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'Der Tribun' - Seiten 284 - 443
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Hallo Iris,
ich bin jetzt gerade mit der Seite 300 fertig und hätte mal eine Frage an Dich bezogen auf den gerade stattgefunden Kampf. Cinna kämpft ja mit dem Schwert, das Inguiotar als Sippenoberstem gehört.
Es ist die Rede von unberührbar sein, daß ich nur von den indischen Kasten her kenne...und, daß das Schwert überhaupt erstmal wieder an Inguiotar übergeben und gereinigt werden muß.
Frage: so ganz habe ich die Textstellen da nicht verstanden und bevor ich etwas Falsches hineininterpretiere, frage ich Dich also lieber dazu.
Hat das Unberührbarsein etwas Ähnliches zu bedeuten wie bei den Indern, ist es nur eine Sitte der Germanen oder hast Du Dir das selbst ausgedacht und es kommt noch etwas dazu, was es näher erklärt?Gruß
Baumbart -
Hallo Baumbart!
Es gibt bei den Germanen kein hinduistisches Reinheitsverständnis; das hätte ich ohnehin schon viel früher daran festmachen müssen, dass die Freien einen Unfreien nicht berühren dürfen -- tun sie aber. Daraus kannst du sehen, dass es diese Vorstellung, man beflecke sich, wenn man mit einem Menschen niederen Standes in Berührung kommt, nicht gibt.
Richtig ist natürlich, dass die Waffe quasi etwas Heiliges ist, zumindest ein Heilsträger für die Familie. Das hängt damit zusammen, dass Metallwaffen ursprünglich sehr selten und sehr kostbar waren, und für die Verteidigung, die Macht und das Ansehen von exorbitanter Bedeutung.
Dass Cinna es überhaupt wagt, sie an sich zu nehmen, ist ein schwerer Frevel; da retten ihn eigentlich nur die gute Absicht und der glückliche Ausgang des Kampfes vor einer Bestrafung.Der Kampf im Haus ist ein bisschen aberwitzig.
Die beiden eindringenden Gegner unterschätzen völlig die Situation, den ersten überwältigt Cinna, der zweite stutzt und gibt Fersengeld. Und der ist es auch, der Cinna als "unberührbar" bezeichnet.Zugegeben, der dazugehörige Hinweis ist "versteckt", weil er im Text nicht erklärt wird; dafür ist die Lage zu diesem Zeitpunkt einfach zu turbulent. Aber achte mal darauf, in welcher Hand Cinna in diesem Moment die Waffe hält (S.297)! Das könnte dir weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Iris
(die ja auch nicht zuviel verraten will) -
@Iris...ah, danke Dir für die Erläuterung.
Werde mal darauf achten...:-)
Gruß
Baumbart -
Was mir auf diesen Seiten am besten gefällt, ist die Rede Cinnas über Arminius. Genialer geht es doch nicht: Man lobt den Feind und gerade dadurch warnt man die anderen vor ihm. Super!
Als positiv empfinde ich nach fortgeschrittener Lektüre, dass Cinna, der ja auch tapfer sein kann und ein erfahrener Kämpfer ist, nicht in jeder Situation der furchtlose Held ist. Auch er hat mal Angst und sein Körper reagiert darauf. Das macht ihn menschlich im Vergleich zu irgendwelchen unantastbaren Helden.Gruß
Hundefreund
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Hallo Hundefreund!
ZitatOriginal von Hundefreund
Was mir auf diesen Seiten am besten gefällt, ist die Rede Cinnas über Arminius. Genialer geht es doch nicht: Man lobt den Feind und gerade dadurch warnt man die anderen vor ihm. Super!
Dankeschön!
Das Rhetorikstudium auf Rhodos erweist sich bei dieser Gelegenheit als recht vorteilhaft.ZitatAls positiv empfinde ich nach fortgeschrittener Lektüre, dass Cinna, der ja auch tapfer sein kann und ein erfahrener Kämpfer ist, nicht in jeder Situation der furchtlose Held ist. Auch er hat mal Angst und sein Körper reagiert darauf. Das macht ihn menschlich im Vergleich zu irgendwelchen unantastbaren Helden.
Ursprünglich habe ich das von 3 Feldbriefen, die meine Oma von ihrem (später gefallen) Bruder erhalten hatte (leider weiß ich nicht, wo die nach ihrem Tod gelandet sind -- unschätzbares Material!); zwar durfte man nicht schildern, wie es einem ging, aber aus jeder Zeile sprach die Angst, und wenn man auch noch so tapfer war ... Mich hat das unheimlich berührt.
