Tannöd"-Autorin soll eine halbe Million Euro zahlen

  • Hallo, Lucy1987.


    Zitat

    Was sagt ihr zu einer solchen Klage?


    Ich kenne "Tannöd" nicht, aber wenn Frau Schenkel tatsächlich Leuschners Vorarbeit in urheberrechtsverletzender Weise benutzt hat (was das Gericht prüfen muß), ist diese Klage richtig und notwendig.


    Zitat

    Sind die Forderungen überhaupt möglich?


    Das Buch ist über eine halbe Million Mal verkauft worden. Sollte sich der Verdacht als richtig erweisen bzw. vom Gericht so entschieden werden, ist die Summe als Schadenersatz mehr als angemessen.

  • Wenn die Anschuldigungen stimmen, sollte die Autorin dies auch verantworten. Sowas dürfte nicht vorkommen.
    Ich weiß nur nicht, ob es überhaupt möglich ist, so eine Anschuldigung zu beweisen, auf jeden Fall, stelle ich es mir schwierig vor.
    So oder so - eine sehr unangenehme Geschichte. :wow

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Wenn das Buch wirklich nur abgekupfert ist, dann finde ich es richtig, dass die Autorin eine Strafe bekommt... sie hat sich schliesslich auch an dem Buch bereichert... so oft wie es verkauft wurde!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Sie müsste jetzt also nachweisen, dass sie die Infos die in ihrem Buch enthalten sind selbst recherchiert und nicht einfach aus dem Buch von Herrn Leuschner abgeschrieben hat? Wenn sie ihn im Buch als Quelle angegeben hätte, wäre dann die Ausgangslage anders? *kennt sich auf dem Gebiet überhaupt nicht aus* :gruebel

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Hallo, Paradise_Lost.


    Wenn ich das richtig verstehe, geht es in der Hauptsache um Figurenentwicklung und -charakterisierung. Schenkel soll zwar nicht eins zu eins bei Leuschner abgeschrieben haben, aber verblüffend ähnliche Hintergründe zu Figuren benutzt haben, wie Leuschner das getan hat - und diese Hintergründe waren in beiden Fällen fiktiv, weil es keine verläßlichen Informationen über diese Figuren mehr gibt. Da drängt sich der Verdacht schon auf, daß sie eine "feindliche Übernahme" durchgeführt hat. Zumal sie sich auch in Bezug auf ihre Recherche in viele Widersprüche verstrickt hat. In der zehnten Auflage des Buches ist eine Danksagung an Leuschner enthalten, den sie wohl auch mal besucht hat, als das Buch gerade frisch auf dem Markt war, aber ohne ihm mitzuteilen, warum eigentlich.


    Das Urheberrecht schützt künstlerisch eigenständige Leistungen. Ideen sind nicht geschützt, aber Formulierungen und darüberhinaus erkennbar eigenständige Entwicklungsleistungen (um zu verhindern, daß die einfache Umformulierung eines Textes als eigene Leistung dasteht). Das Gericht wird zu prüfen haben, inwieweit hier eine signifikante Ähnlichkeit gegeben ist. Das verblüffende Argument von Schenkels Anwälten, das Urheberrecht sei hier nicht betroffen, weil ein Sachbuch keine künstlerische Leistung sei, ist übrigens sehr unsinnig. Ist es nämlich doch.

  • Ich kenne eigentlich nur Patentverletzungen, weshalb Unternehmen häufig klagen. Jemand hat etwas patentieren lassen und jemand anderes verletzt dieses Patent ohne eine Lizenz hierzu zu haben.
    Beim Schreiben ist dann hier wohl ähnlich, oder? Wenn man seine Zitate nicht kennzeichnet und einfach nur kopiert, etc. dürfte das wohl auf das gleiche hinauslaufen, oder?


    Wie man das in diesem Fall nachweisen will, verstehe ich allerdings noch nicht. :gruebel

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Hallo, Toebi.


    Um Gegensatz zu Patenten, die man anmelden und beurkunden lassen muß, ist das Urheberrecht und damit der Schutz durch dasselbe per se gegeben. Jeder Text ist automatisch urheberrechtlich geschützt. Zitieren darf man, sofern man Autor und Quelle angibt und ein Zitat als solches erkennbar macht, aber in veröffentlichten Texten auch nur, wenn durch den Text um das Zitat herum insgesamt eine künstlerisch eigenständige Leistung entsteht. Einfach nur zitieren und aus mehreren Zitaten einen Text "bauen", das geht nicht. Das Internet-Feuilleton "Perlentaucher" kombiniert diverse Zeitungsrezensionen zu Büchern und zitiert dabei. Um dieses Vorgehen gab es auch kürzlich einen Prozeß, den Perlentaucher gewonnen hat, weil durch die Art des Kommentierens der Zitate ein eigenständiges, neues Werk entsteht.

