammt knapp :wow ).
    Schön finde ich auch, dass jedes Kapitel mit einem Bibel-Zitat überschrieben ist - mehr als passend für Juliane, die Pfarrerstochter. Und gleiche das erste, aus dem Buch Hiob, finde ich stark, charakterisiert Juliane, spricht aber auch für den Kampf, als Frau ernst genommen und als gleichwertig und gleich-fähig betrachtet werden zu können.


    Und Sina wirft uns gleich mitten rein in eine stille, konzentrierte Szene: Juliane, die die Nacht durchgearbeitet hat, kurz vor Fertigstellung des Werkstücks steht, angespannt ist, erwartungsvoll, hofft und bangt - und es misslingt. :cry
    Sina, damit hast Du mich schon komplett für Juliane eingenommen! :anbet


    Perspektivenwechsel: ein Einschub einer unbekannten Person, die Juliane heimlich beobachtet. Was mich irritiert: die Person nennt Juliane "meine Sonne" - was für mich zweifelsfrei liebevoll klingt. Aber der Beobachter ist Juliane keineswegs wohlwollend gesonnen: er freut sich nicht nur über Mißgeschick, sondern weidet sich sogar daran, droht ihr sogar.
    Ist es ein Er oder eine Sie? Und warum hegt er einen solchen Groll gegen Juliane? Was ist da vorgefallen? :gruebel


    Was mich an diesem Buch durchgängig beeindruckt hat:
    wie Sina feine, eigentlich gegenläufige Nuancen in Worten, Sätzen, Charakteren und Szenen mitschwingen lässt.
    Wie etwa Drentwetts Bezeichnung "Blümlein" für Juliane. Das hat etwas Abwertendes, Juliane empfindet es auch so, aber für mich klingt es auch zärtlich.


    zu den Protagonisten:


    Juliane ist mir sofort sympathisch. Sie ist fleissig und ehrgeizig - ich schätze sie als eher still ein. Und obwohl sie sich fügt, halte ich sie nicht für schwach - aber sie ist auch keine Hau-drauf-Braut, ist voller Gefühl. Eine sehr ansprechende Mischung, ich mag Juliane sehr! :-]


    Drentwett ist ein alter Grantler! :lache Obwohl ich ihm für seine Sprüche und seine Verachtung gegenüber Frauen (seiner eigenen wie Juliane wie allgemein) gerne mal die Leviten lesen möcht, spüre ich doch Mitgefühl für ihn. Es muss furchtbar sein, dass Augenlicht zu verlieren - noch dazu in einem solchen Beruf! Rente gab's damals ja noch nicht, noch weniger Berufsunfähigkeitsversicherungen - wovon sollen er und Friederike leben, wenn er nicht mehr arbeiten kann? Sie haben ja jetzt schon so gut wie nix mehr... :-(
    Und einerseits nervt mich sein Stolz, das schwindende Augenlicht nicht zugeben zu wollen, und andererseits kann ich ihn da so gut verstehen...


    Friederike. Eine graue Maus, der das Schicksal nicht wohlgesonnen war. Der einzige Sohn früh gestorben, einen Grantler zum Mann, in einer Ehe gefangen, die wohl von Anfang an lieblos war - oder zumindest von Drentwetts Seite. Puh. :-(


    Geschaumeister Biller. Ah, was ein Paragrafenreiter und Erbsenzähler! :fetch Schön die Darstellung, wie kein Härchen selbst von seiner Perücke absteht - so penibel ist er! :lache
    Ich fands auch erstaunlich und interessant zu lesen, wie genau damals alles rings um das Handwerk festgelegt wurde - und wie hart Verstöße bestraft wurden! Aber klar, dadurch, dass der Wettbewerb so hart war, wie Sina es geschildert hat, ist es nachvollziehbar. Gerecht finde ich es im Hinblick auf die Situation von Drentwett trotzdem nicht... :rolleyes


    Jakob. Ein liebenswerter alter Herr, ganz das Gegenstück zum griesgrämigen Drentwett. Zu schade, dass Julianes Vater nicht Jakob zum Lehrmeister für seine Tochter bestimmt hat... :-( (wobei sich mir natürlich die Frage aufdrängt, WARUM nicht! :gruebel )


    Raphael, der Zauberer. Hm, ein Zauberer, ein Gaukler - der hat natürlich gleich etwas "Unsolides" - aber auch Reizvolles. Mich hat der Name ebenfalls stutzig gemacht: Raphael hiess damals bestimmt kein braver Bürgersohn - erscheint mir ein sehr ausgefallener Name... Er hat einen verlockenden Charme, etwas Abenteuerliches. Hach! :-]