Vor Monaten hatte ich in einer anderen Community (re-eanctment/Militärgeschichte) Kontakt mit einem US-Soldaten, der eine Weile in Afghanistan gekämpft hat. Er berichtete im Grunde dasselbe: Ganz egal, was für ein toller Hecht du bist, wie gut deine Ausbildung ist etc. -- wenn 's hart auf hart kommt, ist die Angst dein schlimmste Gegner und deine größte Bedrohung. Sogar wenn sie während eines Kampfes instinktiv ausgeblendet wird, befällt sie einen schlaglichtartig.Ich hoffe, ein bisschen davon ist rübergekommen.
Liebe Grüße
Iris
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Danke für die Antwort.
Das ist ja interessant, dass die Briefe deines Großonkels für den Roman eine Hilfe waren - und es ist natürlich schade, dass er davon nichts mehr wissen kann!
Bei Cinna finde ich, wie gesagt, die Beschreibung interessant, wie es sich äußert. Er denkt nícht nur an seine Angst, sondern empfindet sie geradezu körperlich. Das macht die Sache glaubwürdig.Gruß
Hundefreund
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Hallo Hundefreund!
ZitatOriginal von Hundefreund
Das ist ja interessant, dass die Briefe deines Großonkels für den Roman eine Hilfe waren - und es ist natürlich schade, dass er davon nichts mehr wissen kann!
Leider. Ich kenne ihn und seinen Bruder nur von Fotos. Beide Großonkels mütterlicherseits und der väterlicherseits sind im 2. Weltkrieg zu Tode gekommen, davon 2 um Stalingrad, einer in Frankreich. In unserer Familie war es Tradition, die Erinnerung an den Krieg und seine Schrecken wachzuhalten -- interessanterweise standen nie Vorwürfe gegen die Luftangriffe der Alliierten im Raum, obwohl das absolut entsetzlich gewesen sein muss (und meine Mutter beinahe das Leben gekostet hätte).
Das wäre auch noch ein Thema ... aber ich bin psychisch noch viel zu dicht dran. Dann wird es nicht gut.ZitatBei Cinna finde ich, wie gesagt, die Beschreibung interessant, wie es sich äußert. Er denkt nícht nur an seine Angst, sondern empfindet sie geradezu körperlich.
Ich bin ursprünglich von mir selbst ausgegangen, von der Frage, registriere ich Gefühle wirklich gedanklich oder empfinde ich sie -- und wenn letzteres, wie äußern sie sich, d.h. wie empfinde ich sie.
Dann betreibt man im Umfeld eine Unmenge Befragungen, regelrechte Feldstudien, und klemmt sich hinter psychologische Werke (die sich leider als wenig hilfreich erwiesen, da sie viel zu stark rationalisierten).
Dabei entwickelt man einen ganz anderen Umgang mit den eigenen Gefühlen; nicht dass man sie "unter Kontrolle" kriegen würde, aber man lernt, auf die physiologischen Reaktionen einzuwirken, sie also ein bisschen zu steuern. Das kann ganz schon hilfreich sein, wenn man so ein Temeperamentsbolzen ist wie ich.ZitatDas macht die Sache glaubwürdig.
Das ist schön zu lesen.
In dieser Hinsicht ist der Roman sogar ein bisschen experimentell geraten.Liebe Grüße,
Iris
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Hallo Iris
ich hab noch einmal eine Frage zu einer Szene und zwar der mit dem Wolf ! Ist der Wolf ein Wachhund der Familie oder sind dort zwei also der wachhund und der Wolf ? Weil der Wolf ja wieder im Wald verschwindet und die anderen Dorfbewohner doch so Angst haben, was man ja vor dem eigenen Wachhund nicht hätte ??
Schon mal Danke fürs Antworten, finde ich echt klasse wie geduldig du mit uns bist !! -
Hallo Anne-Jette!
ZitatOriginal von anne_jette
Ist der Wolf ein Wachhund der Familie oder sind dort zwei also der wachhund und der Wolf ? Weil der Wolf ja wieder im Wald verschwindet und die anderen Dorfbewohner doch so Angst haben, was man ja vor dem eigenen Wachhund nicht hätte ??
Der Wolf ist ein ganz eigenes Motiv, das aus der Mythologie beider Kulturen stammt: einerseits als römisches Wappentier (Wölfin), andererseits als das Tier, dass Wodanas heilig ist. Zu Inguiotars Waffen gehört ja auch ein Wolfsfell, das Cinna von Beginn seiner Gefangenschaft an auffällt (BTW: die Feldzeichenträger des römischen Heeres trugen ebenfalls Wolfsfelle:
(Klicken für vergrößertes Bild!)ZitatSchon mal Danke fürs Antworten, finde ich echt klasse wie geduldig du mit uns bist !!
