'Die Goldschmiedin' - Seite 201 - 295

  • Da inhaltlich schon alles gesagt ist, hier nur meine Gedanken zu den vorangegangenen Posts:


    Zitat

    von SciCollier
    Mir war bisher nur von einer Art Sonderstellung Augsburgs in Religionsfragen etwas bewußt, dort gibt es ja auch heute noch den 8. August als Sonderfeiertag („Friedensfest“). Doch näher darüber nachgedacht (außer bei früheren Außendienstplanungen) habe ich, ehrlich gesagt, noch nicht. Auch, was das für das Zusammenleben bedeutete.


    Für mich waren diese Deatails alle neu und sehr interessant. Augsburg ist auf meiner Liste "Städte, die man mal besucht haben muss" raketenartig nach oben gerutscht.


    Zitat

    von SciCollier
    Die Methoden, sich gegenseitig „Schäfchen abzujagen“ - na ja, hoffen wir, daß das einer (in manchen Dingen eben nicht sehr rühmlichen) Vergangenheit angehört.


    [SIZE=7]....wenn ich so an die Religionthread's denke :gruebel
    Die Kollegen hätten da sicher ihren Spaß gehabt![/SIZE]


    Zitat

    von SciCollier
    Ob Julianes Übelkeit etwas zu besagen hat, oder einfach von zu wenig Essen herrührt?


    Hoffentlich vergiftet sie niemand!


    Zitat

    von Ximox04
    Und was mich am meisten irritiert hat, war die Festsetzung von "Julian" bei Biller. Und dann läßt Biller sie einfach den ganzen Tag alleine?? Da stimmt doch was nicht.


    Mysteriös, mysteriös!


    Zitat

    Auf die Idee, daß Stine die Tochter von Karl VII. sein könnte, bin ich bis jetzt noch garnicht gekommen. Aber das würde passen. Vieleicht ist sie ja verschwunden, eben weil sie schwanger war.


    Wäre es dann wirklich so schwierig gewesen zurückzukehren ? So inkognito, meine ich ?


    Na ja, der Countdown läuft und ich werde nun mal weiter lesen!

  • Hab ich doch gewusst, dass Matthias nicht ganz ehrlich ist!


    Zitat

    Zitat:
    Original von SiCollier
    Schließlich die Begegnung mit Raphael. Ohne das näher begründen zu können, habe ich zu ihm mehr Vertrauen als zu Mathias. Ihm unterstelle ich sogar sowas wie Ehrlichkeit (trotz allem). Vom Goldschmiedehandwerk scheint er ja auch eine Ahnung zu haben. Das ist wohl der „Große Unbekannte“ - nicht im bösen, sondern im guten Sinne.


    Ja, find ich auch.


    Zitat

    Zitat:
    Original von bartimaeus
    Ich könnte mir fast vorstellen, dass er eine Art Spitzel für unseren neuen Kaiser ist... Allerdings passt dann die Weidenkätzchenkarl-Theorie nicht so recht, oder? Ich würde ihm vertrauen - das mit der Taube und dem Ring ist doch sehr nett - der scheint mir perfekte Mann für Juliane zu sein, der wird auch ihre Goldschmiedabenteuer mögen.


    Ja, ja genau :wave


    Dass Jakob ins Gefängnis musste (und ich bin sicher, er ist total unschuldig) ist echt fies. Jakob finde ich wirklich einen netten Charakter. Obwohl ich ihn eine Weile lang schon im Verdacht hatte...


    Seltsam, dass er Juliane vor Mathias warnt. Woher kennt er ihn? Kennt Friederike ihn auch? Warum hat sie Juliane so eindringlich gewarnt?


    Was anderes: Haben nicht Mathias und Raphael beide zwei verschiedenfarbige Augen? Könnten Sie Geschwister sein?


    Und wer ist jetzt wirklich der Vater von Stines Kind? Mathias oder Raphael? Immerhin komisch, dass Raphael von den Juwelen weiß. Woher sollte er wissen, wo sind sind, wenn er nicht der Vater ist. Oder weiß er es gar nicht? Aber ich war mir eigentlich sicher, dass Mathias der Vater ist, einfach so vom Gefühl her.


    Ich hab auch sofort vermutet, dass Stine die Tochter von Albrecht ist...


