'Der Tribun' - Seiten 001 - 123

  • Hallo Iris,


    bezüglich der Sprache, die Du verwendest, muß ich eigentlich Murmelito recht geben.


    Beim Lesen der ersten Kapitel hatte ich den Eindruck, daß sie doch ein wenig mit Adjektiven überfrachtet sind. Mir fielen dabei auch etliche Konstruktionen mit Alliterationen auf (Zufall oder Absicht? Insbesondere mit "sch").


    In den späteren Kapiteln hingegen verlor sich für mich dieser Eindruck und weil ich mich fragte, ob das nun an mir liegt (Thema Einlesen) oder ob es so ist, habe ich dann doch noch mal nach vorne geschlagen. Und was soll ich sagen... es waren für tatsächlich mehr Adjektive.


    Allerdings stellt sich die Frage, ob das nicht auch an den unterschiedlichen Handlungs- bzw. Entwicklungsstufen des Romans hängt. Da müßte ich jetzt einfach nochmal drüber gehen.


    Viele Grüße
    :wave Pelican

  • So, jetzt hab ich auch mal den ersten Teil überstanden - hat ein bisschen gedauert - weil kaum Zeit und dann kaum Lust - *g* Aber in der Nacht von Freitag auf Samstag hab ich mich dann mal mit ner Flasche Sekt und dem Buch in einen Sessel gekuschelt und weiter gelesen - *hat mehr Spaß gemacht* (Wobei ich mir nicht erklären kann, warum ich mir noch so viel gemerkt habe, weil ich war wirklich angetrunken-- *hihi*)


    mmh, meine Meinung ist immer wieder abwechselnd, manchmal finde ich es Buch gut und dann wieder irgendwie gar nicht mehr -


    Mir fehlen ja auch - wie schon vorher oft erwähnt - die Beschreibungen.. kann aber auch sein, dass ich nicht ZU genau gelesen habe, aber ich brauche immer wieder ein bisschen, bis ich kapiert hab, um WEN es denn nun genau geht.. aber ich glaube, jetzt habe ich den Dreh raus - klar Cinna ging schon von Anfang ab - aber dann die ganzen "Barbaren" - *huh*


    Mit Cinna kann ich kaum klar kommen - er ist mir noch zu ungebildet.. also nicht von der Intelligenz her, sondern vom charakterlichen.. vom seelischen/ psychischen.. da muss noch viel gemacht werden - mE.


    Manchmal ist er mir einfach wie ein Kind - beleidigt, trotzig, störisch, manche Sachen, da lange ich mir an den Kopf und denke mir "Muss das denn jetzt sein?"


    ***


    aber erstmal kurz zu meinen Fragen auf den ersten Seiten:


    Auf Seite 13: "Dann zeig mal, was du kannst, Tiro!" - was ist TIRO?
    Und auf Seite 24 essen die Leutchen (Cinna, Asprenas..) Süßigkeiten. Iris, kannst du mir sagen, was die damals so genascht haben? (auch wenn das eigentich vollkommen nichtssagend ist, -- mich interessiert es trotzdem..)


    ***


    Von Inguiotar, Sohn des Liubagastis hat man ja noch gar nicht mal sooo viel mitbekommen - er ist nicht so hart, wie Liupa..


    Inghuhraban ist mir bisher am symphathischten.. den mag ich irgendwie.


    Sunja ist - na ja, sehr zurückgehalten, aber bestimmend.. etwas stolz würde ich sagen..


    Und Saldir habe ich bereits ins Herz geschlossen!


    Na ja, es war fast klar, dass Cinna mehrere Versuche unternimmt, um zu fliehen.. aber er wurde jedesmal einfach soo gleich geschnappt.. na ja..


    Liupa ist einfach nur grausam - wie er Cinna zusammenschlägt, während er das Netz der Fische zusammentun will - und überhaupt.. *puh* da brauche ich mal noch ne Zeit..


    Aber immer wieder stellt sich mir die Frage - WAS Geht da wirklich vor?


    Noch weiß ich ja nichts, aber ich ahne Großes.. also wirklich. Immer wieder diese entsetzten Gesichter.. die römischen Sachen, die Andeutungen.. Sunja wäre hier und da gewesen... mmh, bin neugierig geworden..


    VIEL Spaß noch beim Weiterlesen!


    oder bin ich mittlerweile die Einzige, die noch liest..?

  • Hallo Pelican!


