Die Brandkatastrophe in Asunción, der Hauptstadt des südamerikanischen Paraguay, fordert immer mehr Menschenleben: Mehrere Medien des Landes berichteten von mindestens 296 Toten. Der örtliche Fernsehsender Kanal 9 meldete gar, Rettungskräfte hätten bereits 340 Leichen geborgen. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter steigt.
Mehrere hundert Menschen seien durch das Feuer verletzt worden, teilte der Direktor des nationalen Notfallkomitees, Manuel Saquis, mit. Viele erlitten schwere Brandverletzungen und Rauchvergiftungen. Die genaue Zahl der Verletzten war weiter unklar. Zuletzt war sie mit 300 angegeben worden. Im ganzen Land gilt eine dreitägige Staatstrauer.
"Niemand kommt raus ohne zu zahlen"
Fassungslos schilderten Rettungskräfte und Überlebende, dass private Wachleute alle Ausgänge versperrten, nachdem das Feuer ausgebrochen war. Niemand habe den Komplex verlassen sollen, ohne zu bezahlen, berichteten Augenzeugen. Der Sprecher der freiwilligen Feuerwehr, Roque Gonzalez, beteuerte, die Sicherheitsleute des Supermarktes hätten noch auf die Retter gefeuert, als diese versuchten die Türen einzudrücken.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Besitzer des Zentrums "Icua Bolanos", Juan Paiva, die Schließung aller Ein- und Ausgänge angeordnet hatte, um Plünderungen zu verhindern. Er befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft. Zudem gab ein Feuerwehrsprecher an, das Einkaufszentrum habe nicht über die vorgeschriebenen Sicherheitseinrichtungen verfügt. Es habe weder genügend Notausgänge noch Brandbekämpfungsgeräte gegeben. Eigentümer Paiva wies diese Vorwürfe von sich und sprach von einem Sabotageakt.
Die Staatsanwaltschaft will gegen die Firma ermitteln, die den Komplex gebaut hat. Auch die Beamten, die den Betrieb des Zentrums genehmigt haben, sollen sich rechtfertigen.
Schlimmste Katastrophe seit Jahren
Staatspräsident Nicanor Duarte hatte die privaten Kliniken zur Aufnahme von Verletzten aufgerufen, weil die öffentlichen Krankenhäuser nicht über genügend Kapazitäten verfügten. Daneben werden Kirchen und Sportstätten zur Behandlung der Verletzten und auch zur vorläufigen Leichenaufbewahrung benutzt. Unter den Opfern befinden sich viele Kinder und Schwangere.
Medien und Behörden sprachen von der schlimmsten Tragödie der vergangenen Jahre in Paraguay. "Ich habe so etwas noch nie gesehen", sagte sichtlich geschockt der Gesundheitsminister Julio César Velázquez.
Ursache: Vermutlich Gasexplosion
Das Feuer wurde nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr von zwei Gasexplosionen in einer Küche des modernen Einkaufszentrums verursacht. Rund 700 Menschen hätten sich zu dem Zeitpunkt in dem Supermarkt und den dazugehörenden Restaurants aufgehalten