Online-Durchsuchungen

  • Hallo, Beowulf.


    Zitat

    Tom, als Schöffe siehst du das auch so?


    Wir reden hier nicht von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen im Nachgang einer begangenen Straftat. Das ist der übliche Fall. Im Rahmen der Terrorbekämpfung sind die Behörden vermeintlich präventiv tätig. Das ist schon ein Unterschied.


    @BJ: Du vereinfachst nochmals diesen lustigen Satz "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten." Das aber steht erstens im Widerspruch zum angeblichen Schutz der Privatsphäre, birgt aber zweitens das sehr viel größere Problem der Interpretation von Daten. Damit kommen wir zu Insos Anmerkungen. Seit Jahren schon überwachen FBI, NSA und ein paar andere Behörden flächendeckend einen Großteil der Telekommunikation in den USA. Das geschieht aber nicht dadurch, daß hunderttausend Mitarbeiter Gespräche mithören, sondern Computerprogramme filtern aus Gesprächen, Mails, WebSites usw. usf. verdächtige Stichwörter und Phrasen heraus. Erst wenn sich hier etwas Verdächtiges ergibt, geht es einen Schritt weiter. Und etwas Verdächtiges ergibt sich sehr leicht, wenn man danach sucht. Dieser Thread hier steht möglicherweise längst unter Beobachtung. Das hört sich zwar lächerlich an, ist aber nicht nur ein Scherz. Niemand will sich an elektronischen Tagebüchern oder Urlaubsfotos aufgeilen. Es kommt darauf an, welcher Zusammenhang hergestellt wird. Verdacht ergibt sich aus Beobachtung, nicht umgekehrt. Das ist das Problem.

  • Zitat

    Original von Tom
    Niemand will sich an elektronischen Tagebüchern oder Urlaubsfotos aufgeilen. Es kommt darauf an, welcher Zusammenhang hergestellt wird. Verdacht ergibt sich aus Beobachtung, nicht umgekehrt. Das ist das Problem.


    wenn du erstmal terrorverdächtig bist, sind es auch die personen, die mit dir auf den fotos zu sehen sind.


    bo

  • Tom,
    das war nur der Nebenaspekt meiner Äußerung, ich wollte daraufhinaus, daß hier mal wieder die Panik bei der breiten Masse geschürt wird.
    Glaubst du ernsthaft, die Herren Fahnder setzen sich hin und schauen sich die Rechner von Lieschen Müller und Karlheinz Unschuldig an?
    Unter Terrorverdacht gerät man nicht, weil man immer falsch parkt und ein so ein Arafat-Tüchlein um den Hals schlingt, da muß man schon ein wenig mehr anstellen.


    Ich gehe schwer davon aus, daß der Richtervorbehalt hier streng eingehalten werden wird, allein schon, weil man sich der Beobachtung der Bevölkerung gewiss ist und zum Zweiten, weil man gar nicht ausreichendes Personal für diese Aktionen hat. Allein in NRW fehlen 5000 Polizeibeamte, für das normale Dienstgeschehen...... :wow
    (Schön übrigens, daß du mal wieder meinst, mir erklären zu müssen, wie der Hase läuft.....seufz.... :rolleyes )


    Desweiteren erachte ich diese Maßnahme und dieses Gesetz für notwendig im Zuge der Anpaßung an die technischen Möglichkeiten.


    Man stelle sich vor, es fliegt eine 747 in unseren guten allten Colonius und man stellt fest, das hätte verhindert werden können, weil Mr. X eh schon im Visier der Fahnder war, man aber seinen Pc nicht angezapft hat, auf dem die ganze Planung für den Anschlag gespeichert war.
    Den Aufschrei in der Bevölkerung will ich nicht hören.... :rolleyes


    Aber recht machen kann man es sowieso nie jemandem und die von Voltaire angekündigten "Folgen" sehe ich ganz einfach nicht. Das ist albern. :rolleyes


    EDIT:
    Habe mir die Diskussion hier noch mal durchgelesen grade und verabschiede mich schon wieder, nervt mich zu sehr an, dieses Geblubber. :wave

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Sehe ich nicht ganz so locker. Da die Deutschen einen Hang dazu haben, amerikanischen "Fortschritt" zu kopieren, könnte auch in zwar nicht kürzester Zeit , aber in baldiger Ferne die IT unserer Untersuchungsbehörden aufgestockt werden. Ich verweise nur mal auf das Beispiel NSA, laut Wikipedia zurzeit 38.000 Mitarbeiter. Vor Jahren habe ich mal einen Artikel gelesen, in dem die NSA geschätzte 50.000 Mathematiker/Informatiker angestellt hat. Und womit die sich beschäftigen, möchte ich lieber nicht wissen. Und ein Experte wird über ein auf dem heimischen Rechner installiertes Linux-System wahrscheinlich auch müde lächeln.


    Den Fortschritt können sie ja von mir aus kopieren, aber mit kopierten Dollars funzt das nicht. Was ich damit meine, ist das unser schönes Land einfach weder die Kapazitäten für so ne Sache hat und auch die finanziellen Ressourcen nicht aufbringen. Und weder der BND noch der MAD kann sich mit NSA und Co. messen.


    Wenn du schreibst, du wirst in Zukunft noch vorsichtiger mit deinen Daten umgehen. Das finde ich lobenswert, denn das sollte man so oder so IMMER tun ;-)

  • Hallo, BJ.


    Zitat

    das war nur der Nebenaspekt meiner Äußerung, ich wollte daraufhinaus, daß hier mal wieder die Panik bei der breiten Masse geschürt wird.


