'Die Bibel (AT): Das Buch Amos' - Kapitel 1+2

  • In der Elberfelder Übersetzung steht:
    Wegen drei Freveltaten von Damaskus und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen.


    Und weiter: Wegen drei Freveltaten von Gaza und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen.


    Von Tyrus, von Edom, von Ammon usw.


    Die Gerichte werden nach gleichem Schema angekündigt:
    1.allgemeine Ankündigung des Gerichts
    2.Benennung des Vergehens
    3.eine Beschreibung des Gottes Strafe


    In der Auslegung von John F. Walvoord wird dieser zahlenbezogene Ausdruck so erklärt:

    Zitat

    "Diese Verwendung einer Zahl, gefolgt durch die nächsthöhere Zahl, kommt im AT häufig vor (Hiob 5,19; Ps 62,12-13; Sp 30,15-16). Gewöhnlich wird die größere Zahl genommen und einzeln dargelegt, wobei die Betonung auf der letzten Sache liegt."


    Was ich immer noch ehrlich gesagt, nicht so einleuchtend finde ?(

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • John Dowland

    Zitat

    Zu den "drei" und "vier" Verbrechen denke ich jetzt: die Summe, also sieben, ist natürlich eine irgendwie magische Zahl.


    Das könnte tatsächlich von Bedeutung sein, da es für Israel sieben Sünden aufgezählt werden.
    Und in 2,14-16 wird die Furcht des Volkes Israel mit sieben Beispielen wiedergegeben.

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Zitat

    Original von hestia2312
    Ich dachte allerdings, das Gott wütend ist und diese Strafen verhängt, und Amos sein Sprachrohr ist. Ist es nicht so?


    Ich habe es auch so verstanden, dass der Geduldsfaden des allmächtigen Gott gerissen ist. Amos wird als Weissager vom Gott berufen, um die Botschaft des Gerichts zu verkünden.

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Was ich bei all diesen Gerichtsandrohungen aber immer wichtig finde, ist dass Gott durchaus auch bereit ist, sich umstimmen zu lassen!


    - Er wollte sich in der Wüste von Israel abwenden und alles zerstören, aber Mose stimmte ihn gnädig


    - Sodom und Gomorra hätte er nach einiger verhandlung mit Abraham verschont, wenn er ein paar anständige Leute dort gefunden hätte


    - Er drohte der Stadt Ninive durch Jona die totale Verwüstung an, aber ihre Umkehr brachte ihn dazu, es nicht zu tun



    Ich denke also, wenn diese Städte umgekehrt und um Vergebnung gebeten hätten, wäre er auch hier gnädig gewesen...

  • Mit etwas Verzögerung habe ich nun auch begonnen. Ich habe mir den Text mehrfach durchgelesen, und zwar in der Einheitsübersetzung sowie der Ausgabe Buber/Rosenzweig (und ein paar Mal in die Luther Übersetzung geschaut).


    In der Einleitung zur Einheitsübersetzung findet sich der Satz: Die Hauptanklage dieses ältesten Schriftpropheten richtet sich gegen die des Gottesvolkes unwürdigen Zustände im Staat, in der Verwaltung, im Gerichtswesen und in der Wirtschaft. (Seite 1029) Da habe ich dann erst mal geschluckt und überlegt, wann der Text wohl entstanden ist und auf welche Zeit er sich bezieht. :rolleyes


    Etwas weiß ich schon nach diesem kurzen Abschnitt: ich habe ziemliche Verständnisprobleme. Was jedoch daher kommt, daß ich den Text als (von der Textart, vom Aufbau her) lyrisch, rhythmisch empfinde. Und zu Lyrik bzw. in Versen aufgebauter Dichtung habe ich in meinem ganzen Leben noch keine Zugang gefunden, egal um welche Art von Text es geht. Nicht-Prosatexte kriege ich einfach nicht in meinen Kopf hinein. :bonk


    Als erstes hatte ich mich an den Text von BR gewagt. Das ist in der Tat ein ganz anderes Deutsch. Interessant für mich dabei, soweit ich die Sprache verstanden habe, hatte ich weniger Probleme damit als mit den „verständlichen“ gebräuchlichen Übersetzungen (E + L).


    Zitat

    Beowulf
    Hier interessant, dass die Berufsbezeichnung des Amos wechselt: unter den Hirten von Tekoa, Schlachter) ein Schafzüchter aus Tekoa (EÜ, NL,Luther1984,Elb) eines Schafhirten aus dem Dorf Tekoa (HFA) qui fuit in pastoralibus (VU).