    Zu dieser kleinen Stilanalyse möchte ich gerne ein paar mehr allgemeine Anmerkungen machen:


    Ein Autor kann es nicht jedem Leser recht machen -- genauer gesagt: Kein Autor kann es letztendlich auch nur einem einzigen seiner Leser wirklich 100%ig recht machen, denn mit der Lupe betrachtet befinden sich in jeder Suppe Fusseln (BTW: Es sind allerdings ausgerechnet die "Fusseln", die diese Suppe zu genau dieser Suppe machen).
    Die Frage ist nicht, wie viele Exemplare einer bestimmten Wortart benutzt werden, sondern welcher Art sie sind, und wie sie eingesetzt werden. Qualität läßt sich per definitionem nicht mit quantiativen Maßeinheiten messen.
    Richtig, ich verwende Stilmittel wie Alliteration. Das ist verpönt, und zu der Frage, was für ein "Stil" heute dogmatisch hochgehalten wird, habe ich ja schon einiges geschrieben. Daß ich mich daran nicht halte, ist meine persönliche Entscheidung. Ich arbeite nicht mit Schreibe, sondern mit Sprache (schon wieder "sch"! ), ich benutze z.B. "Lautmalereien" und andere Effekte, die auch in Sprachpsychologie und Psycholinguistik behandelt werden. Das hat einen ganz einfachen Grund: Als Erzählerin will ich Emotionen erzeugen, d.h. ganz konkret: Es ist meine Absicht, die Leser als Empfänger der Botschaft zu manipulieren.
    Wenn man das nachträglich streng analysiert, dann ist meine Vorgehensweise selbstverständlich "unfein" und die verwendeten Mittel wirken "billig". Das ist auch der Grund, weshalb das lange Analysieren von Lektüren im Schulunterricht automatisch zur Leseunlust führt: Die Entzauberung ist auch eine Ent-Täuschung.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Hallo Kathrin!


    Zitat

    Original von Kathrin
    Auf Seite 13: "Dann zeig mal, was du kannst, Tiro!" - was ist TIRO?


    Rekrut - das steht hinten im Glossar!


    Zitat

    Und auf Seite 24 essen die Leutchen (Cinna, Asprenas..) Süßigkeiten. Iris, kannst du mir sagen, was die damals so genascht haben? (auch wenn das eigentich vollkommen nichtssagend ist, -- mich interessiert es trotzdem..)


    Z.B. Honigkekse, süße Obstaufläufe, Eiercremes, Flans, süße Ommelettes, gefüllte Datteln, Weinschaumcremes oder einfach süßes Obst.


    Zitat

    Inghuhraban ist mir bisher am symphathischten.. den mag ich irgendwie.


    Wenn du die Postings durchgehst, wirst du feststellen, daß du damit nicht allein stehst.


    Zitat

    Und Saldir habe ich bereits ins Herz geschlossen!


    Dito!


    Zitat

    Na ja, es war fast klar, dass Cinna mehrere Versuche unternimmt, um zu fliehen.. aber er wurde jedesmal einfach soo gleich geschnappt.. na ja..


    Wirklich versuchen tut er 's doch nur einmal ...?


    Zitat

    Aber immer wieder stellt sich mir die Frage - WAS Geht da wirklich vor?


    Da war doch was mit einer Flasche Sekt ...


    Zitat

    mmh, bin neugierig geworden..


    dann harre ich mal der Dinge ... :-)


    Zitat

    oder bin ich mittlerweile die Einzige, die noch liest..?


    Nicht wirklich ... glaube ich. Auch wenn du zu den "Nachzüglern" gehörst.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Die Alliteration (von lateinisch ad + littera = zu + Buchstabe), auch Stabreim genannt, ist eine literarische Stilfigur, bei der die betonten Stammsilben zweier oder mehrerer aufeinanderfolgender Wörter den gleichen Anfangslaut besitzen.


    Beispiele:


    * "mit Kind und Kegel"
    * "bei Wind und Wetter"
    * "Haus und Hof"

  • Hallo Iris,


    ich wußte nicht, daß Lautmalereiten und Alliterationen verpönt sind. Und ich bin immer entsetzter, was ich bei Dir alles über den heute wohl gewünschten Schreibstil lerne! Andernorts hast Du zum Beispiel auch geschrieben, daß lange Sätze nicht mehr gewünscht sind. Offen gestanden liebe ich lange Sätze und tue mir eher mit Romanen schwer, die vor kurzen Sätzen nur so Strotzen (Nobelpreise hin oder her). Auch Lautmalereien finde ich wunderbar, wenn sie sinnvoll und nicht zum Selbstzweck eingesetzt sind. Oder kurz gesagt: ich bin offensichtlich ein altmodischer Leser.


    Ich finde es sehr schön, daß Du Dich mit Deinem Schreibstil durchsetzen konntest und wünsche Dir, daß Du das auch in Zukunft kannst!


