'Die Bibel (AT): Das Buch Amos' - Kapitel 4

  • Dieses Kapitel habe ich jetzt drei Mal durchgelesen, danach die Posts hier, und nun werde ich das wohl nochmals durchlesen.


    Das Gottesbild entspricht etwa dem, was ich vom AT erwartet habe, das überrascht mich insofern nicht. Über eine Übertragung in und Nutzbarmachung für unserer Zeit muß ich erst nochmal in Ruhe nachdenken.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • So ich habe nun auch bis hier gelesen.


    Schwierig, schwierig.


    Was mich irgendwie irritiert ist das Gott die Mensch hungern lässt und sich wundert das sie nicht zu ihm zurückkommen.


    Würde ich auch nicht machen, wenn mich jemand so auflaufen lässt.


    Oder hab ich etwas falsch verstanden?


    Anklage gegen den entarteten Gottesdienst, seh ich auch so das ich mich oft dabei ertappe zu meinen Kinder zu sagen: Mach doch...

  • Meine Eindrücke zu diesem Kapitel:
    Erstmal fiel mir gleich im ersten Vers der agressive Ton auf,obwohl ich diesen Vergleich der Frauen mit Kühen sehr passend finde.Außerdem enthält er Kritik an dem "sich über andere erheben",was sich ja leider auch heutzutage noch beobachten lässt, und Kritik an der Genusssucht der Gesellschaft.
    Genauso wird auch hier die falsche Frömmigkeit der Menschen angeprangert,wobei auch wieder der Ton Amos' interessant zu betrachten ist. Mich hat es auch an diesen ironischen Eltern-Kind-Ton erinnert,der klar macht:Mach ruhig weiter,du wirst sehen,was du davon hast.
    Außerdem wird hier auch deutlich,dass es ohne Umkehr zu Gott keine wahre Frömmigkeit gibt, die Gott durch Plagen wie Hungersnöte und Raupen erreichen will. Gottes Trauer und Wut über sein Volk steht dessen Ignoranz gegenüber und ich musste beim Lesen einige Male an den Auszug aus Ägypten und die danach folgende Wüstenwanderung denken,wozu ich hier einige Parallen zu sehen glaube.


    Am Ende des Kapitels wird erklärt,dass der Gerichtstag unausweichlich kommt,und dass man nicht wissen wird,wann genau es die Menschen treffen wird und dass keinen Ausweg gibt,weil Gott Herr über alles ist.
    Das war sicherlich eine gruselige Vorstellung,nicht zu wissen,wann man bestraft wird...

  • Also mich wundert schon ein wenig, dass alle den Begriff „Baschankuh“ passend finden… Mein Eindruck war, dass der Gute hier mal wieder übers Ziel hinausschießt und einem irgendwie gearteten Frauenhass Luft macht…

  • Zitat

    Original von schnatterinchen
    Was mich irgendwie irritiert ist das Gott die Mensch hungern lässt und sich wundert das sie nicht zu ihm zurückkommen.
    Würde ich auch nicht machen, wenn mich jemand so auflaufen lässt.
    Oder hab ich etwas falsch verstanden?


    Besonders wenn es keine Vorankündigung gab. Die Menschen kommen vom rechten Weg ab und werden gleich mal mit Hungersnöten etc bestraft. Da hätte man einlenken müssen und erklären müssen, dass es so nicht geht. Jetzt nachdem alles soweit zu spät ist, ein großes gericht zu veranstalten und ganze Völker auszurotten, ist wohl eher der falsche Weg dafür. :gruebel

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Heute Morgen war mein nächstes Kapitel "fällig" :-)


    Es gab natürlich wieder ein paar nette Drohungen und Aufzählungen von allen möglichen Strafen, die Gott der Menschheit geschickt hat. Da habe ich etwas drüber gelesen (in meinem Empfinden ists damit jetzt langsam genug; und der fast durchgängig erzieherische Ton dieses Bibeltextes gefällt mir einfach nicht).


    Aber dann gabs eine Überraschung:
    "Denn siehe, er formt die Berge, er erschafft den Wind, er verkündet den Menschen, was er im Sinn hat; er macht das Morgenrot und die Finsternis, er schreitet über die Höhen der Erde dahin - Jahwe, Gott der Heere, ist sein Name. " (4,13)
    Damit hätte ich jetzt gar nicht gerechnet.


    Dumme Frage: Wieso wird Gott eigentlich immer als "Gott der Heere" bezeichnet?

  • @ Salome


    An 4, 13 habe ich mich auch schon festgekrallt. Ein wunderschöner Text, der das zuvor Gesagte mächtig relativiert. Jetzt lese ich aber soeben in der kurzen Einführung meiner Bibel zum Buch Amos, dass die Lobpreisungen in 4, 13; 5, 8 f; 9, 5 f. „sicher erst später eingefügt worden“ sind. So erhält der Text doch wieder einen bitteren Beigeschmack…


    Den „Gott der Heere“ kann ich mir auch nicht erklären.

  • Zitat

    Original von John Dowland
    @ Salome


    An 4, 13 habe ich mich auch schon festgekrallt. Ein wunderschöner Text, der das zuvor Gesagte mächtig relativiert. Jetzt lese ich aber soeben in der kurzen Einführung meiner Bibel zum Buch Amos, dass die Lobpreisungen in 4, 13; 5, 8 f; 9, 5 f. „sicher erst später eingefügt worden“ sind. So erhält der Text doch wieder einen bitteren Beigeschmack…


    Interessant, aber kann ich mir auch gut vorstellen. Denn der Grundtenor ist ja sonst ein ganz anderer. Bitterer Beigeschmack - das trifft es sehr gut! :wave

  • Zitat

    Original von John Dowland
    Den „Gott der Heere“ kann ich mir auch nicht erklären.