    Die Gefangennahme bei Biller fand ich auch merkwürdig. Wie kam sie so schnell wieder frei? Ich fand dass auch sehr anzüglich, als er gesagt hat, sie soll mit ihm ins Schlafzimmer gehen. Biller hat überhaupt von Anfang an, "Julian" als einen besonders schönen Mann bezeichnet...


    So viel von mir, jetzt muss ich aber weiterlesen...

  • Noch was:


    Mir gefällt die Beschreibung von Albrecht sehr gut. Der beinahe-Kaiser wirkt sehr ehrgeizig, so wie er sich trotz aller Schmerzen auf den Beinen hält. Gleichzeitig kommt auch seine menschliche Seite zum Vorschein, wie er mit seiner Frau und seinen Kindern umgeht.


    Ich finde hier spürt man, dass Sina sich mit seiner Person und auch mit seinen Tagebüchern auseinandergesetzt hat.


    Kompliment Sina :wave

  • Buch Seite 231 erster Satz:


    "Während sich seine Frau mit den Kindern in die Retirade zurückzog, um dort mit den königlichen Jagdhunden zu spielen.....


    Kann mir vielleicht jemand sagen, was "Retirade" bedeutet ? Konnte nur die Begriffe Toilette oder Rückzug finden. Passt aber irgendwie nicht im Zusammenhang mit dem o. g. Satz. :gruebel


    Die Beschreibungen zu Kaiser Karl VII fand ich interessant beschrieben.


    Aus den verdächtigen Personen werde ich immer noch nicht schlau. Hat Matthias jetzt doch "Dreck am Stecken" ? Meint Raphael es wirklich ehrlich mit Juliane ? Was ist mit Jakob und vor allem mit Stine ?


    Das Stine die vermisste Tochter des zukünftigen Kaisers sein könnte, darauf wäre ich gar nicht gekommen. :wow

  • Zitat

    Retirade , Rückzug, Zufluchtsort, ein Zimmer, wohin man sich begibt, wenn man allein seyn will. Bey Festungen ist Retirade dasjenige Retranchement, welches einen einwärts gebogenen Winkel hat, und zu dem Behufe angelegt wird, sich hinter demselben noch wehren zu können, wenn man dem Feinde einen vordern Posten hat überlassen müssen. Auch der Abtritt oder Nachtstuhl wird in der Sprache der gesellschaftlichen Höflichkeit zuweilen die Retirade genannt.


    Habe ich gefunden auf folgender Seite:
    www.kruenitz1.uni-trier.de


    :wave

  • Das Lexikon von Künitz ist in den Jahren 1773 bis 1858 in 242 Bänden erschienen und über Joschis Link einsehbar.


    Ergänzend kann ich euch noch den Link zu Zedlers "Großes vollständiges Universallexicon aller Wissenschafften und Künste" empfehlen, (die Schreibung "Wissenschafften ist kein Tippfehler :grin) das ist zwar kleiner ("nur" 64 Bände) hat aber einen noch früheren Erscheinungszeitraum (1731-1754) und da blättere ich auch sehr gerne online drin. Zedlers Universallexikon

  • @ Sina (und auch Joschi)


    Das könnt ihr doch nicht machen - solche Links zu historischen Lexika. :cry
    Ich habe doch noch was anderes zu tun als ständig am Bildschirm in alten Büchern zu schmökern. :cry


    :grin


    :-]


    Danke für die Links - die sind prima! :-] :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Da schon ganz viel gesagt wurde, kann ich mich hier ja auch kurz fassen.


    Mathias mag ich gar nicht mehr. Am liebsten würde ich ihm einen Tritt in den Hintern geben und Juliane wachrütteln. Schade, dass sich Juliane noch ganz kurz, bevor ihr selbst Zweifel an ihm kommen, ihm gegenüber offenbart hat (Doppelrolle als Magd und Geselle). Friederike bleibt mysteriös. Ich denke, sie hat einiges zu verbergen.


