ZitatOriginal von Babyjane
hups, hab im falschen teil gepostet, bei mir hat er hraban erst einmal einen Tipp gegeben...
Kannst dir ja vorstellen, daß die zwei es dabei nicht belassen ...
ZitatOriginal von Babyjane
hups, hab im falschen teil gepostet, bei mir hat er hraban erst einmal einen Tipp gegeben...
Kannst dir ja vorstellen, daß die zwei es dabei nicht belassen ...
Habe nun den dritten Teil des Buches durch, und bin eigentlich gespannt, wie es weitergeht. Die Annäherung Cinnas an die Familie ist in etwa so gekommen, wie ich es erwartet habe.
Seine Rede bei dem Fürstentreffen hat mir sehr gut gefallen, er hat gezeigt, wo er abstammt. Ein bisschen nachdenklich stimmte mich das komische Lachen von Arminius bei seiner Niederlage.
Am meisten hat mich dann das Sinnen über die Moral des Krieges von Cinna mit Athalas am stärksten Nachdenklich gemacht. Dass es Athalas nicht wohl in seiner Haut ist merkt man. Er versucht ja laufend den Kontakt zu Cinna, irgentwie um seine Gnade zu beten. Hier finde ich, ist in einem Krieg alles erlaubt, und auch alles möglich! Auch danach müssen die Völker wieder zusammen leben, und umgehen.
Die Rede war mir wichtig -- genau aus dem Grund, weil sie sehr deutlich macht, daß Cinna nicht irgendein dummer Schnösel ist, sondern noch ein bißchen mehr auf dem Kasten hat als das Fechten, was er aber bislang nicht zeigen konnte. Es ist eine fast schon typische scheinbare Lobrede im Sinne des Shakespeare'schen "Brutus is an honourable man", ein klassisches Beispiel rhetorischer Doppelbödigkeit.
Es hat sehr viel Spaß gemacht, diese Rede zu entwickeln und sie zu schreiben.
Ahtala spielt im Tribun eine kleine aber wichtige Rolle. Es mag sein, daß der aus der Verteidigungsrede Ciceros für den Mörder seines Erzfeindes Clodius Pulcher stammende Spruch "inter arma <...> silent leges" (etwas frei übersetzt: "Wenn Waffen sprechen, schweigen die Gesetze") durchaus richtig ist, aber das rettet die Betreffenden nicht davor, daß sie mit ihren Taten auch leben, sie mit ihrer Weltanschauung und ihrer Ethik irgendwie in Einklang bringen müssen. Während Liuba die Schuldfrage mit Schwarzweißmalerei löst, gehört Ahtala zu denen, die es sich nicht so leicht machen. Dafür mag ich ihn auch.
Am Wochenende saß ich in Cafés, habe Leipziger Lerchen geknabbert (süß) und den Tribun gelesen (nicht süß ).
Ich fand diesen Teil sehr spannend.
Einiges hätte ich mir intensiver gewünscht.
Das Auftauchen des Wolfs während des Begräbnisses ist ist mir ein bißchen zu 'römisch' geraten. Gerade wegen der Bedeutung des Kampfes für Männer in der damaligen Gesellschaft wären mir deutlichere Hinweise auf den Wolf als Gefährten Wodanas' lieber gewesen. Das hätte zudem allen Kampfszenen, gleich, ob 'Schule' oder Ernstfall insgsamt mehr Gewicht gegeben.
Das sind aber wieder mal Magali-Details, ja? Gewicht haben sie trotzdem!
Auch Hrabans Rolle hätte gewonnen, er lebt mir immer noch zu sehr im Schatten Cinnas.
Ja, ich weiß, in der Zweikampf-Szene steht er im Rampenlicht. Das wurde dann auch mal Zeit!!
Die Klopperei im Haus ist verrückt. Mich wundert, daß da überhaupt eine/r überlebt hat
Aber so etwas ist immer turbulent und der Tumult kommt sehr gut heraus.
Und irgendwie mußte Cinna ja endlich an das Schwert kommen. Dieser Handlungsfaden flatterte für mich schon fast zu lange in der Luft herum.
