'Die Kosakenbraut' - Seiten 373 - Ende

  • Manchmal ahnt man als Leser gar nicht wie viel Arbeit die Recherche ist.
    Ich muss sagen - mich hätte es mit Sicherheit total demotiviert, einen russichen Text zu finden, der erst mal übersetzt werden muss. Vor allem, weil du ja gar nicht wusstest vorher, dass du sowas findest. Hätte ja ein Text wie jeder andere sein können....

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Manchmal ahnt man als Leser gar nicht wie viel Arbeit die Recherche ist.
    Ich muss sagen - mich hätte es mit Sicherheit total demotiviert, einen russichen Text zu finden, der erst mal übersetzt werden muss. Vor allem, weil du ja gar nicht wusstest vorher, dass du sowas findest. Hätte ja ein Text wie jeder andere sein können....


    Das Schöne ist - irgendwas findest Du immer. Und manchmal bringt das dann sogar Deine Geschichte in eine andere Richtung, als Du es geplant hattest. Schwierig wird es erst dann, wenn Du unbedingt etwas finden musst und es gelingt Dir nicht. So ging es mir mit der Kosakenheiratszeremonie. Ich wusste, dass sie anders war als bei den übrigen Russen, hatte nur keine Ahnung, wie sie aussah. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als ich sie in einem Buch fand, wo ich nie mit ihr gerechnet hätte. Da braucht man dann einen netten Mann an seiner Seite, der, wenn man durch die Wohnung tanzt und beglückt ausruft: "Juchhu! Ich weiß jetzt endlich, wie die Kosaken geheiratet haben!", nicht antwortet: "Na und?", sondern: "Oh! Super!"


    Beendet ist die Recherche dann, wenn der Aufwand in keinem Verhältnis mehr zu dem Ergebnis steht, sprich, wenn Du in einem langen Buch nur noch sehr wenig findest, was Du noch nicht wusstest.
    Aber das Ganze macht auch wahnsinnig viel Spaß und hat was von einem Detektivspiel.
    Und manchmal bekommt man auch Geschenke, wie in meinem Fall einen sehr umfangreichen Bericht von der Museumsdirektorin in Gelendjik über die Geschichte der Stadt. Da konnte ich dann so wunderbare Details entnehmen (und verarbeiten), wie dass sich zur Zeit meiner Geschichte gerade die Art änderte, wie man Kappen herstellte. Deshalb hat Marusja so viel mit der Kappenmacherin zu tun. :-)

  • Ich finde es echt interessant, wenn du von der Recherche erzählst. :knuddel1


    Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll... ;-)
    Und ich kann mir gut vorstellen, dass die Geschichte in eine andere Richtung geht. Wer weiss, was Marusja sonst gearbeitet hätte... :lache


    Aber es stimmt - es ist wichtig, das der Partner das akzeptiert und sich mit freut. Sonst demotiviert es total...

  • Jetzt, wo einige schon fertig sind mit dem Buch, möchte ich doch noch etwas aus meiner Sicht zu dem Ende sagen.
    Es gibt ein happy end. Ich mag happy ends. Ich mag es, wenn sie sich "kriegen". Aber die letzte Szene empfinde ich nicht als happy end. Für mich trifft Elja hier eine zwar völlig nachvollziehbare, aber dennoch ganz und gar egoistische Entscheidung.
    Hätte Rurik frei wählen können - er hätte ganz sicher eher den Tod gewählt als den Wahnsinn und ein Leben als jemand, über den offen gelacht wird.
    Elja nimmt ihm seine Seele, kastriert ihn, wenn man so will, um ihr "Väterchen" nicht zu verlieren bzw. es wieder zu bekommen. Sehr nachvollziehbar, wie gesagt. Aber für mich ein happy end mit bitterem Beigeschmack.
    Wie habt ihr das empfunden?

  • Da musste ich ehrlich gesagt erst mal nen Tag drüber nachdenken.
    Ich glaube, ich hätte an Eljas Stelle eher seine Variante gewählt. Auch, wenn ich meinen eigenen Vater getötet hätte. Denn ein richtiger Vater war er ihr meiner Meinung nach nie... Er hat ja von Anfang an von ihr verlangt, dass sie seine Nachfolgerin wird... Ist nicht toll für ein junges Mädchen... :-(


    Edit: Ein happy End ist es nur, weil sie ihr Väterchen wieder hat. Für ihn ist es kein Happy End. Sie muss jetzt mit der Schuld leben, dass sie all die Erinnerungen bzw. Träume losgelassen hat... Das stelle ich mir als sehr belastend vor. Sie muss doch jedes Mal, wenn sie ihn sieht daran denken...