    Mathias. Ziehsohn von Julianes Vater, mit dem Juliane zusammen aufgewachsen ist. Wie aus dem Nichts taucht er plötzlich auf. Schon komisch, irgendwie. :gruebel


    Der stille Beobachter. Dessen Gedanken lassen mich wirklich Angst um Juliane haben. Er wünscht ihr den Tod. Warum? Du meine Güte - Juliane scheint ein grundguter Mensch zu sein. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was sie getan haben könnte, um sich solchen Haß zuzuziehen.
    Aber der Beobachter selber trägt wohl schwer an einer begangenen Untat:


    Stattdessen trinke ich nur abgekochtes Wasser. Es macht mein Gewissen rein und unschuldig. (S. 78)


    Mysteriös... :gruebel
    ...und spannend! :-]


    Edit: typos...

  • Den ersten Abschnitt habe ich beendet, und obwohl ich mich aufgrund meiner vorhergehenden Lektüre erstmal auf einen kompletten Themenwechsel einstellen musste, ist dies mir sehr gut gelungen.


    Die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut. Leider ist die Karte von Augsburg viel zu klein bzw. undeutlich geraten. Schade, denn für einen Ortsunkundigen wie mich wäre es schon interessant gewesen, die Wege der Protagonisten zu verfolgen.
    Gibt es eigentlich immer noch jeweils 2 Kirchen an einem Platz?


    Inhaltlich gibt es kaum etwas hinzuzufügen. Für meinen Teil bin ich nur etwas misstrauischer, was die Figur der Friederike betrifft. Ist sie wirklich nur das arme unterdrückte Weib des Goldschmiedes?
    Die Rolle der "offensichtlich" Bösen gehört Geschaumeister Biller und des Meister's Schwager. Richtig oder zu offensichtlich?


    Hat Meister Drentwett schon erkannt, wie wertvoll Juliane für ihn ist? Der Name Blümlein klingt doch wirklich zärtlich!

  • Mir gefällt die Aufmachung auch sehr gut. Die Karte gleich am Anfang gibt dem TB noch eine ganz besondere Note. (Wobei ich mir im Internet noch eine Karte mit lesbaren Buchstaben gesucht habe, da ich noch nicht in Augsburg war.)


    Juliane ist eine sympathische Haupfigur. Als Vollwaisin hat sie es in der damaligen Zeit nicht leicht. Sie vermißt ihren Vater und ist ihm sehr dankbar, dass sie dank seines Testaments als Magd bei Drentwett unterkam. Sie möchte eine gute Goldschmiedin werden, was ihr als Frau aber unmöglich ist. Trotz ihres Eifers und ihres für sie selbst gefährlichen Einsatzes wird von ihrem blind werdenden Meister niedergemacht. Sie wirkt ein wenig naiv, das wird sich im Laufe des Buches aber vermutlich noch ändern.


    Drentwett scheint kein netter Zeitgenosse zu sein. Seine Frau scheint ihn ja nicht anders zu kennen. Auf der anderen Seite könnte ich sein momentanes Verhalten verstehen, denn seine Existenz steht auf dem Spiel. Wenn er blind wird, kann er nicht mehr arbeiten und einen richtigen Lehrling hat er auch nicht. Seinen Lebenstraum nicht selbst vollenden zu können und stattdessen eine jungen Frau vertrauen zu müssen, deren Werke er selbst nicht mehr sehen kann, ist sehr schwer.


    Friederike ist ihrem übellaunigen Mann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ihr einziges Kind starb früh und sie scheint keine Freunde oder
    guten Bekannten zu haben. Sie möchte ihrem Mann aber eine gute Ehefrau sein und beschwert sich verhältnismäßig wenig.


    Biller ist ein willkürlicher scheinbar bösartiger Mensch, der seine Position mißbraucht. Er ist auch ein typisches Beispiel dafür, wie in jener Zeit eine einzige Person über das Schicksal anderer entscheiden konnte, die sich kaum wehren konnten. Ich bin sehr gespannt, ob er bis zum Ende des Buches so böse bleibt.


    Jakob wirkt sehr sympathisch, wie ein fürsorglicher Großvater. Juliane scheint ihm blind zu vertrauen. Hoffentlich ist ihr Vertrauen gerechtfertig. Die Sache mit dem Essen von dem Schreiber in der kursiven Schrift ließ mich auch schlucken.


    Raphael scheint auch sehr sympathisch zu sein, wenn auch als Zauberer ein wenig mit Vorsicht zu genießen. Ich bin gespannt, welche Rolle er noch spielen wird, denn er scheint mehr zu wissen, als auf den ersten Blick sichtbar ist.


