Dies ist der dritte Band aus der Reihe "44 Scotland Street". Ich verlinke hier hilfsweise das englische Original, denn bisher scheint keine Übersetzung angekündigt zu sein. Ich gehe aber davon aus, dass sie noch kommt, denn die beiden ersten Bände liegen schon auf Deutsch vor.
Zum Einstieg außerdem der Eulen-Thread zu Band 2, "Hausgeflüster". Denn hier ist es ähnlich: Ich empfehle unbedingt, zuerst die beiden ersten Bände der Reihe zu lesen. Ich vermute zwar, dass man das Buch auch versteht, wenn man es allein liest, denn gelegentlich wird ein Stück Vorgeschichte erklärt, aber es geht einem doch einiges an Tiefe verloren.
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Für mich ist dieses Buch bisher das Highlight der Reihe. Ich habe mich ins Buch reinfallen lassen und bin aus dem Wohlgefühl erst auf den letzten Seiten wieder aufgetaucht.
Dabei ist es streng genommen eine Mogelpackung, denn nur wenige Episoden spielen tatsächlich in dem Haus Nr. 44 an der Scotland Street. Bruce ist weg, und Pat ist in eine WG gezogen. Dort gibt es allerdings sehr bald Probleme, weil sie sich in amouröse Verquickungen mit einem Kommilitonen stürzt, der ausgerechnet mit einer aus der WG zusammen ist. Das geht verständlicherweise nicht lange gut.
Matthews Galerie hat sich inzwischen recht gut etabliert - nicht ganz glaubwürdig vielleicht, weil Matthew sicher nicht der geborene Geschäftsmann ist, aber immerhin hat er Pat, die trotz ihres Studiums weiterhin bei ihm arbeitet, und außerdem kommt Matthew zu eigenem Geld. Warum soll er nicht ein bisschen Glück im Leben haben? Manchmal kann er einem nämlich leidtun, wenn er in Liebesdingen wie ein geprügelter Hund durchs Leben schleicht - manchmal möchte man ihm natürlich auch ein bisschen in den Hintern treten. Aber was er für Big Lou tut, die Wirtin seines Stammcafés, als sie in Schwierigkeiten gerät, das muss ihm erst mal einer nachmachen. Wenn da mal nicht noch was nachkommt...
Domenica hat sich im zweiten Band zu anthropologischen Studien in die Südsee verabschiedet. Schade, dachten wir, aber es kam besser: Wir nehmen Anteil an Domenicas Erlebnissen im Piratendorf, an ihren Bemühungen, trotz eines übereifrigen Dolmetschers in der einheimischen Bevölkerung zu forschen, an ihren abenteuerlichen Ausflügen zu Wasser im Morgennebel.
Wir erfahren mehr über Angus Lordie und seinen Hund Cyril. Sehr nett sind die Episoden, in denen aus Cyrils Sicht - oder besser: "Riech" - erzählt wird. Hunde haben nun mal andere Prioritäten als Menschen. Gerade deshalb ist es Cyril hoch anzurechnen, dass er nicht in Matthews Wade beißt, und wenn der sie ihm unter dem Kneipentisch noch so unwiderstehlich vor der Nase hält.
Und Bertie ist natürlich auch wieder dabei. Was der hochbegabte Sechsjährige auf Orchesterreise in Paris erlebt, ist nicht sehr realitätsnah, aber wunderbar beschrieben. Man kann ihm nur wünschen, dass er seine Jugend unter den Fittichen seiner nervigen Mutter einigermaßen unbeschadet übersteht. Zum Glück nervt Irene in diesem Buch nur ihren Sohn und gelegentlich ihren Mann, aber nicht die Leser!
Eine Figur, auf die ich in den vorangegangenen Bänden schon hätte verzichten können, verschwindet jetzt auf Nimmerwiedersehen - danke! Und neue Figuren gibt es auch. Ebenso wie bereits einen vierten Band - der längst auf meiner Wunschliste steht. Ich warte aufs TB und werde die ganze Zeit damit verbringen, mich auf die nächste Rate einer meiner absoluten Lieblingsserien zu freuen.
Ein wundervolles Buch, das skurrile Begebenheiten so leise und warmherzig erzählt, dass sie fast glaubhaft werden.
10 Punkte - die gibt's von mir nicht oft.