    Toll gelungen finde ich (neben vielen anderen Stellen) die Beschreibung der Rivalität der beiden Frauen um Simon. Die kleinen Dinge, die er gelernt hat, ohne dass seine Mutter dabei war, was ihr natürlich einen Stich versetzt. Die Vertrautheit zu Friederike und das beginnende Fremdeln bei der leiblichen Mutter. Der Stolz Friederikes durchmischt mit Schuldgefühlen (?) und Mitleid. Das ist alles toll dargestellt. Gestutzt habe ich bei folgender Passage, ein Zitat von Friederike auf Seite 219:

    Zitat

    "Er kann bald alleine trinken."


    Das kommt mir mit rund neun Monaten doch arg früh vor. Allerdings habe ich keine Kinder und kenne mich da nicht besonders gut aus. Dennoch denke ich, dass es zu früh ist. Was sagen die Muttis an Board?


    Richtig gut gefallen hat mir auch ein Vergleich auf Seite 229:

    Zitat

    Besonders schmerzte ihn der kursierende Spottvers über seinen General Tönning. Dieser Mann gleiche einer Pauke. Von ihm höre man nur, wenn er geschlagen werde.


    Falls dieser Spottvers damals tatsächlich kursierte: Toll recherchiert und wunderbar eingeflochten. Falls er von dir selbst stammt: Hut ab für einen genialen Einfall.


    Und kurz vor Ende dieses Abschnitts (S. 292) wieder ein Punkt, der mich etwas an Friederike zweifeln lässt, die in meinen Augen durchaus eigene Interessen verfolgt (auch wenn sie immer betont, nichts mehr vom Leben zu erwarten):

    Zitat

    "Oh Gott, Juliane! Du hast wirklich vor nichts Angst. Bis es eines Tages zu spät ist! Merkst du denn nicht, in welcher Gefahr du schwebst?"
    "Du meinst, ich soll nicht gehen?"
    Friederike wiegte den Kopf. "Meine Meinung kennst du, aber mein Wort wird dich ohnehin nicht aufhalten."


    Mir kommt es ein wenig so vor, als würde sie zum Schein versuchen, Juliane abzuhalten, und als dann tatsächlich Unsicherheit auf Julianes Seite hervortritt, muss sie ihre Bedenken schnell abwiegeln. Vielleicht tue ich ihr auch Unrecht, inzwischen traut man ja schon fast niemandem mehr in dem Buch - ein Zeichen für einen sehr gelungenen Aufbau. Komischerweise habe ich aber keine Zweifel an Jakob und Raphael, ich denke tatsächlich, dass sie es gut mit Juliane meinen - obwohl man an ihnen sicher auch zweifeln könnte.Beide scheinen mehr zu wissen, als sie sagen. Aber die Charaktere sind mir schlicht zu sympathisch, um ihnen zu misstrauen. Anders als beispielsweise bei Mathias. Mal sehen, ob ich Recht behalte.

  • ich trödel arbeitsbedingt entsetzlich hinterher mit posten, 'tschuldigung! :wave


    Wieder so eine für mich anrührende Stelle: S. 202, Juliane über Jakob:


    "Ich würde sagen, er hat Angst, nicht sterben zu dürfen."


    :cry Das erinnert mich an die Worte einiger alten Menschen, die ich so in meinem Leben kennen gelernt habe; finde ich ganz wunderbar beobachtet von Dir, Sina!


    Dann etwas, das ich mich auch schon gefragt habe: s. 205, Pfarrer Lehmann zu Juliane:


    Zitat

    "(...) Der Meister scheint mit Dir zufrieden zu sein, sonst hätte er sich wohl längst dem Testament deines seligen Vaters widersetzt. (...)"


    Drentwett hätte ja auch einfach Nein sagen können, oder? :gruebel
    Zumindest theoretisch. Also gab's entweder einen Sachzwang, Juliane aufzunehmen - oder er fügt sich zähneknirschend, weil er das Testament respektiert. Ein ganz übler Kerl kann er dann aber auf keinen Fall sein, egal wie er rumgrantelt...


    Nahe ging mir auch die Stelle auf S. 219, als Friederike Stine bei ihrem Besuch erzählt und zeigt, dass Klein-Simon seit dem Tag zuvor krabbeln kann. :cry Das muss einer Mutter doch furchtbar weh tun! :-(


    Der liebe, alte Jakob im Gefängnis... überhaupt, und dann auch noch unter den damaligen Zuständen dort! :-( Sina, du triffst wirklich dort, wo's Mitgefühl sitzt!