    Das plötzliche Auftauchen von Mathias fand ich auch sehr seltsam. Die ganzen Jahre hat er sich bei Juliane nicht gemeldet und plötzlich verschlägt ihn angeblich der Handel nach Augsburg. Ich habe die Befürchtung, dass Juliane ihm nicht ganz so grenzenloses Vertrauen schenken sollte.


    Von wem die Texte in kursiver Schrift sind habe ich noch nicht erraten. Noch nicht mal eine gut begründete Vermutung.


    Mir gefallen die Bibelzitate am Anfang jedes Kapitels sehr gut und ich habe einige Male am Ende des Kapitels nochmal zurückgeblättert, um das Zitat nochmal zu lesen.


    Ich muss zugeben, dass ich das Buch schon fast weglegen wollte, als Juliane sich als Junge ausgeben soll. (Bin von diesen Verkleidungsgeschichten etwas genervt.) Auf der anderen Seite fand ich die Schilderungen des Lebens zu jener Zeit zu lesenswert. So habe ich weitergelesen, weil Juliane ja aus einem bestimmten Grund für eine vermutlich begrenzte Zeit ein Doppelleben führen wird. Bisher wurde ich nicht enttäuscht. Die damalige Zeit wird sehr lebendig dargestellt, die Hauptfiguren werden gut beschrieben und ich freue mich schon auf´s Weiterlesen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Wie gut, dass es heute wieder so stürmisch war und ich keine Lust hatte rauszugehen. :-]
    So konnte ich heute nachmittag endlich das Buch beginnen und auch gleich "eintauchen" in die Welt Augsburgs und Julianes.


    Sie - also Juliane - gefällt mir bisher ganz gut und auch sehr ehrgeizig, unbedingt diesen Beruf erlernen zu wollen.


    Über den "kursiven Bösewicht" mußte ich auch gleich rätseln, habe aber noch keine soo konkrete Idee.


    Als verdächtig erscheinen mir erst einmal der nette Zauberer - der bestimmt nicht gerade zufällig in Augsburg weilt. Kommt mir jedenfalls so vor.
    Auch dieses direkte Ansprechen Julianes, als sie vor dem Fenster steht, wirkt auch mich ein wenig wie absichtlich auf eine Gelegenheit gewartet.


    Und dann, so nett sie erscheint, auch Frederike.
    Als wolle sie nicht, dass die Goldschmiede weiter existiert, sie ihren Mann loswerden kann.
    Vielleicht wirft sie ihm (unbewußt) den Tod des Kindes und ihre Kinderlosigkeit vor? Will sich an ihm dafür rächen?


    Und nichts zu essen benötigen kann ja auch auf sie zutreffen.
    Erstens haben sie kaum noch etwas und kein Geld und auf der anderen Seite lebt sie so eingesponnen in der Welt ihres Sohnens, dass ihr dagegen so etwas wie essen einfach egal geworden ist.



    Ok, ich merk schon, ich fang schon wieder an zu weit zu spinnen :grin


    Aber das ist bei mir ein Zeichen dafür, das es sich um ein gutes Buch handelt, das mich derart zu spinnen animiert.


    Zuminest bin ich doch sehr gepannt, wer nun der ominöse Bösewicht ist.



    Ach ja, die Stine nicht zu vergessen. Ich denke auch, dass nicht der gute Ehemann der Papa ist.
    Vielleicht der Zauberer? Oder doch Mathias?


    Da ich das nun bald wissen will, werde ich jetzt doch mal schnell weiterlesen.

  • Weshalb erscheint der letzte Beitrag der unter 0:36 Uhr steht nicht?
    Liegts am Seitenumbruch?
    dann sollte es sich ja gleich ändern, hoffe ich.


    Hmmm, nö. Ist einfach nicht da.

