Geschichte der O von Pauline Reage

Dieses Buch wurde mir auch schon einmal empfohlen. Ich habe einen Blick auf die ersten paar Seiten geworfen und konnte mich nicht dafür begeistern.
Die Thematik finde ich auch nicht besonders spannend.

Wann kam das Buch denn heraus?

Wenn es um männliche Dominanz und weibliche Schwäche im Wechselspiel gehen soll, ist "Der Scheich" von Edith Maud Hull sicher besser und ein wahrer Klassiker (auch wenn es da "nur" um verdeckte Erotik geht, die meines Erachtens meist viel ansprechender ist).

Fritzi
Ich stimme dir zu. Das Buch muss man wirklich nicht gelesen haben. Ich habe mich während des Lesens ständig gefragt, warum das Buch als Klassiker der erotischen Literatur bezeichnet wird. Die Erotik ist mir nämlich vollkommen entgangen.

Bis Seite 60 geht es ausschließlich um Unterwerfung, Folter und alle Arten von Vergewaltigung, diese Seiten lesen sich wie ein Drehbuch - von Gefühlen und Gedanken der O ist keine Rede. Später erfährt man mehr über O, aber manche Dinge bleiben im Dunkeln, was ich als sehr unbefriedigend empfand, denn ich hatte mir den Roman hauptsächlich gekauft, um einen Einblick in die menschliche Psyche zu bekommen.

Auf die "Geschichte der O" bin ich neugierig geworden durch ein anderes Buch, einen Tatsachenbericht - "Die Leibeigene. Entführung - Verführung - Gehirnwäsche. Die sieben Jahre Qual der Colleen Stan" von Christine MacGuire und Carla Norton. Jenes Buch hatte mich erschüttert, ich kann bis heute nicht ohne Schaudern daran denken. Unter anderem heißt es dort, das Lieblingsbuch von Colleens Entführer sei die "Geschichte der O" gewesen. Ein Stück Literatur, das einen Perversen zu noch mehr Grausamkeit anstachelte - da wollte ich natürlich wissen, was denn Pauline Reage geschrieben hatte. Hätte ich's mal lieber sein lassen...

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Aeria

Die Geschichte der O habe ich vor vielen Jahren mal gelesen. Ich würde es mit seinen sado-masochistischen Inhalten eher in die Pornographie einordnen. Es gibt zur Geschichte der O auch einen Nachfolger: Rückkehr nach Roissy, der bei amazon aber nicht gelistet ist. Das Buch ist kein Folgeroman, sondern die Autorin stellt darin ein alternatives Ende zum ersten Roman vor, allerdings nicht weniger pornographisch, soweit ich mich erinnere. Zumindest der zweite Roman ist mal als jugendgefährdend auf dem Index gelandet.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Buch hier im Forum sehr viele Sympathiepunkte bekommen wird. Und auch die, denen dieses Buch vielleicht gefallen hat, werden sich diesbezüglich wohl kaum outen.

Vor einigen Jahren habe ich das Buch gelesen und fand es beeindruckend, beschreibt es doch eine ganz besondere Spielart einer sexuellen Beziehung. Auch die Bücher "Justine" und "Venus im Pelz" beschäftigen sich genaugenommen mit derselben Thematik, gelten aber als Klassiker der Weltliteratur, vielleicht müssen Bücher erst ein gewisses Alter erreicht haben um unvoreingenommen betrachtet zu werden.

Ich fand die Lektüre interessant und durchaus auch erotisch.

Zitat

Original von Voltaire
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Buch hier im Forum sehr viele Sympathiepunkte bekommen wird. Und auch die, denen dieses Buch vielleicht gefallen hat, werden sich diesbezüglich wohl kaum outen.

Mir hat es gefallen Sympathiepunkte würde ich allerdings nicht geben, weil der Begriff "sympathisch" meiner Meinung nach nicht passt. Am interessantesten war für mich die Spirale, aus der die O. nicht herauswollte und -konnte. Und gleichzeitig fand ich das Buch an mehreren Stellen höchst lehrreich bezüglich der Rollenverteilungen in einer Beziehung.