Ich habe zu danken! Ich finde es immer wieder spannend mit Lesern zu plaudern und zu diskutieren.Liebe Grüße,
Iris
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Ich hab mal wieder eine kleine Frage im Bezug auf die Sprache:
Wie bist du darauf gekommen das Wort "belfern" zu verwenden. Ich hab das ehrlich gesagt noch nie irgendwo gelesen und kannte es nur als Dialekt. Bei uns (bzw. eher bei den älteren Menschen - von meiner Mutter kenne ich es) wird es zwar nicht im Zusammenhang mit Hunden etc. gebraucht, sondern mit Menschen, die schimpfen. Mir ist der Zusammenhang zwischen beiden schon klar, nur war mir bis jetzt nicht bewusst, dass es dieses Wort offiziell wirklich gibt.
Im Duden hab ich es zwar nicht gefunden, aber in meinem Herkunfswörterbuch steht: belfer "kläffen, bellen" Die Herkunft des seit dem 16. Jh. gebräuchlichen Vers ist unklar. Vielleicht ist es lautmalenden Ursprungs.
Was mich dazu noch interessieren würde ist, ob es nur hier in der Gegend überlebt hat. Wie viele kennen dieses Wort. Auch wenn man es nicht kennen sollte, ist schon klar zu erkennen, was gemeint ist, meiner Meinung nach.
Ich fand es jedenfalls klasse, erstaunlich und interessant dieses Wort in eine Buch zu finden.
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Hallo Ronja!
Das ist gewissermaßen Absicht.
Ich habe eine Vorliebe für solche Wörter nicht nur im Zusammenhang mit historischen Texten. Selbst im Alltag verwende ich gerne "veraltete" Phrasen und Ausdrücke, bei denen ein Journalist die Stirn runzelt. Mir doch wurst! Ich bin schließlich kein Journalist.Liebe Grüße,
Iris
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So, bin jetzt mit dem Teil durch.
Auch wenn ich immer noch nicht alles verstehe, was mit den Stämmen, den Eroberungen und Kämpfen zu tun hat, gefällt mir der Rest doch sehr gut.Der Teil, als über die Auslieferung Cinnas verhandelt und gekämpft wurde war sehr gut beschreiben. Vor allem die Rede war klasse. Das muss man erstmal so können!
Ich denke, langsam kann man Cinna und Hraban wirklich als Freude bezeichenen, oder? Auch wenn manchmal sein Temperament mit ihm durchgeht, z.B. als er überlegt hat, dass er ja als Feind wiederkommen könnte. Ich denke, das hat Hraban sehr verletzt.
Ich finde es schade, aber nachvollziehbar, dass Sunja sich gegen ihre Zuneigung zu Cinna wehrt. Alles andere wäre fast zu kitschig, was zu diesem Buch nicht passen würde.
Das Gespräch, das Thauris gerade mit Cinna geführt hat hat mich erstaunt. Einerseits ist sie so vernünftig, dass sie möchte, das sie voneinander lassen, andererseits will sie aber, dass ihre Tochter glücklich wird und könnte sich aus diesem Grund vorstellen (oder sie wünscht es sich irgendwie) dass Sunja nicht mit diesem fremden Mann verheiratet, sondern mit Cinna glücklich wird. -
Endlich zeigt sich Cinnas (Aus)Bildung in der brillianten Rede, die ja schon erwähnt wurde. Vor allem bemerkenswert finde ich, dass er sie unter großer Anspannung und aus dem Stegreif hält. Er scheint sich doch seinen Rang als Tribun erworben, nicht gekauft zu haben
Ein wenig hat sie mich an die Rede Marc Antons in "Julius Caesar" erinnert.
Die kleine Episode mit dem Wolf: ist sie ein wenig symbolisch aufzufassen, Iris?
Cinna scheint ja allmählich zwischen zwei Stühlen zu sitzen: einerseits knüpft er Freundschafts- und noch zartere Bande mit seinen "Gastgebern", andererseits hat er die Hoffnung auf Heimkehr nicht aufgegeben.
Und jetzt verstehe ich auch, woher Hraban und Sunja ihre literarischen Kenntnisse haben
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Hallo Ronja und Alice!
ZitatOriginal von Ronja
Ich denke, langsam kann man Cinna und Hraban wirklich als Freude bezeichenen, oder? Auch wenn manchmal sein Temperament mit ihm durchgeht, z.B. als er überlegt hat, dass er ja als Feind wiederkommen könnte. Ich denke, das hat Hraban sehr verletzt.