    Das Geheimnis ist schnell gelüftet: Die himmlischen Haarscheren ähhmm Heerscharen sind die Zebaoth. Es ist schlicht ein Eigenname Gottes. In LutherBibeln wird er mit der Herr Zebaoth wiedergegeben. Andere Übersetzungen machen das anders.

  • Ich hab erst Schlachter-Übersetzung und dann Hoffnung für alle gelesen, um sicher zu sein, dass ich wirklich alles verstanden habe. Finde den Text nämlich gar nicht so einfach.


    Ich finde, man darf den Text nicht allzusehr mit den heutigen Zuständen vergleichen... AT ist halt AT und damit einfach der "alte Bund".


    Israel als Gottes auserwähltes Volk kannte eigentlich die Spielregeln. Hab mal ein bisschen in meine Bibel gesucht und auf die Schnelle z. B. 3. Mose 26 gefunden. Da macht Gott ganz klar, dass, wenn die Israeliten ihm gehorchen Segen die Folge sein wird und wenn nicht Fluch über sie kommt. Ich denke mal, dass sie das eigentlich hätten wissen müssen. Und Erklärungen recht überflüssig gewesen wären bzw. auch nichts geholfen hätten. Schätze mal sie wollte das einfach nicht wahrhaben.


    Ich denke, die Situation, von der wir hier lesen, ist den Israeliten schon öfters passiert. Es geht ihnen richtig gut, daraufhin vergessen sie Gott, beten andere Götter an und brechen die Satzungen, die Gott ihnen gegeben hat. Daraufhin ruft Gott sich ihnen wieder ins Gedächtnis indem eben nicht mehr alles so gut geht. Aber nicht, weil er gemein und fies ist, sondern weil er ja gerne ihr Gott sein will. Meistens haben die Israeliten daraufhin früher oder später die wieder die Kurve gekriegt.

  • Königstochter


    Die Stelle aus dem Buch Levitikus, die Du da zitierst, war Amos offenbar auch gut bekannt. (Oder wimmelt´s im Alten Testament etwa von solchen Textpassagen?)
    Wenn ich allerdings jetzt den Unterschied zwischen Altem und Neuem Bund erläutern müsste, geriete ich sicher ins Schleudern. Natürlich: Christen glauben an Christus. Aber in dessen „Vater“ spiegelt sich ja alles, was wir gerade bei Amos lesen, oder? Und wenn man Amos´ Aufforderungen gegen die Unterdrückung und den falschen Gottesdienst liest… das könnte alles auch Christus oder einer der Apostel gesagt haben. Schließlich: auch im neuen Testament gibt es Textstellen (z.B. Lk 16, 19 ff.), die sehr unerbittliche Hinweise auf die Folgen irdischer Fehltritte enthalten...

  • Ich bin etwas überrascht über die ganzen Aussagen, dass Gptt hier nicht sehr "barmherzig" wirke. Meine Bibelkenntnisse sind zwar eher zum Weglaufen schlecht, aber ich hab es bisher immer so verstanden, dass der christliche Gott des NT der "barmherzige Gott" ist, aber dass der Gott der Juden im AT keineswegs "barmherzig"ist.


    AT: Auge um Auge, Zahn um Zahn


    NT: Halte auch noch die andere Wange hin.


    So in etwa.


    :gruebel

  • Das wäre meiner Ansicht nach unzulässige Schwarz-Weiß-Malerei. Jesus nimmt ja für sich selbst in Anspruch, das Gesetz (das heißt, das Gesetz des Alten Bundes) zu erfüllen. Die meisten Stellen, die wir als typisch neutestamentlich ansehen, sind schon im Alten Testament grundgelegt.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Die scharfe Grenze zwischen AT und NT würde ich auch nicht ziehen. Der Unterschied liegt wohl eher darin, dass im NT die milliarden von pingeligen Reinheitsgeboten &c aus dem Leviticus &c wieder auf *das* Gesetz, also den Dekalog zurückgeführt werden. Vereinfacht gesprochen. :grin


    Ich sehe das mit den Strafen auch nicht so willkürlich wie die meisten hier. Es erinnert mich ans Karma. Dieser Gott ist allerdings insofern barmherziger als ein blindes Karma, weil er wie ein Vater darauf hofft das seine Kinder umkehren. Aber wenn es gar nicht mehr geht, wenn sie über die Grenzen hinausgehen, dann treffen sie die Konsequenzen ihres Tuns.


    Eigentlich ganz logisch. Wie zB im Straßenverkehr. Wenn wir uns alle an die Regeln halten, läuft alles bestens. Unfälle entstehen, weil jemand absichtlich oder unabsichtlich gegen die Regeln verstößt. Da folgt auch nicht immer eine "Strafe". Aber bei einem Unfall ist ja auch der Unfallverursacher "gestraft", weil er einen Schaden hat. :-)
    Und genau wie im Strassenverkehr trifft das falsche Verhalten vor allem Unschuldige, deshalb gibt es die Regeln ja, damit alles reibungslos läuft :grin


    Anders als beim Strassenverkehr ist, dass Gott quasi eine einzige Instanz ist, auf die die Regeln zurückgehen an die man sich halten soll, um gut zu leben.