    Übrigens noch eine kleine Anmerkung zu meiner "Stilanalyse" (ein bissle arg rudimentär, um als solche durchzugehen). Mir fiel dies einfach auf und ich habe deshalb einfach nochmal bewußt nachgelesen. Insgesamt kam mir persönlich Dein Schreibstil sehr entgegen, weil er auch der Verarbeitung durch meine Gehirnwindungen entspricht :grin (blöd ausgedrückt, aber ich denke, Du weißt, was ich meine).


    Viele Grüße
    Pelican :wave

  • Hallo Pelican!


    Zitat

    Original von Pelican
    Oder kurz gesagt: ich bin offensichtlich ein altmodischer Leser.


    Oh, das würde ich so nicht sagen. :knuddel1
    Es ist eher so, daß die eingefahrenen Lese- und Schreibgewohnheiten inzwischen gelegentlich Züge von verknöchertem Konservativismus angenommen haben.


    Zitat

    Ich finde es sehr schön, daß Du Dich mit Deinem Schreibstil durchsetzen konntest und wünsche Dir, daß Du das auch in Zukunft kannst!


    Ich muß derzeit feststellen, daß das nicht immer einfach ist ... aber ich versuche mein Bestes.


    Zitat

    Übrigens noch eine kleine Anmerkung zu meiner "Stilanalyse" (ein bissle arg rudimentär, um als solche durchzugehen). Mir fiel dies einfach auf und ich habe deshalb einfach nochmal bewußt nachgelesen.


    Du hast auch gewissermaßen recht: Der Stil ist anfangs "römischer", bildet einen populären Redestil nach. Das Pompöse verliert sich mit Cinnas persönlicher Entwicklung.
    Und sicherlich steckt auch ein bißchen von den verschiedenen Entwicklungsstadien des Manuskripts und den vielen Überarbeitungen darin.


    Zitat

    Insgesamt kam mir persönlich Dein Schreibstil sehr entgegen, weil er auch der Verarbeitung durch meine Gehirnwindungen entspricht :grin (blöd ausgedrückt, aber ich denke, Du weißt, was ich meine).


    Es ist überhaupt nicht blöd ausgedrückt.
    Man kann nicht so erzählen/schreiben, wie alle denken oder Erzähltes nachvollziehen. In ein paar Fällen hat es nicht so gut gepaßt, in deinem Fall wiederum paßt es.


    Ich muß auch zugeben, daß ich mich freue und zufrieden bin, wenn es ein Buch ist, daß bei einigen Lesern wirklich gut ankommt und diese das dann auch zum Ausdruck bringen.


    Liebe Grüße


    Iris :wave

  • Zitat

    Original von Alice
    Und ich sage es ganz offen: ich habe selten so einen unsympathischen Römer "kennengelernt" wie dieses wehleidige Kerlchen, dessen größte Sorge es ist, dass es statt Wein Bier bekommt. Anstatt sich klarzumachen, wie glücklich er ist, mit dem Leben davongekommen zu sein, schwelgt er in Selbstmitleid.
    Ich habe schadenfroh gegrinst, als er zum Arbeiten eingespannt wurde. Und lernfähig scheint er nur sehr begrenzt zu sein. Sogar als er seine "Gastgeber" schon recht gut kennt, bezeichnet er sie immer noch als unwissende Barbaran: typisch für einen Angehörigen einer selbsternannten Herrenrasse.


    Hallo Alice,


    ich mag Cinna auch nicht, so wie er am Anfang ist. Aber als wehleidig empfinde ich ihn eigentlich nicht, zumindest ist mir persönlich nie aufgefallen, dass er es ist, wenn nicht wirklich was los ist. Vielleicht habe ich auch nicht aufmerksam genug gelesen?
    Außerdem ist Cinna zwar mit dem Leben davongekommen, ist jedoch jetzt in Gefangenschaft, was natürlich ein trostloser Zustand für ihn ist. Dass sich unter diesen Umständen seine Begeisterung gegenüber den "Gastgebern" in Grenzen hält und dass es eine gewisse Zeit erfordert, sie zu mögen oder überhaupt zu akzeptieren, kann ich durchaus nachvollziehen. Die Stinkwut bzw. das Gefühl der Erniedrigung ist in dieser Lage natürlich größer als jedes Verständnis von Toleranz.


    Ciao, Hundefreund

  • Hallo,


    ehrlich gesagt kann ich es nicht verstehen, warum Cinna von sovielen nicht gemocht wird?


    Ja, er ist kein Charmeur!?


    Aber was wollt ihr? Einen Emanzenschmöker ala Hollywood, oder ein authentisches Werk?


    Ein normaler Römer von damals hat nie etwas über die Barbaren gutes gelassen. Völlig verständlich, wenn man die Gesellschaftskreise derjenigen Zeit studiert hat.