Ja, er integriert sich allmählich, Außensicht wird zu Innensicht, die Interessen von Inguiotars "Clan" gewinnen an Bedeutung für ihn.ZitatIch finde es schade, aber nachvollziehbar, dass Sunja sich gegen ihre Zuneigung zu Cinna wehrt. Alles andere wäre fast zu kitschig, was zu diesem Buch nicht passen würde.
Das war es, was ich vorhin meinte, als ich schrieb, Der Tribun sei keine historic romance.
Eine wirkliche Beziehung, etwas Ernsthaftes, Längerfristiges, eine Ehe zwischen den beiden war nach damaligem Denken unvorstellbar und auch rechtlich unmöglich. Auch wenn solche Verhältnisse natürlich vorgekommen sind, wie Tacitus in seiner Germania (einer mit Einschränkungen durchaus ambitionierten völkerkundlichen Schrift über die Stämme jenseits von Rhein und Donau) erwähnt.ZitatDas Gespräch, das Thauris gerade mit Cinna geführt hat hat mich erstaunt. Einerseits ist sie so vernünftig, dass sie möchte, das sie voneinander lassen, andererseits will sie aber, dass ihre Tochter glücklich wird und könnte sich aus diesem Grund vorstellen (oder sie wünscht es sich irgendwie) dass Sunja nicht mit diesem fremden Mann verheiratet, sondern mit Cinna glücklich wird.
Was sie genau meint, wird vielleicht später deutlicher. Cinna ist auch nicht klar, worauf Thauris hinauswill, auch wenn der Schwur, den sie ihm abnimmt, eigentlich sehr deutlich klarmacht, was sie von ihm erwartet.
Da es keine Zeugen für diesen Schwur gibt, überläßt sie es wohl auch seinem Gewissen.Uups ... war ja noch gar nicht fertig:
ZitatOriginal von Alice:
Die kleine Episode mit dem Wolf: ist sie ein wenig symbolisch aufzufassen, Iris?
Irgendwo hab ich 's schon mal erwähnt, finde es aber gerade nicht ...
Der Wolf ist für beide Kulturen wichtig: Bei den Römern ist die Wölfin das dem Kriegsgott Mars heilige Tier, das der Sage nach dessen Söhne Romulus und Remus vor dem Hungertod rettet; römische Standartenträger trugen meist Wolfsfelle wie einen magischen Schutz (gelegentlich auch Bärenfelle).
Die Germanen gesellten den Wolf zu Wodanas ("Wüterich", "Rasender"), der die Krieger in der Schlacht anfeuert.Liebe Grüße,
Iris
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Die Rede von Cinna fand ich auch super klasse. Das war richtig mitreißend...
Und was ich gerade in diesem Teil so schön finde, ist die Spannung, die sich da langsam zwischen Cinna und Sunja aufbaut. Das ist halt mal was anderes. Man wird immer ein wenig in der Luft hängen gelassen, was diese 'Liebesgeschichte' angeht und das macht einen sehr neugierig darauf, wie es denn nun weiter geht. Wird das denn noch eine richtige Liebesgeschichte???
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Hallo Morgana!
ZitatOriginal von Morgana
Die Rede von Cinna fand ich auch super klasse. Das war richtig mitreißend...
ZitatUnd was ich gerade in diesem Teil so schön finde, ist die Spannung, die sich da langsam zwischen Cinna und Sunja aufbaut. Das ist halt mal was anderes. Man wird immer ein wenig in der Luft hängen gelassen, was diese 'Liebesgeschichte' angeht und das macht einen sehr neugierig darauf, wie es denn nun weiter geht. Wird das denn noch eine richtige Liebesgeschichte???
Wenn du glaubst, das verriete ich dir ... Nöö! Ich will dir doch nicht die Spannung nehmen!Liebe Grüße,
Iris
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Zitat
Original von Iris
Wenn du glaubst, das verriete ich dir ... Nöö! Ich will dir doch nicht die Spannung nehmen!Ooch Menno.... Na ja, da ich ja jetzt erst mal 5 Tage Strohwitwe bin habe ich ja jetzt jede Menge Zeit um im Tribun zu schmökern. Werde mich gleich mal wieder mit meinem leckeren, bestellten chinesischen Gericht daran geben...
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Zitat
Original von Morgana
Na ja, da ich ja jetzt erst mal 5 Tage Strohwitwe bin
Boaah, wie gemein!Zitathabe ich ja jetzt jede Menge Zeit um im Tribun zu schmökern. Werde mich gleich mal wieder mit meinem leckeren, bestellten chinesischen Gericht daran geben...
Chinesisch? Paßt das?Liebe Grüße,
Iris
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Hat wunderbar gepasst... *Morgana ist jetzt ganz satt und ein bißchen getröstet*