    Vielleicht ist das ein bisschen weit hergeholt...
    Aber der erneute kleine Ausflug in die historischen Hintergründe und zu Maria Theresia, Karl Albrechts Gedanken auf S. 229:


    Vielleicht, weil er nicht gewohnt war, gegen eine Frau zu kämpfen. Ihre Art zu denken war eine andere.


    Da dachte ich: MAria Theresia ist eine Frau in einem Männerberuf. Genau wie Juliane. Und so wie Maria Theresia ihren Job :grin gut macht, gelingt es ja Juliane auch. Diese Parallele fand ich sehr schön. :-)


    Was mich ja immer wieder ein wenig nervt in einigen Romanen: Helden und Heldinnen müssen meist nie... :grin
    Deshalb danke, vielen Dank, Sina, für die Szene, in der Juliane - über Nacht bei Biller eingesperrt - so dringend mal muss und damit in höchsten Nöten ist! :lache Und du hast das so gut geschrieben, dass ich ihr das bis ins Detail aufs Schmerzlichste nachfühlen konnte!!


    S.276, Julianes Gedanken zu ihrem "Doppelleben" und zu Mathias:


    (...), er sollte ihre Weiblichkeit entdecken, die sie sich selbst so lange nicht zugestanden hatte.


    Ist jetzt vielleicht bissi wild spekuliert... aber ich habe überlegt, ob letztlich dieses zeitweise Dasein als Geselle Juliane dazu zwingt, sich schneller und besser von Mädchen zur Frau zu entwickeln? Eben durch diesen Kontrast? :gruebel
    (modern würde man vielleicht "Hilfe bei der Identitätsfindung" sagen)

  • Zitat

    Original von katzano
    Toll gelungen finde ich (neben vielen anderen Stellen) die Beschreibung der Rivalität der beiden Frauen um Simon. Die kleinen Dinge, die er gelernt hat, ohne dass seine Mutter dabei war, was ihr natürlich einen Stich versetzt. Die Vertrautheit zu Friederike und das beginnende Fremdeln bei der leiblichen Mutter. Der Stolz Friederikes durchmischt mit Schuldgefühlen (?) und Mitleid. Das ist alles toll dargestellt. Gestutzt habe ich bei folgender Passage, ein Zitat von Friederike auf Seite 219:


    Das kommt mir mit rund neun Monaten doch arg früh vor. Allerdings habe ich keine Kinder und kenne mich da nicht besonders gut aus. Dennoch denke ich, dass es zu früh ist. Was sagen die Muttis an Board?


    Friederike meint das nicht zu wörtlich, im Sinne von nächste Woche oder so, sondern einfach auf die vielen Entwicklungsschritte hin gesehen, die bei einem Kind rein gefühlsmäßig so schnell aufeinanderfolgen, dass man als Erwachsener dieses Wunder nur bestaunen kann.


    Zitat

    Original von katzano
    Richtig gut gefallen hat mir auch ein Vergleich auf Seite 229:


    Falls dieser Spottvers damals tatsächlich kursierte: Toll recherchiert und wunderbar eingeflochten. Falls er von dir selbst stammt: Hut ab für einen genialen Einfall.



    Dieser Spottvers kursierte tatsächlich, wie Karl VII. in seinem Tagebuch berichtet. Dies musste ich natürlich aufgreifen und ich freue mich, dass dir solche Einflechtungen auffallen und vor allem gefallen. :-]

  • So, bin endlich wieder an Bord.
    Das Buch habe ich ziemlich rasant durchgelesen, konnte gar nicht aufhören... spannend!!


    Es wird immer schwieriger für Juliane ihr Doppelleben aufrecht zu erhalten. Ihr schnelles Schalten in den verschiedenen brenzlichen Situationen ist sehr bewundernswert.
    Mich hat ebenso das Schicksal des alten Jakob berührt. Er bedeutete doch Juliane sehr viel.
    Matthias erweisst sich auch als eine Enttäuschung. Leider kann Juliane dies noch nicht erkennen. Sie konnte doch eigentlich schon spüren, daß irgendetwas nicht stimmte.
    Die Szenen sind sehr überzeugend geschrieben, so daß man sich gut in díe einzelnen Charaktere versetzten kann.