  • achje... :-( Juliane und Drentwett haben es wirklich schwer! Der Meister erblindet, die Zeit bis zur Krönung ist eh knapp - und von allen Seiten wird ihnen an den Karren gefahren! Die Szene auf dem Beschauamt ging mir ganz schön an die Nieren... am meisten der Hohn und Spott, der auf Drentwett und Juliane (als Julian) abgeladen wird.
    Biller will die beiden in die Pfanne hauen, und der konkurrierende Goldschmied Thelott (Drentwett und er reden sich mit "Schwager" an....da Friederike, das einzige Kind ihrer Eltern war, muss Thelott demnach eine Schwester Drentwetts geheiratet haben - richtig? :gruebel) macht auch fleissig mit. Herrje, nicht mal Verschwägerungs-Bande gebieten da Einhalt...
    Jetzt geht's vors Gericht... und es ist ja nicht das erste Mal, dass minderwertiges Silber im Gespräch ist; als Juliane der Buchbeschlag in der Anfangsszene verdirbt, hatte sie auch schon denselben Verdacht gehabt.
    Gut, dass Juliane das nochmal nachprüft - das kaiserliche Silber ist in Ordnung, es muss also ausgetauscht worden sein. Sei's drum - Drentwett und sie können das nirgends melden, weil der Auftrag geheim ist. Und jetzt geht's vors Gericht; Drentwetts Existenz steht auf dem Spiel...
    Und dann auch noch der Einbruch mit den unverhohlenen Drohungen. Für mich war eigenartigerweise das Ertränken der Schneeglöckchen das Fieseste daran. Der Galgen aus den Werkzeugen geformt, der Stichel in der Brust des Musterbuch-Petrus - das hat für mich etwas unverhohlen Aggressives, aber auf eher offen-drohende Art. Die Schneeglöckchen - diese Blumen stehen für mich für Hoffnung, auch Unschuld - die zu ertränken, das ist einfach nur niederträchtig.
    Und ich find's klasse von Juliane, dass sie sich davon nicht einschüchtern lässt! :-)


    Julianes Verkleidung als Julian finde ich unter den gegebenen Umständen plausibel. Ich meine: sie tut die Arbeit eines Gesellen - dann kann sie ja auch ruhig nach außen hin einen darstellen, oder? " Form follows function", oder so ähnlich... ;-)
    Und ich habe den Eindruck, dass sie so auch (zusammen mit ihrem Willen, sich nicht einschüchtern zu lassen, ihrem Geschick - das er widerwillig anerkennen muss - und ihrem Einfallsreichtum) Drentwett ein Türchen öffnet, ihm auch wirklich helfen zu dürfen. Bis zur vollen Akzeptanz dürfte es allerdings noch ein weiter Weg sein...


    Ah, das Jakob ihr so selbstlos hilft, nach der SAche mit den Ablassmünzen - das fand ich schön!
    Und andersrum genauso: Juliane leidet selber Hunger, und trotzdem will sie der Bettlerin (die Stine heisst, wie wir später erfahren) und ihrem Kind helfen.
    Was mir auch so gut gefallen hat: das Kind wird nicht einfach nur erwähnt; in ganz wenigen Federstrichen lässt Sina es lebendig sein, mit typischen Baby-Bewegungen und -Regungen, die ich ganz wunderbar beobachtet finde!


    Interessant fand ich auch, dass die Markttage so streng geregelt waren! Unvorstellbar heute, dass es Tage gab, an denen man eben NICHT das kaufen konnte, was man gerade brauchte... :wow


    Juliane, die Gold- und Silberkörnchen aus der Asche liest - da musste ich sofort an Aschenputtel denken, mit ihren Linsen und Erbsen.
    Und auch die Räuber im Wald - das ist für mich auch im besten Sinne märchenhaft: ein Aspekt, wie die deutschen Lande einmal tatsächlich waren und uns sonst eigentlich nur noch in den durch die Brüder Grimm niedergeschriebenen Überlieferungen bekannt ist. Herrlich! :-]
    Deutlich wird aber auch, wie sehr Stine das Leben unter den Räubern verhasst ist. Und Silberbart benutzt den kleinen Buben als Druckmittel, damit sie bei ihnen bleibt. Wie hässlich! :fetch

  • So, gestern abend habe ich auch endlich mit der Goldschmiedin begonnen.
    Ich bin leicht in die Geschichte reingekommen und war auch sofort gefesselt.
    Wer ist der Mann/Frau der Juliane beobachtet und sie "meine Sonne" nennt???
    Frederike und Juliane sind mir sehr sympatisch und man leidet mit Ihnen gleich mit. Sie haben es ja wirklich NICHT leicht mit dem ollen Grantler "König" Phillip.
    Mich würde interessieren, an welcher Augenkrankheit Meister Drentwett erkrankt ist???
    Dann tauchen auch noch Matthias, der Zauberer und Stine auf....
    was sie wohl noch für eine Rolle spielen werden?
    Ich hoffe Stine kann sich vor Silberbart verstecken?? Ihr ist das Leben als Bettlerin verhasst und es gefällt Ihr bei den Räubern ganz und gar nicht - die Ärmste.


    Biller ist mir gänzlich unsympatisch. Ob er der heimliche Beobachter ist?
    Er will Drentwett vernichten, mit allen Mitteln!!!