(Im Rahmen seiner 'Bewußtseinserweiterung' muß er etwas symbolisch-germanisches in die Hand bekommen und dann vor die Entscheidung gestellt werden, wie er sich verhält. Liegt in der Logik einer derartigen Geschichte)
Das mit der linken Hand hätte ich so nicht interpretiert. Galt bei den germanischen Völkern nicht genau der als ein besonders toller Kämpfer, der ein Schwert abwechselnd mit beiden Händen führen kann?
Die Rhetorik-Übung vor dem Kampf hat Vor-und Nachteile. Cinna darf mal zeigen, was er noch so alles drauf hat. Es hat sichtlich Spaß gemacht, die Rede zu schreiben. Ich mag es, wenn AutorInnen sich ihren Spaß gönnen, denn dann haben in der Regel auch die LeserInnen etwas davon.
Und hier hat man etwas davon.
Allerdings ist zu bedenken, daß es bei den Germanen eine wichtige und hochgelobte Fähigkeit war, gut reden zu können. Das gesprochene Wort hat in einer nahezu schriftlosen Kultur eine ungeheure Bedutung. Also hätte man an dieser Stelle nicht unbedingt das klassische Griechenland bemühen müssen. Im Gegenteil hätte eine Synthese beider Redekulturen die Beziehungen zwischen den handelnden Personen noch unterfüttern können. Magali-Details.
Die Darstellung des Zweikampf ist sehr überzeugend, ebenso die Vorgeschichte mit der Einführung eines zweiten Gefangenen, der den Ernst der Situation noch mal deutlich macht. Tolle Atmosphäre.
Die Beziehung zwischen Sunja und Cinna gewinnt nun echte Konturen, es gefällt mir immer noch, daß das gemächliche Tempo bei dieser heilklen Sache beibehalten wird. Aber wie romantisch! Blütenblätter
Sprachlich-stilistisch bin ich hin und wieder gestolpert, es perlt ein bißchen häufig.
Aber formulieren ist oft auch ausprobieren und dagegen ist hier wenig zu sagen.
ZitatOriginal von magali
Am Wochenende saß ich in Cafés, habe Leipziger Lerchen geknabbert (süß) und den Tribun gelesen (nicht süß ).
Dann war 's ja richtig, denn süß soll es ja nicht sein.
ZitatDas Auftauchen des Wolfs während des Begräbnisses ist ist mir ein bißchen zu 'römisch' geraten.
Derjenige, dessen Blickwinkel hier tragend ist, ist Römer. Ich habe von der römischen Kultur Außen- und Innensicht, von der germanischen zunächst nur Außensicht, dann mischen sich germanische Elemente schleichend in die Innensicht, sie wird quasi kontaminiert. Das ist aber kein Prozeß, der reflektiert und kontrolliert vonstatten geht wie akademische Forschung, sondern es geht um eine allmähliche (unbewußt ablaufende) Akkulturation der Hauptfigur.
ZitatDie Klopperei im Haus ist verrückt. Mich wundert, daß da überhaupt eine/r überlebt hat
Mich auch -- Diese Szene mußte chaotisch sein, weil so eine Situation nun mal chaotisch ist. Man ist drin, man reagiert geradezu reflexartig, zum Überlegen und Planen ist keine Zeit.
ZitatDas mit der linken Hand hätte ich so nicht interpretiert. Galt bei den germanischen Völkern nicht genau der als ein besonders toller Kämpfer, der ein Schwert abwechselnd mit beiden Händen führen kann?
Der Gegner rennt doch vor Cinna davon!
Es ist sogar so, daß Beidhändigkeit (die meisten Linkshänder werden gezwungenermaßen Beidhänder) als göttliche bzw. dämonische Besonderheit galt. Der Flüchtige schreit nicht umsonst den Namen des Gottes Teiwas (auch Ziu, Kriegs- und Schwurgott, man denke an Dienstag).
ZitatAllerdings ist zu bedenken, daß es bei den Germanen eine wichtige und hochgelobte Fähigkeit war, gut reden zu können. Das gesprochene Wort hat in einer nahezu schriftlosen Kultur eine ungeheure Bedutung.
