Hier kann zu Kapitel 7 geschrieben werden.
'Die Bibel (AT): Das Buch Amos' - Kapitel 7
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Hier mache ich mal den Anfang. In meiner Übersetzung (E) ist dieser dritte und letzte Teil mit der Zwischenüberschrift „Die Visionen und ein biographischer Bericht“ versehen. Amos hat insgesamt fünf Visionen und mit dem „biographischen Bericht“ ist wahrscheinlich 7, 10 – 17 gemeint.
Bei den Visionen fällt auf, dass die ersten beiden einem völlig identischen Muster folgen:
- Gott zeigt Amos ein bevorstehendes Unglück (es ist nicht ganz klar, aber wahrscheinlich, dass es sich um eine Strafe handelt)
- Amos bittet Gott um Vergebung und übernimmt die Rolle des Fürsprechers
- Gott „bereut“ sein Vorhaben und sieht davon ab.Bemerkenswert finde ich, dass Amos hier nicht lediglich als „Sprachrohr“ oder Bote einer göttlichen Message erscheint. Stattdessen steht er in unmittelbarem Dialog mit dem Herrn und kann diesen sogar umstimmen! Das wird ihm bei seinen Zeitgenossen – zumindest denen, die ihm Glauben geschenkt haben – eine herausragende Stellung eingeräumt haben (vielleicht sogar gepaart mit einer gewissen Macht bzw. Unantastbarkeit).
Die dritte Vision läuft anders ab. Amos sieht offenbar keinen Anlass für eine Replik. Und Gott will denn auch keine Milde walten lassen. Es ist nachvollziehbar, dass das Publikum mit diesem Verlauf der Geschichte wenig einverstanden ist.
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Zitat
Original von John Dowland
Amos hat insgesamt fünf VisionenIch habe nur drei Visionen: Die Heuschreckenplage 7,1-3 , Die Feuersglut 7,4-6 und Das Senkblei 7,7-9
Ich finde es ziemlich merkwürdig, dass Gott sich von einem Propheten umstimmen lässt. Normalerweise soll ein Prophet einfach Sprachrohr Gottes sein und verkünden, was er ihm aufträgt. Dass Amos jetzt in das Vorhaben Gottes eingreifen könnte, ist mir unverständlich. Mir fällt im Moment auch kein Beispiel ein, wo es das schon einmal gegeben hätte...
Die Ausweisung des Propheten ( 7,10-17) fand ich sehr interessant.
Amos soll das Land verlassen und in Juda reden. Daraufhin erklärt Amosl, er sei kein Prophet, sondern Viehzüchter, Gott hätte ihn berufen und hm aufgetragen als Prophet zum Volk zu sprechen. Verwirrend, also doch Prophet?!
Und jetzt, damit wir auch in diesem Abschnitt die Härte und die resolute Haltung Gottes (Amos als Sprachrohr) erfahren, wird Amazja verflucht und Israel verbannt. -
Über dieses Kapitel habe ich heute beim Joggen nachgedacht. Und möchte mal folgenden (spekulativen) Ablauf zur Diskussion stellen: Amos ist, wie er selbst sagt, Viehzüchter und zieht Maulbeerfeigen. Man darf annehmen, dass er einigermaßen wohlhabend und auch gebildet ist (das hat Licht auch schon dargestellt). In seiner Jugend dürfte er eine gewisse theologische Ausbildung erfahren haben. Durch den Handel mit seinen Waren kommt er in engen Kontakt zur Oberschicht in Israel, gehört ihr vielleicht sogar selbst an. Alles läuft gut, bis eines Tages ein Heuschreckenschwarm, ein Erdbeben, ein feindliches Heer oder vielleicht sogar alles zusammen Amos´ Gütern erheblichen Schaden zufügt. Er selbst kommt mit dem Schrecken davon. Anstatt jetzt aufzugeben, oder so weiterzumachen, wie bisher, beginnt er in dem Schicksalsschlag ein Zeichen Gottes zu sehen. Und erkennt, dass sein bisheriges Leben falsch gelaufen ist. Das ist die Zeit, zu der er auch zu predigen beginnt. Er ist der Meinung, dass die Menschen gerade in den Unglücken, die ihnen geschehen, Anzeichen für die Wirklichkeit Gottes sehen können (4, 6 ff.) Mit der Zeit erhält Amos einigen Zulauf. Seine Prophezeiungen kommen vor allem beim einfachen Volk gut an, weil er gegen Verschwendungssucht und Unterdrückung durch die Oberschicht angeht. Von den Mächtigen seiner Zeit wird er zwar argwöhnisch beobachtet aber im Übrigen in Ruhe gelassen. Den Zeitpunkt, gegen Amos vorzugehen, verpassen sie. Er hat jetzt soviel Rückhalt im Volk, dass er es sich sogar erlauben kann, die Zustände am Hof Jerobeams, des Königs von Israel, offen zu kritisieren. Das führt schließlich zu den Ereignissen in 7, 10 ff.