    Juliane/Julian hat es weiß gott nicht leicht. Die Eltern sind bereits gestorben und trotzdem zieht es sie ab und zu zu Ihrem alten Elternhaus um dort Trost zu finden. Gottseidank gibt es dort den Nachbar, den alten Goldschmied Jakob, der ihr hilft wo es nur geht.


    Dann werde ich heute Abend mit dem 2. Teil beginnen .

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Absturz, und der Beitrag ist verloren. :cry


    Ok, auf ein Neues: Auch ich finde das Cover richtig ansprechend. Rot (dieses Rot!) und Gold ist einfach eine edle Kombination.


    Den Einstieg finde ich unglaublich gut gelungen, spannend, atmosphärisch und noch dazu lernen wir ein kleines bisschen was vom Goldschmiedehandwerk.


    Zitat

    Original von Nicole
    Und Sina wirft uns gleich mitten rein in eine stille, konzentrierte Szene: Juliane, die die Nacht durchgearbeitet hat, kurz vor Fertigstellung des Werkstücks steht, angespannt ist, erwartungsvoll, hofft und bangt - und es misslingt. :cry
    Sina, damit hast Du mich schon komplett für Juliane eingenommen! :anbet


    Genau, das ist es!



    Ich freue mich aufs Weiterlesen!


    LG


    Kirsten

  • Im Nachwort (Seite 460) findet sich der Hinweis, daß es sich um Makuladegeneration handelt. :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Für alle, die das Nachwort nicht vor Beendigung des Buches lesen wollen:


    Die Makluadegeneration ist eine Augenerkrankung, die auch heute noch recht häufig auftritt. Es gibt unterschiedliche Formen, aber gemeinsam ist ihnen der heimtückische, weil schmerzlose Verlauf. Sobald sich Einschränkungen im Gesichtsfeld ergeben, ist eine Therapie äußert schwierig, bis heute gibt es keine Heilmethode. Die einzige Chance besteht in der Früherkennung, die man selbst mit dem einfachen Amsler-Gitter-Test durchführen kann. Beim googlen finden sich diverse Links auf den Test oder noch besser den Augenarzt fragen. Bei Wikipedia finden sich unter dem Link der Makuladegenration seit kurzem Bilder, die den Seheindruck eines Betroffenen nachbilden.

  • Zitat

    Original von Sina
    Für alle, die das Nachwort nicht vor Beendigung des Buches lesen wollen:


    Danke Sina :knuddel1
    ich lese eigentlich nie das Nachwort zuerst (habe noch gar nicht bemerkt, dass es überhaupt eins gibt, lol)


    Meine Mom leidet unter der altersabhängigen trockenen Makuladegeneration (AMD) und mein Dad und seine Geschwister unter "grünen Star/Glaukom"
    Ich hoffe nur, dass sich das bei mir nicht weitervererbt ..... :yikes

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Zitat

    Original von Joschi
    [QUOTE]von Bonomania
    Mich würde interessieren, an welcher Augenkrankheit Meister Drentwett erkrankt ist???


    Vitaminmangel war damals sicher keine Seltenheit, also vielleicht eine Makuladegeneration?
    [quote]


    Das war mir leider auch ohne Nachwort klar, da mein Vater daran leidet und ich somit viel Verständnis für den Meister habe und Mitleid, da ich täglich erlebe wie furchtbar dieses langsame Erblinden ist.

  • Irgendwie passt das alles nicht zusammen- ist das doch ein Fantasyroman?
    Eigentlich kann die einzige Person auf die alles passt, die das alles wissen kann und tun kann nur Frederike sein. Nur die kann das Silber ausgetauscht haben, vom Hunger wissen und von den Silberbechern gewußt haben und den Galgen abgebildet- aber eine Frau und "Meine Sonne" ??? Wenig Essen - weiß ich nicht, der alteJacob jedenfalls isst wenig, aber nicht Wasser als Ersatz, sondern wenig Speck.


    Sina- hat ja wohl einen Mann, den Räuberchef, aber sie redet mit ihrem Kind als wäre das nicht der Vater, mit dem Räuber aber als wäre er es. Sie spricht vom Vater, den sie endlich gefunden hat, weil er ständig unterwegs sei. Der Zauberer- oder Martin, der Händler? Oder sind das trotz der Augen etwa gar nicht zwei Personen, sondern eine?


    Alles offen und ich bin erst mit dem ersten Abschnitt fertig...

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()

  • @ Beowulf
    Man merkt den Anwalt. :grin Nur eines ist das Buch mit Sicherheit nicht: Fantasy. Habe vor diesem eines ausgelesen, und fange heute wieder eines an. Fantasy ist ganz anders. Das hier ist viel zu real.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")