Zitat

Original von churchill
Und gleichzeitig fand ich das Buch an mehreren Stellen höchst lehrreich bezüglich der Rollenverteilungen in einer Beziehung.

Die Einzelheiten habe ich nicht mehr genau im Kopf, was aber auch ca. 20 Jahre nachdem ich das Buch gelesen habe, entschuldbar ist. Allerdings mag ich in diesem Zusammenhang ungern von Beziehung reden. Für mich ist eine Beziehung speziell eine Liebesbeziehung eine partnerschaftliche Verbindung mit gegenseitiger Akzeptanz, die natürlich auch eine erotische Seite hat. Es gibt ja nun viele Spielarten und Ausprägungen sexueller Neigungen, die manchmal auch weit neben Durchschnitt liegen. Aber die obsessive Abhängigkeit in der Geschichte der O würde ich trotzdem nicht als Beziehung beschreiben, sondern eher als komplette Hörigkeit. Wobei ich da keine Wertung reinbringen möchte.

Ich hab mich beim Lesen damals gefragt, wann die Geschichte eigentlich anfängt. Sicher nicht in der Anfangsszene auf dem Weg ins Schloss, an der das Buch einsetzt.

Ich habe das Wort "Beziehung" in diesem Fall eher allgemein im Sinne von "Verbindung, Verhältnis" verstanden. Näheres hier

Ok. Bei dieser nüchternen Definition geht das durch.

Nachdem das jetzt geklärt ist, bin ich aber immer noch neugierig darauf, welche lehrreichen Antworten du zum Rollenverständnis gefunden hast, wenn dir die Frage nicht zu heikel ist.

Heikel nicht, aber persönlich

Sagen wir mal (neutral) so: Als ich das Buch las, habe ich durchaus Augenblicke der Eigenanalyse erlebt. Kann ich mich eher identifizieren mit der Position des dominanten oder des sich unterordnenden Parts? Wie stark ist der Verstand in der Lage, Unterwerfungen (aktiver oder passiver Part) zu kontrollieren. Spreche ich grundsätzlich auf geschilderte Formen des erotischen Spiels an?

Ergänzt wurden die Eindrücke des Buchs durch eine mehrteilige Verfilmung, so dass ich aus dem Gedächtnis nicht unbedingt mehr unterscheiden kann, was lehrreicher war

Vielen Dank für deine Antwort. Dass das Buch mal verfilmt wurde, wusste ich noch nicht. Das Buch hat durch seine zum Teil sehr drastische Schilderung von Dominanz und Unterwerfung sicher bei manchen Lesern solche Fragen provoziert. Ich erinnere mich, dass es eine Weile brauchte, bis ich das für mich in Form von Antworten verarbeitet hatte.

Wäre das nicht vielleicht auch mal ein Buch für eine private Leserunde?

Ich verfolge den Fred schon den ganzen Tag. Ich kenne weder das Buch noch die Verfilmung hätte aber an einer Leserunde Interesse.
Das ist zwar ein schwieriges und wahrscheinlich auch sehr persönliches Thema, ich denke aber, dass es da interessante Diskussionsansätze geben könnte.

Ich habe den Film (den mit Udo Kier) mal vor vielen Jahren gesehen und war mir ziemlich sicher, daß das gewiß nicht ein Buch ist, das ich gelesen haben muß.
Aber dann habe ich wohl die gleiche Dokumentation über die Autorin, die hier schon erwähnt wurde, gesehen. Das gibt der Geschichte irgendwie eine andere Perspektive.
Also habe ich es gekauft, als es mir über den Weg gelaufen ist. Nur ans Lesen habe ich mich dann doch noch nicht herangewagt. Eine Leserunde, wo man über die Eindrücke sprechen kann, die so ein Buch zwangsläufig aufwerfen muß, wäre vielleicht wirklich gar keine so schlechte Idee.

Nun bin ich ja aboluuuuuuuuuut kein Leserunden-Typ

Leserunde? Mal sehen, ich überlege noch. Außerdem müsste ich mir dazu das Buch wieder besorgen.