Und genau deshalb funktioniert seine Rede auch.
Als Römer, der in Griechenland Rhetorik studiert hat, kann Cinna sich allerdings nur auf die griechische und römische Rhetorik besinnen, denn die hat er gelernt. Wie hätte er denn bei den Cheruskern deren Redekunst studieren sollen -- zumal die damals auch längst nicht dermaßen systematisiert und verschult war wie die des Mittelmeerraums.
Manchmal kreidest du dem Roman Sachen an, die er nicht leisten kann -- und auch nicht darf, ohne zu einem populärwissenschaftlichen kulturgeschichtlichen Doku-Drama zu werden. Würde ich auf die Punkte, die dir fehlen, eingehen, müßte ich einen zweiten Erzähler einführen, der alle Dinge ein zweites Mal von der anderen Seite beleuchtet -- das aber würde die Sache doppelt in die Länge ziehen, und das ist für einen Roman einfach nicht tragbar.
ZitatDie Beziehung zwischen Sunja und Cinna gewinnt nun echte Konturen, es gefällt mir immer noch, daß das gemächliche Tempo bei dieser heilklen Sache beibehalten wird. Aber wie romantisch! Blütenblätter
Du weißt doch, Magali, Männer sind romantisch.
(Schade, daß Doc nicht da ist, der würde sofort beipflichten)
Och, Du und Deine Extrem-Vorstellungen!
Populärwissenschaftliche-kulturgeschichtliches Doku-Drama, wissenschaftlich reflektiert und Punkt für Punkt kontrastiert: Quark. Wer will das denn?
Nein, es ist bloß eine Frage der Perspektive. Gelegentlich piepst da ein unsichtbarer objektiver Erzähler dazwischen. Wir hatten es vorne bei dem Sonnwend-Kapitel schon.
Vielleicht bin ich ja genauso extrem???
Noch ein edit: so ein Schnösel ist Cinna doch gar nicht!
Doch, ich finde schon, dass er ein Schnösel ist
Und Männer sind total romantisch - manchmal...ein bisschen...wenn's was bringt
Ist ja okay, wenn Männer romantisch sind. Ich habe nie das Gegenteil behauptet.
Ich fang dann bloß immer an zu lachen....
ZitatOriginal von magali
Gelegentlich piepst da ein unsichtbarer objektiver Erzähler dazwischen. Wir hatten es vorne bei dem Sonnwend-Kapitel schon.
<räusper> Du hattest das schon! Ich bekenne noch immer auf »nicht schuldig« im Sinne der Anklage.
(Ich könnte dir sicher hundert Stellen aus dem Ulysses futzeln, wo die Stimme die eines objektiven Erzählers zu sein scheint. Aber lassen wir das, wir werden da sicher nicht einig werden. Edit: Du weißt doch, daß du es bei mir mit einem Maultier mit dem Cw-Wert einer Schrankwand vom Möbelkombinast Ehrenfriedersdorf zu tun hast :lache)
ZitatVielleicht bin ich ja genauso extrem???
Dann hätten wir ja was gemeinsam!
Du lachst, wenn Männer romantisch werden? Magali, du bist durch und durch eine Frau!
Na, daß ich eine Frau bin, daran hat noch nie eine/r gezweifelt.
Erinnerst du Dich noch an den Film Tootsie?
*Ich bin stolz darauf, eine Frau zu sein, Dr. Brewster?*
DER Satz könnte von mir sein
Zum Thema:
Es IST eine Frage der Perspektive.
Selbstverständlich gibt es in Ulysses hundert Stellen, wo es die Stimme eines objektiven Erzählers zu sein scheint. Nämlich immer dann, wenn Joyce das so will
Ich mußte gerade laut lachen, Schrankwand vom Möbelkombinat!
Was für ein supertoller Vergleich!! Wie kommst Du bloß auf so was. Schööön!
Und ich habe auch noch gelesen: EhrenfriedHOFsdorf.
O, Mann, noch nicht halb zehn und ich bin bin schon schlapp! Au, meine Bauchmuskeln