Vielleicht sollte ich weniger joggen. Wenn Euch das zu spekulativ ist, bitte einfach anderswo weitermachen. Wir müssen uns ja im Übrigen noch genauer mit den Visionen befassen…
@ Ninnie
Im achten Kapitel folgen hiervon noch zwei weitere davon. -
@John:
Nein nein, du solltest öfter joggen
Sehr interessanter Ansatz! Vielleicht nicht mal spekulativ, denn es wäre eine überzeugende Erklärung. Hat Gott ihn deshalb ausgewählt?licht?
Bei Kapitel 8 bin ich noch nicht. Ich lese immer mal wieder ein Kapitel und versuche das so gut wie möglich zu verstehen, bevor ich weitermache.
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ähmmm: reichlich spekulativ und sehr viel hineingedeutet, was nicht dasteht: von einer theologischen Vorbildung wissen wir gar nichts, sie ist darum nicht auszuschließen, aber anzunehmen auch nicht unbedingt, wenn nicht dringende Gründe dafür sprechen. Die sehe ich aber nicht.
Dass Amos' SChaden an Gütern genommen hat, ist genauso spekulativ. Erstrecht alle daraus geschlossenen Folgerungen.
Dass seine Rede beim Volk gut angekommen sei, steht auch nicht da und wäre eher erstaunlich - warum sollte harsche Gerichtspredigt gut ankommen? (vgl. Ninnies beiträge weiter oben)Dass er soziale Mißstände wahrgenommen hat, steht da und begründet mindestens so viel wie alle anderen Spekulationen, auch wenn das ggf. die unbequemere Deutung ist.
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Danke, Ihr beiden.
es sollte ja nur ein Versuch sein, den Menschen Amos besser zu verstehen. Wie es dazu kommen kann, dass einer solche Sätze sagt ... aber, wie schon gesagt, alles reichlich spekulativ... Besser wahrscheinlich, man geht mit dem Schwamm drüber.
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Schade, das wäre eine gute Erklärung gewesen, warum Gott ausgerechnet ihn auserwählt hat.
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Stimmt schon, Ninnie. Ich hab mich unter anderem gefragt, warum sie Amos bloß zwangsversetzt haben, nachdem er so gegen die Oberschicht wettert und auch dem König das Gegenteil von einer goldenen Regierungszeit verspricht. Amos´ eigene Worte zeigen ja, wie wenig zimperlich die damals waren... Und die Lage von Amazja kann ich halbwegs verstehen: erst erweckt der Prophet den Eindruck, er könne Gott mit drei kurzen Bemerkungen quasi jederzeit umstimmen und dann, wenn es um Israels Kulthöhen und Heiligtümer geht, lehnt sich Amos zurück und sagt einfach: nichts!
Aber: mit ein wenig Fantasie fallen uns vielleicht andere, ebenso passende Begründungen ein. Schauen wir mal, wie das Buch weitergeht.
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Die Heuschreckenplage: Hier wird, finde ich, sehr deutlich, was die Menschen seinerzeit empfunden haben müssen, wenn ihnen Heuschrecken die Ernte zerstört haben. Im Text schwingt ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins an eine unbekannte, unberechenbare und auch unbesiegbare Macht mit. Nicht ganz klar ist mir, was Amos mit „Jakob“ meint – sehr wahrscheinlich einen Landstrich Israels. (In 6, 6 war ja schon von „Josef“ die Rede. Hierzu wird in meiner Textausgabe gesagt, dass dies eine andere Bezeichnung für das Nordreich Israel ist.)
Die Feuersglut: Zuerst habe ich hier an eine Art Feuersbrunst oder Waldbrand gedacht – der Hinweis „und das Feuer fraß die große Flut“ deutet aber auf einen viel größeren Brand hin. Ist mit „großer Flut“ das Meer gemeint?
Das Senkblei: Ein Senkblei wird ja wohl zur Prüfung verwendet, ob eine Mauer im Lot steht, also senkrecht errichtet wurde und damit die entsprechende Standfestigkeit aufweist. Dieses Verfahren ist hier wohl im übertragenen Sinn gemeint: Gott prüft die Standfestigkeit Israels im Glauben - und stellt Mängel fest. Dann bleibt nichts anderes übrig, als die Mauer einzureißen. Ein, wie ich meine, sehr treffender Vergleich. Allerdings steht in meiner Textausgabe, dass die Übersetzung „Senkblei“ nicht gesichert sei.
Vielleicht weiß Licht Näheres…?