Bo Fowler - Alles verrückte

  • Die Rezension ist eigentlich gemein, denn das Buch ist leider nicht mehr erhältlich. Gelegentlich tauchen bei diversen Onlinehändlern Gebraucht-Exemplare auf - dann sollte man zugreifen.


    Warum dieses Buch niemals als Taschenbuch erschienen ist, ist mir komplett unverständlich, aber dazu später mehr...


    Zunächst mal der Versuch einer Inhaltsangabe:
    Es geht um Edgar Malroy, der eine großartige Geschäftsidee hat: er eröffnet ein metaphysisches Wettbüro. Jeder darf hier auf seinen Glauben eine Wette ablegen - aber natürlich nur rein metaphysische Wetten, solche also, die nie eingelöst werden können.
    Und die Gläubigen aller Religionen und Religionsführer springen voll drauf an: denn was wäre ein größerer Beweis ihres Glaubens als eine möglichst hohe Wette darauf zu platzieren? Und Edgar nutzt das Geld für viele wohltätige Taten. So manche Kirche wird bankrott gewettet und schließlich richtet sich der Zorn der Religionen gegen das Wettbüro.
    Das an sich wäre eine Geschichte, die schon skurill genug wäre.
    Aber erzählt wird das ganze nicht von Edgar, sondern von einem Einkaufswagen der Firma ShopALot.
    Einkaufswägen haben ein Bewußtsein, wie viele Haushaltsgegenstände. Dieses verdanken sie einem Chip, der seinen Erfinder vor Jahren reich gemacht hat. Nicht nur das: der Sohn des Erfinders verpasste den Elektrogeräten neben dem Bewußtseinschip gleich noch einen Programmierung für Gottesgläubigkeit. Als missionarischer Zeuge Jehova sah er darin seine Bestimmung.
    Und so erzählt der Einkaufswagen von Edgar, von den Wetten, vom Aufstand der Elektrogeräte und vom seinem Aufstieg zum Mount Everest, auf der Suche nach einem Gottesbeweis.
    Das ist jetzt schon viel, aber immer noch nicht alles erzählt, was in diesem Buch steckt.
    "Menschen sind wichtiger als die Wahrheit." Das soll die Botschaft des Buches sein.


    Es geht um Glauben oder Nicht-Glauben, um den Streit der Religionen, von der jeder den Anspruch erhebt, die einzig wahre Wahrheit zu verkünden.
    So ist das Buch eigentlich ein Frontalangriff auf alle Gläubigen, egal welcher Religion. Aber das auf eine unglaublich vergnügliche, undogmatische und sehr unterhaltende Art und Weise. Denn mit der Erzählung und mit der Art und Weise, wie sie gestrickt ist und mit der Wahl der Protagonisten des Romans, zeigt Fowler, daß auch er alles, inklusiver seiner "Botschaft" nicht besonders ernst nimmt.
    Das Buch ist ein absolutes Lesevergnügen. Es ist chaotisch, voller Sprünge, voller absurder Ideen und trotzdem ist es leicht zu lesen und unglaublich unterhaltsam. Es ist skurill, völlig absurd und trotzdem hat es immer wieder Abschnitte, die so voll Weisheit sind, daß man nach herzhaftem Lachen auch mal sehr ins Grübeln kommt.
    Ob man nun gläubig ist, oder nicht, in dem Buch wird man manches finden. Es ist ein Buch, dass köstlich amüsiert und unterhält und über das man danach wunderbar diskutieren kann und streiten kann.



    Leider hat Bo Fowler nach seinem Debuterfolg nicht wieder nachlegen können. Und leider hat kein Taschenbuchverlag das nur gebunden erschienene Werk als Taschenbuch verlegen wollen.
    Sehr bedauerlich, denn ich wünschte diesem Buch eine breite Leserschaft.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von janda ()

  • Auf englisch ist es noch problemlos erhältlich. Allerdings ist die Art des Romans und der Geschichte vermutlich nur für fortgeschrittene Englisch-Leser empfehlenswert.

    :lesend
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