Monsieur Lambert und die Ordnung der Welt - Francois Vallejo

  • Aufbau-Verlag, Februar 2008, gebundene Ausgabe, 253 Seiten


    Übersetzt aus dem französischen von Christel Gersch


    Handlung (Klappentext)
    Nach dem Tod seines Vaters kehrt der junge Baron de l'Aubépine auf das Gut Les Perrieres zurück, um die Nachfolge des alten, tyrannischen Schlossherrn anzutreten. Die väterliche Gefolgschaft schickt er zum Teufel, bis auf den Wildhüter Lambert, dem er sich auf merkwürdige Weise verbunden fühlt. Lambert indes beobachtet seinen neuen Herrn mit Argwohn. Fremd und unheimlich ist ihm dieser launische Adlige mit seinen ungeheuerlichen Sehnsüchten und perversen Neigungen, mit seiner flammenden Begeisterung für eine aufscheinende neue Weltordnung, die die Gewissheiten des Wildhüters, ja seine Existenz in Frage stellt. Doch Lamberts Tochter Magdeleine begegnet dem exzentrischen de l´Aubépine und seiner lebenslustigen Geliebten viel zu neugierig. Als der Baron in seiner Verstiegenheit Victor Hugo aus dem Exil entführen will, sieht sich Lambert genötigt, die Ordnung seiner Welt zu verteidigen.


    Ein packender Roman, eindringlich in seiner psychologischen Spannung und modern in seiner Inszenierung einer gesellschaftlichen Umbruchsituation.


    Über den Autor (Klappentext)
    François Vallejo, geb. 1960, Professor für Altphilologie, lebt in Le Havre. "Monsieur Lambert und die Ordnung der Welt" ist der sechste Roman eines vielfach preisgekrönten Autors, den der Aufbau-Verlag nun auch für das deutsche Publikum zugänglich macht.


    Zur Übersetzerin:
    Christel Gersch studierte Romanistik und Germanistik in Berlin. Sie übersetzte Diderot, Voltaire, Balzac, Maupassant, aber auch Gegenwartsautoren wie Sylvie Germain, Robert Merle und Fred Vargas.


    Meine Meinung:


    Bei diesem Roman ist der Stil mindestens ebenso wichtig wie die Handlung, die Mitte des 19.Jahrhunderts auf einem abgelegenen Landgut in Frankreich angelegt ist.


    Die politische Situation in der Gesellschaft ist angespannt. Es gibt die blauen (gemäßigte, verfassungskonforme Royalisten), die Weißen, die konservative, königstreue Royalisten sind und die Roten, radikale Republikaner. Ob Herrschaft oder Bediensteter, es ist immer die Frage, auf welcher Seite man gerade am Besten steht. Lamberts Vater galt in den Augen des Barons als Weißenschlächter, aber da er selber gegen seinen Stand sich als Roter sieht, gefällt ihm das sogar. Lambert, als geradliniger Mensch, weiß oft nicht, wie er mit seinem leicht verrückten, unkonventionellen Herrn, der zudem merkwürdige Beziehungen zu Frauen hat, dran ist.


    Der Stil des Autors ist gewöhnungsbedürftig, sogar etwas altmodisch. Mich erinnert das an frühe Bücher von Julien Green und ich mag die Sprache.


    Das Landgut bietet eine kammerspielartige Kulisse und mit dem merkwürdigen Baron und seinen Wildhüter Lambert und dessen Frau und Tochter ist das Personal auf wenige Personen begrenzt. Ein Kammerdiener oder die Geliebte des Barons haben hingegen nur wenig Raum.


    Das bekannte Herr und Diener-Thema wird noch einmal auf originelle Art durchexerziert.


    Ein Roman, der sicher nicht für jeden etwas ist, aber ich mochte ich ihn wegen seiner Intensität und dem psychologischen Tiefgang.

  • Gewöhnungsbedürftig auch für mich.


    Nach gut 20 Seiten bin ich überrascht über diesen eigenwilligen Roman (ich suche noch nach einem treffenderen Ausdruck), die verschrobene Handlung und die noch verschrobeneren Protagonisten.


    Und das alles in einer - wie Herr Palomar schon geschrieben hat - leicht angestaubten, altmodischen Sprache, von der ich aber entzückt bin und ständig nach sprachlichen Perlen Ausschau halte und auch finde.


    Ich beschäftige mich jetzt ein bisschen mit der Geschichte Frankreichs und werde mich dann wieder aufs Landgut Les Perrieres zurückbegeben.

  • Ein Buch, das als literarische Bestseller-Überraschung aus Frankreich gehandelt wird, liest man vielleicht einen Tick aufmerksamer und es lohnt sich.


    Die Handlung ist einfach, aber nicht unkompliziert und spielt im Wesentlichen auf einem einsamen Landgut in der französischen Provinz, dort wo sich Fuchs und Henne Gute Nacht sagen, nur bewohnt vom jungen Baron und seinem Wildhüter Lambert und dessen Familie. Nebst einem Rudel Jagdhunde.


    Die beiden Protagonisten geben uns das alte Spiel vom Herrn und seinem Knecht, zwischen Pflichterfüllung, Identifikation und Selbstaufgabe.
    Dass es der Herr Baron faustdick hinter den Ohren hat, ein rechter Spinner und übergriffiger Neurotiker ist, erlebt die Familie des Waldhüters am eigenen Leibe.
    Seine Mission ist es, den ins Exil geflohenen Victor Hugo nach Frankreich auf sein Gut zurückzuholen, um gemeinsam mit ihm Napoleon zu stürzen. Was das für die Familie des Herrn Lambert bedeutet, liest sich dann spannend wie ein Krimi.
    Klingt komisch, ist es auch!


    Weniger komisch ist die Sprache, derer sich Vallejo bedient.
    Wer sich auf diese sonderbare Geschichte einlässt, wird mit einer grandiosen Sprache belohnt, die den Leser mit viel subtilem Witz durch die Seiten begleitet. Eine Sprache, die ohne mühsam aufgebaute Konstruktionen auskommt und den Leser großartig unterhält. Eine Sprache, von der man fast glauben könnte, sie benutzt die Handlung nur dafür, sich daran entlang ranken zu können.


    „Ein ulkiges Tier, dieser Baron“. (S.188)
    Ein ulkiger Autor, dieser Francois Vallejo!

  • Ich habe das Buch heute morgen beendet und kann mich nur mit meiner Begeisterung anschließen - und daher brauche ich auch nicht mehr viel schreiben. ;-)


    Die Sprache ist eigenwillig, ebenso die Handlung und wenn man sich "eingelesen" hat, muss man einfach weiterlesen.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Dass Monsieur Lambert seine Ordnung wiederherstellen wollte, konnt ich verstehen. Für ihn ist scheinbar alles aus den Fugen geraten, besonders sein Herr, der eigentlich keiner sein wollte oder konnte.
    Die Geschichte an sich interesseant und auch der Verlauf der Dinge haben mich immer wieder neugierig gemacht und weiterlesen lassen. Worauf das hinauslief, war zwar fast abzusehen, dennoch gab es Überraschungen.


    Leider hat mich der Schreibstil von Vallejo davon abgehalten, das Buch mit Genuß zu lesen. Ich empfand die Sprache weder als altmodisch, noch besonders, aber die Sätze teilweise ziemlich holprig und abgehackt. Am Ende war ich davon genervt, leider. Denn das hat mir den Gesamteindruck des Buches ziemlich geschmälert.


    Von mir bekommt das Buch 5 Punkte.

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)