  • Urheberrecht und -verletzungen sind immer ein sehr kompliziertes Thema, finde ich. Natürlich sollte das jetzt erstmal eingehend geprüft werden, es kommt ja häufiger zu solchen Vermutungen. Gerade in diesem Fall ist es meiner Meinung nach sehr schwer zu beurteilen, wie die Lage ist. Immerhin beruhen beide Bücher auf einem tatsächlichen Kriminalfall und entsprechend haben sich beide Autoren der gleichen Fakten bedient. Inwieweit darüber hinaus abgekupfert wurde, kann ich natürlich nicht beurteilen, sollte es sich aber bewahrheiten, muss Frau Schenkel auf jeden Fall entsprechend zur Rechenschaft gezogen werden. Dabei ist es ja völlig egal, ob das Buch nicht besonders erfolgreich läuft oder wie in ihrem Fall ein absoluter Bestseller ist.

  • Nur stelle ich es mir als Autor schwierig vor, Ideen nicht zu klauen. Denn häufig kommt es doch vor, dass jemand ähnliche Ideen hat, diese umsetzen möchte, es jedoch zufällig schon eine solche Geschichte gab. Es gibt ja sehr oft Bücher, die sich enorm ähneln.

  • Hallo, Lucy.


    Ideen werden pausenlos geklaut, und so richtig neue Ideen gibt es auch kaum mehr. Aber Ideen sind nicht schützbar (z.B. die Idee, einen Roman über einen längst vergessenen Kriminalfall zu schreiben). Darum wird es in diesem Prozeß auch nicht gehen. Sondern um die erkennbare, eigenständige künstlerische Leistung. Die mitnichten "nur" aus einer Idee besteht.

  • Tom
    Danke für die ausführliche Erklärung. Ich stelle es mir sehr schwer vor, da als Richter ein Urteil zu fällen. :gruebel


    Das Buch hab ich nicht gelesen, das war mir schlicht zu teuer für die Seitenzahl. Aber das Hörspiel fand ich recht gut gemacht.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Die Richter haben übrigens heute eine Richtung erkennen lassen: [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,536649,00.html]Spiegel[/URL]
    Demnach gibt es in diesem Fall keine Urheberrechtsverletzung.


    Edit: Noch kein Urteil, nur eine Äußerung des Vorsitzenden :rolleyes

  • Tja, ich denke, wo Erfolg ist, schwimmen automatisch Trittbrettfahrer mit, die von diesem Erfolg etwas abhaben wollen. Sowas gibt es (leider) immer wieder- ob es nun stimmt oder nicht, muß natürlich das Gericht erscheinen, aber meistens erweist sich das als haltlos.

    Liebe Grüße,
    glücksbärchi


    Mein Name bei BT: nutellamaus86



    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne" (Jean Paul) :lesend

  • Ich habe das Buch bisher nicht gelesen, aber allmählich finde ich es wirklich nervig, wenn andauernd bei Bestseller-Romanen Plagiatsvorwürfe auftauchen, das war ja auch bei J.K Rowlings und bei Dan Brown so.


    Sicher, wenn nachprüfbar und sehr sichtbar tatsächlich was dran wäre, und es gerechtfertigt wäre, gut. Und das wird sich ja wohl feststellen lassen.


    Aber letzten Endes tauchen doch immer wieder dieselben Ideen auf, weil es einfach nur eine begrenzte Anzahl von Ideen und Stoffen gibt. Alles war doch auf irgendeine Art und Weise schon mal da.


    Es kommt ja doch öfters vor, dass dieselben Stoffe von mehreren Autoren bearbeitet werden, bewusst oder unbewusst. Mir drängt sich aber bei diesen ganzen Plagiatsanklagen doch immer nur das Gefühl auf, dass ein mittelmäßiger Autor, der sich nicht besonders erfolgreich an einem Stoff versucht hat, dann eben von einem mit demselben Stoff erfolgreichen Autor ein Stück vom Kuchen ab haben will.