    Wenn Iris Cinna als gutmütigen epochalen Helden dargestellt hätte, der sich auch noch vor den Barbaren hinkniet und ihre Füße küsst, na, wollt ihr das? Na bravo! :-)


    Ich denke, genau das unterscheidet Iris von anderen, oftmals amerikanischen Autoren, die einfach nur dümmlich jedes Klische bedienen, wie sich anscheinend die Leser ihre "Helden" wünschen.


    mfg

  • Hallo Zusammen,


    Also ich mag Cinna schon irgendwie ! Ich kann auch seine Reaktionen verstehen ! Hab ich aber irgendwo schon geschreiben, dass ich seine Lage durchaus verstehen kann.

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Hallo Historikus,


    Für mich handelt es sich da um zwei verschiedene Dinge:


    Die eine Sache ist, dass es toll ist, wenn Iris was anderes kreiert als einen lieben, netten Strahlehelden à la Hollywood, der tadellos ist und natürlich keine Fehler hat. Iris' Cinna hat Ecken und Kanten, das macht ihn realistischer und hebt entsprechend die Qualität des Werkes.


    Die andere Sache ist die, dass mir Cinna auf diesen ersten Seiten als Mensch unsympathisch ist, weil er eben arrogant und grausam ist. Ich beurteile Romangestalten so, wie ich es tun würde, wenn es sie echt gäbe und ich bei ihren Erlebnissen dabei gewesen wäre bzw. sie persönlich kennen gelernt hätte. Und das macht ja die Lebendigkeit eines Buches aus, wenn man sich zu den Ereignissen und Personen eine Meinung bilden und sich reinvertiefen kann. Wenn es dann noch verschiedene Ansichten gibt, ist das schon fast wie im richtigen Leben und spricht nur für das Buch.


    Gruß :) Hundefreund

  • Wo steht eigentlich, dass man den Protagonisten unbedingt sympathisch finden muss? Ist das die Bedingung, ein Buch gut zu finden? Ich denke, Iris hat das schon richtig verstanden, dass ich ihr Buch sehr gut und unterhaltsam finde, aber eben Cinna nicht so mag. Na und?


    Zitat

    Original von Historikus


    Aber was wollt ihr? Einen Emanzenschmöker ala Hollywood, oder ein authentisches Werk?


    Ein normaler Römer von damals hat nie etwas über die Barbaren gutes gelassen. Völlig verständlich, wenn man die Gesellschaftskreise derjenigen Zeit studiert hat.


    Ich versteh nicht, was dich so aufregt. Cinna ist authentisch, ja und mir trotzdem nicht sympathisch. Willst du, dass ich ihn hochjuble, nur um von dir nicht gerügt zu werden? ;) Er ist eine sehr gut erfundene Figur, wunderbar recherchiert. Muss ich ihn deshalb anschmachten?


    BTW: Was ist ein "Emanzenschmöker"?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Alice ()

  • also alice! ich glaube, die männerwelt wäre dir dankbar, wenn du ein lebendiges exemplar aus der heutigen zeit anschmachtest! ;-)


    es ist natürlich quatsch! ich finde figuren, die vielschichtig sind, ihre ecken und kanten haben, viel spannender als diese schwarz/weiss-schablonen à la grisham oder so.


    der cinna ist natürlich hin- und hergerissen. er hat eine erziehung, ein weltbild, in der die barbaren genau das sind, was wir auch meist unter dem wort verstehen. kein wunder, dass er sich erst für was besseres hält. aber wie lese ich gerade täglich im login-fenster (ein zitat von moravia): vernunft ist so etwas wie eine ansteckende gesundheit. :-)


    bo

  • Hallo, ihr Lieben!


    Schöne Diskussion! Da muß ich mich glatt einmischen.



    Stimmt: Cinna ist anfangs kein Schätzchen, niemand zum Liebhaben. Er ist ein "Mittlerer Charakter" (gute Anlagen und Voraussetzungen, schwierige Entwicklung), der in eine Situation gerät, in der er nicht weiterkommt. Deshalb muß er sich verändern, sich anpassen, sich entwickeln.
    An einer solchen Figur kann man wesentlich präziser eine Entwicklung zeigen.


    (Ich glaub, den Törless hab ich schon irgendwo erwähnt, den nehme ich gerne als Vergleichsfigur, gerade weil er in vielem völlig anders ist.)


    Ob ich einen Roman mag, hängt nicht davon ab, ob der Protag ein netter Kerl ist -- da geht es mehr um erzählerische und sprachliche Aspekte.


    Macht das Sinn?


    Liebe Grüße,


    Iris :wave