    Ich bin nicht in Panik, nur in Sorge, und auch keineswegs davor, direkt betroffen zu sein. Mir gefällt die Entwicklung nicht, global wie national. Natürlich wäre es schön, wenn man Terroranschläge sicher verhindern könnte, aber glaubst Du selbst, daß es auf diesem Weg - oder überhaupt - möglich sein wird? Ich meine, alles, was wir hier diskutieren, und vermutlich noch sehr viel mehr als das, alle Sicherheitsmaßnahmen, Abhörinitiativen usw. usf. - das geschieht (zum Glück, noch) ja nicht im stillen Kämmerlein. Noch leben wir in einer Art Rechtsstaat, dessen Regierung wenigstens gravierende Maßnahmen nicht stillschweigend über die Köpfe der Bürger hinweg einleiten kann. Hoffentlich jedenfalls. Insofern sind die Maßnahmen bekannt, und damit auch die Gegenmaßnahmen. Es wird keine Möglichkeit geben, die Kreativität der Terroristen zu antizipieren. Wenn keine Flugzeuge mehr als Waffen zu Verfügung stehen, wird man sich im Zweifelsfall nach anderen umsehen. Wenn man nicht mehr abhörsicher per Internet Anschläge planen kann (was sich m.E. reichlich unbedarft anhört), dann wird man andere Wege finden, sicherere. Wie geasgt, es ist ein Hase-und-Igel-Rennen. Der Verlierer ist der Normalbürger, dessen Privatsphäre keine mehr ist.

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Man stelle sich vor, es fliegt eine 747 in unseren guten allten Colonius und man stellt fest, das hätte verhindert werden können,


    Baby,


    das wird nicht geschehen. Das Prinzip "Selbstmordattentäter kapern ein Flugzeug" konnte genau ein einziges Mal funktionieren - die Einschläge in die Twin Towers kamen zu kurz hintereinander, als daß die Passagiere wissen konnten, daß es eben keine "ganz gewöhnliche Flugzeugentführung" mit weicher Landung, Erpressungsversuchen, zähen Verhandlungen und schlimmstenfalls einer Stürmung des Flugzeugs durch Spezialeinheiten werden würde. Sie haben sich tatsächlich so ruhig verhalten, wie es von Geiseln bei einer gewöhnlichen Geiselnahme erwartet wird. Im 4. Flugzeug, daß irgendwo auf einem Feld abgestürzt ist, wußten die Passagiere, womit sie zu rechnen hatten, und haben alles daran gesetzt, die Terroristen "ganz demokratisch zu überstimmen"...


    ... schon beim 4. Flugzeug ist der Versuch, es als Waffe zu mißbrauchen, gescheitert. Die Idee funktionierte nur, solange sie neu war und wirds nie wieder funktionieren, weil kein Flugzeugentführer sich jemals wieder auf "brave Geiseln" verlassen können wird. Das macht aber nichts, denn die Terroristen haben Fantasie. Der nächste Anschlag wird auf eine Art und Weise stattfinden, auf die kein Polizist vorbereitet sein kann, egal wieviele Festplatten er durchstöbert. (Der Holzklotzwurf von der Autobahnbrücke bei Oldenburg war auch nicht im Internet angekündigt. Meine Frau, mein Sohn und ich hatten Glück, daß wir schon einen Tag früher von WHV zurückgekommen sind, der Klotz hätte auch unser Auto treffen können.)


    Das einzige, was man tun kann, um die Terrorgefahr zu verringern, ist, alle Bürger zu mehr Wachsamkeit anzuhalten und nicht nur eine Handvoll überforderte Vertreter des Gewaltmonopols. Die jüngsten Verschärfungen der Waffengesetze gehen da aber leider in die genau entgegengesetzte Richtung... (Waffengesetze hindern nicht die Verbrecher daran, sich zu bewaffnen. Sie hindern nur die braven Bürger daran, sich zu verteidigen.)

  • Ich stehe der Entscheidung des BVerfG sehr kritisch gegenüber und finde die allgemeinen Entwicklungen in Deutschland beunruhigend. Datenschutz verliert immer mehr an Bedeutung. Das ist nicht gut. Die persönliche Freiheit ist einer der wichtigsten Werte der westlichen Welt gewesen und prägte bis jetzt immer das gesamte deutsche Rechtssystem. Deshalb sollte sie nicht zugunsten der angeblichen Allgemeinsicherheit eingeschränkt werden. Es gibt viele Beispiele in der Geschichte, die zeigen, dass man auf diese Art und Weise noch nie gegen "das Böse" gewonnen hat.

    "Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
    (Carl Hillty)

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich habe mir eben bei JURIS den vollständigen Leitsatz des gestrigen Urteils des BVerfG (1 BvR 370/07) einmal ausgedrückt.


    In Nummer 2 Satz 3 dieses Leitsatzes ist zu lesen:


    "Die Maßnahme kann schon dann gerechtfertigt sein, wenn sich noch nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit feststellen lässt, dass die Gefahr in näherer Zukunft eintritt, sofern bestimmte Tatsachen auf eine im Einzelfall durch bestimmte Personen drohende Gefahr für das überragend wichtige Rechtsgut hinweisen."


    Wenn es doch schon "bestimmte Personen" sind, von denen eine Gefahr ausgehen könnte; wieso observiert man diese Personen dann nicht einfach? Dann bekommt man schließlich auch mit, ob jemand einen Selbstmordanschlag plant oder nicht. Und wenn, dann ist man auch gleich vor Ort...


    Ich habe erst kürzlich von einem Fall gelesen, in dem ein Vergewaltiger, der durch einen Verfahrensfehler freigekommen ist, permanent von einem Ermittler observiert wurde. Scheint also möglich zu sein und es ist in jedem Fall verfassungskomformer als Spionage.


    Eddie

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.