  • Zitat

    Original von Katerina
    Jetzt, wo einige schon fertig sind mit dem Buch, möchte ich doch noch etwas aus meiner Sicht zu dem Ende sagen.
    Es gibt ein happy end. Ich mag happy ends. Ich mag es, wenn sie sich "kriegen". Aber die letzte Szene empfinde ich nicht als happy end. Für mich trifft Elja hier eine zwar völlig nachvollziehbare, aber dennoch ganz und gar egoistische Entscheidung.
    Hätte Rurik frei wählen können - er hätte ganz sicher eher den Tod gewählt als den Wahnsinn und ein Leben als jemand, über den offen gelacht wird.
    Elja nimmt ihm seine Seele, kastriert ihn, wenn man so will, um ihr "Väterchen" nicht zu verlieren bzw. es wieder zu bekommen. Sehr nachvollziehbar, wie gesagt. Aber für mich ein happy end mit bitterem Beigeschmack.
    Wie habt ihr das empfunden?


    Hm. Elja hat eine andere Sicht über das Töten als ihr Vater. Insofern ist es denke ich nicht nur eine egoistische Entscheidung sondern vor allem auch eine Entscheidung, mit der sie leben kann, auch wenn es jeden Tag schmerzt.

  • Katerina, ich finde Dein Ende so geschrieben, dass ich's nicht vergessen werde, das Bild von Elja und Rurik, die das Lied singen, hat sich mir wie bei einem Holzschnitt in den Kopf geschnitten, es ist eine kuehne, traurige, schoene, einfach richtige Schlusssequenz, und ich kann Dir dafuer nur applaudieren.


    Aber Deine Ansicht, die Entscheidung, die Elja getroffen hat, sei "egoistisch", teile ich nicht. Ich denke, die Literatur beschaeftigt sich ihre gesamte Geschichte hindurch deshalb so vielfach und so intensiv mit der Toetung eines Elternteils, weil davor eine ganz gewaltige Hemmschwelle steht. Einen Vater toeten, dazu einen Vater wie Rurik, der die Tochter so sehr gepraegt hat, heisst, ein Stueck von sich selbst toeten, seine Wurzeln ausreissen, den ausloeschen, der das Leben gegeben hat.


    Damit verlangst Du von Elja zu viel, finde ich.


    Und sie ist ja auch eine viel zu kluge Frau, um sich einzureden, sie bekaeme auf diese Weise ihren Vater zurueck. Ich wuerde sagen: Sie erhaelt sich den intakten, hellen Teil ihrer Erinnerungen an eine wilde, glueckliche Kindheit mit diesem sie vergoetternden Vater - und muss sie nicht zerschlagen, indem sie sich den Mord an dem Vater auflaedt.


    Fuer mich ist das Ende grandios. Ich gebe freimuetig zu, dass es mich viel mehr packt und haelt als das Happy End. Aber das ist eben mein eigenes verqueres Lesen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Aber Deine Ansicht, die Entscheidung, die Elja getroffen hat, sei "egoistisch", teile ich nicht. Ich denke, die Literatur beschaeftigt sich ihre gesamte Geschichte hindurch deshalb so vielfach und so intensiv mit der Toetung eines Elternteils, weil davor eine ganz gewaltige Hemmschwelle steht. Einen Vater toeten, dazu einen Vater wie Rurik, der die Tochter so sehr gepraegt hat, heisst, ein Stueck von sich selbst toeten, seine Wurzeln ausreissen, den ausloeschen, der das Leben gegeben hat.


    Damit verlangst Du von Elja zu viel, finde ich.


    Sie hat eingegriffen, als Andrej davor stand, ihn zu töten. Sie selbst hätte ihn nicht töten müssen. Aber es wäre - und da stimme ich Dir völlig zu - eine feige Lösung gewesen, Andrej diese Entscheidung zu überlassen. Sie hat sie stattdessen auf sich genommen und etwas getan, was man psychologisch als "Kompromissbildung" bezeichnen würde, d.h. sie hat sich in einem unlösbaren Konflikt für einen dritten Weg entschieden, der verquer sein mag, mit dem sie aber leben kann.
    Und der Begriff "egoistisch" ist, das sollte ich unbedingt noch dazu sagen, von mir in keiner Weise negativ gemeint. Für mich war es der einzige Schluss, der passen wollte. Auch ich war sehr froh, dass es keinen "Vatermord" geben musste.

