Ich les das Buch im englischen Original, genau gesagt in einer Trade Paperback Ausgabe. Knallrotes Cover mit einer verloeschenden Kerze. Da fehlt aber leider leider eine Karte von Hamburg. Gemeinheit
Allerdings ist mir mein erster Besuch der Stadt im letzten Sommer noch sehr frisch in Erinnerung. Hab eine alte Freundin besucht und ein Wochenende lang die Stadt erkundet mit ihr. Gerade deshalb gefallen mir die Beschreibungen der Stadt sehr gut. Gerade wenn etwas ausfuehrlicher auf Viertel wie die Speicherstadt oder das Schanzenviertel eingegangen wird. Hat also schon etwas von einem Regionalkrimi. Und die mag ich eigentlich sehr gerne, gerade deutsche
Fuer mich ist es der erste Fabel Roman, den ich lese. Und bin froh, dass ich bisher nicht wirklich das Gefuehl hab, ich haette doch besser die anderen Baende vorher lesen muessen. Hatte auch keinerlei Schwierigkeiten reinzukommen, es liest sich sehr fluessig und spannend. Die Spruenge zwischen den Orten und Personen sind wohl typisch fuers Thriller Genre und ein Teil der Spannung. Thriller les ich nicht sooo haeufig und daher fuehl ich mich ein klein wenig erschlagen davon. Kann man nicht mal 10 Seiten Ruhe haben?!?! Na ja, ich gewoehn mich dran und verzeihe es Craig, weil es eben weiterhin sehr spannend bleibt.
Mich interessiert die ganze Psychologie dabei schon sehr. Nicht unbedingt das Extrem des Moerders, aber ganz sicherlich die etwas "alltaeglicheren" Traumata (ahem, von alltaeglich kann man da wohl auch nicht wirklich reden) wie bei Maria. Ich fand die Beschreibung ihrer Hypnose dabei auch gut gelungen und keineswegs verwirrend, auch wenn ich selber sowas noch nie erlebt habe.
Ich hab nur eine Sache, ueber die ich doch meckern will. Und die ist fuer mich auch eine sehr interessante persoenliche Entdeckung: mich nerven naemlich die deutschsprachigen Einsprenklungen im englischen Text. Sowas hatte ich auch schon mal erlebt als ich "Die Andere" von Ursula Hegi (Original: Stones from the River) las. Damals dachte ich noch es sei eben ein sehr persoenliches Problem fuer mich als deutsche Muttersprachlerin einen englischen Text ueber Deutschland zu lesen. Aber diese Kritik fand ich auch wiederholt in einigen Amazon Rezensionen ueber die Fabel Romane von Leuten, die kein deutsch koennen.
Es liest sich einfach sehr gekuenstelt fuer mich. "A Deutsche Bahn railway worker" (S. 12) hoert sich nur doppelt gemoppelt an. Ein 'Eisenbahnarbeiter' waere doch genug gewesen. In einem franzoesischen Roman liest man ja auch nur von einem "ouvrier de chemin de fer" ohne den Zusatz "SNCF". Auch an anderen Stellen bringen mir die deutschsprachigen Extras nichts zum besseren Verstaendnis des Handlungsortes. Das bekomm ich viel besser von den guten Beschreibungen Hamburgs (siehe oben). Oder auch durch die kleinen Alltagsbegebenheiten oder das politische Tagesgeschehen, die sich z.T. wirklich als typisch deutsch abheben.
Zum Vergleich: ich hab ein paar Island Krimis gelesen in englischer Uebersetzung aus dem islaendischen. Das Land kenn ich ansonsten gar nicht. Aber der Autor schaffte es die Atmosphaere des Landes wirklich gut rueberzubringen. Und das ging nicht in der englischen Uebersetzung verloren und brauchte auch keine extra islaendischen Worte. Nur Personen- und Ortsnamen waren schon original islaendisch und das ist sicherlich gut so.
Nicht missverstehen: ich meine damit nicht Ausdruecke wie KulturZentrumEins, die wie Namen gebraucht werden. Sowas gehoert einfach dazu. Es sind eher Stolpersteine wie diese hier, die ich einfach nur als schlechtes Denglisch sehe: The Murder Commission - the Polizei Hamburg's homicide squad (S. 49)
Ich hoffe jetzt einfach mal, dass dies eher ein Problem fuer den Anfang des Buches ist und sich spaeter legt, da dann vielleicht nicht mehr soviele Erklaerungen noetig sind.