    Noch eine Auswahl gefällig? Dann diese:
    „Die Reden des Amos / der unter den Viehhaltern war, aus Tekoa;“ (BR)



    Zitat

    Ninnie
    Ich fand die ersten beiden Kapitel ehrlich gesagt beim ersten Lesen sehr schwierig. Sehr viel Information gepaart mit Wut.


    So habe ich das auch empfunden, verbunden mit meinem fehlenden „Rahmenwissen“, um das alles einordnen zu können.



    An den Eingangsformulierungen kaue ich auch noch, auch nachdem ich alle Posts gelesen habe.
    „Wegen der drei Verbrechen, die Damaskus beging, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück.“ (E)
    „Um drei, ja um vier Frevel willen derer von von Damaskus will ich sie nicht schonen“ (L)
    „Ob dreier Frevel Damaskens / ob vierer kehre ichs nicht ab.“ (BR)
    Man sollte doch hebräisch lernen. :rolleyes

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ist aber anstrengend, dieses Hebräisch ;-) Ich kann es auch nicht.


    Nach deinen Zitaten sollte ich mir die Buber / Rosenzweig Übersetzung vielleicht auch zulegen. klingt wunderbar poetisch.


    Aber trotz aller Übersetzungsunterschiede ist doch immer das gleiche gesagt...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • OT

    Zitat

    Original von churchill
    Ist aber anstrengend, dieses Hebräisch ;-)


    Weiß ich, drum werde ich es wohl auch nicht versuchen zu lernen.


    Von der Buber/Rosenzweig Übersetzung habe ich vor sehr vielen Jahren zuerst im Religionsunterricht gehört. Der Lehrer sagte damals, diese Übersetzung sei sehr "hölzern", weil für gleiche Wortstämme im Original auch im deutschen immer die gleichen Wortstämme benutzt worden seien. Nachdem ich da jetzt mal verschiedentlich hineingeschaut habe, kann ich mir vorstellen, diese Ausgabe öfters zu benutzen. Hermann Hesse hat (lt. Verlagsangabe) zu dieser Übersetzung gesagt: "Diese deutsche Bibel ist eine der höchsten Leistungen der deutschen Sprache unserer Zeit." Dem kann ich nur zustimmen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Etwas weiß ich schon nach diesem kurzen Abschnitt: ich habe ziemliche Verständnisprobleme. Was jedoch daher kommt, daß ich den Text als (von der Textart, vom Aufbau her) lyrisch, rhythmisch empfinde. Und zu Lyrik bzw. in Versen aufgebauter Dichtung habe ich in meinem ganzen Leben noch keine Zugang gefunden, egal um welche Art von Text es geht. Nicht-Prosatexte kriege ich einfach nicht in meinen Kopf hinein. :bonk


    Da geht es dir nicht alleine so. Ich muss mir die Sätze mehrmals durchlesen. Sitze mit Bibel und Block auf der Couch und versuche mir einen Reim auf diese Sätze zu machen. Schwere Kost. :rolleyes

  • Buber und rosenzweig gehen sehr sehr eng am hebräischen orginal entlang und bleiben in der Regel bei einer Übersetzungsvariante für ein hebräisches wort, das ist die absolute stärke dieser übersetzung

  • Zitat

    Original von hestia2312




    Da geht es dir nicht alleine so. Ich muss mir die Sätze mehrmals durchlesen. Sitze mit Bibel und Block auf der Couch und versuche mir einen Reim auf diese Sätze zu machen. Schwere Kost. :rolleyes



    :write Gut zu lesen das ich nicht die einzige bin, ich hab schon gedacht ich bin wieder zu blöd :rolleyes

  • Guten Abend,


    um noch ein weiteres Argument für die „3 + 4 = 7“-Theorie zu liefern: es gibt ja auch die sog. „sieben Todsünden“ (Wollust, Habgier, Zorn etc.) In meinem Lexikon steht dazu: „kath. Theologie: die Übertretung eines göttlichen Gebotes in klarer Einsicht und voller Freiheit des Handelns“ (dtv-Brockhaus, 1989). Haben wir es hier nicht mit einer ähnlichen Situation zu tun?


    Die Auffassung von Shayenne, wonach Gott sich immer umstimmen lässt, habe ich dem ersten Kapitel nicht entnehmen können. Der „Herr“ sagt hier ja ausdrücklich, er werde „es“ (darunter verstehe ich das Urteil) nicht zurücknehmen. Wenn ich aber die Beispiele lese, die Shayenne anführt, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wahrscheinlich liegst Du mit Deinem optimistischen Ansatz richtig. Gefällt mir dann schon wesentlich besser.