  • Ich kann mich Charlie nur anschließen. Ihr Posting ist eins, bei dem ich nur still nicken kann.


    (wenn ich auch sonst nicht sonderlich präsent in der Leserunde war, was mir schrecklich leid tut.)


    Ich hatte das Vergnügen, das Buch schon vor einigen Wochen zu lesen, und so sehr ich auch den Schluss mag und all das, was Katerina da reingelegt hat - mit dem vierten Teil bin ich nicht ganz einverstanden. Es ist nicht die Geschichte selbst, die ist wunderbar. Aber die Belagerung der Stadt, die ganze Kriegsgeschichte, das kommt mir eindeutig zu kurz. Da fehlt mir einfach was. Es ist sehr abgehackt, aber das wolltest Du vermutlich genauso, damit es die Schrecken des Krieges für alle spürbar macht. Dann ist es hervorragend gelungen und bedarf keiner Erklärung. Das Bräutlein hat mich entzückt und war ein voller Lesegenuss. Besser geht's nicht.


    Liebe Grüße
    Juliane

  • Das Ende ist allein deshalb schon richtig so, weil es Eljas Macht noch einmal auf eindrucksvolle Weise darlegt. Wenn man eine Heldin mit einer so außergewöhnlichen Fähigkeit ins Rennen schickt, dann sollte diese Fähigkeit auch den entscheidenden Treffer in der finalen Auseinandersetzung erzielen.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Aber für mich ein happy end mit bitterem Beigeschmack.
    Wie habt ihr das empfunden?


    Genau so. Überraschend war es dazu. Den einen Satz irgendwo, dass sich Elja in seine Träume schlich und da etwas tat, hatte ich am Schluss längst vergessen. Für mich wäre es stimmiger gewesen, wenn du diesen Samen deutlicher oder später gesät hättest. Vielleicht das Codewort erwähnt hättest (meiner Meinung nach hätte trotzdem niemand erkannt, was sie da tut), damit es bei der finalen Erwähnung schnackelt. Aber wie du schon sagst, jeder Leser tickt da eh anders.

  • Zitat

    Original von SabineW
    Das Ende ist allein deshalb schon richtig so, weil es Eljas Macht noch einmal auf eindrucksvolle Weise darlegt. Wenn man eine Heldin mit einer so außergewöhnlichen Fähigkeit ins Rennen schickt, dann sollte diese Fähigkeit auch den entscheidenden Treffer in der finalen Auseinandersetzung erzielen.


    Ja, das hatte ich auf alle Fälle vor. Die grandiose Idee, Elja würde den Sieg der Kosaken dadurch ermöglichen, indem sie einfach alle Gegner schlafen schickt, ist Gottseidank eines sehr frühen Todes gestorben, schon in den Anfangstagen der Recherche. :grin

  • Wenn ich lese, wünsche ich mir eine spannende Geschichte.
    Egal, ob Krimi, Science Fiction, Fantasy, Romane oder aber historische Romane.
    Ich möchte in eine Geschichte hineingezogen werden!
    Und das fing bei der Kosakenbraut mit dem Prolog schon an und endete bei mir mit dem Wahnsinn des Vaters!
    Man hätte mich schlagen müssen, geschichtliches Wissen über Südrussland um 1600 nachzulesen, da ich ja auch noch ein Trauma von dem Schinken Krieg und Frieden habe.
    Aber mit diesem Kosakenthema konnte ich mich, dank der jeweiligen Protagonisten sofort anfreunden.
    Im Besonderen haben mir dabei, meine ständig wechselnden Gefühle, zu den Darstellern gefallen.
    Wenn ich mit Elja mal Anfange: Einmal bewundere ich sie, als starke Frau, in dieser harten, von Männer dominierten Kultur. Auch klug und selbstreflektierend. Dann wieder erlebte ich sie sehr verletzt und auch noch zickig. Die Rolle als Geliebte, Ehefrau und auch liebende Mutter zeigte mir ihr facettenreiches Leben immer wieder auf.
    Meine erste Liebe aber galt Nazar und dann natürlich Andrej. Danach aber wieder Nazar....
    Ich schäme mich für diesen Opportunismus, der mir hier aufgezwungen wurde!
    Nein, das tue ich nicht, ich habe das sehr genossen! :-]
    Und mit Rurik? Der tat mir am Ende doch tatsächlich auch noch leid!
    Dabei konnte ich mich an seine Gräueltaten noch gut erinnern.
    Und Andrej? Da muss ich Aqualdy zitieren zum Thema Andrej zeigt sich schwach:


    "Das wiederum habe ich ganz anders empfunden, zumindest was Andrej angeht. Ich fand ihn weder blass noch schwach, ganz im Gegenteil. Er hat nicht diese Dominanz wie Eljas Vater, das mag wohl sein. Aber er zeigt Stärke in seinen Schwächen und ich hatte nie das Gefühl, dass er Elja nicht das Wasser reichen kann. Wäre er schwach, würde er wohl kaum als Ataman akzeptiert. Er ist stark auf eine bescheidene Art. Ich habe ihn als eine unheimlich männliche Präsenz empfunden"


    Toll, mein Männerbild ist nun definiert und meine Kontaktanzeigen sind geschaltet! :grin
    Ihr seht, mir hat die Kosakenbraut sehr gut gefallen, und ich habe sie auch noch in meinen Gedanken!


    Gewundert habe ich mich jedoch darüber, wie schwer sich einige mit dem Thema Träume tun.
    Könnt Ihr Euch nicht erinnern, als Kind immer wieder den gleichen Traum gehabt zu haben? Und dann vor dem Schlafengehen, den Wunsch zu verspüren, den gleichen Traum wieder zu haben? Und das gelang dann auch! Das hat uns doch auch keine Angst gemacht, da sind wir nur etwas weniger verkrampft mit dem Thema umgegangen!


    Erst nichts von sich hören lassen und dann alles zulabern.
    Liebe Grüße von Luftikus :bluemchen


  • Das ist auf meinem Mist gewachsen ;-)


    Die Kontaktanzeige würde ich gerne lesen :lache

  • Ich hiabe mich auch schon gewundert.
    Ich wusste gar nicht, dass ich das geschrieben hatte. :lache


    Mein Kommentar war Folgender:

    Zitat

    Original von Aqualady


    :write
    Andrej wird durch die Dominanz vielleicht ein wneig in den Hintergrund gerückt und dadurch nicht als stark empfunden.
    Ich denke allerdings schon, dass er eigentlich eine starke Persönlichkeit ist, die nur in manchen Situationen Schwäche zeigt. - Gerade das macht das Buch aber auch so authentisch.

  • Bin mit dem letzten Abschnitt auch schon etwas länger fertig. Hier nun meinen Senf dazu:


    Ich finde Andrej ist eine starke Persönlichkeit. Aber ich bin ihm gegenüber eh voreingenommen und bin mir nicht so sicher, ob ich nicht eher eine sehr subjetkive Meinung über ihn habe.


    Wo Andrej verschwunden ist, wurde mir ganz anders. Warum schon wieder? Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Was hab ich gelitten. Schlimm war es wo eine Leiche aus den Trümmern gezogen wurde. Ich musste schlucken. Aber ich glaubte nicht daran, dass es Andrej war. Dafür war der Abschnitt einfach zu emotionslos.


    Marushja war, wie Caia bereits schrieb, auch für mich eher blass und unscheinbar. Aber wie ich hier gelesen habe, sollte es auch so sein.


    Über da Ende von Rurik hab ich noch lange gegrübelt. Auf der einen Seite kam es mir zu lasch rüber. Im ersten Moment hätte ich mir gewünscht, Andrej hätte Rache genommen. Nachdem ich aber die Erläuterungen hier gelesen habe, sehe ich es anders. Nun denke ich, dass das Los für Rurik schlimmer ist als der Tod.


    Allem in allem ein tolles Buch. Vielen Dank Katerina für Stunden voller Lesevergnügen. Freue mich schon auf deinen nächsten Roman.


    Ein Kritikpunkt habe ich allerdings. Ein Glossar wäre sehr hilfreich gewesen. Viele Begriffe kannte ich nicht, und da wäre es schön gewesen, wenn man die hätte nachschlagen können. Da hat dein Verlag eine falsche Entscheidung getroffen. :-]

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Das ist auf meinem Mist gewachsen ;-)


    Die Kontaktanzeige würde ich gerne lesen :lache


    Ohja die Kontaktanzeige würde ich auch interessieren. :lache