Hera Lind, "Der doppelte Lothar"

  • Also, ich geb's ja ungern zu... aber ich habe das neue Buch von Hera Lind gelesen, und es hat mir gefallen!


    Das ist keine hohe Literatur, es ist überhaupt nicht glaubwürdig, aber es ist locker-flockig geschrieben, ohne nervig zu sein, es hat eine spannende Geschichte, und es ist als Sommerlektüre hervorragend geeignet.


    Alex und Anne sind beste Freundinnen aus Schulzeiten, die sich aus den Augen verloren hatten. Nun ergibt sich ein E-Mail-Kontakt zwischen ihnen, und schon bald tauschen sie rege Nachrichten über ihr Leben und Lieben und aus.


    Anne ist eine spiessige Kleinstadtehefrau mit einem spiessigen Job, einem spiessigen Mann und zwei süssen Kindern. Sie fühlt sich von ihrem Mann Lothar, seines Zeichens Sparkassenfilialleiter, immer mehr gegängelt und eingeengt.


    Alex ist Managerin erfolgreicher Stars, reist in der Weltgeschichte herum, ist von einem Stardirigenten geschieden, hat einen pubertierenden Sohn und ein Traumhaus am Mondsee in Österreich.


    Alex drängt Anne, ihren Mann zu verlassen und ein neues Leben anzufangen. Sie selbst ist derweil in Amerika, um die Filmkarriere von "Nackedei" voranzubringen, einem blonden Luder, das in Deutschland durch seine Grammatikfehler und seine Rotkohlwerbung bekanntgeworden ist, nachdem es sich von "Boddel" hat scheiden lassen.


    Ausserdem hat Alex einen hoffnungsvollen Opernsänger entdeckt, mit dem sie Geld verdienen will, und wenn sie mit jemandem Geld verdienen will, schläft sie nicht mit ihm, und wenn er noch so attraktiv ist. Sie bräuchte aber längst mal jemanden, der ihre Finanzen verwaltet und sie davor bewahrt, wegen Steuerhinterziehung verklagt zu werden.


    Naja, und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Wie gesagt, mir hat's gefallen! Das Letzte, was ich von Hera Lind gelesen hatte, war "Mord an Bord", und das war wirklich das Letzte. In den zweien davor standen ihre sprachlichen Manierismen dem Text im Wege - auch wenn die Geschichte vielleicht ganz witzig gewesen wäre, das hat mich genervt. Dieses Buch ist dagegen, finde ich, ein Stück zurück zur "frühen" Hera Lind - auch wenn ihr Erstes, "Ein Mann für jede Tonart", immer noch eindeutig das Beste ist.


    (Ich hab eins verlinkt, zu dem es bei Amazon kein Bild gibt, aber dafür ist's die Sonderausgabe zu 6 Euro :-) )

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich habe ja auch ein paar der frühen Lind's gelesen - ich gebe es zu.


    Was mir aber immer mehr auf den Geist ging, waren ihre sprachlichen Eigenheiten (von denen mir im Moment natürlich partout kein Beispiel einfallen will), die man mit tödlicher Sicherheit in keinem Duden finden wird, die sich aber in all ihren Büchern wiederholen.


    Die ersten zwei oder drei Bücher gehen in meinen Augen noch als Urlaubslektüre durch - aber alles weitere, was Hera Lind da abgeliefert hat, ist seichter als seicht und tut mir beim Lesen nur noch weh.


    Ich habe es also sein lassen und entsprechende Bücher irgendwann entsorgt.


    Erschwerend kommt natürlich hinzu, daß ich die Autorin für absolut grauenvoll und nervig halte nach allem, was ich in den Medien von ihr und über sie mitbekommen habe.


    Und jetzt kommst Du also daher und empfiehlst den doppelten Lothar... :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hi Batcat,
    meinst du solche merkwürdigen Ausdrücke wie knappsäckern für einen rheinischen Dialekt?


    Ich gebe zu, dass ich auch welche von ihr gelesen habe und der mit Veronika Ferres verfilmte Roman war ja auch nett anzusehen. Aber nach zwei drei Büchern kann man es getrost wieder lassen.