    Weiß jemand Näheres über die Entstehungsgeschichte des Buches? Ich frage mich, ob der Text auf Amos selbst zurückgeführt wird (halte ich für unwahrscheinlich), oder ob seine Prophezeiungen zu einem späteren Zeitpunkt aufgeschrieben worden sind (möglicherweise waren diese da schon eingetreten, insbesondere etwa das Erdbeben in 2, 13 – 16).


    Viele Grüße


    J. D.

  • Zitat

    Original von schnatterinchen



    :write Gut zu lesen das ich nicht die einzige bin, ich hab schon gedacht ich bin wieder zu blöd :rolleyes


    nein, nein, wir sitzen da alle in einem Boot. Ich denke nicht, dass es jemand beim ersten Lesen versteht und weiß, was damit gemeint ist. :knuddel1

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von John Dowland
    Weiß jemand Näheres über die Entstehungsgeschichte des Buches? Ich frage mich, ob der Text auf Amos selbst zurückgeführt wird (halte ich für unwahrscheinlich), oder ob seine Prophezeiungen zu einem späteren Zeitpunkt aufgeschrieben worden sind (möglicherweise waren diese da schon eingetreten, insbesondere etwa das Erdbeben in 2, 13 – 16).


    Also dazu stehtz was in meiner Studibibel. Es beantwortet die Frage zwar nicht 100%ig, aber eventuell hilft es ein wenig weiter:


    Im Unterschied zu den Botschaften früherer Propheten (...) wurden die Worte des Amos schriftlich überliefert - wie die seiner Zeitgenossen Jesaja und Hosea. Es war grundlegend wichtig, dass diese großen Gerichtsbotschaften an Israel erhalten wurden - einerseits zur Erinnerung an die Geschichte israels und andererseits wegen der Verheißungen auf Wiederherstellung und Erlösung, die sie enthielten.


    LG

  • Zitat

    Weiß jemand Näheres über die Entstehungsgeschichte des Buches?


    Aus dem u.a. Buch:
    " In der Zwischen zeit prophezeiten Hosea und Amos im Nordreich
    (760-720 v.Chr.)"

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Noch mal zu der Frage der Entstehung:
    nach dem Donald Sunukjian lebte Amos als "Schafhirte und Züchter" in Zeiten des materiellen Wohlstandes. Er war ein wichtiger und anerkannter Mann in seiner Gesellschaft.
    Die lange Regierungszeiten von Usija (790-739 v.Chr.)
    und Jerobeam II (793-753 v. Chr.) hatten Stabilität, Wohlstand und Wachstum für die Königsreiche Juda und Israel gebracht.
    Es entstand eine Oberklasse, die Reichen führten ein untätiges, genußsüchtiges Leben, während die Armen gesetzlich benachtieligt und wirtschaftlich ausgebeutet wurden.
    Die moralische Maßstäbe waren tief gesunken.

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Zitat

    [i]Original von John Dowland[/]
    Weiß jemand Näheres über die Entstehungsgeschichte des Buches? Ich frage mich, ob der Text auf Amos selbst zurückgeführt wird (halte ich für unwahrscheinlich), oder ob seine Prophezeiungen zu einem späteren Zeitpunkt aufgeschrieben worden sind


    Entsprechende Infos hatte ich mir fest vorgenommen zu schreiben, bin leider noch nicht dazu gekommen. Wird in Bälde nachgereicht.
    Grüße
    Licht

  • Ich komme auch langsamer voran, als ich dachte (obwohl es so ein kurzer Text ist). Aber einfach "nebenbei" lesen geht halt nicht. Irgendwo in den Tiefen meiner Bibliothek muß auch was zur Entstehung und zeitlichen Einordnung dieses Buches zu finden sein. Ich gehe mal suchen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Liebe Shayenne und Levita,


    vielen Dank für Eure Hinweise. Weiter oben hat ja beowulf schon etwas zum geschichtlichen Hintergrund geschrieben. In meiner Textausgabe (Einheitsübersetzung Herderverlag 1984) wird hierzu wenig gesagt. Bin also gespannt, was Licht und SiCollier zu Tage fördern werden.


    Viele Grüße


    J. D.

  • @Licht@SiCollier
    Huhu ihr Lieben :wave
    Lasst euch Zeit, wir haben doch nicht eilig,
    können uns in aller Ruhe unterhalten.
    Mir fällt es ehrlich gesagt auch nicht ganz einfach,
    ich finde den Text schwierig.
    Aber wir brauchen uns doch kein Stress machen. :knuddel1
    LG

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume